Wie jedes neu aufkommende Medium ist auch das Internet stark umstritten und wird eher ängstlich betrachtet. Die gute alte Briefpost wird kaum noch benötigt, man muss sich nicht mehr durch Kaufhäuser quälen, um einzukaufen, Dienstleistungen und Waren aller Art können online bestellt und Informationen im Internet abgerufen werden. Selbst zur Befriedigung unserer sexuellen Wünsche müssen wir das Haus nicht mehr verlassen. Pornografische Fotos, Videos und natürlich virtueller Sex in den Chaträumen: Ist es tatsächlich so einfach, per Mausklick zum Orgasmus zu kommen?
Als ich mich vor rund drei Jahren zum ersten Mal in einen Chat eingeloggt habe, war ich schlicht neugierig. Sich mit wildfremden Menschen unterhalten zu können, die kilometerweit entfernt ebenfalls vor dem Computer sitzen, vielleicht sogar in einem anderen Land, auf einem anderen Kontinent, war fast unvorstellbar für mich. Umso überraschter war ich, als ich die dortige Kommunikation verfolgte und feststellte, wie intim und teilweise vertraut die Chatter miteinander umgingen. Es hat keinen Unterschied gemacht, ob ich mich in einem explizit sexuell ausgerichteten oder eher „harmlosen“ Chat ohne bestimmten Themenschwerpunkt befand: Neben allgemeinen, freundschaftlichen Gesprächen wurden fast immer auch erotische geführt. Während ich bei den Unterhaltungen über Gott und die Welt das Gefühl hatte, die Chatter würden sich schon ewig kennen und eine kleine, eingeschworene Gemeinde bilden, so schockierte mich anfangs die Offenheit, die bei der sexuell ausgerichteten Kommunikation zu beobachten war. Was genau ging da vor sich?
Wie funktioniert das, Sexualität im Chat?
Diese Frage beschäftigte mich damals; in dieser Arbeit möchte ich Antworten darauf finden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- Teil 1: Theorie
- 2. Sexualität und Identität
- 2.1 Was ist Sexualität?
- 2.2 Männchen oder Weibchen? - Die Frage nach der Geschlechtsidentität
- 2.2.1 Kern-Geschlechtsidentität
- 2.2.2 Geschlechtsrolle
- 2.2.3 Geschlechtspartner-Orientierung
- 2.2.4 Geschlechtsidentität
- 2.3 Sexualität und Gesellschaft
- 2.3.1 Die neosexuelle Revolution
- 2.3.1.1 Die Dissoziation der sexuellen Sphäre
- 2.3.1.2 Die Dispersion der sexuellen Fragmente
- 2.3.1.3 Die Diversifikation der sexuellen Beziehungen
- 2.3.1.4 Sigusch's Welt
- 3. Medien und Identität
- 3.1 Die Selbstinszenierung im „real life“
- 3.2 Wie Medien soziale Situationen und Rollen verändern
- 3.3 Die Auswirkungen der Medien auf die Identität
- Teil 2: Empirische Untersuchungen
- 4. Im Chatroom
- 4.1 Die Bewohner der Webchats
- 4.1.1 Zahlen, Zahlen und nochmals Zahlen
- 4.1.2 Die Chaträume
- 4.2 „Bist Du m oder w?“
- 4.2.1 Der Nickname
- 4.2.2 Gender-Switching
- 4.2.3 „Hallo, darf ich dich kennen lernen?“
- 4.3 Fantasie oder Realität?
- 4.3.1 90-60-90: Die Selbstbeschreibung im Chat
- 4.3.2 Sexuelle Skripts
- 4.4 So nah und doch so fern – Nähe und Distanz
- 4.4.1 Emotionen im Chat
- 4.4.2 Netzbeziehungen
- Teil 3 Schlussbetrachtungen
- 5. Folgen des Chattens
- 5.1 Kann das Chatten Geschlechtsidentitäten verändern?
- 5.2 Der Chat: Gefahr oder Chance?
- 6. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Phänomen des virtuellen Sex im Kontext von Online-Chaträumen. Ziel ist es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Sexualität, Identität und den Möglichkeiten der Online-Kommunikation zu beleuchten. Die Arbeit stützt sich auf theoretische Überlegungen und empirische Beobachtungen.
- Sexualität und Identität im digitalen Raum
- Die Rolle von Medien und Internet bei der Gestaltung von Identität
- Geschlechterrollen und -darstellungen im Online-Chat
- Nähe und Distanz in virtuellen Beziehungen
- Der Einfluss von Online-Kommunikation auf das Verständnis von Sexualität
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Chattens und des virtuellen Sex ein und beschreibt die anfängliche Neugier und den späteren Schock der Autorin über die Intimität und Offenheit der sexuellen Kommunikation in Chaträumen. Sie formuliert die zentrale Forschungsfrage nach dem Funktionieren von Sexualität im Chat.
2. Sexualität und Identität: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die weitere Untersuchung. Es analysiert die Definition von Sexualität, die verschiedenen Aspekte der Geschlechtsidentität (Kern-Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle, Geschlechtspartner-Orientierung) und den Einfluss der Gesellschaft auf die Ausprägung und den Ausdruck von Sexualität. Der Abschnitt über die "neosexuelle Revolution" untersucht die Veränderungen in der sexuellen Sphäre, die durch die moderne Gesellschaft und die neuen Kommunikationsformen beeinflusst werden.
3. Medien und Identität: Das Kapitel beleuchtet den Einfluss von Medien auf die Identität und Selbstinszenierung. Es untersucht wie Medien soziale Situationen und Rollen verändern und welche Auswirkungen sie auf die Identität von Individuen haben. Es bildet den theoretischen Rahmen für die spätere Analyse der Online-Kommunikation und der Selbstinszenierung im Chat.
4. Im Chatroom: Der Kern der Arbeit besteht aus der empirischen Analyse des Chattens. Es werden die Nutzer und die Chaträume selbst beschrieben und analysiert. Wichtige Aspekte sind die Geschlechterdifferenz im Netz, die Frage nach der Realität bzw. Fiktivität der sexuellen Inszenierungen und das Verhältnis von Nähe und Distanz in der Online-Kommunikation.
Schlüsselwörter
Internet, Sexualität, Chat, Geschlechtsidentität, Online-Kommunikation, Medien, Identität, Selbstinszenierung, virtuelle Beziehungen, Nähe, Distanz, Gender-Switching, Netzbeziehungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Virtueller Sex im Chat: Eine Untersuchung der Interaktion zwischen Sexualität, Identität und Online-Kommunikation"
Was ist der Gegenstand der Untersuchung?
Die Arbeit untersucht das Phänomen des virtuellen Sex im Kontext von Online-Chaträumen. Im Mittelpunkt steht die Analyse der komplexen Wechselwirkungen zwischen Sexualität, Identität und den Möglichkeiten der Online-Kommunikation.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Untersuchung stützt sich sowohl auf theoretische Überlegungen zu Sexualität und Identität als auch auf empirische Beobachtungen aus Online-Chaträumen. Es wird eine qualitative Analyse der Kommunikation und der Selbstinszenierung der Nutzer durchgeführt.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Sexualität und Identität im digitalen Raum, die Rolle von Medien und Internet bei der Gestaltung von Identität, Geschlechterrollen und -darstellungen im Online-Chat, Nähe und Distanz in virtuellen Beziehungen sowie den Einfluss von Online-Kommunikation auf das Verständnis von Sexualität.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die theoretischen Grundlagen umfassen Definitionen von Sexualität, verschiedene Aspekte der Geschlechtsidentität (Kern-Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle, Geschlechtspartner-Orientierung) und den Einfluss der Gesellschaft auf die Ausprägung und den Ausdruck von Sexualität. Der Begriff der "neosexuellen Revolution" wird diskutiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert: Teil 1 (Theorie) behandelt die theoretischen Grundlagen zu Sexualität, Identität und Medien. Teil 2 (Empirische Untersuchungen) analysiert die Daten aus den Online-Chaträumen. Teil 3 (Schlussbetrachtungen) fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert deren Bedeutung.
Welche empirischen Daten werden untersucht?
Der empirische Teil konzentriert sich auf die Analyse von Online-Chaträumen. Es werden die Nutzer (Anzahl, Merkmale), die Chaträume selbst, die Kommunikation (Gender-Switching, Selbstbeschreibungen, sexuelle Skripts), und die Aspekte von Nähe und Distanz in virtuellen Beziehungen untersucht.
Welche zentralen Fragen werden gestellt und beantwortet?
Eine zentrale Frage ist, wie Sexualität im Chat funktioniert. Die Arbeit untersucht, ob und wie das Chatten Geschlechtsidentitäten verändern kann und ob der Chat als Gefahr oder Chance betrachtet werden sollte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Internet, Sexualität, Chat, Geschlechtsidentität, Online-Kommunikation, Medien, Identität, Selbstinszenierung, virtuelle Beziehungen, Nähe, Distanz, Gender-Switching, Netzbeziehungen.
Welche Kapitel gibt es und was ist deren Inhalt?
Die Arbeit enthält folgende Kapitel: Einleitung (Einführung in die Thematik), Sexualität und Identität (theoretische Grundlagen), Medien und Identität (Einfluss von Medien auf Identität), Im Chatroom (empirische Analyse des Chattens), Folgen des Chattens (Diskussion der Ergebnisse), Schlusswort (Zusammenfassung und Ausblick).
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, die sich mit den Themen Sexualität, Identität, Online-Kommunikation und Medien befassen. Sie ist auch für alle interessant, die sich für die Auswirkungen des Internets auf soziale Beziehungen und die menschliche Identität interessieren.
- Quote paper
- Christiane Pönitzsch (Author), 2002, Chatten im Netz - Sozialpsychologische Anmerkungen zum Verhältnis von Internet und Sexualität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14491