Die Zielsetzung dieser Arbeit bildet der zu erbringende Nachweis der These, dass die Erinnerung in Form des römischen Leichenbegängnisses als Mittel zur Selbstdarstellung der politischen Klasse Roms diente. Die Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit war für die politische Klasse Roms, die sich aus den senatorischen Familien und der Nobilität zusammensetzte, von zentraler Bedeutung und spiegelte sich in ihrem Ethos wider. Sie beruhte vor allem auf den politischen und militärischen Erfolgen der aristokratischen Familien und wurde geprägt von Feiern, Orten und Ritualen, die sowohl den politischen und sozialen Status als auch das Wertesystem der gesamten politischen Gemeinschaft verkörperten und aus diesem Grund öffentlich erfolgen mussten; denn die öffentliche Anerkennung spielte besonders in Rom, als Stadtstaat, in dem der Volkswille durch die Wahlen ausgedrückt wurde, eine besondere Rolle. Die lebhafte Zurschaustellung dieser Erinnerung der aristokratischen Familien kam insbesondere in dem römischen Begräbnisritual der pompa funebris zum Ausdruck, die als integraler Bestandteil der römischen Erinnerungskultur galt, weshalb das Hauptaugenmerk der nachfolgenden Ausführungen hauptsächlich auf diese rituelle Form der Memorialpraxis in ihrer Ausprägungsform zur Zeit der Republik gerichtet ist.
Kurz beschrieben werden kann das Begräbnisritual an dieser Stelle vorgreifend als eine für einen verstorbenen Aristokraten durchgeführte Leichenprozession, bei der dem aufgebahrten Toten sämtliche Vorfahren seines Adelsgeschlechtes in Form einer aufwendig inszenierten Ahnenparade das Geleit gaben. Im Rahmen dieser im Mittelpunkt des Rituals stehenden Prozession wurden die Vorfahren von Ahnenmasken tragenden Darstellern verkörpert, die in der zu Lebzeiten des dargestellten Ahnen erreichten und dessen höchste Magistratur repräsentierenden Amtstracht auftraten. Ziel der Prozession war die Rednertribüne mit den rostra auf dem Forum Romanum, wo die Leichenrede zu Ehren des Verstorbenen gehalten wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerungskultur - Konzept und Gedächtnisformen
- Das Konzept der Erinnerungskultur
- Die Bedeutung und Funktion der Erinnerungskultur im antiken Rom
- Die drei Gedächtnisformen der Erinnerungskultur
- Totengedenken und Erinnerungskultur – die Bedeutung der pompa funebris
- Die Stellung des Totengedenkens innerhalb der Gedächtnisformen
- Das Totengedenken als Ursprung der Erinnerungskultur
- Die pompa funebris als ausdrucksstärkste Form des Totengedenkens
- Die Bedeutung von rituellen Inszenierungsformen für die politische Kultur Roms
- Die Gesinnung und Tradition der politischen Klasse Roms – der Einfluss der pompa funebris
- Das Ethos und die öffentliche Selbstdarstellung der Nobilität
- Das Traditionsbewusstsein der Nobilität – die Bedeutung des mos (maiorum)
- Die pompa funebris als Verkörperung des mos maiorum
- Polybios' Darstellung einer idealtypischen pompa funebris zur Zeit der Republik
- Die politische Bedeutung der pompa funebris
- Ausblick: Das Leichenbegängnis des Kaisers Augustus als veränderte Form der pompa funebris
- Das Leben und Wirken des Cassius Dio – die Beurteilung des Quellenwertes
- Cassius Dios Bericht über das Leichenbegängnis des Kaisers Augustus
- Die Analyse der kaiserlichen pompa funebris des Augustus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist der Nachweis, dass die Erinnerung in Form des römischen Leichenbegängnisses als Mittel zur Selbstdarstellung der politischen Klasse Roms diente. Die Arbeit untersucht die römische Erinnerungskultur und ihren Einfluss auf die Nobilität, insbesondere im Kontext der pompa funebris.
- Das Konzept der Erinnerungskultur und ihre Bedeutung im antiken Rom
- Die Rolle des Totengedenkens und die pompa funebris als zentrale Elemente der Erinnerungskultur
- Die politische Relevanz von rituellen Inszenierungsformen und die Bedeutung der pompa funebris für die Selbstdarstellung der Nobilität
- Die Tradition des mos maiorum und ihre Verkörperung in der pompa funebris
- Die politische Bedeutung der pompa funebris in der römischen Republik und ihre Weiterentwicklung in der Kaiserzeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Konzept der Erinnerungskultur, ihrer Bedeutung im antiken Rom und den verschiedenen Gedächtnisformen. Das dritte Kapitel untersucht das Totengedenken als Ursprung der Erinnerungskultur und die pompa funebris als ihre ausdrucksstärkste Form. Kapitel vier analysiert die politische Relevanz von rituellen Inszenierungsformen, insbesondere der Leichenprozession. Das fünfte Kapitel widmet sich der Gesinnung und Tradition der römischen Nobilität, ihrem Ethos und ihrer Selbstdarstellung, wobei der Einfluss des mos maiorum auf die pompa funebris hervorgehoben wird. Kapitel sechs schildert den Ablauf einer idealtypischen pompa funebris in der Republik basierend auf dem Bericht des Polybios. Kapitel sieben untersucht die politische Bedeutung der pompa funebris durch die Analyse ihrer spezifischen Kennzeichen. Der Ausblick auf die Kaiserzeit analysiert die gewandelte Form der pompa funebris im Leichenbegängnis des Kaisers Augustus, basierend auf den Berichten des Cassius Dio.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Erinnerungskultur im antiken Rom, insbesondere auf die pompa funebris als zentrale Form des Totengedenkens. Weitere wichtige Schlüsselbegriffe sind: Nobilität, politische Klasse, Ethos, Tradition, mos maiorum, Selbstdarstellung, politische Kultur, Rituale, Inszenierung, Leichenprozession, Augustus, Cassius Dio, Quellenkritik.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2018, Die Erinnerungskultur der politischen Klasse Roms. Die "pompa funebris" und ihre Bedeutung für die Nobilität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1453383