„Wir nennen den Vorgang, in welchem wir aus Zeichen, die von außen sinnlich gegeben sind, ein Inneres erkennen: Verstehen“ (Dilthey 1961, S.318).
Was hier umschrieben ist, ist ein Vorgang, den wir mehr oder weniger bewusst täglich vollziehen. Wir verstehen Gesten, Musik, Aufforderungen und Texte im Uni-Alltag. Wir bringen Verständnis auf und verlangen, verstanden zu werden. Der Vorgang des Verstehens ist so alltäglich, automatisch und selbstverständlich geworden, „daß wir zurück treten müssen, um ihn wahrzunehmen“ (Danner 1979, S. 32). Vor allem Situation, die man glaubt, nicht zu verstehen oder gar missversteht, machen bewusst, welche Dimensionen das Verstehen eigentlich aufweist. Fragen wir nach dem Weg und der Gefragte zeigt in eine andere Richtung als er sagt, dann irritiert das, wir verstehen das Gesagte nicht.
„Das Verstehen (ist) spekulativ, subjektiv, unexakt, willkürlich, empirisch nicht nachprüfbar. Trotz gewisser Regeln (sind) unterschiedliche Deutungen möglich“ (Gudjons 1997, S. 62), so die Kritik.
Wie kann man diesen Vorgang dann so zur Forschungsmethode umstrukturieren, dass er nützliche Erkenntnisse bringt? Genau dies wurde in der Hermeneutik realisiert und vor allem in der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik weiterentwickelt.
Die folgende Arbeit gliedert sich in zwei große Teile: Zuerst sollen Grundlagen und Grundbegriffe geklärt werden, die zum Erfassen des Ausmaßes und der Notwendigkeit des Verstehens für die Pädagogik wichtig sind. Auf der Basis dieser werden im zweiten Teil die Ideen und Positionen dreier Personen vorgestellt, die die Hermeneutik entscheidend weiterentwickelt und vorangebracht haben: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, weiterhin Wilhelm Dilthey, der Begründer der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik und Herman Nohl, der den Prozess des Verstehens in vier Schritte strukturierte. Aufgrund der Fülle der Informationen kann dies hier nur grob umrissen werden. Der hermeneutische Zirkel soll an dieser Stelle nicht noch einmal erläutert werden. Kritikpunkte an der Hermeneutik werden am Schluss der Arbeit angesprochen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hermeneutik - begriffliche Herkunft, Definition und Entwicklungeschichte
- Grundlagen und Grundbegriffe
- Was ist Verstehen?
- Der Unterschied zwischen Verstehen und Erklären
- Über die Notwendigkeit des Verstehens für die Pädagogik
- Drei Positionen zur Hermeneutik
- Die Hermeneutik Daniel Ernst Schleiermachers
- Die Hermeneutik Wilhelm Diltheys
- Die Hermeneutik Herman Nohls
- Kritik
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Hermeneutik der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Ziel ist es, die Grundlagen, Positionen und Kritik dieser Methode zu beleuchten und deren Bedeutung für pädagogisches Verstehen aufzuzeigen.
- Begriffliche Herkunft und Entwicklung der Hermeneutik
- Grundlagen und Grundbegriffe des Verstehens
- Wichtige Positionen zur Hermeneutik von Schleiermacher, Dilthey und Nohl
- Kritik an der Hermeneutik
- Bedeutung des Verstehens für die Pädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Hermeneutik und des Verstehens ein. Sie stellt die Allgegenwärtigkeit des Verstehens im Alltag heraus und zeigt die Problematik seiner wissenschaftlichen Anwendung auf.
Hermeneutik - begriffliche Herkunft, Definition und Entwicklungeschichte
Dieses Kapitel beleuchtet die begriffliche Herkunft der Hermeneutik, ihre Definition und Entwicklung über die Zeit. Es werden die verschiedenen Bedeutungen des Begriffs „Hermeneutik“ erläutert und die historische Verwendung in der Antike, im Mittelalter und der Neuzeit dargestellt.
Grundlagen und Grundbegriffe
Was ist Verstehen?
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Verstehens. Es werden verschiedene Ansätze und Definitionen des Begriffs erläutert, insbesondere die von Dilthey und Danner.
Der Unterschied zwischen Verstehen und Erklären
Dieses Kapitel behandelt den Unterschied zwischen Verstehen und Erklären und verdeutlicht die Bedeutung des Verstehens für die Pädagogik.
Über die Notwendigkeit des Verstehens für die Pädagogik
Dieses Kapitel beleuchtet die Notwendigkeit des Verstehens für die Pädagogik und zeigt auf, warum die Hermeneutik eine wichtige Methode für pädagogisches Handeln ist.
Drei Positionen zur Hermeneutik
Dieses Kapitel stellt die Ideen und Positionen dreier wichtiger Vertreter der Hermeneutik vor: Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Wilhelm Dilthey und Herman Nohl. Es werden ihre Ansätze zum Verstehen und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Hermeneutik dargestellt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind Hermeneutik, Verstehen, Geisteswissenschaftliche Pädagogik, Schleiermacher, Dilthey, Nohl, Interpretation, Sinn, Lebensäußerungen, und Zeichen. Diese Begriffe spielen eine wichtige Rolle im Verständnis der Hermeneutik als Methode für pädagogisches Verstehen und Handeln.
- Quote paper
- Claudia Gaylor (Author), 2009, Die Hermeneutik der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144917