Der Begriff „Kopernikanische Wende“ geht auf den polnischen Astronom Nikolaus Kopernikus zurück. Ausgehend von seinen Beobachtungen und Berechnungen erkannte er, dass die bisherige Annahme der Erde als Mittelpunkt der kreisförmigen Planetenbahnen (aristotelisch-ptolemäisch geozentrisches Weltbild) viele Widersprüche hinterließ. Er schlug 1514 ein seinen Berechnungen besser folgendes Modell vor, das den Mittelpunkt der Welt nahe der Sonne fixierte (heliozentrisches Weltbild): „Alle Kreise laufen um die Sonne, als stünde sie in der Mitte von allen, und deshalb liegt der Weltmittelpunkt nahe der Sonne“ .
Diese Änderung der Sichtweise folgend aus den astronomischen Berechnungen des Kopernikus leitet in der Folge eine Abwendung vom bisherigen geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild ein, die weit mehr als einen astronomisch-physikalischen Perspektivenwechsel darstellte – sie bedeutete den Bruch mit einer jahrhundertealten Lehrmeinung und den Neubeginn einer Änderung der Denkart.
Kant selbst vergleicht in der Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft (KrV) seine Änderung der Sichtweise in Bezug auf unsere Erkenntnis von Gegenständen mit dem Perspektivenwechsel, den Kopernikus vollzog: „Es ist hiermit eben so, als mit den ersten Gedanken des Copernikus bewandt, der, nachdem es mit den Erklärungen der Himmelsbewegungen nicht gut fort wollte, wenn er annahm, das ganze Sternenheer drehe sich um den Zuschauer, versuchte, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er den Zuschauer sich drehen und dagegen die Sterne in Ruhe ließ. In der Metaphysik kann man nun, was die Anschauung der Gegenstände betrifft, es auf ähnliche Weise versuchen.“
Nun stellt sich die Frage, worauf der Begriff Kopernikanische Wende sich in der KrV bezieht und welche Auswirkungen er, wie im Zitat erwähnt, auf die Metaphysik besitzt
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hauptteil
- 2.1 Philosophiegeschichtliche Hintergründe
- 2.2 Von der Ontologie zur Transzendentalphilosophie
- 2.3 Das „Ding an sich“ als Überleitung zur Praktischen Vernunft
- 3 Zusammenfassung
- 4 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die „kopernikanische Wende“, wie sie von Immanuel Kant in seiner Kritik der reinen Vernunft beschrieben wird. Die Arbeit beleuchtet die philosophischen Hintergründe dieser Wende und analysiert Kants Argumentation für eine Umorientierung des Erkenntnisvermögens.
- Die Kritik der traditionellen Metaphysik
- Die Rolle des menschlichen Erkenntnisvermögens
- Die Abkehr vom Dogmatismus und Skeptizismus
- Kants transzendentale Philosophie
- Die Auswirkungen der kopernikanischen Wende auf die Metaphysik
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Die Einleitung führt den Begriff „Kopernikanische Wende“ ein und erläutert seine Bedeutung im Kontext von Kants Kritik der reinen Vernunft. Sie vergleicht Kants Ansatz mit der revolutionären Sichtweise des Astronomen Nikolaus Kopernikus.
2 Hauptteil
2.1 Philosophiegeschichtliche Hintergründe
Dieses Kapitel untersucht die philosophischen Hintergründe der kopernikanischen Wende, insbesondere die Schulmetaphysik des 17. und 18. Jahrhunderts und den Konflikt zwischen Rationalismus und Skeptizismus. Es beleuchtet die Kritik Kants an der bisherigen Metaphysik.
2.2 Von der Ontologie zur Transzendentalphilosophie
Dieses Kapitel analysiert Kants Kritik an der traditionellen Metaphysik und seine Argumentation für eine Umorientierung des Erkenntnisvermögens. Es zeigt auf, wie Kant die „kopernikanische Wende“ als einen Perspektivenwechsel in Bezug auf das menschliche Erkenntnisvermögen versteht.
2.3 Das „Ding an sich“ als Überleitung zur Praktischen Vernunft
Dieses Kapitel fokussiert auf die Auswirkungen der kopernikanischen Wende auf die Metaphysik. Es beleuchtet die Frage, wie Kants transzendentale Philosophie zu einer neuen Sichtweise auf die Welt führt.
Schlüsselwörter
Kopernikanische Wende, Kritik der reinen Vernunft, Immanuel Kant, Metaphysik, Transzendentale Philosophie, Erkenntnisvermögen, Dogmatismus, Skeptizismus, Ontologie, „Ding an sich“, Wissenschaftlichkeit.
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- Dr. med. Jürgen Winter (Author), 2009, Kant - Was ist die kopernikanische Wende?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146338