Entgegen ihrer propagandistischen Behauptung kam die NVA anfangs nicht ohne ehemalige Wehrmachtoffiziere aus. Man brauchte für den Aufbau einer Armee schlichtweg Fachleute, die es verstehen Kommandostrukturen aufzubauen. Politisch traute man diesen Offizieren jedoch nicht. Man war bestrebt, das Wissen dieser Offiziere schnellstmöglich an Andere weiterzugeben, um die ehemaligen Wehrmachtsangehörigen schnellstmöglich in ihrer Funktion ablösen zu können. Vinzenz Müller und Bernhard Bechler sind hierfür gute Beispiele.
Mit dieser Taktik hat man es geschafft in der NVA ein politisch zuverlässiges Offizierkorps mit einer hohen fachlichen Kompetenz aufzubauen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur begrifflichen Klärung: Kaderarmee
- 3. Die getarnte Armee
- 3.1 Zum Aufbau der kasernierten Volkspolizei
- 3.2 Ehemalige Offiziere
- 3.3 Ehemalige Unteroffiziere und Mannschaftsoldaten
- 4. Von der Wehrmacht in die Volksarmee – Der Werdegang ehemaliger Wehrmachtangehöriger
- 4.1 Vinzenz Müller – General bei Hitler und Ulbricht
- 4.1.1 Ein Patriot im Zwiespalt?
- 4.1.2 Kriegsgefangenschaft
- 4.1.3 Karriere in der DDR
- 4.2 Major Bernhard Bechler, ein hemmungsloser Karrierist
- 4.2.1 Karriere in der Reichswehr und Wehrmacht
- 4.2.2 Ein Neuanfang in der SBZ
- 4.2.3 Bechler und die neuen Streitkräfte
- 4.3 Fritz Streletz – Unteroffizier bei Hitler und General der NVA
- 4.3.1 Sein Lebensweg
- 4.1 Vinzenz Müller – General bei Hitler und Ulbricht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Aufbau der Nationalen Volksarmee (NVA) und die Rolle ehemaliger Wehrmachtangehöriger in ihren Gründerjahren. Die Zielsetzung besteht darin, die Herausforderungen bei der Gründung einer neuen Armee nach dem Zweiten Weltkrieg zu beleuchten und die Frage zu beantworten, welche Persönlichkeiten und aus welchen Gründen zur Gründergeneration gehörten. Der Fokus liegt auf dem Spannungsfeld zwischen dem Bruch mit der Wehrmachtstradition und der Notwendigkeit, auf erfahrenes Personal zurückzugreifen.
- Der Aufbau der Kasernierten Volkspolizei (KVP) als Vorläufer der NVA.
- Die Rekrutierung und Integration ehemaliger Wehrmachtoffiziere und Unteroffiziere.
- Das Konzept der Kaderarmee in der DDR.
- Die Biografien ausgewählter Persönlichkeiten (Müller, Bechler, Streletz) als Fallstudien.
- Die Herausforderungen der DDR bei der Schaffung eines neuen militärischen Systems.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Forschungsgebiet des Aufbaus der Nationalen Volksarmee ein und beleuchtet die widersprüchliche Situation nach dem Zweiten Weltkrieg: den Pazifismus in der Bevölkerung und den Anspruch, mit den Traditionen der Wehrmacht zu brechen. Gleichzeitig wird die Problematik des Aufbaus einer Armee ohne erfahrene Fachkräfte und die Frage nach deren politischer Zuverlässigkeit angesprochen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Schlüsselpersonen der Gründergeneration, Müller, Bechler und Streletz, als repräsentative Beispiele.
2. Zur begrifflichen Klärung: Kaderarmee: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Kaderarmee“ im Kontext der NVA. Es erläutert die doppelte Bedeutung: Zum einen als „Aufwuchsarmee“, die ihre volle Kampfkraft erst durch die Einberufung von Reservisten erreichte, und zum anderen als von sozialistischen Kadern geführte Armee. Die Unterscheidung zwischen Parteikadern und militärischen Kadern wird detailliert beschrieben, wobei die Rolle der SED-Kaderpolitik und die Definition militärischer Kader nach Verteidigungsminister Stoph im Mittelpunkt stehen.
3. Die getarnte Armee: Dieses Kapitel behandelt den Aufbau der Kasernierten Volkspolizei (KVP) als getarnte Armee. Es wird der Widerspruch zwischen dem offiziellen Verbot der Wiederherstellung von Wehrmachtsstrukturen und der Notwendigkeit, auf Wehrmachtexperten zurückzugreifen, dargestellt. Die Schwierigkeiten bei der Ausbildung neuer Offiziere aufgrund der Kriegsmüdigkeit und des Pazifismus werden erörtert. Die drei theoretischen Möglichkeiten des Umgangs mit der alten Elite, laut Werner Baur, werden vorgestellt: vollständige Rückgriff, Bildung einer neuen Elite, und Kombination beider.
4. Von der Wehrmacht in die Volksarmee – Der Werdegang ehemaliger Wehrmachtangehöriger: Dieses Kapitel präsentiert Fallstudien über die Karrieren von Vinzenz Müller, Bernhard Bechler und Fritz Streletz. Es analysiert ihre Werdegänge von der Wehrmacht in die NVA, beleuchtet ihre jeweiligen Motive und die Herausforderungen, denen sie begegneten. Die Kapitel untersuchen die individuellen Karrierepfade und zeigen die unterschiedlichen Wege, auf denen ehemalige Wehrmachtsangehörige in die NVA integriert wurden. Der Schwerpunkt liegt auf den biographischen Details, um die individuellen Entscheidungen und die komplexen Zusammenhänge aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Nationale Volksarmee (NVA), Kasernierte Volkspolizei (KVP), Wehrmacht, Kaderarmee, SED-Kaderpolitik, Ehemalige Wehrmachtangehörige, Militärische Elite, Gründung der NVA, Biografien, Sozialistisches Militär, DDR-Militärgeschichte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie "Von der Wehrmacht zur NVA"
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Diese Studie untersucht den Aufbau der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR in ihren Anfangsjahren und die Rolle ehemaliger Wehrmachtangehöriger in diesem Prozess. Sie beleuchtet die Herausforderungen bei der Gründung einer neuen Armee nach dem Zweiten Weltkrieg und analysiert, welche Persönlichkeiten an diesem Aufbau beteiligt waren und aus welchen Gründen.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Die Studie behandelt den Aufbau der Kasernierten Volkspolizei (KVP) als Vorläufer der NVA, die Rekrutierung und Integration ehemaliger Wehrmachtsoffiziere und -unteroffiziere, das Konzept der Kaderarmee in der DDR, die Biografien ausgewählter Persönlichkeiten (Müller, Bechler, Streletz) als Fallstudien und die Herausforderungen der DDR bei der Schaffung eines neuen militärischen Systems. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Spannungsfeld zwischen dem Bruch mit der Wehrmachtstradition und der Notwendigkeit, auf erfahrenes Personal zurückzugreifen.
Was versteht man unter dem Begriff „Kaderarmee“ im Kontext der NVA?
Der Begriff „Kaderarmee“ beschreibt die NVA sowohl als „Aufwuchsarmee“, die ihre volle Kampfkraft erst durch die Einberufung von Reservisten erreichte, als auch als von sozialistischen Kadern geführte Armee. Die Studie differenziert zwischen Parteikadern und militärischen Kadern und erläutert die Rolle der SED-Kaderpolitik und die Definition militärischer Kader nach Verteidigungsminister Stoph.
Welche Rolle spielte die Kasernierte Volkspolizei (KVP)?
Die KVP wird in der Studie als getarnte Armee beschrieben, die den Widerspruch zwischen dem offiziellen Verbot der Wiederherstellung von Wehrmachtsstrukturen und der Notwendigkeit, auf Wehrmachtexperten zurückzugreifen, verdeutlicht. Die Schwierigkeiten bei der Ausbildung neuer Offiziere aufgrund von Kriegsmüdigkeit und Pazifismus werden ebenfalls thematisiert.
Welche Fallstudien werden präsentiert?
Die Studie präsentiert detaillierte Fallstudien über die Karrieren von Vinzenz Müller, Bernhard Bechler und Fritz Streletz. Analysiert werden ihre Werdegänge von der Wehrmacht in die NVA, ihre Motive und die Herausforderungen, denen sie begegneten. Die individuellen Karrierepfade und die komplexen Zusammenhänge werden anhand biographischer Details dargestellt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Studie?
Die Studie analysiert die komplexen Prozesse beim Aufbau der NVA und zeigt die Herausforderungen auf, die mit dem Aufbau einer neuen Armee nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden waren. Sie untersucht, wie die DDR versuchte, mit dem Erbe der Wehrmacht umzugehen, und wie ehemalige Wehrmachtsangehörige in die neue Armee integriert wurden. Die Fallstudien verdeutlichen die individuellen Entscheidungen und die vielschichtigen Zusammenhänge dieser Entwicklung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Studie am besten?
Nationale Volksarmee (NVA), Kasernierte Volkspolizei (KVP), Wehrmacht, Kaderarmee, SED-Kaderpolitik, Ehemalige Wehrmachtangehörige, Militärische Elite, Gründung der NVA, Biografien, Sozialistisches Militär, DDR-Militärgeschichte.
- Quote paper
- Michael Breska (Author), 2007, Der Aufbau der Nationalen Volksarmee, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146138