Die Arbeit untersucht, welche systematische Funktion Hegel der Antigone in seinem Werk zuweist. Hierfür werden zunächst der Mythos sowie seine Protagonisten vorgestellt und auf seine wichtigsten Motive hin untersucht. Im Anschluss wird aufgezeigt, an welchen Stellen in Hegels Werk sich Bezüge zum Mythos finden lassen, wobei all dessen Hauptwerke betrachtet werden. Im Anschluss werden die Bezüge miteinander verglichen und dargestellt, auf welche Weise sich die Hauptmotive des Mythos in den verschiedenen Werken Hegels wiederfinden.
Die Figur der Antigone bietet, wie kaum eine andere aus der Antike, auch dem modernen Leser eine Möglichkeit zur Identifikation an, da der Stoff ihrer Tragödie seit ihrer Entstehung nicht an Aktualität eingebüßt hat. Aus diesem Grund hat sich der Mythos um die Junge Heldin, die sich, geleitet vom Glauben an ihre Überzeugungen, der Staatsmacht ihres Onkels unerbittlich entgegenstellt, zu einem der kanonischen Texte des literarischen, philosophischen wie auch politischen Bewusstseins der westlichen Hemisphäre etabliert. Diese exponierte Stellung im literarisch-philosophischen Denken unserer Zeit konnte der Mythos um Antigone durch seine vielen zeitlosen Motive erlangen, welche seine Protagonistin auch in der Moderne, insbesondere in Bezug auf den Wiederstand gegen die totalitären Staatsapparate Mitte des 19. Jahrhunderts, als Identifikationsfigur prädestinieren.
Auch Hegel, der sich seit seiner Schulzeit intensiv mit der griechischen Antike beschäftigt, welche ihn auch durch seine gesamte Studienzeit begleitet, in der er sich mit seinem Freund, dem bekannten Antigone-Übersetzer Hölderlin, ein Zimmer Teilt, erkennt "die Antigone als das vortrefflichste, befriedigendste Kunstwerk". Aus diesem Grund hat er in seinem späteren philosophischen Werk an verschiedenen Stellen immer wieder direkt oder indirekt Bezug auf den Mythos genommen. Der Mythos selbst wiederum scheint von seinem Aufbau und Inhalt wie gemacht um der hegelschen Dialektik als Analogie zu dienen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ursprung, Inhalt und prominente Interpretationsansätze der sophokleischen Antigone
- Inhalt und Handlung der sophokleischen Antigone
- Der Ursprung des Mythos: Kadmos & die Labdakiden
- Mythische Vorgeschichte der sophokleischen Antigone
- Figuren und Inhalt des Mythos
- Zeitgeschichtliche Bedeutung des Themas
- Wirkungsgeschichte & Interpretationsansätze des Antigone-Mythos sowie seine Rezeption in der Geschichte der Philosophie
- Wichtige Motive des Mythos der Antigone
- Der Mythos der Antigone in der Geschichte der Philosophie
- Friedrich Hölderlin
- Søren Kierkegaard
- Martin Heidegger
- Philosophen heute: Judith Butler
- Bezüge zum Antigone-Mythos im Werk Hegels
- Die Phänomenologie des Geistes
- Bewusstsein, Selbstbewusstsein
- Die Vernunft
- Der Geist, die Sittlichkeit
- Die Entzweiung der Substanz: menschliches & göttliches Gesetz
- Weitere Bezüge in Hegels Werk
- Die Wissenschaft der Logik & die Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften
- Hegels Methode am Beispiel der Dialektik des Anfangs: Sein-Nichts-Werden
- Antigone und die Hegelsche Rechtsphilosophie: Die Grundlinien der Philosophie des Rechts & Die Philosophie des Rechts – Vorlesungen von 1821/22
- Der Vorsatz und die Schuld
- Die Sittlichkeit
- Ehe & Familie
- Die Hegelsche Tragödientheorie: Vorlesungen über die Ästhetik
- Die Phänomenologie des Geistes
- Die systematische Funktion der Figur der Antigone im Werk Hegels
- Die Entzweiung der Substanz und der Konflikt der sittlichen Mächte
- Die Entzweiung der Substanz
- Der Konflikt der sittlichen Mächte
- Die sittliche Handlung & die unschuldige Schuld der Antigone
- Mann, Frau & Familie
- Das Tragische im Mythos der Antigone
- Die Entzweiung der Substanz und der Konflikt der sittlichen Mächte
- Schlussbemerkung & Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die systematische Funktion, die G. F. W. Hegel der Figur der Antigone in seinem Werk zuschreibt. Sie beleuchtet den sophokleischen Antigone-Mythos, seine Motive und Rezeption in der Philosophie, um anschließend die Bezüge Hegels zum Mythos in seinen Hauptwerken aufzuzeigen.
- Der sophokleische Antigone-Mythos und seine zentralen Motive
- Hegels Interpretation des Mythos in seiner Philosophie
- Die Rolle der Antigone in Hegels Werk im Kontext seiner Dialektik
- Der Konflikt zwischen individueller Freiheit und staatlicher Ordnung im Mythos und bei Hegel
- Die Bedeutung des Mythos der Antigone für die Hegelsche Rechtsphilosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt den sophokleischen Antigone-Mythos vor und erläutert dessen Entstehung, Inhalt und Handlung sowie die wichtigsten Motive. Es wird außerdem die Rezeption des Mythos in der Geschichte der Philosophie und insbesondere die Interpretationen von Hölderlin, Kierkegaard, Heidegger und Judith Butler beleuchtet.
Das zweite Kapitel untersucht die Bezüge Hegels zum Antigone-Mythos in seinen verschiedenen Werken. Hierbei werden insbesondere die Phänomenologie des Geistes, die Wissenschaft der Logik, die Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften sowie die Rechtsphilosophie betrachtet.
Das dritte Kapitel analysiert die systematische Funktion der Figur der Antigone im Werk Hegels. Es werden die Entzweiung der Substanz und der Konflikt der sittlichen Mächte, die sittliche Handlung und die unschuldige Schuld der Antigone sowie die Rolle von Mann, Frau und Familie im Mythos und bei Hegel untersucht.
Schlüsselwörter
Sophokles, Antigone, Mythos, G. F. W. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Rechtsphilosophie, Dialektik, Sittlichkeit, Individuum, Staat, Freiheit, Ordnung, Tragödie
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- Anonym (Author), 2022, Hegels Interpretation des sophokleischen Antigone-Mythos. Ursprung, Inhalt und Interpretationsansätze der Antigone, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1449208