Die Verschränkung von Kunst und Leben. Der Inzest-Diskurs in Wolfgang Hildesheimers fiktiver Biographie "Marbot"


Magisterarbeit, 2011

130 Seiten, Note: 1,15


Inhaltsangabe oder Einleitung

Die Faszination für Hildesheimers Marbot mündet nicht allein in der authentischen Darstellung eines niemals gelebten Lebens − dem Spiel mit der Fiktion Marbot, der in das faktuale Geflecht im Kontakt mit herausragender Persönlichkeiten der Malerei, Literatur, Musik, Philosophie und in den sie umgebenden historisch-kulturellen Kontext ohne offensichtliche Nahtstellen hinein implementiert wurde. Der zentrale Movens der gesamten narrativen Anlage stellt der Inzest dar, den Marbot mit seiner zwanzig Jahre älteren Mutter Lady Catherine verbindet. Er konstituiert die Narration, indem er das dem Inzest übergeordnete Thema, nämlich das Verhältnis von Kunst und Leben miteinander in Verbindung bringt sowie Abhängigkeiten und Korrelationen aufzuzeigen im Stande ist. Demzufolge sind Kunst und Leben in Hildesheimers Marbot in enger Verschränkung zu verstehen, dessen Zirkelpunkt und Verbindungsstelle der Inzest darstellt. Ein Ineinandergreifen, wie es auch schon die Wahl der Darstellungsform im vorgeblichen Genre der Biographie selbst suggeriert in der Verbindung von “tatsächlichem“ Leben (Biographie) und Kunst (fiktive Biographie) . Dabei ist der Terminus Verschränkung durchaus in seinem eigentlichen Sinn im Rückschluss auf die Heraldik zu verstehen, indem sie mindestens zwei Wappen in einem Bild zu vereinigen sucht und als ein Handwerk, das auch Marbot betreibt, indem er die Instanzen der Kunst und des Lebens im Rahmen seiner psychoanalytisch begründeten Bildanalyse im wechselseitigen Prozess des (unbewussten) Hineinschreibens seiner Lebenserfahrung im Akt des visuell-hermeneutisch bestimmten “Herauslesens“ in einem von ihm ekphrastisch entworfenen “Bild“ − der Niederschrift der von ihm objektivierten Erkenntnisse − miteinander verbindet. Jedem Wappen wird dabei ein bestimmtes Feld, eine feste Position zugewiesen, wie auch Marbot versucht, zu ergründen, welcher Stellenwert dem eigenen Leben und der darin sich verbergenden Anomalien in Bezug auf ihre Wirkkraft gegenüber der künstlerischen Produktion zukommt. Der Frage nach diesem Beziehungsgeflecht, dem Status von Kunst und Leben, das seiner strukturalen Anlage nach in Marbot vom Inzest als das konstituierende Element und „vitale[r] Kontrapunkt“ (Hildesheimer) all der darauffolgenden Kunstanalysen des in der Pose des stets die Welt befragenden Rätselnden Marbot getragen wird, soll im Rahmen des Vorhabens dieser Arbeit nachgegangen werden.

Details

Titel
Die Verschränkung von Kunst und Leben. Der Inzest-Diskurs in Wolfgang Hildesheimers fiktiver Biographie "Marbot"
Hochschule
Universität Erfurt  (Philosophische Fakultät)
Note
1,15
Autor
Jahr
2011
Seiten
130
Katalognummer
V1453566
ISBN (eBook)
9783963566134
ISBN (Buch)
9783963566141
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inzest, Wolfgang Hildesheimer, Inzestdiskurs, Marbot, Hildesheimer, Freud, Psychoanalyse, Bildanalyse, fiktive Biographie, Biographie, Kunst, Tabu, Inzest-Motiv, Textanalyse, Malerei, Ödipus, Ödipus-Komplex, Mythos, Otto Rank, Psychologisierung, Tintoretto, Theatralisierung, mütterliche Schoß, Sublimation, point of escape, Oedipus Tyrannos, Hamlet, Kunstrezeption, Entstehung der Milchstraße
Arbeit zitieren
Susanne von Pappritz (Autor:in), 2011, Die Verschränkung von Kunst und Leben. Der Inzest-Diskurs in Wolfgang Hildesheimers fiktiver Biographie "Marbot", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453566

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