Die erste Inderin im Weltall war Kalpana Chawla (1961–2003). Sie unternahm zwei Raumflüge, bei denen sie insgesamt 31 Tage 14 Stunden 54 Minuten unterwegs gewesen ist. Bei ihrem zweiten und letzten Raumflug starb sie zusammen mit sechs anderen Astronauten an Bord der amerikanischen Raumfähre „Columbia“. Die Kurzbiografie „Kalpana Chawla. Die erste Inderin im Weltall“ des Wiesbadener Autors Ernst Probst schildert ihr Leben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kalpana Chawla (1961-2003)
Foto: National Aeronautics and Space Administration
Die erste Inderin im Weltall war Kalpana Chawla (1961– 2003). Sie unternahm zwei Raumflüge, bei denen sie insgesamt 31 Tage 14 Stunden 54 Minuten unterwegs gewesen ist. Bei ihrem zweiten und letzten Raumflug kam sie zusammen mit sechs anderen Astronauten an Bord der ameri-kanischen Raumfähre „Columbia“ ums Leben.
Kalpana Chawla wurde am 1. Juli 1961 in Karnal im indischen Bundesstaat Punjab geboren. Als einzige Frau studierte sie an der Ingenieurhochschule in Chandigarh an deren Fakultät für Luftfahrttechik. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss 1982 wanderte sie in die USA aus und setzte dort ihr Studium im Bereich der Luft- und Raumfahrttechnik fort. 1984 erwarb sie einen Master an der „University of Texas“. 1988 promovierte sie an der „University of Colorado“.
Danach erhielt Kalpana Chawla eine Anstellung am „Ames Research Center“ der amerikanischen Luft- und Raumfahrt-behörde „NASA“ („National Aeronautics and Space Administration“ ). Dort erforschte sie fünf Jahre lang mit Hilfe des Computers das Strömungsverhalten der Luft an Flugzeugen. 1993 avancierte sie zur Vizepräsidentin der zwei Jahre vorher gegründeten Gesellschaft „Overset Methods“ in Silicon Valley. Dort setzte sie als Leiterin einer Forschergruppe ihre Arbeiten über Fragen der Aerodynamik fort.
Am 8. Dezember 1994 wurde Kalpana Chawla in das 15. Astronautenteam der „NASA“ aufgenommen. Drei Jahre später startete sie am 19. November 1997 bei der Mission „STS-87“ an Bord der Raumfähre „Columbia“ zu ihrem ersten Raumflug.
Nach der Definition der „Fédéral Aéronautique Internationale“ („FAI“) beginnt der Weltraum in einer Höhe von rund 100 Kilometern über der Erdoberfläche. Raumfahrer sind demnach Personen, die diese Grenze überschritten haben. Die Abkürzung „STS“ beruht auf dem Begriff „Space Transportation System“.
Die Medien feierten Kalpana Chawla im Herbst 1994 als erste Inderin im Weltall. Zur sechsköpfigen Besatzung bei der Mission „STS-87“ gehörten der Kommandant Kevin Kregel, der Pilot Steven Lindsey, die Missionsspezialisten Winston Scott, Kalpana Chawla, Takao Doi (Japan) und der Nutz-lastspezialist Leonid Kadenjuk (Ukraine).
Die Experimente betrafen die Bereiche Materialforschung, Atmosphärenforschung, Technik und Biologie. Die Astro-nauten Winston Scott und Takao Doi führten zwei Weltraum-ausstiege („Extra Vehicular Activity“ = EVA) durch. Beim ersten Ausstieg am 25. November 1997 fingen sie den zu Beginn des Fluges von Kalpana Chawla ausgesetzten For-schungssatelliten „SPARTAN“ ein, der inzwischen unkon-trolliert taumelte. Zudem erprobte man erstmals die so ge-nannte „AERCam“. Dabei handelte es sich um eine etwa 40 Zentimeter große Kugel, die mit einem Lageregelungs- und einem Kamerasystem ausgestattet war und schwer zugängliche Strukturen erkunden konnte. Beim zweiten Weltraumausstieg am 3. Dezember 1997 testeten Scott und Doi fünf neue Geräte. Die Mission „STS-87“ hatte eine Flugdauer von 15 Tagen 16 Stunden 34 Minuten 4 Sekunden. Dabei erfolgten 252 Erd-umkreisungen (Orbits). Die zurückgelegte Strecke betrug 10,4 Millionen Kilometer. Am 5. Dezember 1997 landete die „Columbia“ auf „Kennedy Space Center“, wo der Raumflug begonnen hatte.
Zu ihrem zweiten Weltraumflug startete Kalpana Chawla am 16. Januar 2003 auf dem „Kennedy Space Center“ bei der Mission „STS-107“ mit der Raumfähre „Columbia“. An Bord der Raumfähre befanden sich insgesamt sieben Astronauten: der Kommandant Rick Husband, der Pilot William McCool, die Missionsspezialisten Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown und Laurel Clark sowie der Nutzlastspezialist Ilan Ramon (Israel). Letzterer war der erste israelische Astronaut im All. Zeitweise hatte man im NASA-Haupt-quartier überlegt, den Flug von einer ausschließlich weiblichen Besatzung durchführen zu lassen.
Während der fast 16-tägigen Forschungsmission wurden rund 80 wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Ursprünglich war der Erdbeobachungssatellit „Triana“ als Nutzlast vorge-sehen. Ihn hatte man nach dem Ausguck Rodrigo de Triana, benannt, der bei der ersten Reise von Columbus 1492 Amerika entdeckte. Der Satellit „Triana“ war auf Anregung des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore entwickelt worden, bis der US-Kongress 2001 die Mittel hierfür stoppte.
Beim Start der „Columbia“ hatte sich vom Außentank ein Schaumstoffteil gelöst und den Backbordflügel der Raumfähre getroffen. Man bemerkte zwar diesen Schaden, aber die „NASA“ stufte ihn nicht als kritisch ein, was sich als tragische Fehleinschätzung erwies. Beim Rückflug der „Columbia“ am 1. Februar 2003 zur Erde drangen durch eine beschädigte Hitzekachel heiße Gase in den Flügel ein und zerschmolzen ihn von innen. Deswegen geriet die Raumfähre außer Kontrolle und zerbrach in der Atmosphäre. Alle sieben Crewmitglieder – darunter auch die 41-jährige Kalpana Chawla – verloren ihr Leben.
Nach ihrem Tod wurde Kalpana Chawla mit der „Congressional Space Medal of Honor“ ausgezeichnet. Die indische Raumfahrtorganisation „ISRO“ benannte zu ihren Ehren ihren Wettersatelliten „METSAT 1“ in „Kalpana 1“ um. Außerdem taufte man einen Asteroiden des Hauptgürtels auf den Namen Kalpanachawla.
Aus einem am 30. Dezember 2008 veröffentlichten Bericht zur Sicherheit der Besatzung während des Columbia-Absturzes ging hervor, dass die Besatzung nur 40 Sekunden Zeit hatte, um auf das Desaster zu reagieren. Einer der sieben Astro-nauten trug keinen Helm, drei hatten keine Handschuhe an und keiner hatte das Visier des Helmes heruntergeklappt, als die Druckkammer der „Columbia“ dekomprimierte.
[...]
- Quote paper
- Ernst Probst (Author), 2010, Kalpana Chawla - Die erste Inderin im Weltall, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146341
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.