In dem hier vorliegenden Essay werde ich versuchen zwei Kulturbegriffe, die durch Clifford Geertz und Ronald Inglehart geprägt worden sind, zu vergleichen. Den Schwerpunkt meiner Arbeit möchte ich auf das gegenseitige Verhältnis zwischen Menschen und Kultur legen. Zunächst werde ich die Theoriedarstellungen von beiden Autoren vorstellen. Dabei werde ich sowohl auf die Definition des Kulturbegriffs, als auch auf ihre Methoden eingehen. Im Anschluss werde ich die Frage beantworten, wie das Verhältnis zwischen Menschen und Kultur in beiden Theorien dargestellt wird.
In dem hier vorliegenden Essay werde ich versuchen zwei Kulturbegriffe, die durch Clifford Geertz und Ronald Inglehart geprägt worden sind, zu vergleichen. Den Schwerpunkt meiner Arbeit möchte ich auf das gegenseitige Verhältnis zwischen Menschen und Kultur legen. Zunächst werde ich die Theoriedarstellungen von beiden Autoren vorstellen. Dabei werde ich sowohl auf die Definition des Kulturbegriffs, als auch auf ihre Methoden eingehen. Im Anschluss werde ich die Frage beantworten, wie das Verhältnis zwischen Menschen und Kultur in beiden Theorien dargestellt wird.
Was ist Kultur? Diese Frage stellt sich auch der Ethnologe Clifford Geertz. Den Versuch, sie zu beatworten, fasst er in seinem Werk „Dichte Beschreibung“ zusammen. Er stützt sich in seiner anthropologischen Forschung nicht nur auf Erfahrungen und Deutungen, die er in langjähriger Lokalarbeit in Indonesien und Marokko gesammelt hat, sondern auch auf die Probleme, die sich mit der menschlichen Entwicklung befassen. Er bezieht sich dabei auf Max Weber, indem er schreibt: „dass der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe“ (Geertz (1987): S.9). So erscheint die Kultur als eine Bedeutungsstruktur, die der Mensch selbst schafft, um die physische und gesellschaftliche Welt herum zu verstehen. Sie dient auch als ein Erkenntnisweg zu sich selbst und zu den anderen, mit denen er lebt.
Ein weiterer Aspekt ist damit verbunden. Wie es Umberto Eco schon beschrieben hat, lebt der Mensch in einer Gesellschaft, „die nicht entstanden wäre und nicht hätte überdauern können, wenn sie nicht ihre eigenen Kodes, ihre eigenen Interpretationssysteme für die natürlichen Daten (die dadurch zu kulturellen Daten wurden) entwickelt hätte“ (Eco (1998) S.257). Um den Zusammenhang von Verhalten und Sinn zu verstehen, befasst sich die Menschlichkeit nach Geertz mit „ineinandergreifenden Systemen auslegbarer Zeichen“ (Geertz (1987): S.21). Deshalb fasst Geertz seinen Kulturbegriff als einen semiotischen auf. Der symbolische Gehalt von Codes muss im „Kontext“ entschlüsselt werden, damit die gemeinten Intentionen, die von Menschen ausgehen, richtig erkannt werden.
Geertz erkennt, dass die Kultur in ständiger Herstellung und Wandlung ist. Neue Bedeutungen werden geprägt und deswegen lässt sie sich immer nach einer gewissen Zeit neu interpretieren. Es passiert aber nicht im Sinne von Kuhns Paradigmawechsel [1] , sondern, wie er feststellt, während einem Prozess. Daraus kristallisiert sich ein offenes und flexibles Konzept von Kultur, das auch wegen der Methodik, die ich jetzt näher erläutern werde, nachvollziehbar erscheint.
„Ihre [Kulturelle] Untersuchung ist daher keine experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutungen sucht. Mir geht es um Erläuterungen, um das Deuten gesellschaftlicher Ausdrucksformen […].” (ebd.: S.9) Eine solche Vorgangsweise repräsentiert Geertz als Ethnologe, d.h. fremde Kulturen zu beobachten, zu deuten und versuchen zu verstehen. So entsteht eine Dichte Beschreibung, indem der teilnehmende Beobachter sich nicht nur auf die menschlichen Tätigkeiten und das Datensammeln, sondern auch auf deren Interpretation konzentriert[2]. Es scheint aber nicht immer so leicht zu sein, weil der Beobachter immer von seinen Wünschen, Vorstellungen und sozialem Hintergrund beeinflusst ist. Deswegen kann seine Sichtweise subjektiv sein. Daraus erfolgt, dass sich Geertz in seinem Verfahren auf einer Mikroebene bewegt. Er versucht, anhand kleiner Phänomene, die er im Detail untersucht, allgemeine Erkenntnisse in Bezug auf die ganze Gesellschaft zu formulieren.
Die von Geertz verwendete Methode wird in der empirischen Sozialforschung als qualitative Methode bezeichnet. Zusammen mit einem quantitativen Verfahren bildet sie ein Gegensatzpaar. Das wird sichtbar, wenn wir uns mit dem Aufsatz von Ronald Inglehart - „ Kultureller Umbruch“ - auseinandersetzen.
Anders als Geertz, sammelt Inglehart empirische Daten und Fakten - „Wir stutzen unsere Argumentation auf Umfragedaten […]“ (Inglehart (1995): S.26) - und stellt eine Statistik zusammen. Dazu sucht er nach Mustern und Regeln, die richtig für die ganze Gesellschaft sein sollten (Forschung auf eine Makroebene). Was sich daraus ergibt sind seine Theorien und Erklärungen, durch Zahlen belegt.
Mit einer Theorie werde ich mich näher beschäftigen, in der er den Kulturbegriff folgendermaßen definiert:
”Kultur ist ein System von Haltungen, Werten und Kenntnissen, die innerhalb einer Gesellschaft weitgehend geteilt und von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Die menschliche Natur ist angeboren und universell, Kultur hingegen ist erlernt und kann von einer Gesellschaft zur anderen variieren. Grundlegende, sehr früh erworbene kulturelle Orientierungen sind gegenüber Veränderungen resistent.” (Inglehart (1995): S.29)
Mit der Aussage deutet Inglehart darauf hin, dass der Mensch nicht nur in einer bestimmten Kultur geboren wird, sondern auch durch sie beeinflusst wird. Es passiert im Prozess der Sozialisation[3], dem sich die Menschen hingeben, als Teil einer sozialen Gesellschaft. Darunter ist eine formativer Phase von jungen Menschen zu verstehen. In dieser Phase wird alles, was erlernt wird für eine lange Zeit an ihnen hängen bleiben und kann, wie es Inglehart schreibt: „bei einem Erwachsen nur mit größten Anstrengungen verändert werden“ (ebd.: S.29). Auch wenn die Umgebung wechselhaft ist, bleiben die Werte für ein Individuum meistens konstant.
Daraus ergibt sich auch eine Theorie die besagt, „dass man eine Kultur nicht über Nacht verändern kann“ (ebd.: S.30). Es ist ein langsamer Wandel, der durch viele Regelmäßigkeiten charakterisiert ist (Alterungsprozess, innerhalb dessen sich die Einsichten auf die Realität ändern; Generationswechsel, mit dem alte Erfahrungen in eine neue Zeit übertragen werden) und trotzdem „werden wichtige Merkmale der alten Gesellschaftsstruktur erhalten bleiben“ (ebd.: S.30).
Nachdem Inglehart seinen Kulturbegriff einigermaßen vorgestellt hat, sucht er eine Verbinndung zwischen Kultur, Wirtschaft und Politik. Im Endeffekt kommt er zu der Erkenntnis, die schon Weber formuliert hat, „dass Kultur nicht einfach eine Folge der Wirtschaft ist, sondern des wirtschaftliche und politische Leben entscheidend prägen kann“ (ebd.: S.89). Den Schwerpunkt legt er auf die Demokratie, die für ihn nicht nur als ein System in sich existiert, sondern vor allem als eine Schlussfolgerung menschlichen Handelns und gegenseitiger Interaktion vorhanden ist.
[...]
[1] Ein Begriff geprägt von Thomas Kuhn in seinem Werk „ Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“. Ein Paradigmawechsel kennzeichnet sich dadurch, dass ein bisher geltendes Erklärungsmodell, also das Paradigma, unter das sich fast alle bekannten Daten eines Faches subsumieren lassen, verworfen wird und durch ein anderes ersetzt wird.
[2] Anders als bei einer „Dünnen Beschreibung“, die nur das beobachtende oberflächlich darstellt ohne es zu erklären oder zu interpretieren.
[3] Die Sozialisation ist ein Prozess einschließlich seines Ergebnisses, in dem das Individuum Werte, Normen und Verhaltungsweisen erwirbt. Es dauert das ganze Leben lang, insbesondere in der Zeit der Kindheit, wenn das Kind sein Leben in der Gesellschaft beginnt.
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- Michał Krus (Author), 2008, Das reziproke Verhalten von Menschen und Kultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145957
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