Verfasstes Konzept nebst Kostenkalkulation zur Vermittlung von Umweltwissen/Umweltpädagogik im Elementarbereich und Schulwesen durch ein Umweltmobil.
Entwicklungspsychologische Aspekte der kindlichen Entwicklung durch ganzheitliches Lernen im Sinne Pestalozzis.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Teil: UMWELTSCHUTZ DURCH NACHHALTIGES UMWELTWEWUSSTSEIN
1 Die Geschichte des Umweltschutzes
2 Umweltschutz als gesellschaftliche Aufgabe
2.1 Die Beziehung zwischen Mensch und Natur
2.2 Umweltbildung und die Entwicklung nachhaltigen Umweltbewusstseins
2.3 Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten
2.4 Soziale Arbeit und ihre Verbindung zur Umweltbildung
2.5 Umweltbildung an Ganztagsschulen
3 Lernpsychologische Grundlagen
4 Ansätze und Methoden zur Umweltbildung
4.1 Grundsätzliche Überlegung zur Didaktik
4.1.1 Ganzheitliches Lernen
4.1.2 Kommunikation und Reflexion
4.2 Umweltpädagogik
4.3 Erlebnispädagogischer Ansatz
4.4 Mobile Umweltbildung
4.5 Gruppenarbeit
4.6 Projektarbeit
4.7 Flow-Learning
4.8 Freies Spiel
5 Umweltmobile in der Umweltbildung
5.1 Umweltmobile als Instrument
5.2 Globalziele mobiler Umweltbildung
5.3 Angebote
2. Teil: KONZEPT ZUR MOBILEN UMWELTBILDUNG
1 Das Konzept
1.1 Projektträger
1.2 Ausgangslage und Bedarf
1.3 Ziele
1.4 Angebotsspektrum
1.5 Zielgruppenspezifische Ansätze und Methoden
1.6 Organisatorische und technische Voraussetzungen zur Realisierung
1.7 Darstellung des Mobils
1.8 Finanzierung
2 Gedanken zur Umsetzung
Ausblick
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Einleitung
Auf der Suche nach einem Diplomarbeitsthema, stieß ich auf den Begriff Umweltbil- dung. Bereits während des Studiums habe ich mich wissenschaftlich mit Teilaspek- ten des Umweltschutzes beschäftigt. Als privat engagierte und nun mehr als Sozial- pädagogin war mein Interesse geweckt und viele Fragen taten sich auf: „Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?“ Es muss doch mehr sein, als die öffentlich diskutieren brisanten politischen Umweltschutzthemen. „Wie steht Deutschland zum Umwelt- schutz? Wer praktiziert Umweltbildung und auf welchen Grundlagen? Wie kann ihre Vermittlung aussehen und welche Auswirkungen hat sie auf uns Menschen?“
Dass dieses Thema nicht nur einige engagierte Ökoanhänger und sozial engagierte Menschen interessiert, zeigt die Entwicklung der letzten Zeit. Ob in der Politik über neue CO Ausstoßgrenzen oder über das Ende der natürlichen Ressourcennutzung diskutiert wird, der Mensch sich als Verbraucher im Supermarkt Gemüse mit grenzwertigen Pestizidwerten gegenüber sieht. Ob die Anzahl der Waldkindergärten zunimmt oder noch eine weitere Schule das UNESCO Zertifikat für „Grüne Schule“ erhält, das Thema Umwelt ist derzeit allgegenwärtig. Die Umwelt und der Umweltschutz sind primär bedeutungsvoller denn je.
Wie das Ehrenmitglied des Club of Rome1 Dennis Meadows in der aktuellen Stern- ausgabe äußerte, ist es bezüglich der bedrohlichen Entwicklung der Umweltproble- matik nicht mehr mit reiner Ursachenforschung getan. Die Menschen und insbeson- dere die Umwelt verlangen schnellst möglich nach Lösungen (vgl. www.stern.de 2007). Diese Diplomarbeit soll ein kleiner Beitrag dazu sein, dieser Problematik zukünftig präventiv entgegen zuwirken.
Mit dieser Arbeit stelle ich neben dem Umriss der verschiedenen Formen, ein eigens erarbeitetes Konzept zur Vermittlung von Umweltbildung dar. Während meiner Re- cherchen war ich erstaunt, über die Vielfältigkeit der didaktischen Methoden, die mit den mir bekannten traditionellen Lehrmethoden nichts gemeinsam hatten. Umso interessanter gestaltete sich das Thema für mich, da die Soziale Arbeit ebenfalls aus einer didaktischen Methodenvielfalt schöpfen kann.
Ich nehme in dieser Arbeit Bezug auf die sich heraus kristallisierende Problematik, dass eine generelle Unzufriedenheit auf dem Schulsektor mit der Einsatzkraft und der Kombination übergreifender Fächer der einzelnen Pädagogen besteht, obwohl Umweltpädagogik seit 1985 Bestandteil des Lehrplans sein sollte. Die Frage ist, wie zu einer Lösung zu gelangen ist, wenn die Finanzen erschöpft und die Pädagogen zu überfordert sind, um die „gesellschaftlich gewünschte ganzheitliche Bildung“ oder auch „Umweltbewusstsein“ zu vermitteln (vgl. Finger in Criblez/Gonon 1989, 116f.)?
Die Beantwortung dieser Fragen ist der Ausgangspunkt für die Soziale Arbeit, in der sie die Möglichkeit zum Agieren findet. Neben dem möglichen Lösungsansatz der vorherrschenden Problematik, finden sich auch inhaltliche Parallelen zwischen der Umweltbildung und der Sozialen Arbeit. Die allgemein geltenden Prinzipien beider stellen eine Verbindungslinie zwischen ihnen her. Diese Aspekte sind die Basis für diese wissenschaftliche Arbeit, dem Erstellen eines Konzepts zur Vermittlung nach- haltigen Umweltbewusstseins an Ganztagsschulen durch mobile Umweltbildung.
Diese Arbeit ist untergliedert in zwei Teile. Der 1. Teil Umweltschutz durch nachhalti- ges Umweltbewusstsein, ist die theoretische Herleitung des Themas Umweltschutz und Umweltbildung, auf der u. a. die Erarbeitung des Konzepts basiert. Er ist unter- gliedert in die Punkte 1 bis 2 die sich auf die Begriffsdefinitionen, Historie und Um- weltschutz als gesellschaftliche Aufgabe beziehen. Speziell Punkt 2 beleuchtet das Umweltverhalten der Bürger, die vorhandenen Umweltstandards in Deutschland, die Bildungsgrundlage für Umweltbildung im Schulunterricht und die Position, die Soziale Arbeit hierbei übernehmen kann. Punkt 3 beleuchtet die lernpsychologischen Aspek- te, auf die die Umweltbildung, speziell die mobile zurückgreifen kann. Unter Punkt 4 stelle ich einzelne Methoden und Ansätze zur Umweltbildung dar. Punkt 4.1 spezifi- ziert sich vorab auf die Besonderheit des didaktischen Lernens der Zielgruppe Kinder im Alter zwischen 8 und 13 Jahren. Das Lehren und Lernen mit Kindern dieses Alters ist aufgrund entwicklungspsychologischer Aspekte von besonderer Bedeutung und bedarf einer speziellen didaktischen Berücksichtigung. Unter Punkt 4.2 skizziere ich die einzelnen Methoden und Ansätze. Damit Leserin und Leser von der wechselhaf- ten Verwendung der Begriffe Umwelterziehung und Umweltpädagogik nicht zu sehr irritiert sind, sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Definition beider sich mehr verein- heitlichen als differenzieren lässt. Ihre Maxime sind identisch, jedoch geht es bei der Umwelterziehung im Verständnis der Erwachsenen um „Erziehung“, die meist als abgeschlossener Prozess betrachtet wird, während Umweltpädagogik einen wissen- schaftlicheren Anschein vermittelt, der mit ökologisch qualifiziertem Denken und Handeln und dem Aufbau eines ganzheitlichen Lebensgefühls in Verbindung ge- bracht wird (vgl. Preißner 1991, 10). Preißner bemerkt dazu kritisch, dass sich selbst die Fachliteratur auf keinen einheitlichen Terminus für beide Begriffe festlegt. Somit obliegt die Entscheidung bei der Leserin bzw. dem Leser, welche Formulierung er präferiert. Punkt 5 beleuchtet die mobile Umweltbildung. Obwohl es dazu wenig Fachliteratur, wohl aber einige Internetveröffentlichungen der einzelnen Umweltmo- bilbetreiber gibt, hoffe ich, dass es mir gelungen ist, hier einen Umriss dieser Form der Umweltbildung aufzuzeigen, wie sie aktuell besteht, mit ihren Zielen, Besonder- heiten und Angeboten.
Der 2. Teil, Konzept zur mobilen Umweltbildung, ist die Erarbeitung eines eigenen Konzepts und seiner Integration in die Umweltbildung. Er beinhaltet ab Punkt 1 das Konzepte sozialer Organisationen, die Projektträgerschaft möglicher Firmierungen und verweist auf die aktuelle Ausgangslage der mobilen Umweltbildung, mit der da- raus resultierenden Nachfrage für diese Form der Bildungsvermittlung. Die unter Punkt 1.3 vorgestellten Ziele mobiler Umweltbildung basieren auf den allgemein gel- tenden Prinzipien der Umweltbildung. Sie finden sich auch im Angebotsspektrum un- ter 1.4 und 1.5 den zielgruppenspezifischen Methoden und Ansätzen der mobilen Umweltbildung wieder. Gliederungspunkt 1.6 Organisatorische und technische Vo- raussetzungen zur Realisierung, beinhalten detaillierte Voraussetzungen, die bei der Realisierung des Projekts berücksichtigt werden müssen. Dies sind u. a. die Auswahl des Fahrzeugmodells, die minimale Einsatzzeit für Projekte, welche Projekteinsatz- zeiten generell realisierbar sind, die Zielgruppe, der Personaleinsatz, aber auch ein grober Finanzierungsplan. Wie ich mir das Umweltmobil zur Realisierung meines Projekts vorstelle, verdeutlicht Punkt 1.7 Darstellung des Mobils. Punkt 2 des 2. Teils Gedanken zur Umsetzung, stellt eine Reflektion über die Ergebnisse der ausgearbei- teten Projektrealisierung dar. In ihr spiegeln sich mögliche Probleme, aber auch posi- tive Lösungsansätze. Die Diplomarbeit schließt ab mit einem Ausblick.
1. Teil: UMWELTSCHUTZ DURCH NACHHALTIGES UMWELTWEWUSSTSEIN
„Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern findenals in den Büchern; Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst.“
Bernhard von Clairvaux 1091-1153 zit. in Kölsch 1998
1 Die Geschichte des Umweltschutzes
Zu Beginn dieser Arbeit möchte ich folgende Fragen, die mir bei der Erwähnung der Themen Umweltschutz und nachhaltigem Umweltbewusstsein als erstes gestellt werden, beantworten. Diese lauten u. a.:„Was beinhaltet Umweltschutz und wann entstand er?“ Vorläufer des Naturschutzes bildete die Gartenkunst, zu der auch der Heimatschutz als Naturdenkmal- und Landschaftspflege zählte. Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben sich verschiedene Vereine dem Schutz der Natur, der Vögel und der Tiere angenommen. Bereits 1875 wurde in Preußen das erste Gesetz über Schutzwaldungen erlassen, um die Gefahren der Versteppung, Versandung und Erosion entgegen zu wirken. 1911 gründete der Verein „Naturschutzpark“ einen 200 m² großen Park in der Lüneburger Heide (vgl. Altmann 1997, 310f.). Im Zuge des fortschreitenden Wirtschaftswachstums und des immer größer werdenden Energie- verbrauches avanciert der Begriff „Naturschutz“, der sich auf die Flora und Fauna bezieht, zu dem globaleren Begriff Umweltschutz. Unter „Umwelt“ ist die belebte und unbelebte Welt zu verstehen, wie sie ein Lebewesen um sich herum wahrnimmt. Somit ist beispielsweise die Umwelt eines Hundes aufgrund unterschiedlicher Sin- nesorgane und verschiedener Zentralnervensysteme eine andere, als die des Men- schen. Heute ist Umwelt ein politischer Begriff, der sich meist auf die Lebensräume Luft, Boden und Wasser bezieht (vgl. Walletschek/Graw 1988, 221). Parallel zum Begriff „Umwelt“, der alle Faktoren des natürlichen des Lebens und der Umgebung/ Lebensräume des Menschen mit einbezieht, wird heute häufig der Begriff „Ökologie“ verwendet. Als Ökologie wird die Wissenschaft von der Struktur und der Funktion der Natur, von den Beziehungen der Organismen untereinander und mit der Umwelt be- zeichnet. Die Umwelt beschreibt die Wechselwirkungen von Lebewesen und Syste- men (vgl. Criblez/ Gonon 1998, 10).
Mit dem Leitbild der Partei „Die Grünen“ Ende der 1970er Jahre, das verbunden war mit der Forderung nach gezieltem Umweltschutz, gegen den Einsatz von nuklearen Waffen und gegen eine atomare Aufrüstung, gelangte der Umweltschutz wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Dies gelang, da sich inzwischen ein gesellschaftli- ches Bewusstsein der Verantwortlichkeit für die Umwelt und dem Schutz der natürli- chen Ressourcen entwickelt hatte (vgl. Lemke 2004, 3). Zum selben Zeitpunkt for- mierte sich die Ökologiebewegung und die UNESCO erhob die Umweltbildung zu einem der wichtigsten Erziehungs- und Bildungsziel (vgl. Muff 1997, 46). Somit wur- den die Ziele des Umweltschutzes regional und international angesiedelt. Sie bein- halteten aktuelle Themen, wie z. B. die Verminderung des CO Schadstoffausstoßes von Fabrik- und Verkehrsabgase, Kernenergien versus erneuerbare Energien, die Verunreinigung der Flüsse und Böden, Überfischung der Meere oder die Abholzung der Urwälder und der Einsatz der Agrogentechnik2 versus Bioanbau und die globale Klimaerwärmung. Der Umweltschutz ist in den Anfängen der 80er Jahre zu einem eigenen Berufszweig avanciert (vgl. Kuckartz 2005, 35ff.). Allein durch den Einfluss und das Engagement der über 1400 unhabhängigen NGO´s, die sich seit des Um- weltgipfels 1992 in Rio de Janeiro in Regierungs- und Wirtschaftsangelegenheiten mischen, hat sich auch das Interesse der Medien dem Thema „Umweltschutz“ zuge- wandt und somit den einzelnen Bürger erreicht. Seitdem hat sich jedoch auch her- ausgestellt, dass Umweltbewusstsein nicht automatisch mit Umweltverhalten korre- liert (vgl. Weder 2003, 130f.).
„Jegliche Form des Umweltschutzes ist der Weg zur nachhaltigen Umweltbildungs-arbeit, denn Umweltbildung ist Umweltschutz.“ ( Kammerschen zit. in nua: 2002, 5)
Diese Aussage ist sowohl die Herleitung, als auch schon die kurz gefasste Antwort auf die nachfolgenden Frage: „Was verstehe ich unter nachhaltigem Umweltbewusstsein und wie entsteht es?“ In Folge der stattgefunden Konferenz der Vereinten Nationen zum Thema „Umwelt des Menschen“, wurde die Umwelterziehung3 als Bestandteil der Bemühungen zum Schutz natürlicher Lebensgrundlagen sowie der UNESCO Konferenzen integriert. Dazu wurden 1977 in Tiflis 41 Empfehlungen zur Umwelterziehung verabschiedet. Darin heißt es:
„Ein grundlegendes Ziel der Umweltbildung ist es, den Einzelnen und die gesell-schaftlichen Gruppen das komplexe Wesen der natürlichen und der künstlichen Um-welt, das sich aus dem Zusammenwirken ihrer biologischen, physischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte ergibt, verstehen zu lehren und sie die erfor- derlichen Kenntnisse, Wertvorstellungen, Verhaltensweisen und praktischen Fertigkeiten erwerben zu lassen, die sie in die Lage versetzen, in verantwortungsbewuss-ter und wirksamer Weise am Erkennen und Lösen von Umweltproblemen und an der Gestaltung der Umweltqualität teilzuhaben.“ (UNESCO 1979 zit. in Schrenk 1994, 19)
Das in den nachfolgenden Jahren entstandene gesellschaftliche Bewusstsein, das auf jeden gesellschaftlichen Bereich Einfluss nahm, liegt u. a. begründet in der Zielsetzung und den Umweltbildungsmaßnahmen der Umweltkonferenzen. Dieser Entwicklungsprozess vom Verstehen der sensiblen ökologischen Zusammenhänge hin zur Erkenntnis über die Bedeutung der natürlichen Einzigartigkeit, die sich durch Bildungsprozesse im Bewusstsein des Menschen verankern, können als die Entstehung eines nachhaltigen Umweltbewusstseins bezeichnet werden. Kuckartz definiert es wie folgt: „Umweltbewusststein definiert sich als langfristige Einsichten in die Gefährdungen der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen durch diesen selbst“ und als „Bereitschaft zur Abhilfe.“ (zit. in ebd. 2005, 4f.)
2 Umweltschutz als gesellschaftliche Aufgabe
Eingriffe des Menschen in die Natur hat es schon immer gegeben. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hielten sich die daraus entstandenen Auswirkungen jedoch in über- schaubaren Grenzen. Doch im Zuge der Industrialisierung setzte ein wirtschaftlicher Wachstumsprozess ein, der die natürlichen Ressourcen auf Dauer überforderte. Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 erreichte das Wirtschaftwachstum und der damit verbundene ökologische Ressourcenverbrauch bisher ungeahnte Dimensionen. In den 1960er Jahren wurden erste Stimmen laut, die Zweifel an einer Philosophie des ungebremsten Wachstums anmeldeten. In den nachfolgenden Jahren entstand ein Bewusstsein der Verantwortlichkeit für die Umwelt und der Schutz der natürlichen Ressourcen rückte ins öffentliche Blickfeld. Private Umweltinitiativen entstanden, die sich zunächst auf lokaler Ebene für Verbesserungen einsetzten, während sich die zivilgesellschaftlichen Initiativen wie Greenpeace oder Robin Wood global engagier- ten. Inzwischen geriet die Politik, u. a. wegen der Unruhen der ersten Ölkrise 1973, dem Bericht es Club of Rome „Grenzen des Wachstums“4 und zusätzlich durch des Einzugs der Umweltpartei „Die Grünen“ 1983 in den Bundestag, unter Handlungs- druck und setzte schließlich den Umweltschutz national und international auf die poli- tische Agenda5. In Deutschland etablierte sich der Umweltschutz in den 70ern als neues Feld in der Politik (vgl. Klaeren 2005, 3). Durch die 1992 verabschiedete „Agenda 21“ als eine der transnational getroffenen Abkommen auf der „Weltkonfe- renz für Umwelt und Entwicklung“ in Rio de Janeiro und der damit einhergehenden Gründung der UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung, erreichte die Diskussion der „nachhaltigen Umweltpolitik“ zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sei- nen Zenit und wurde Impulsgeber für die Ausbreitung nationaler Nachhaltigkeitsstra- tegien. Sie bildet bis heute den zentralen Bezugspunkt weltweiter politischer Bemü- hungen für Umwelt und Entwicklung auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebe- ne (vgl. Bauer 2005, 18).
„Bildung ist eine unverlässliche Voraussetzung für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und die Verbesserung der Fähigkeit des Menschen, sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen. Während die Grunderziehung den Unterbau für eine umwelt- und entwicklungsorientierte Bildung liefert, muss letzteres als wesentlicher Bestandteil des Lernens fest mit einbezogen werden.“ „ Sie ist auch von entscheidender Bedeutung für die Schaffung einesökologischen und eines ethi- schen Bewusstseins sowie von Werten und Einstellungen(…).“ ( Auszug Agenda 21, zit. in Beyersdorf, u. a. 1998, 41)
Zwischenzeitlich werden unterschiedlichste Umweltprojekte staatlich gefördert, die jedoch ein Tropfen auf dem heißen Stein sind, wäre da nicht das konstante Engagementpotenzial der Initiativen und Ehrenamtlichen im Umweltschutz. Das Mot- to der Ökoverbände und zivilrechtlichen Umweltverbände: „Mit wenig Geld viel leis- ten“, ist gleichzeitig die Aufgabe des Umweltschutzes. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, wie es David mit Goliath aufnehmen kann. Weder können sich alle deutschen Ökoverbände zusammen genommen mit der Mitgliederzahl des ADAC messen, noch reichen ihre addierten Etats an die finanziellen Möglichkeiten eines Weltkonzerns wie VW heran. Und doch hat z. B. Greenpeace den Ölmulti Shell 1995 mit Boykottaufru- fen genötigt, auf die geplante Versenkung der ausgedienten Ölplattform Brent Spar zu verzichten und setzt sich heute dafür ein, dass die Verbraucher erfahren, ob ihre Lebensmittel genetisch veränderte oder ähnlich schädliche Organismen und Zusätze enthalten oder ob Kinderschnuller mit giftigen PVC Substanzen in den Handel gelangt sind (vgl. Weder 2003, 130).
Inzwischen zählen zu den Gesinnungsgenossen des Umweltschutzes Menschen in allen Teilen des gesellschaftlichen Systems, sowohl in der Wirtschaft, der Wissen- schaft bis zu den kirchlichen, staatlichen und freien Bildungseinrichtungen. Sie leis- ten den Umweltverbänden in jeglicher Form Unterstützung, denn allein auf sich ge- stellt könnten sie wenig bewirken. Dieser weite Spannungsbogen der Sympathie und die Unterstützung für die „Grüne Sache“ ist von besonderer Bedeutung, wenn es da- rum geht, die für Mensch und Umwelt schädlichen Ursachen zu erkennen, Schädli- ches zu beheben oder bereits präventiv abzuwenden, um den Erhalt einer gesunden (Um)Welt zu gewährleisten (vgl. Weder 2003, 133 f.). Gemeinsam versuchen die Umweltverbände die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit zu erregen und Ursachenbe- kämpfung zum Erhalt unserer Umwelt zu betreiben. Auf dem regionalen Sektor z. B. in Form von der Pflanzung neuer Bäume zur Begrünung der Innenstädte, als auch auf dem globalem Sektor, wie z. B. den Stopp der CASTOR6 Transporte quer durch Europa verlangend, da diese ohne hinzureichende Endlagerungskonzepte und - perspektiven geschehen.
Deutschland bietet seinen Bürgern viele Alternativen, sich am Umweltschutz zu be- teiligen. Es gibt die Möglichkeit für Schulabsolventen ein Ökologisches Jahr in Um- weltbildungseinrichtungen zu absolvieren, Jugendliche und junge Erwachsene kön- nen sich über Schulen in den Ferien an internationalen Workcamps7 beteiligen. Es gibt inzwischen „Grüne Schulen“ für ökologische Lehrkonzepte, schützenswerte Tie- re und Pflanzen wurden in die „Rote Liste“8 aufgenommen und im Vergleich des eu- ropäischen Klimaschutzes ist Deutschland „Vorreiter“ in Sachen Umweltrecht und Auflagen. Die deutsche Umweltgesetzgebung der letzten 30 Jahre hat die schlimms- ten natur- und gesundheitsschädigenden Auswüchse des Wirtschaftswachstums be- hoben, aber den alten Zustand vor dem Einsetzen des wirtschaftlichen Aufstiegs nicht mehr wiederherstellen können. So hat sich die Wasserqualität der Flüsse inzwischen wieder verbessert, dafür läuft heute ihr Flussbett nicht mehr in seinen natürlichen Wegen, sondern ist meist einbetoniert. Das Waldsterben und die globale Klimaerwärmung, welche durch die Luftverschmutzung verursacht werden, lässt sich nicht aufhalten (vgl. ebd. 97).
Das Thema Umweltschutz wurde im Laufe der historischen Entwicklung als gesell- schaftliche Aufgabe verinnerlicht und als Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens auch in die Gesetzgebung integriert ist. Die deutsche Gesetzgebung bedient sich Umweltauflagen als Richtlinien. Diese Verhaltensvorschriften in der Form von Ge- und Verboten sollen den Verantwortlichen dazu veranlassen, seine umweltbeein- trächtigende Tätigkeit auf ein vorgegebenes Maß zu reduzieren. Umweltauflagen folgen dem Verursacherprinzip, da die mit der jeweiligen Einschränkung verbunde- nen Kosten vermieden und in das Kosten- Nutzen- Kalkül des Verursachers einbe- zogen werden (vgl. Altmann 1997, 122). So wurde z. B. 1993 die Abgasnormen für PKWs, die den Einbau von Katalysatoren festgelegt oder 1985 die Umweltverträg- lichkeitsprüfung eingeführt, nach der bauliche Eingriffe (vgl. BauGB 2005) in die Na- tur geprüft werden müssen, um die Negativwirkungen möglichst klein zu halten (vgl. UVPG 2005). Zusätzlich besteht die gesetzliche Möglichkeit, die Umweltverträglich- keit von Gütern deutlich zu machen, z. B. durch die Kennzeichnung von Umweltlogos oder auch Öko-Labels. Hierbei kann es sich um positive Kennzeichnung handeln, bei der die Umweltverträglichkeit oder Recycling-Fähigkeit eines Gutes herausgestellt wird, z. B. als Umweltgütesigel, der Blaue Engel oder der Grüne Punkt (vgl. Altmann 1997, 122). Zum anderen kann damit auch die Kennzeichnung für schädliche Sub- stanzen genutzt werden, z. B. Pestizidwerte oder Hinweise wie „Rauchen tötet“. Für diese Negativkennzeichnungen gibt eine Kennzeichungspflicht mit den jeweiligen Umweltaussagen, basierend auf gesetzlichen Grundlagen (vgl. ebd., 202).
Nach Kuckartz ist heute in Deutschland ein Umweltbewusstsein vorhanden (vgl. ebd., 2005, 4). 92 Prozent der Bundesbürger halten Umweltschutz für eine wichtige politische Aufgabe und 58 Prozent sind der Meinung, dass wir auf eine Umweltkata- strophe zusteuern, wenn wir so weitermachen wie bisher. Die Problematik ist, dass Umweltprobleme um gelöst werden zu können, zunächst einmal als solche wahrge- nommen werden müssen. Diese Aussage klingt für uns auf den ersten Blick selbst- verständlich. Es lohnt aber eine nähere Betrachtung, wie die Geschichte des Umweltschutzes zeigt. Besonders erstaunlich ist es, dass trotz der hohen Priorität, die der Umweltschutz in unserer Gesellschaft einnimmt, ein auffälliger Unterschied in der Normalität zwischen dem Umweltbewusstsein und dem Umweltverhalten der Bürger besteht und beide nicht miteinander korrelieren. Da dieses Phänomen bereits empi- risch untersucht wurde und es ein Anliegen der Umweltbildung ist, dieser Diskrepanz nachhaltig entgegenzusteuern, werde ich unter Punkt 2.3 Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten auf diese Problematik detaillierter eingehen. Dieser Sachverhalt ist insbesondere bemerkenswert, da der Mensch zur Natur eine ganz besondere Bezie- hung hat.
2.1 Die Beziehung zwischen Mensch und Natur
Schon in der Genesis steht: „Gott der Herr erschuf die Welt an sieben Tagen und er sah, dass sie gut war. Und er setzte den Menschen in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (zit. in Luther 1999, 4) Womit gemeint ist, er solle sie in Obhut nehmen, bebauen und erhalten.
Trotz der religiösen Bedeutung der Natur als Garten Eden bekam die Urbanisierung als Garten in den Klöstern erst ca. 500 n. Chr. einen besonderen Stellenwert. Körper- liche Arbeit galt damals als verachtenswert, sie war nur eine Tätigkeit für Sklaven, Bauern und Dienstmägde (vgl. Fischer 1991, 12ff.). Erst durch die Begründung eines neuen Arbeitsethos durch den Abt Benedikt, der sich der Verachtung manueller Tä- tigkeit entgegenstellte, zogen Gärten in Klöster ein, nach dem Grundsatz: „Bete und Arbeite“. Somit wurden die Mönche nicht mehr vom arbeitenden Volk ernährt, son- dern erhielten ihre Speisen und Arzneien aus ihrem eigenen klösterlichen Gemüse- garten. Aber hinter dieser ökonomischen Seite des klösterlichen Gartenbaus lag die viel wichtigere des Herzens. Die Natur, eingefangen in Gärten, war zugleich Sinnbild der Seele, und der Abt als Seelenarzt zugleich Gärtner. Aber nicht nur die Nah- rungsgewinnung ist Grundlage der Erstehung von urbanisierter Natur, sondern eben- so religiöse Anschauungen. Schon zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. gab es heilige Haine, die mit einem Tempel verbunden waren. Einzelne Pflanzen wurden besonders verehrt, so galt z. B. vor allem die Zeder als Wohnsitz der Götter (vgl. Ba- zin 1990, 10f.).
Die heidnische Theologie, die griechischen, römischen, u. a. Mythologien sind be- herrscht von Naturgeistern und Göttern der Natur, wie z. B. Flora die Göttin des Frühlings, Aurora die Göttin der Morgenröte oder Pan der instinktgetriebene und wollüstige Naturgott, der halb Ziegenbock, halb Mensch ist (vgl. Kerényi 1994, 138f.). Ihre Namen beziehen sich auf charakterliche Darstellungen der Natur, die unberechenbar ist, ihre Phänomene unerklärbar, dass sie fast launenhaft wirken und so schön und unberechenbar, dass sie göttlicher Natur sein müssen. Auch Steine, Blumen, Bäume und Flüsse wurden personifiziert und bekamen eigene Namen. Sie galten als Kinder der Mutter Erde, mit einer eigenen Intelligenz. Diese Personifizierungen dienten sowohl als pädagogische Mittel, als auch zur Abschreckung, um ehrfürchtig mit dem Leben umzugehen (vgl. Hope 1990, 82 f.).
Bereits die griechische Polis9 vertrat die Meinung, dass der menschliche Geist und die Vernunft nur in der göttlichen Natur ihre vollendete Erfüllung finden. Beschneide man die eine oder andere Seite, so werden die Götter stellvertretend für die Natur, strafend sich den Menschen zuwenden, um Ehrfurcht vor ihrem Wesen einzufordern (vgl. Forschner 1998, 9).
Im besonderen Maße findet sich diese Vorstellung noch heute bei den indigenen Völkern wieder. Dort wird die Erde als „ Mutter allen Lebens“ betrachtet, die alles gebährt und auch wieder zu sich nimmt. Aus diesem Grunde wird das Zusammenle- ben mit der Natur als Einheit, als unabdingbarer Bestandteil ihres Lebens und als Mysterium des Lebens betrachtet (vgl. König 2002, 22). Die Dankbarkeit für die nutz- baren Gaben der Natur und ihr Erhalt korrelieren noch heute miteinander. Das Neh- men steht stets in Verbindung mit dem Wiedergeben und Bewahren (vgl. ebd. 90).
Das 18. und 19. Jahrhundert ist die Zeit der Romantik, die Zeit der Aufklärung. Sie ist verbunden mit dem Wunsch nach Natürlichkeit und Natur, Gefühlvollem und Fabulö- sem, im Gegensatz zum standesgemäßen Gesellschaftskodex und der beginnenden Industrialisierung (vgl. Duden 1993, 259f.). Künstler, Literaten und Wissenschaftler wie Caspar David Friedrich, Humboldt, Goethe und viele mehr ließen sich von der Macht der Natur inspirieren, um sie in ihren Werken einfließen zu lassen. Ihre künst- lerische innovative Strömung schloss sich als Bund der Naturalisten zusammen. Ihre Maxime waren eine möglichst genaue Wiedergabe der Natur, der gesellschaftlichen Wirklichkeit und den Dimensionen zwischen dem begrenzten Dasein des Mensch- seins und dem ewigen erneuernden Zyklus der Natur darzustellen (vgl. ebd. 1993, 261).
Selbst heute suchen die Menschen in den größten Industriestaaten, wie z. B. in Chi- na und neuerdings in Europa die Parks der Metropolen auf, um dort neue Lebens- kraft in der Natur zu tanken. Durch asiatische Bewegungs- und Kampfsportübungen wie z. B. Tai Chi wollen sie Gelassenheit im Alltagsstress finden, die Lebenskraft stärken und sich dabei körperlich, geistig und seelisch harmonisieren. Diese Übun- gen, die auf der Lehre Konfuzius (551 v. Chr.) basiert, stützen sich auf drei Eckpfei- lern, die Verbindung zwischen den Menschen, der Verbindung zwischen Mensch und Natur und zuletzt, das richtigen Verhalten des Miteinander wieder zu finden (vgl. Schwarze 1995, 11).
Ich möchte ergänzen, dass die Natur Sinnbild dessen ist, wonach sich die meisten Menschen bewusst oder unbewusst sehnen. Schönheit, Unberührtheit, Freiheit, weit weg von allem was beschwert und niederdrückt, Frieden und ungetrübte Freude, der Ort, an dem alles noch „heil“ ist.
Auch in unserer Sprache zeigt sich noch immer die Verbundenheit des Menschen mit der Natur in vielen Redewendungen: „Wir können Wurzeln schlagen“, oder in einigen Situationen „sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht,“ oder ich sage „jemanden etwas durch die Blume“, wir „hören das Gras wachsen“, der andere ist „schlau wie ein Fuchs“, „singt wie eine Nachtigall.“ Diese vertrauten Bilder helfen dem Menschen, Situationen, Empfindungen und Verhaltensweisen mitzuteilen, besser zu verstehen und intuitiv zu erfassen.
Aus all dem Gesagten ergibt sich, die Natur ist Sinnbild des Anfangs des menschlichen Lebens, sie spendet dem Menschen Religiosität, Inspiration und sie ist gleichzeitig Schutz- und Lebensraum und trägt zur Versorgung mit Nahrung bei, ist eine Ressourcenträgerin und Ausdruck eines gesellschaftlichen und persönlichen Lebensgefühls. Sie ist ein Ort der Besinnung als auch der Begegnung des Kreislaufes allen Lebens und Sterbens. Sie ist die elementare Form des Lebens.
2.2 Umweltbildung und die Entwicklung nachhaltigen Umweltbewusst- seins
Auf der seit 1992 stattfindenden Welt-Umweltkonferenz zum Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“, haben 179 Staaten, das wichtigste Dokument dieser Konferenz, die „Agenda 21“, verabschiedet. Hinsichtlich Erziehung, Ausbildung und Sensibilisierung des Einzelnen soll danach jedem, jeglichen Alters eine Umwelt- und Entwicklungserziehung ermöglicht werden. Das Ziel hierbei ist, die Entwicklung eines Umweltbewusstseins und die Veränderungen der Verhaltensweisen. Die Vermittlung dieses Konzepts ist gleichzeitig die Aufgabe des Umweltschutzes. Den Bürger über Missstände, bezugnehmend auf sein Leben und seiner Umwelt zu informieren, aufzuklären und ihm Handlungsalternativen aufzuzeigen. Sein Umweltbewusstsein zu fördern und sein Verhalten dementsprechend anzupassen, um ihn selbst bestimmt und konsequent handeln zu lassen (vgl. Weder 2003, 130).
Das Praxisfeld Umweltbildung als Instrument des Umweltschutzes umfasst alle Bil- dungsbereiche und dient als Vermittlungsprozess von Werten, Einstellungen und Einsichten sowie Handlungsmöglichkeiten (vgl. Beyersdorf, u. a. 1998, 20). In die- sem Sinne sind Umweltbildung und Umweltethik untrennbar miteinander verbunden. Der Begriff (Umwelt)„Ethik“ stammt aus dem theologischen10 und philosophisch - anthropologischen11 Bereich und setzt einen bewahrenden Umgang mit der Schöp- fung voraus. Sie soll deutlich machen, dass neben der Identität des Individuums und der Solidarität auch die Einbindung in die naturale Umwelt zu den grundlegenden Dimensionen des Daseins gehört (vgl. Preißner 1991, 30). Laut Preißner, erfordert Umweltbildung ein Lernen in und an der Natur. Sie soll wieder sinnlich wahrgenom- men und erlebt werden. Diese Forderung korrespondiert mit dem ökologischen Sinn von Umwelt- und Erlebnispädagogik:
„Nicht nurüber die Umwelt diskutieren, sondern die Natur und sich selber in ihr erleben.“ (vgl. Beyerstorf, u. a. 1998, 97)
Umweltbildung bietet Lernhilfen für den verantwortlichen Umgang mit komplexen und kontroversen Problemen an. Sie basiert auf Prinzipien, die u. a. bei der Erstellung von Angebote berücksichtigt werden sollten (vgl. nua:2002, 8f.). Umweltbildung sollte
1. Die Begegnung mit den Phänomenen der Natur ermöglichen
Wissensvermittlung muss die unmittelbare Anschauung und die persönliche Erfahrung ermöglichen, also das Aufsuchen des Baches oder eines Waldes. Nur so kann eine emotionale Beziehung entstehen, die wiederum eine wesentliche Voraussetzung zum persönlichen Engagement ist.
2. Ohne zeitlichen Druck erfolgen
Die Abläufe in unserem Leben und in der Gesellschaft beschleunigen sich auf erschreckende Weise. Selbstbestimmung, Verantwortung, Wertfindung und Wertschätzung setzen aber Verzögerung, Innehalten und Handlungsaufschub voraus. Beschleunigung lässt alles gleichgültig werden, denn „je mehr schnell aufeinander folgt, umso weniger lässt dieses Geschehen Wertschätzung zu. Denn diese braucht Abstand und die Ruhe zu urteilen (vgl. ebd.).
3. Sich auf den Lebens- und Erfahrungsbereich des Einzelnen beziehen
Ausgehend davon, dass Menschen zu Dingen und Situationen aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich eine besonders innige Beziehung haben, sollten Sachverhalte, die für ihr Alltagsleben bedeutsam sind, möglichst oft in den Vor- dergrund der Bildungsarbeit gerückt werden, d. h. die Menschen da abholen, wo sie stehen.
4. Eine Möglichkeit zur Mitarbeit bieten
Das Motto lautet: “Learning by doing“. Je aktiver sich Kinder mit einer Thematik auseinandersetzen, desto mehr sind sie in der Lage zu lernen. Außerdem erlangen sie durch Mitarbeiten Handlungskompetenzen.
5. Positive Beispiele aufgreifen und lösungsorientiert sein
Umweltbildung darf keine „Katastrophenpädagogik“ sein, da dies Menschen hilflos macht und zu resignativen Haltungen führt. Positive Angebote und Lösungsmöglichkeiten hingegen erhöhen die Bereitschaft zum nachhaltigen Handeln.
6. Sich mit Normen und Werten auseinandersetzen
Umweltbildung hat einen normativen Charakter. Sie sucht nach Wegen für den bestmöglichen Schutz der Umwelt, wofür Normen und Werte zwingend notwendig sind. Angebote sollten diese wiederholt aufgreifen und überprüfen.
7. Fundiertes Wissen vermitteln
Zum Durchschauen von Zusammenhängen in Natur und Umwelt, zum Einschätzen der Wirkung des eigenen Handelns und als Voraussetzung für aktives Handeln ist fundiertes Wissen nötig. Außerdem gilt: Wissen schützt Menschen davor, manipuliert und handlungsunfähig zu werden.
8. Sich mit gesellschaftlichen Konflikten auseinandersetzen
Zahlreiche Umweltprobleme beruhen auf gegensätzlichen Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Dies darf bei der Arbeit nicht ausgeklammert, aber auch nicht zu einer „Ideologisierung“ genutzt werden. Viel mehr muss das Individuum ermutigt werden, sich aktiv mit solchen Konflikten auseinanderzusetzen, um an einer Lösung mitzuwirken (vgl. ebd.).
9. Interdisziplinär ausgerichtet sein
Die Natur und Umwelt sowie die Probleme ihrer Beeinträchtigung zu durchschauen und Wege aus dem Dilemma zu finden, ist nur durch interdisziplinäres Arbeiten möglich. Voraussetzung ist hierfür eine große Offenheit und die Bereitschaft zur Kooperation mit den Menschen, die Umweltbildung betreiben.
10.Visionen ermöglichen
Sie sollte Türen für neue Gedanken und Wege - für Visionen - weit öffnen, um keine Möglichkeit ungenutzt zu lassen.
11.Über kleine Erfolge freuen
Wer nur auf Misserfolge schaut, wird schnell ermüden. Umweltarbeit braucht um erfolgreich zu sein Optimismus.
[...]
1 Club of Rome gründete sich 1968 von 6 Persönlichkeiten aus westeuropäischen Ländern in Rom, in der Über- zeugung, dass die Regierungen der Umweltbedrohung nur unzureichend Aufmerksamkeit widmen und dass es von allgem. Nutzen sein werde, wenn unabhängige Menschen unterschiedlicher Ethnie und Denkweisen die Situationen untersuchen und ihre Schlussfolgerungen der Politik und den Bürgern zur Kenntnis bringen würden.
2 Agrogentechnik: Hauptsächlich genetisch verändertes Saatgut, welches durch den Kreislauf Saatgut - Futtermittel in die Lebensmittelkette gelangt.
3 Schrenk verwendet hier den Begriff Umwelterziehung als Methode, statt der Bezeichnung Umweltbildung. Die Methode bezieht sich auf das Aneignen, Vertiefen, Erleben und Leben von Umweltwissen.
4 Inhalt des Berichtes „Die Grenzen des Wachstums“ war, dass die Welt aufgrund des ungebremsten Bevölke- rungswachstums, der ungehinderten industriellen Entwicklung des Verbrauchs natürlicher Rohstoffe und auf- grund von Umweltzerstörung und Nahrungsmangel in einen Untergang zu stürzen drohe. (vgl. Dieren 1995, 21)
5 Aufstellung der Gesprächspunkte bei [politischen] Verhandlungen oder Themenpunkt
6 CASTOR ist die Kurzbezeichnung für ca sk for s torage and t ransport o f r adioactive material: Behälter zum Transportieren und Lagern von radioaktivem Material (vgl. Walletschek/Graw 1988, 132).
7 Initiative Veranstaltungen im Ausland, z.. B. Afrika die den Umweltschutz in jeweiliger Form zum Thema haben für das geleistete Engagement gibt es keine finanzielle Entschädigung. (vgl. www.workkamps.com)
8 Aufnahme für die besondere Schutzbedürftigkeit von vor dem Aussterbung gefährdete Tier- und Pflanzenarten
9 Griechisches Bürgertum, meist Adelige und Steuern zahlende Bürger
10 Biblische Schöpfungsethik: Erfurch vor dem Leben, Tugend und Klugheit (vgl. Preißner 1991, 40).
11 Anthroposophisches Weltbild: (gr. Mensch) Der Mensch im Mittelpunkt der Natur der Welt, postuliert mit einer intakten Natur, da der Mensch ohne sie nicht überleben kann. (vgl. ebd.)
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