1.Einleitung
In jeglichen Gesellschaftsformen leben die unterschiedlichsten Individuen, welche vielfältige und unterschiedliche Verhaltensweisen haben.Diese Verhaltensweisen sind bezwecken etwas sinnvolles entweder in Bezug auf die Allgemeinheit oder in Bezug auf das Individuum selbst.Verhaltensweisen,die gegen die gesellschaftliche Norm sprechen und für das Individuum nicht all zu sinnvoll erscheint,ist das „abweichende Verhalten“.In der vorliegenden Arbeit soll das abweichende Verhalten definiert werden und im Folgenden auf einen theoretischen Ansatz,dem Labeling Approach,eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung 1
2. Begriffsbestimmung „abweichendes Verhalten“ 1
3. Der Labeling Approach 2
4. Der Labeling Approach nach Tannenbaum 4
4.1 Der Labeling Approach nach Lemert
Primäre und sekundäre Devianz 5
4.2 Der Labeling Approach nach Becker 7
4.3. Der Labeling Approach nach Sack 8
5. Gemeinsamkeiten der Labeling Theorien 9
6. Kritik am Labeling Approach 11
7. Fazit 12
8. Literaturverzeichnis 14
1. Einleitung
In jeglichen Gesellschaftsformen leben die unterschiedlichsten Individuen, welche vielfältige und unterschiedliche Verhaltensweisen haben. Diese Verhaltensweisen sind bezwecken etwas sinnvolles entweder in Bezug auf die Allgemeinheit oder in Bezug auf das Individuum selbst. Verhaltensweisen, die gegen die gesellschaftliche Norm sprechen und für das Individuum nicht all zu sinnvoll erscheint, ist das „abweichende Verhalten“. In der vorliegenden Arbeit soll das abweichende Verhalten definiert werden und im Folgenden auf einen theoretischen Ansatz, dem Labeling Approach, eingegangen werden.
2. Begriffsbestimmung „abweichendes Verhalten“
Bevor auf den Labeling Approach eingegangen werden kann, wird im Folgenden der Begriff des abweichenden Verhaltens – auch als „Devianz“ bezeichnet – erläutert werden. Opp erklärt abweichendes Verhalten als eine Verletzung von bestimmten Erwartungen, die in einer Gesellschaft existieren. Desweiteren wird Devianz als eine Verletzung der Vorschriften der Strafgesetze definiert und, wenn ein Verhalten eines Individuum eine soziale Reaktion Dritter auslöst, welche negativ sind. Und im letzten Punkt nach Opp, liegt abweichendes Verhalten dann vor, wenn die Mehrzahl einer Gesellschaft die Ansicht verfolgt, das Verhalten sollte negativ sanktioniert werden[1].
Die Normen und Regeln existieren in einer Gesellschaft. Zur Gewährleistung der Einhaltung von Normen und Regeln gibt es die Kontrollmechanismen, die auch als „soziale Kontrolle“ bezeichnet werden. Diese soziale Kontrollen bestehen aus Sanktionen, die positiv, sowie auch negativ sein können. Positive Sanktionen belohnen nonkonformes Verhalten und negative Sanktionen erfolgen bei normabweichenden Verhaltensweisen[2]. Der Ansatz des Labeling Approach beschreibt abweichendes Verhalten, welches von der Gesellschaft – den Sanktionsinstanzen – negativ sanktioniert wird. Typisch ist für jegliche Art des abweichenden Verhaltens die Verletzung des Normsystems einer Gesellschaft[3]. Für Lamnek liegt abweichendes Verhalten vor, wenn sich aus dem Vergleich einer bestimmten Verhaltensweise mit einer korrespondierenden Verhaltensforderung keine Übereinstimmung ergibt und für fehlende Übereinstimmungen eine Bereitschaft vorhanden ist, diese zu sanktionieren[4].
3. Der Labeling Approach
Nun soll es um einen Erklärungsversuch des Labeling Approach gehen. Da es zahlreiche Autoren gibt die sich mit dem Labeling Approach auseinandersetzen, sollen hier die wesentlichen Labeling- Theoretiker erwähnt werden und auf ihre Auffassung des Etikettierungsansatzes eingegangen werden. Einige Punkte der Labeling- Theoretiker lassen sich zusammenfassen, welches in der vorliegenden Arbeit erfolgen soll. Wie es in jeder Theorie üblich ist, wird auch diese Theorie von Kritikern in die Mängel genommen, unter anderem, dass die Definition von Devianz keine einheitliche ist. Doch zu erst soll versucht werden, die Labeling Theorie einzurodnen.
Die Labelingtheorie oder der „Labeling Approach“ sind sehr unterschiedliche theoretische Konzepte zuzuordnen, die es schwierig machen, eine allgemeingültige Darstellung dieses Ansatzes zu geben.
Der Labeling Approach, auch Etikettierunsansatz oder auch Stigmatisierungsansatz genannt, fand in den sechziger Jahren seinen Auftakt, obwohl dieser schon früher formuliert wurde und geht in erster Linie auf Sutherland zurück.
„Die Kriminologie ist die Wissenschaft, die Delinquenz und Verbrechen als soziales Phänomen betrachtet. Sie beschäftigt sich mit dem Prozess des Erlassens von Gesetzen, mit der Übertretung von Gesetzen und mit den Reaktionen auf die Gesetzesübertretungen. Diese Prozesse sind drei Aspekte einer ziemlich eng verbundenen Interaktionskette“ (Sutherland; 1939:9).
Sutherland zeigt auf, dass die Betrachtung sozialer Reaktionen auf abweichendes Verhalten in der Kriminologie von Bedeutung sind. Auch wenn Sutherland der Betrachtung der sozialen Reaktion auf Devianz nicht annähernd soviel Bedeutung gibt, wie es die im Folgenden angeführten Theoretiker tun[5]. Diese wesentlichen Vertreter des Labeling Approach sind Tannenbaum (1938), Lemert (1951) und Becker (1963). Der Ansatz erfuhr eine weite Verbreitung, auch in Verknüpfungen mit anderen Theorien. Tannenbaums Gedanken wurden 1951 durch Lemert wieder aufgegriffen und weiter ausgeführt, in dem Lemert erstmals die primäre und sekundäre Devianz unterschied, welche in der weiterführenden Arbeit noch behandelt wird.
Delinquenz wird als Resultat eines Interaktionsprozesses zwischen dem Einzelnen und den Instanzen der sozialen Kontrolle verstanden und ist nicht ätiologisch orientiert[6]. Der Labeling Ansatz, welcher aus den USA stammt, geht davon aus, dass die Kriminalität ubiquitär in der Gesellschaft verteilt ist. Tannenbaum beschreibt das wesentliche Grundelement des Labeling Approach durch das Zuschreiben der Abweichung durch die soziale Reaktion auf bestimmtes Handeln. Das heißt, dass ein Individuum nur dann durch eine illegale Tat als kriminell betrachtet bzw. bezeichnet werden kann, wenn diese Tat von der Gesellschaft als illegal etikettiert wird und dadurch dem Täter zugeschrieben wird. Kriminalität ist demnach ein Konstrukt der Kontrollinstanzen einer Gesellschaft. Der Labeling Approach ist ein kritischer Ansatz und besagt, dass vor allem Akteure, welche an der Macht sind, Normen durchsetzen können, welche in ihrem Interesse stehen[7].
In einem weiteren Schritt wird in Bezug auf die Normanwendungen die Zuschreibungsprozesse iniziiert, welche allgemein wirken und das Spektrum des Verhaltens einer etikettierten Person einschränken. Dadurch wird ein Ausweg in abweichendes Verhalten gesucht[8]. Dieser Ansatz ist insofern interessant zu betrachten, da die Normanwendungen nicht ausschließlich auf abweichendes Verhalten bezogen werden, sondern die Normanwendungen werden auch auf aktive Vorgänge der Definitionen, Zuschreibungen, Stigmatisierungen und Selektionen bezogen. Auch auf der Mikro- und auf der Makroebene ist der Labeling Approach relevant. In Bezug auf der Mikroebene wird die Normanwendung angefangen von der Anzeige über die Verhaftung bishin zum Gerichtsurteil betrachtet. Auf der Makroebene ist die erhöhte registrierte Kriminalität von Ausländern in der Gesellschaft auf einen sozial-instanzlichen Definitionsvorgang zurückzuführen[9].
4. Der Labeling Approach nach Tannenbaum
„The young delinquent becomes bad, because he is defined as bad“ (Tannenbaum; 1953:17).
Als Ursache für das Auftreten von abweichenden Verhalten wird die soziale Reaktion der Umwelt auf dieses Verhalten angesehen, wie es allen Theorien des Labeling Approach zugrunde liegt. Der Entwicklungsprozess des Kriminellen wird in diesem Zusammenhang als Manifestierung eines entsprechenden kriminellen Bewusstseins durch die Umwelt beschrieben, welche durch das Umwelt des Individuums zuteil wird. Diese Beurteilung macht ihm seine „besondere“ Position als Abweichler bewusst. Das Individuum nimmt mit der Zeit seine Zuschreibung als Krimineller an, welche zur Steigerung des abweichenden Verhaltens in Qualität und in Quantität durch die erfolgte Identifikation führt. Das Hervorrufen des devianten Verhaltens durch den Zuschreibungsprozess, als eines der zentralen Elemente der Labeling Approach Theorien, ist also schon bei Tannenbaum vorhanden[10].
Nun soll im Folgenden auf den Labeling Aspekt, so wie ihn Lemert aufführt rezipiert und eingegangen werden. Lemert knüpfte (1951) an die Theorie von Tannenbaum an und führe ihn weiter.
4.1 Der Labeling Approach nach Lemert
Primäre und sekundäre Devianz
„The deviant person is a product of differentialing and isolating processes.“ (Lemert 1993:70)
Lemert orientiert sich in seiner Theorie an den Darstellungen ebenfalls an Tannenbaum. Er betrachtet den Vorgang des Etikettierens detaillierter und unterscheidet zwischen der primären und der sekundären Devianz. Für Lemert ist die sekundäre Devianz bedeutender im Hinblick auf den Labeling Approach. Als sekundäre Devianz wird ein Verhaltensmuster definiert, in dem der Zuschreibungsprozess eines Individuum als Abweichler, durch die sozialen Reaktionen der Gesellschaft vollständig abgeschlossen ist und diese im Mittelpunkt der Persönlichkeit des Individuum stehen. Die Person legt alle Orientierungen an konformer Verhaltensmuster ab und verhält sich den Erwartungen der Gesellschaft entsprechend, das heisst, die Person zeigt ein ausgeprägtes deviantes Verhaltensmuster auf[11]. Für eine Reorganisation der Selbstidentität eines Individuum, bedarf es erst einer Art Initiierung durch primäre Devianz und einer Interaktion zwischen dem Täter und seiner Umwelt. Unter der primären Devianz kann man abweichendes Verhalten verstehen, das in seinen Ursachen verschieden ist, diese nicht durch den Labeling Approach Ansatz erklärbar ist. Das abweichende Verhalten, welches zum ersten Mal auftritt, wird von der Umwelt als negativ sanktioniert. Bei einem weiteren Regelverstoss muss das Individuum mit einer stärkeren Sanktionierung rechnen. Wenn das Individuum sich mit seinem deviantem Verhalten identifiziert und dadurch negative Gefühle gegenüber der sozialen Umwelt hegt, die ihn sanktioniert haben, dann kann der Labelingprozess schon eingesetzt haben. Die Tat wird vor sich selbst legitimiert und distanziert sich weiter von verhaltenskonformen Normorientierungen. Somit kann man mit weiteren und häufiger auftretenden abweichenden Verhaltensmuster des Abweichlers rechnen. Dieses Verhaltensmuster kann solange aufgezeigt werden bis der Abweichler an Grenzen stösst und formal sanktioniert wird. Somit ist für jeden, die formalen Institutionen und auch für die Umgebung, das Individuum als ein Abweichler erkennbar. Auch wenn der Abweichler seine Umgebung wechselt, wird er auch dort als Abweichler erkannt, ganz egal wann diese Erkenntnis auftritt. Verständlich ist, dass die Gesellschaft ihn nunmehr verstärkt als Abweichler behandeln wird, welches auf die Art und Weise erfolgt, wie es nach ihrer eigenen Auffassung gerecht ist. Wenn die sozialen Reaktionen der Gesellschaft relativ ausgeprägt sind, so wird das Individuum sich von seinem eigenen Selbstbild distanzieren und das deviante Verhaltensmuster annehmen, da ihm diese Rolle von der Gesellschaft zugeschrieben wird[12].
Einen weiteren Faktor für die ungleiche Etikettierung sieht Lemert im Wirken der Kontrollagenturen. Aufgrund von Unkenntnis der Umstände und Missverständnissen können diese durch unangemessene Behandlungsweisen von Abweichlern zu einer Etikettierung führen. Dieser Faktor tritt verstärkt auf, wenn die Kontrollagenturen komplett an der formalen Normsetzung orientiert – ganz gleich wie stark die sozialen Reaktionen auftreten. Das Individuum wird trotz geringer oder keiner sozialen Reaktion in Bezug auf formal abweichende Verhaltensmuster stark formal sanktioniert. Die Folge davon ist, dass das betroffene Individuum aufgrund der formalen Sanktion als Abweichler gilt und nun eine verstärkte soziale Reaktion erfährt, welche das Individuum der Tat wegen nie erhalten hätte. Diese verstärkte soziale Reaktion kann einleitend für den zuvor beschrieben Labelingprozess sein[13]. Aus diesem Grund spricht sich Lemert dafür aus, die formalen Normen an der Stärke der sozialen Reaktionen zu richten. Ebenfalls merkt Lemert an, dass Kontrollagenturen..
[...]
[1] vgl. Opp; 1974:38ff
[2] vgl. Lamnek; 2001:20
[3] vgl. Lamnek; 1999:284
[4] vgl. Lamnek; 1993:53
[5] vgl. Kerscher; 1985:
[6] vgl. Lamnek; 2001:
[7] vgl. Rebmann 1998: 301ff
[8] vgl. Rebmann; 1998:304
[9] vgl.: Rebmann; 1998:304
[10] vgl. Sack; König; 1979
[11] vgl. Keckeisen; 1974:39
[12] vgl. Lemert: 1951:68
[13] vgl. Rüther; 1975:
- Quote paper
- Feryal Kor (Author), 2008, Der Labeling Approach, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146353
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