Nairne, Thompson und Pandeirada (2007) entdeckten einen robusten Gedächtnisvorteil für in einem Überlebenskontext verarbeitetes Wortmaterial. Nach der Reichhaltigkeit der Enkodierungs-Hypothese entsteht dieser Überlebensrelevanz-Effekt durch eine besonders reichhaltige Form der Enkodierung, welche die Überlebensverarbeitung auslöst und die den späteren Abruf erleichtert. Um die latenten kognitiven Prozesse des Überlebensrelevanz-Effekts zu erforschen, verglichen wir anhand einer studentischen Stichprobe (N = 57) das Überlebensszenario mit einem Umzugsszenario. Wir nutzten die Generierung von möglichen Verwendungszwecken von Objekten für das betreffende Szenario. Die Gedächtnisleistungen für Wort-Verwendungszweckpaare in einem Free-then-Cued-Recall-Test waren Grundlage für die Analyse mit einem erweiterten Encoding-Maintenance-Retrieval-Modell nach Küpper-Tetzel und Erdfelder (2012). Das erweiterte Modell differenziert einerseits zwischen Enkodierung, Aufrechterhaltung und Abruf von Wort-Verwendungszweck-Assoziationen und andererseits zwischen dem Abruf von Worten und dem Abruf von Verwendungszwecken bei nicht-assoziativer Speicherung. Es zeigte sich entgegen unseren Erwartungen kein Überlebensrelevanz-Effekt. Die Unterscheidung in Wörter und Verwendungszwecken erwies sich jedoch als aufschlussreich, da sich ein signifikanter Überlebensvorteil im nicht-assoziativen Abruf von Wörtern zeigte. Das erweiterte EMR-Modell scheint somit ein weiterführendes Instrument für zukünftige Forschung zu sein.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Theoretischer Hintergrund
- Der Überlebensrelevanz-Effekt
- Ultimate und proximate Erklärungen des Überlebensrelevanz-Effekts
- Affektive Erklärungen
- Item-spezifische und relationale Verarbeitung
- Planungsgedanken
- Itemkongruenzeffekte
- Die Reichhaltigkeit der Enkodierungs-Hypothese
- Anwendung und Erweiterung des Encoding-Maintenance-Retrieval-Modells im Rahmen des Überlebensrelevanzparadigmas
- Hypothesen
- Pilotstudie
- Methode
- Versuchspersonen
- Material
- Design
- Ablauf
- Ergebnisse
- Methode
- Hauptexperiment
- Methode
- Versuchspersonen
- Material und Design
- Ablauf
- Ergebnisse
- Datenaufbereitung
- Designbasierte Ergebnisse
- Modellbasierte Ergebnisse
- Methode
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht den Überlebensrelevanz-Effekt im episodischen Gedächtnis. Ziel ist es, die kognitiven Prozesse zu identifizieren, die diesem Effekt zugrunde liegen, und seine Lokalisation innerhalb des Gedächtnisprozesses zu bestimmen. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob der Effekt eher auf eine reichhaltigere Enkodierung, eine verbesserte Aufrechterhaltung oder einen erleichterten Abruf zurückzuführen ist.
- Episodisches Gedächtnis und seine evolutionäre Entwicklung
- Der Überlebensrelevanz-Effekt und seine theoretischen Erklärungen
- Die Reichhaltigkeit der Enkodierungs-Hypothese als Erklärung für den Überlebensrelevanz-Effekt
- Anwendung und Erweiterung des Encoding-Maintenance-Retrieval-Modells im Kontext des Überlebensrelevanz-Effekts
- Empirische Untersuchung des Überlebensrelevanz-Effekts durch eine Pilotstudie und ein Hauptexperiment
Zusammenfassung der Kapitel
Der theoretische Hintergrund beleuchtet den Überlebensrelevanz-Effekt und seine verschiedenen Erklärungen, darunter die Reichhaltigkeit der Enkodierungs-Hypothese. Das Encoding-Maintenance-Retrieval-Modell wird vorgestellt und seine Anwendung im Kontext des Überlebensrelevanzparadigmas diskutiert. Die Arbeit stellt zwei Hypothesen auf, die in einer Pilotstudie und einem Hauptexperiment überprüft werden.
Die Pilotstudie beschreibt die Methode und die Ergebnisse der ersten empirischen Untersuchung, während das Hauptexperiment die Methode und die Ergebnisse der Hauptstudie präsentiert. Die Ergebnisse werden sowohl mit einem designbasierten Ansatz als auch mit einem modellbasierten Ansatz analysiert, wobei das erweiterte Encoding-Maintenance-Retrieval-Modell verwendet wird.
Die Diskussion beleuchtet die Ergebnisse der Studie im Detail und diskutiert ihre Implikationen für das Verständnis des Überlebensrelevanz-Effekts und die zugrunde liegenden kognitiven Prozesse.
Schlüsselwörter
Episodisches Gedächtnis, Überlebensrelevanz-Effekt, Reichhaltigkeit der Enkodierung, Encoding-Maintenance-Retrieval-Modell, Multinomiale Verarbeitungsbaummodellierung, Evolution, kognitive Prozesse.
- Citar trabajo
- Jacqueline C. Urbach (Autor), 2023, Enkodierung, Aufrechterhaltung oder Abruf? Zur Lokalisation des Gedächtnisvorteils im Überlebensrelevanzparadigma, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1452873