Schwerpunkt dieser Arbeit soll es sein, Musils Erzählung „Die Amsel“ unter dem Gesichtspunkt des Möglichen und Wirklichen zu betrachten, dabei sei angemerkt, dass es nicht möglich ist, diese beiden Begriffe als solches auf eine Bedeutungsebene zu beziehen. Daher wird die Frage, nach dem, was wirklich ist, vielleicht zu beantworten sein, nicht aber die nach dem Möglichen, da Musil es als etwas spezifisch-individuelles ansah. Nichtsdestotrotz wird in dieser Arbeit versucht, das Mögliche, das heißt das „Andere“, in der musilschen Erzählung freizulegen und dem Wirklichen entgegenzustellen.
Musils Schaffen ist gekennzeichnet von einer Vielzahl polarisierender Gegensatzpaare, die das schier unerschöpfliche Bedeutungsspektrum seines Werks nur pointiert erfassen können: Wissenschaft und Literatur, das Mögliche und Wirkliche, das Rationale und Mystische und das Andere neben dem Alltäglichen. Im Kern gleichen sie sich und scheinen nur Variationen eines allumfassenden Themas zu sein: die fortdauernde Suche nach dem, was keinen Namen trägt, da es nicht als etwas Namentliches erfasst werden und nur im Bewusstsein eines Einzelnen zum Ausdruck kommen kann – die Suche nach einer Alternative zu dem tatsächlich Bestehenden. Der österreichische Erzähler des 20. Jahrhunderts stand Zeit seines Lebens stets zwischen dem einen und anderen Extrem, weshalb der Analyse seiner Erzählung „Die Amsel“ die Betrachtung der Musilschen Identität als Literat und Wissenschaftler vorangestellt werden soll. Darauf folgend wird eine Übersicht der wiederkehrenden Elemente der drei einzelnen Geschichten erarbeitet, die in einer versuchsweisen Deutung mündet und somit auf den zweiten Hauptteil dieser Arbeit vorbereiten soll. Dieser wird Musils Utopie eines anderen Lebens innerhalb der „Amsel“ aufzeigen, sowie das gesellschaftlich vorherrschende Gegenbild – den Realzustand. Als einer der wichtigsten Autoren der Moderne ist Musil mit seinem episch anmutenden Werk „Der Mann ohne Eigenschaften“ in die Literaturgeschichte eingegangen. Der fragmentarische Roman, der im Dünndruck ungefähr so dick wie die Bibel ist , blieb stets Mittelpunkt wissenschaftlicher Auseinandersetzungen im Hinblick auf Musils Werk. Gerade deshalb erscheint eine Analyse der „Amsel“ erstrebenswert, die bei geläufigen Werkanalysen meist nur als Randerscheinung auftritt, wenn überhaupt.
Inhaltsverzeichnis
1. Zur Begründung der Thematik
2. Grenzen der eigenen Identität
2.1 Musil der Wissenschaftler
2.2 Musil der Schriftsteller
3. Robert Musils „Die Amsel“
3.1 Deutung wiederkehrender Elemente
3.1.1 Amsel – Mutter – Kindheit
3.1.2 Todessymbolik
3.1.3 Identitätsverlust
3.2 Utopie eines anderen Lebens
3.2.1 Der Realzustand als Wirklichkeit
3.2.2 Der andere Zustand als Möglichkeit
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Susanne von Pappritz (Author), 2006, Robert Musils "Die Amsel". Zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453592
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