Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, einen Teil von Goethes Erzählstrategie zu dekonstruieren, um diese als mögliche Gründe für die Vielzahl an Deutungen von Märchen herauszustellen. Dabei wird der Text sowohl im Kontext der Unterhaltungen als auch alleinstehend für sich betrachtet sowie lediglich exemplarische Textstellen herangezogen, weshalb kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben und von einer grundsätzlichen Erweiterbarkeit ausgegangen werden kann.
Der Frage nach dem Wahrheitsgehalt einer Geschichte umtreibt nicht nur Zuschauer der Fernsehserie „X-Faktor – Das Unfassbare“, in welcher diverse wundersame Geschehnisse präsentiert werden, deren Wahrheitsgehalt bei der Rezeption zu klären sind. Auch Johann Wolfgang von Goethes Märchen als Teil des Novellenzyklus Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795) erzeugte insbesondere beim zeitgenössischen Publikum das Bedürfnis, die wundersamen Geschehnisse der Erzählung auf vielfältige Art zu deuten. Anders als bei X-Faktor und im Vergleich zu den übrigen 6 Erzählungen der Unterhaltungen wird dabei jedoch keineswegs deren Wahrheitsgehalt infrage gestellt. Im Zentrum der Deutungen steht vielmehr die Frage nach potentiellen Verbindungen zwischen dem fiktiven Märchen und der nicht-fiktiven Welt, d.h. der Symbolik von Figuren & Handlung. Beck beschreibt das Märchen als „poetisches Rätsel“ oder gar „von Goethe veranstaltete[s] Ratespiel“ und macht damit deutlich, dass dieser womöglich eine Erzählstrategie verfolgte und dem Text somit Merkmale verlieh, die Rezipienten zur Lösung dieses Rätsels‘ anregen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Unterhaltung durch und über die Erzählungen
- 2.1 Diskurs in der Rahmenhandlung
- 2.2 Fehlender Diskurs zur Deutung des Märchens
- 3. Rätselhaftigkeit
- 3.1 Ziel- und Motivlosigkeit
- 3.2 Verrätselte Figurenrede
- 4. Zusammenfassendes Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht zwei Merkmale in Goethes Märchen aus den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“: die Einbettung in einen Rahmenhandlungsdiskurs und die Rätselhaftigkeit des Textes. Ziel ist es, diese Merkmale als Gründe für die Vielzahl an Deutungen des Märchens herauszustellen. Die Analyse betrachtet den Text sowohl im Kontext des gesamten Novellenzyklus als auch isoliert.
- Der Einfluss der Rahmenhandlung auf die Interpretation des Märchens.
- Die Rolle der Rätselhaftigkeit und Mehrdeutigkeit in Goethes Märchen.
- Der Zusammenhang zwischen Textmerkmalen und der Vielfalt an Deutungsmöglichkeiten.
- Die Rezeption des Märchens im Kontext der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“.
- Goethes Erzählstrategie und deren Wirkung auf das Publikum.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den Gründen für die Vielzahl an Deutungen von Goethes Märchen in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ vor. Sie verortet die Arbeit im Kontext der Rezeptionsgeschichte und hebt die Besonderheit des Märchens im Vergleich zu den anderen Erzählungen des Zyklus hervor. Die Arbeit fokussiert sich auf zwei Textmerkmale als mögliche Erklärungen für die vielfältigen Interpretationen und kündigt den methodischen Ansatz an.
2. Unterhaltung durch und über die Erzählungen: Dieses Kapitel analysiert den Diskurs in der Rahmenhandlung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“. Es zeigt, wie die Figuren der Rahmenhandlung die Erzählungen rezipieren, diskutieren und deuten. Der Begriff „Unterhaltung“ wird dabei doppeldeutig verstanden: als Beschäftigung mit dem Text und als Gespräch über den Text. Das Kapitel betont die kontextuelle Einbettung der Erzählungen und deren Einfluss auf die Interpretation.
Schlüsselwörter
Goethe, Märchen, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Rahmenhandlung, Diskurs, Deutung, Rätselhaftigkeit, Mehrdeutigkeit, Erzählstrategie, Rezeption.
Goethes Märchen in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“: Häufig gestellte Fragen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht zwei Merkmale in Goethes Märchen aus den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“: die Einbettung in einen Rahmenhandlungsdiskurs und die Rätselhaftigkeit des Textes. Ziel ist es, diese Merkmale als Gründe für die Vielzahl an Deutungen des Märchens herauszustellen. Die Analyse betrachtet den Text sowohl im Kontext des gesamten Novellenzyklus als auch isoliert.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Einfluss der Rahmenhandlung auf die Interpretation des Märchens, die Rolle der Rätselhaftigkeit und Mehrdeutigkeit, den Zusammenhang zwischen Textmerkmalen und Deutungsmöglichkeiten, die Rezeption im Kontext der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ und Goethes Erzählstrategie und deren Wirkung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zur Unterhaltung durch und über die Erzählungen (inkl. Diskursanalyse der Rahmenhandlung und fehlenden Diskurses zur Deutung), ein Kapitel zur Rätselhaftigkeit (inkl. Ziel- und Motivlosigkeit und verrätselter Figurenrede) und ein zusammenfassendes Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Was wird im Kapitel „Unterhaltung durch und über die Erzählungen“ untersucht?
Dieses Kapitel analysiert den Diskurs in der Rahmenhandlung der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, zeigt wie Figuren die Erzählungen rezipieren, diskutieren und deuten und betont die kontextuelle Einbettung der Erzählungen und deren Einfluss auf die Interpretation. Der Begriff „Unterhaltung“ wird dabei doppeldeutig verstanden: als Beschäftigung mit dem Text und als Gespräch über den Text.
Was ist der Fokus des Kapitels zur „Rätselhaftigkeit“?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Ziel- und Motivlosigkeit im Märchen sowie der verrätselten Figurenrede als Quellen der Mehrdeutigkeit und trägt zur Erklärung der Vielzahl an möglichen Deutungen bei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Goethe, Märchen, Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, Rahmenhandlung, Diskurs, Deutung, Rätselhaftigkeit, Mehrdeutigkeit, Erzählstrategie, Rezeption.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Warum gibt es so viele verschiedene Deutungen von Goethes Märchen in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“? Die Arbeit untersucht die Rahmenhandlung und die Rätselhaftigkeit des Textes als mögliche Antworten.
Wie wird die Methode der Analyse beschrieben?
Die Arbeit beschreibt ihren methodischen Ansatz in der Einleitung. Die Analyse kombiniert textinterne und textexterne Perspektiven, indem sie sowohl den Text isoliert als auch im Kontext der "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" betrachtet.
- Quote paper
- Eva Renz (Author), 2023, Goethes Erzählstrategie in seinen Märchen. Untersuchung und mögliche Gründe für die Vielzahl an Deutungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1448990