In dem 3seitigen Paper werden die politischen und gesellschaftlichen Funktionen von NGOs (d. h. Nichtregierungsorganisationen) am Beispiel von Terre des Femmes e.V. zusammengefasst.
Die vielfältigen Funktionen politischer Organisationen Am Beispiel von Terre des Femmes
Eine typische Spielart politischer Organisationen sind Nicht-Regierungsorganisationen (NROs), besser bekannt als NGOs (non governmental organisations), die weder von einer Regierung aufgebaut noch abhängig sind. Zu dieser Gruppe gehört auch „Terre des Femmes - Menschenrechte für die Frau e.V.“. Hierbei handelt es sich um einen gemeinnützigen Verein mit Sitz in Tübingen, der sich „gegen jede Form von Menschenrechtsverletzungen“ wendet, „die an Frauen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht, ungeachtet ihrer konfessionellen, politischen, ethnischen und nationalen Zugehörigkeit sowie ihrer sexuellen Identität begangen werden“. (Quelle: Vereinssatzung TdF) Ziel der Organisation ist auch ein gleichberechtigtes und - laut Satzung - „partnerschaftliches“ Verhältnis der Geschlechter.
Politische Organisationen fungieren im politischen System in erster Linie als Interessenvertretungen. Diese Aufgabe vollzieht sich in drei Schritten. Zunächst werden intern die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten gesammelt (Aggregation). Bei TdF geschieht das im direkten Kontakt mit betroffenen Frauen weltweit. Dann wird eine repräsentative Auswahl getroffen (Selektion). Terre des Femmes hat aus zahlreichen Sparten der Frauenrechtsverletzung folgende fünf als ihre Schwerpunkte ausgewählt: Genitalverstümmlung, Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsheirat, soziale Rechte von Textilarbeiterinnen, Frauenhandel und Zwangsprostitution, sowie häusliche Gewalt. Schließlich werden diese öffentlich artikuliert, zum Beispiel bei Pressekonferenzen, Fachtagungen, Vorträgen etc. Terre des Femmes dient also in erster Linie der Durchsetzung von Interessen im politischen Prozess. Die meisten Vereine dieser Art konzentrieren sich auf die Interessen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (bspw. Kinder, Rentner oder auch Autofahrer, Kleingärtner u. v. m.). In diesem Fall handelt es sich um eine vergleichsweise große Gruppe, nämlich „Frauen und Mädchen“, also etwa die Hälfte der Weltbevölkerung.
Zu den Aufgaben politischer Organisationen gehört jedoch nicht nur die angestrebte Interessendurchsetzung, sondern schon die institutionalisierte Interessenvielfalt im Konzept des Pluralismus ist in unserer politischen Kultur ein Wert an sich. Die Interessenverbände fördern den ungehinderten Meinungsaustausch in der Öffentlichkeit und sorgen so für freie Konkurrenz der Interessen. Durch diesen öffentlichen Diskurs wird der Modus der Verhandlung als zentrales Element der Konsensdemokratie gestärkt, was bewirkt, dass auch nicht-mehrheitsfähige Interessen Beachtung finden. Für Terre des Femmes ist es typisch, mit Politikern in informelle Verhandlungen zu treten, beispielsweise über wirksame Gesetze zum Thema Eheverbrechen, und dabei gesammelte Unterschriften als Druckmittel zu nutzen. NGOs nehmen ebenso wie alle anderen Akteure im politischen System an einem Machtkampf teil, wobei sie im Gegensatz zu Ministern u. ä. Akteuren vor allem auf Mittel der Mobilisierungs-, Definitions- und ideologischen Macht durch Identifikation zurückgreifen.
- Arbeit zitieren
- Lisa Wegener (Autor:in), 2008, Funktionen politischer Organisationen am Beispiel von Terre des Femmes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145880