In den letzten beiden Jahrzehnten hat die Emotionsforschung einen regelrechten Boom erlebt, sowohl was die Anzahl der Publikationen (Petermann und Wiedebusch, 2008, S. 13) als auch den Erkenntnisstand betrifft (Denham, 1998, Foreword).
Gleichzeitig gewannen Konstrukte, die den richtigen Umgang mit Gefühlen als Schlüssel zum persönlichen Erfolg eines Menschen suggerieren, wie das der emotionalen Intelligenz (z.B. Goleman, 1995; Bar-On, 2006; Mayer und Salovey, 1997) und das der emotionalen Kompetenz (Saarni, 1999) enorm an Popularität.
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Warum Gefühle, ihre Wahrnehmung und der Umgang mit ihnen in der heutigen Zeit vielen Menschen so bedeutsam erscheinen, ist eine interessante Frage.
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Gleichzeitig fordert diese Leistungsorientierung jedoch ganz offensichtlich ihren Preis: Eine Vielzahl aktueller gesundheitlicher (oder besser pathologischer) Phänomene wie stetig anwachsender Leistungsdruck (z.B. TNS-Emnid-Umfrage "Stress bei der Arbeit", Juli/August 2008), der extreme Anstieg von Depressionen und anderen affektiven Störungen (Bundesministerium für Gesundheit, 2006) oder der schnell wachsende Bekanntheitsgrad des Burn-out-Begriffs werden mit ihr in Zusammenhang gebracht.
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Tatsächlich konnten Forschungsergebnisse zeigen, dass eine geringe emotionale Kompetenz ein Risikofaktor für Tabak– und Alkoholkonsum bei Jugendlichen (Trinidad und Johnson, 2002) und auch ein Prädiktor für das Auftreten von Verhaltensstörungen ist (Petermann und Wiedebusch, 2008, S.19), während andersherum eine hohe emotionale Kompetenz beispielsweise als Resilienzfaktor gegenüber dem Burn-out-Syndrom gilt (Schmitz, 2002).
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1.2 Ziele der Arbeit
Diese Arbeit soll die Emotionsregulation als Teilfertigkeit emotionaler Kompetenz vorstellen. Außerdem soll sie wesentliche Aspekte der Entwicklung der Emotionsregulation aufzeigen,
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Folgende Fragestellungen sollen im Mittelpunkt der Arbeit stehen:
Der erste Teil der Arbeit beschäftigt sich vor allem mit der Frage, welche Auswirkungen Fähigkeiten der Emotionsregulation auf die Entwicklung des Kindes haben.
Im zweiten Teil der Forschungsarbeit steht die Frage im Mittelpunkt, ob es einen Zusammenhang zwischen dem häufigen Anwenden bestimmter (adaptiver/maladaptiver) Emotionsregulationsstrategien bei den Gefühlen Wut, Angst, und Trauer und den Schulleistungen (Jahresdurchschnittsnote) des Kindes gibt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Aufbau der Arbeit
- 1.2 Ziele der Arbeit
- 1.3 Schreibstil
- Teil 1
- 2. Emotionen
- 2.1 Begriff
- 2.1.1 Emotion als intrapsychischer Zustand
- 2.1.2 Emotion als Funktion im Handlungsregulationssystem
- 2.1.3 Emotion als aus Interaktion kokonstruierte Funktion
- 2.2 Zusammenfassung
- 2.1 Begriff
- 3. Emotionale Kompetenz
- 3.1 Begriff
- 3.2 Konzeptionelle Unterschiede und Ursprung der Konstrukte emotionaler Intelligenz und emotionaler Kompetenz
- 3.3 Komponenten emotionaler Kompetenz
- 3.3.1 Emotionswissen und -verständnis
- 3.3.2 Emotionsausdruck
- 3.3.3 Emotionsregulation
- 3.4 Emotionale Kompetenz und soziale Kompetenz
- 4. Emotionsregulation
- 4.1 Begriff
- 4.2 Entwicklung der Emotionsregulation
- 4.2.1 Entwicklungsbereiche der Emotionsregulation
- 4.2.2 Entwicklung der Emotionsregulation in verschiedenen Altersphasen
- 4.2.2.1 Entwicklung der Emotionsregulation im 1. Lebensjahr
- 4.2.2.2 Entwicklung der Emotionsregulation vom 2. - 5. Lebensjahr
- 4.2.2.3 Entwicklung der Emotionsregulation im Grundschulalter
- 4.2.2.4 Entwicklung der Emotionsregulation im Jugendalter
- 4.2.3 Entwicklungsfaktoren und individuelle Unterschiede der Emotionsregulation
- 4.2.3.1 Familiäre Einflüsse
- 4.2.3.2 Körperliche Einflüsse und genetische Disposition
- 4.2.3.3 Kulturelle Einflüsse
- Teil 2
- 5. Erkundungsstudie zum Zusammenhang von Emotionsregulation und Schulerfolg
- 5.1 Forschungsstand und Hypothesenbildung
- 5.2 Erhebungsinstrument (FEEL-KJ)
- 5.2.1 Inhalt und Aufbau
- 5.2.2 Gütekriterien
- 5.3 Akquirierung der Teilnehmer
- 5.4 Beschreibung der Stichprobe
- 5.5 Vorgehensweise bei der Durchführung der Erhebung
- 5.6 Formulierung der Hypothese
- 5.7 Auswertung
- 5.7.1 Vorgehensweise
- 5.7.2 Ergebnisse
- 5.7.2.1 Angegebene Häufigkeit der angewandten adaptiven und maladaptiven Strategien (gesamt)
- 5.7.2.2 Angegebene Häufigkeit der angewandten adaptiven und maladaptiven Strategien bei Wut, Angst und Trauer
- 5.7.2.3 Angegebene Häufigkeit der Anwendung einzelner Strategien
- 5.8 Zusammenfassung, Diskussion und Hypothesenüberprüfung
- 5.9 Kritische Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Emotionsregulation und Schulerfolg bei Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Rolle von Emotionsregulation für den schulischen Erfolg zu entwickeln und mögliche Zusammenhänge zu erforschen. Die Studie verwendet den FEEL-KJ Fragebogen zur Datenerhebung.
- Der Begriff und die Entwicklung der Emotionsregulation
- Der Einfluss von Emotionsregulation auf den Schulerfolg
- Die Rolle verschiedener Emotionsregulationsstrategien
- Entwicklungsfaktoren der Emotionsregulation (familiär, körperlich, kulturell)
- Methodische Aspekte der empirischen Untersuchung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein, beschreibt den Aufbau und die Ziele der Studie und erläutert den gewählten Schreibstil. Es wird die Entwicklung des Forschungsprozesses vom ursprünglichen Fokus auf emotionale Intelligenz hin zur Emotionsregulation dargestellt, sowie die Herausforderungen bei der Wahl des geeigneten Erhebungsinstrumentes und der Durchführung der Studie beschrieben.
2. Emotionen: Dieses Kapitel befasst sich mit dem komplexen Begriff "Emotionen". Es werden verschiedene Perspektiven auf Emotionen beleuchtet, wie Emotionen als intrapsychischer Zustand, als Funktion im Handlungsregulationssystem und als aus Interaktion kokonstruierte Funktion. Es wird ein umfassender Überblick über die unterschiedlichen theoretischen Ansätze gegeben und die jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert. Die Zusammenfassung dieses Kapitels synthetisiert die unterschiedlichen Definitionen und Perspektiven zu einem ganzheitlichen Verständnis von Emotionen.
3. Emotionale Kompetenz: Dieses Kapitel definiert den Begriff der emotionalen Kompetenz und differenziert ihn von der emotionalen Intelligenz. Es werden die konzeptionellen Unterschiede und der Ursprung der Konstrukte beider Begriffe beleuchtet. Die zentralen Komponenten emotionaler Kompetenz – Emotionswissen und -verständnis, Emotionsausdruck und Emotionsregulation – werden detailliert erklärt und in ihren Zusammenhängen dargestellt. Der Bezug zur sozialen Kompetenz wird hergestellt und die Interdependenzen der verschiedenen Konstrukte werden herausgearbeitet.
4. Emotionsregulation: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Begriff und die Entwicklung der Emotionsregulation. Es werden verschiedene Entwicklungsbereiche und Altersphasen beleuchtet und die Entwicklung der Emotionsregulation vom ersten Lebensjahr bis ins Jugendalter nachvollziehbar geschildert. Es werden wichtige Entwicklungsfaktoren wie familiäre Einflüsse, körperliche Dispositionen und kulturelle Faktoren analysiert und ihre Bedeutung für die individuelle Entwicklung der Emotionsregulation hervorgehoben.
5. Erkundungsstudie zum Zusammenhang von Emotionsregulation und Schulerfolg: Dieses Kapitel beschreibt die durchgeführte Erkundungsstudie. Es werden der Forschungsstand, die Hypothesenbildung, das verwendete Erhebungsinstrument (FEEL-KJ), die Stichprobenbeschreibung, die Vorgehensweise und die Auswertung der Daten erläutert. Die Ergebnisse werden dargestellt und kritisch diskutiert. Es werden die angewandten adaptiven und maladaptiven Strategien analysiert und in Bezug zu den Forschungsfragen gesetzt.
Schlüsselwörter
Emotionsregulation, Schulerfolg, emotionale Kompetenz, FEEL-KJ, Entwicklungspsychologie, Erhebungsinstrument, adaptive und maladaptive Strategien, familiäre Einflüsse, Kinder, Jugendliche.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Zusammenhang zwischen Emotionsregulation und Schulerfolg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Emotionsregulation und Schulerfolg bei Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis der Rolle von Emotionsregulation für den schulischen Erfolg zu entwickeln und mögliche Zusammenhänge zu erforschen. Die Studie verwendet den FEEL-KJ Fragebogen zur Datenerhebung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: den Begriff und die Entwicklung der Emotionsregulation, den Einfluss der Emotionsregulation auf den Schulerfolg, die Rolle verschiedener Emotionsregulationsstrategien, Entwicklungsfaktoren der Emotionsregulation (familiär, körperlich, kulturell) und methodische Aspekte der empirischen Untersuchung.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen ersten Teil, der sich mit theoretischen Grundlagen (Emotionen, emotionale Kompetenz, Emotionsregulation) befasst, einen zweiten Teil mit der Beschreibung der empirischen Erkundungsstudie zum Zusammenhang von Emotionsregulation und Schulerfolg, und einen abschließenden Teil mit Zusammenfassung, Diskussion und Schlussfolgerungen.
Welche Methoden wurden verwendet?
Die empirische Untersuchung basiert auf der Erhebung von Daten mit dem FEEL-KJ Fragebogen. Die Arbeit beschreibt detailliert die Stichprobe, die Vorgehensweise bei der Datenerhebung und die statistische Auswertung der Ergebnisse.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse der Studie analysieren die Häufigkeit der Anwendung adaptiver und maladaptiver Emotionsregulationsstrategien bei den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen. Es wird untersucht, wie diese Strategien mit dem Schulerfolg in Verbindung stehen. Die genauen Ergebnisse sind im Kapitel 5.7.2 der Arbeit detailliert dargestellt.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf verschiedene theoretische Ansätze zur Beschreibung von Emotionen, emotionaler Kompetenz und Emotionsregulation. Es werden unterschiedliche Definitionen und Perspektiven beleuchtet, wie z.B. Emotionen als intrapsychischer Zustand, als Funktion im Handlungsregulationssystem und als aus Interaktion kokonstruierte Funktion.
Welche Entwicklungsfaktoren der Emotionsregulation werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht familiäre, körperliche und kulturelle Einflüsse auf die Entwicklung der Emotionsregulation. Es wird analysiert, wie diese Faktoren die individuellen Unterschiede in der Emotionsregulation erklären können.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Emotionsregulation, Schulerfolg, emotionale Kompetenz, FEEL-KJ, Entwicklungspsychologie, Erhebungsinstrument, adaptive und maladaptive Strategien, familiäre Einflüsse, Kinder, Jugendliche.
Welche Limitationen der Studie werden angesprochen?
Die Arbeit enthält eine kritische Betrachtung der eigenen Studie und diskutiert mögliche Limitationen der Methodik und der Ergebnisse. (Details hierzu sind im Kapitel 5.9 zu finden).
- Quote paper
- Nicolas Kühnert (Author), 2009, Emotionsregulation und Schulerfolg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144977