Von alters her wurde der Sinn des Sehens in der westlich-christlichen Welt als höchster der menschlichen Sinne angesehen. Einige der bedeutendsten Theoretiker des 18. und 19. Jahrhunderts, darunter Kant, Hegel, Schopenhauer, Goethe und Jacob Grimm, verfassten Schriften, die das Auge als ‚edelsten Sinn’ beschrieben. Alle dem Menschen zur Verfügung stehenden Sinne arbeiten im Einklang miteinander und bilden für seinen Träger die Grenze zwischen der Innen- und Außenwelt. Das Auge jedoch, glaubt man Christoph Wulf, steht dieser sinnlichen Gesamtheit stets zu oberst und dominiert die körperliche Empfindung und somit wohl implizit die menschliche Existenz. Die Gründe hierfür sind vielfältig, doch ganz zuforderst sollten zwei Aspekte genannt werde: Zum einen vermag es das Auge, so präzise wie nicht einmal der zweite Fernsinn das Ohr, eine ‚Fernnähe’ herzustellen und Blickobjekte zu vereinnahmen ohne ihnen leibhaftig nahe zu sein – ein Phänomen was gerade im Medienzeitalter eine völlig neue Tragweite bekommt. Zum zweiten kann das Auge eine Gestalt raumzeitlich fassen. Dies erklärt sich in Goethes Konzept des anschauenden Denkens, welches dem im Auge bedingten Kontrollanspruch entgegensteht und von einem Spiel und Gegenspiel von Kräften und Beziehungen ausgeht. Das heißt erstmals werden Blickobjekte nicht als Täuschung, sondern als ‚wahre’ Wahrnehmung aufgefasst, der es möglich ist, im Anblick – der als Denkvorgang über das Visuelle verstanden wird – ein Objekt zu begreifen. Hierbei steht das Auge in einer gleichberechtigten Wechselbeziehung zum betrachteten Objekt. Auge und das Licht der Welt kommen durch ihre gemeinsame Interaktion erst zur Existenz. ...
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE FORMEN DES BLICKS IN GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT.
- DAS SCHLIEBEN DER AUGEN.
- DER BLICK ALS SPIEGEL.
- DAS AUGE ALS TRANSZENDIERENDE GRENZE UND DIE UNERTRÄGLICHKEIT DES BLICKS.
- FAZIT....……………………………
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Rolle des Blicks in Jean-Paul Sartres Theaterstück „Geschlossene Gesellschaft". Durch die Analyse der verschiedenen Formen des Blicks in der Inszenierung wird die Frage nach der Bedeutung des Blicks für die menschliche Existenz und die Interaktion zwischen den Figuren beleuchtet.
- Die Bedeutung des Blicks als Sinnesorgan und seine besondere Rolle in der westlichen Kultur
- Die Ambivalenz des Blicks als Werkzeug der Kontrolle und der Selbstfindung
- Die Rolle des Blicks in der Interaktion zwischen den Figuren in „Geschlossene Gesellschaft“
- Die Unerträglichkeit des Blicks als Ausdruck der menschlichen Abhängigkeit voneinander
- Die Beziehung zwischen dem Blick und der menschlichen Seele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Sehens in der westlichen Philosophie und Kunst und führt den Leser an die zentrale These der Arbeit heran: Der Blick ist ein mächtiges Werkzeug, das die menschliche Existenz prägt. Das erste Kapitel analysiert die verschiedenen Formen des Blicks, die in "Geschlossene Gesellschaft" zu beobachten sind. So wird der Blick als ein Werkzeug der Kontrolle und der Selbstfindung, aber auch als eine Quelle der Unerträglichkeit und der Verzweiflung dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen des Blicks, der menschlichen Abhängigkeit, der Selbstfindung, der Kontrolle, der Unerträglichkeit und der menschlichen Existenz. Zu den zentralen Begriffen gehören: "Geschlossene Gesellschaft", "Jean-Paul Sartre", "Auge", "Blick", "Sehen", "Hölle", "Interaktion", "Kontrolle", "Selbstfindung", "Unerträglichkeit".
- Quote paper
- Martin Thiele (Author), 2009, Die Macht des Blicks - Exemplifiziert an Jean-Paul Sartres Geschlossene Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145424