Diese Arbeit ist in einem Philosophieseminar an der Universität Wien im Sommersemester 2006 entstanden. Es handelt sich um eine Reflexion darüber, wie Spinoza den Suizidbegriff in seiner "Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt" versteht. Um den Sachverhalt adäquat darstellen zu können, ist es erstmal notwendig die Begriffe „Trieb“ und „Begierde“ im spinozanischen Sinne zu definieren.
Die ursprünglichste aller Bewegursachen im Bereich der natürlichen Dinge ist deren Streben (conatus) nach Selbsterhaltung, der natürliche Selbsterhaltungstrieb (appetitus) lebendiger Wesen, der im Menschen unter den Bedingungen möglichen Bewusstseins die Form der natürlichen Begierde (cupiditas) annimmt. Der Conatus wird von Spinoza als die elementare Bestimmung eines jeden endlichen Dinges verstanden. Diese Bestimmung lautet: „Jedes Ding strebt, soviel in ihm ist, in seinem Sein zu verharren“ (LS 6, III). Conatus strebt das positive an, nämlich „zu sein, zu handeln und zu leben“ (LS 21, IV), in welcher Form dies auch immer gelingen oder auch mißlingen mag. Der Mensch begleitet den Conatus nicht nur mit Bewusstsein, sondern gestaltet ihn auch durch dieses. Begierde ist des Menschen Essenz selbst, insofern diese als von irgendeiner ihrer gegebenen Affektionen zu einem Handeln bestimmt begriffen wird. (D 1, III)
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