Der 18. Mai 1944 ist als schwarzer Tag in die Geschichte der Krimtataren eingegangen. An diesem Tag mussten ihre Siedlungen auf der Krim überfallartig geräumt werden und es erfolgte ihre Deportation in den weiten Osten der Sowjetunion. Der Grund für ihre Deportation wurde von der sowjetischen Regierung in einer angeblichen Massenkollaboration gesehen. Auf dem Weg nach Usbekistan kam fast die Hälfte der deportierten Krimtataren um das Leben. Auch nach der erfolgten Deportation waren die Krimtataren noch gezwungen, in bewachten Lagern zu hausen und erst mit dem einsetzendem Tauwetter nach Stalins Tod verbesserte sich ihre Lage spürbar. Jedoch war auch jetzt eine Rückkehr auf die Krim nur sehr schwer zu realisieren. Erst mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kann von einer spürbar erleichterten Rückreisemöglichkeit der Krimtataren gesprochen werden.
Diese Arbeit wird sich mit dem Grund der Deportation auseinandersetzen, dem Vorwurf der Massenkollaboration. Demzufolge wird das Verhalten der Krimtataren während der deutschen Besatzungsherrschaft des Zweiten Weltkrieges näher beleuchtet werden. Es wird der Frage nach einer generellen Kollaboration nachgegangen werden, weiterhin soll soweit als möglich ihr Ausmaß dargestellt werden.
Bewerkstelligt werden soll dies durch eine chronologische Analyse des krimtatarischen Verhaltens gegenüber der Besatzungsmacht. Sowohl die mentale Grundeinstellung der Krimtataren gegenüber der sowjetischen Regierung und den deutschen Besatzern als auch das tatsächliche Verhalten während der Besatzungsherrschaft sollen als Anhalt dienen. Grundlagenwerke für diese Arbeit stellen zum einen die Monographie von Norbert Kunz dar, welche sich mit den allgemein deutschen Aspekten der Besatzungsherrschaft auf der Krim befasst. Ein Standardwerk, das sich hauptsächlich mit den Krimtataren beschäftigt wurde von Brian G. Williams verfasst. Quellenliteratur der Krimtataren über die Besatzungszeit ist nur rudimentär vorhanden, bei dieser Betrachtung wurde das Werk von Edige Kirimal verwendet. Diese Arbeit soll sich hauptsächlich mit der krimtatarischen Sicht der Verhältnisse beschäftigen, insofern wird auf deutsche Literatur zur Thematik weitgehend verzichtet werden. Des Weiteren wurde auf Literatur von Gerhard Simon und Alan Fisher zurückgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Stellung der Krimtataren unter sowjetischer Herrschaft
- 3. Die deutsche Besatzungsherrschaft
- 3.1 Deutsche als Befreier?
- 3.2 Die Konsolidierung der Herrschaft auf der Krim
- 3.3 Der Einsatz in militärischen Verbänden
- 3.4 Die andere Seite der Krimtataren
- 3.5 Das Ende der Besatzungsherrschaft
- 4. Das vorläufige Ende der krimtatarischen Besiedelung
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Deportation der Krimtataren im Mai 1944 und den Vorwurf der Massenkollaboration während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Die Arbeit analysiert das Verhalten der Krimtataren gegenüber sowohl der sowjetischen als auch der deutschen Herrschaft und hinterfragt die Gründe für die Deportation.
- Das Verhalten der Krimtataren unter sowjetischer Herrschaft vor der deutschen Besatzung.
- Die anfängliche Wahrnehmung der Deutschen als Befreier und die damit verbundenen Erwartungen.
- Das Ausmaß und die Art der Kollaboration mit den deutschen Besatzern.
- Die unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen innerhalb der krimtatarischen Bevölkerung.
- Die Folgen der Deportation für die Krimtataren.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Deportation der Krimtataren im Mai 1944 ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Ausmaß der Massenkollaboration in den Mittelpunkt. Sie skizziert den Forschungsstand und die verwendeten Quellen, wobei die besondere Herausforderung des Zugangs zu sowjetischen/russischen Quellen hervorgehoben wird. Die Arbeit fokussiert die krimtatarische Perspektive und kündigt eine chronologische Analyse des Verhaltens der Krimtataren während der deutschen Besatzung an.
2. Die Stellung der Krimtataren unter sowjetischer Herrschaft: Dieses Kapitel beschreibt die Situation der Krimtataren unter sowjetischer Herrschaft von 1921 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Es hebt die anfänglich liberale Politik gegenüber den Krimtataren hervor, die jedoch mit Stalins Säuberungen in den 1930er Jahren endete. Zwangskollektivierungen, Eigentumsverluste, willkürliche Deportationen und die Ermordung eines Großteils der tatarischen Oberschicht führten zu einer negativen Grundeinstellung gegenüber der sowjetischen Regierung und prägten maßgeblich die spätere Reaktion auf die deutsche Besatzung. Das Kapitel betont, dass die Krimtataren nach den Repressionen der dreißiger Jahre der sowjetischen Herrschaft wenig Vertrauen entgegenbrachten.
3. Die deutsche Besatzungsherrschaft: Dieses Kapitel behandelt die deutsche Besatzungszeit auf der Krim von Oktober 1941 bis Mai 1944. Es analysiert die unterschiedliche Intensität der deutschen Herrschaft und das damit verbundene wechselnde Ausmaß der Kollaboration der Krimtataren. Die Unterkapitel beleuchten verschiedene Aspekte: die anfängliche Wahrnehmung der Deutschen als Befreier aufgrund der vorherigen Repressionen unter sowjetischer Herrschaft; die Konsolidierung der deutschen Macht; den Einsatz krimtatarischer Soldaten in militärischen Verbänden; sowie die kritische Auseinandersetzung mit dem Vorwurf der Massenkollaboration, indem auch die krimtatarischen Perspektiven und Erfahrungen mit einbezogen werden.
4. Das vorläufige Ende der krimtatarischen Besiedelung: Dieses Kapitel behandelt die Deportation der Krimtataren im Mai 1944 und die unmittelbaren Folgen dieser gewaltsamen Vertreibung. Es beschreibt die Umstände der Deportation, die hohen Verlustraten während des Transports und die anschließende Unterbringung in Lagern im Osten der Sowjetunion. Die Darstellung konzentriert sich auf die dramatischen Folgen der Deportation und die schwierigen Lebensbedingungen der Deportierten.
Schlüsselwörter
Krimtataren, deutsche Besatzung, Zweiter Weltkrieg, Deportation, Massenkollaboration, sowjetische Herrschaft, Repressionen, Kollaboration, Befreier, nationale Identität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Die Krimtataren unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Deportation der Krimtataren im Mai 1944 und den Vorwurf der Massenkollaboration während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Sie analysiert das Verhalten der Krimtataren gegenüber der sowjetischen und der deutschen Herrschaft und die Gründe für die Deportation aus krimtatarischer Perspektive.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Situation der Krimtataren unter sowjetischer Herrschaft vor der deutschen Besatzung, die anfängliche Wahrnehmung der Deutschen als Befreier, das Ausmaß und die Art der Kollaboration mit den Deutschen, unterschiedliche Perspektiven innerhalb der krimtatarischen Bevölkerung und die Folgen der Deportation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln: Kapitel 1 (Einleitung) führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage. Kapitel 2 beschreibt die Lage der Krimtataren unter sowjetischer Herrschaft. Kapitel 3 analysiert die deutsche Besatzungszeit, die unterschiedliche Intensität der deutschen Herrschaft und das Ausmaß der Kollaboration. Kapitel 4 behandelt die Deportation im Mai 1944 und ihre Folgen. Kapitel 5 (Schlussbetrachtung) fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die sowjetische Herrschaft vor der deutschen Besatzung dargestellt?
Die Arbeit beschreibt die anfänglich liberale Politik der Sowjets gegenüber den Krimtataren, die mit Stalins Säuberungen in den 1930er Jahren endete. Zwangskollektivierungen, Enteignungen, willkürliche Deportationen und Morde an der tatarischen Oberschicht führten zu Misstrauen gegenüber der sowjetischen Regierung und beeinflussten die Reaktion auf die deutsche Besatzung.
Wie wird die deutsche Besatzung und die Kollaboration der Krimtataren dargestellt?
Das Kapitel zur deutschen Besatzung analysiert die unterschiedliche Intensität der deutschen Herrschaft und das damit verbundene wechselnde Ausmaß der Kollaboration. Es beleuchtet die anfängliche Wahrnehmung der Deutschen als Befreier, die Konsolidierung der deutschen Macht, den Einsatz krimtatarischer Soldaten und die kritische Auseinandersetzung mit dem Vorwurf der Massenkollaboration unter Einbeziehung krimtatarischer Perspektiven.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit betont die besondere Herausforderung des Zugangs zu sowjetischen/russischen Quellen und fokussiert die krimtatarische Perspektive. Die genauen Quellen werden in der Einleitung spezifiziert.
Was sind die zentralen Schlussfolgerungen der Arbeit?
Die zentralen Schlussfolgerungen werden in der Schlussbetrachtung zusammengefasst. Die Arbeit zielt darauf ab, ein differenziertes Bild des Verhaltens der Krimtataren während der deutschen Besatzung zu zeichnen und den Vorwurf der Massenkollaboration kritisch zu hinterfragen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Krimtataren, deutsche Besatzung, Zweiter Weltkrieg, Deportation, Massenkollaboration, sowjetische Herrschaft, Repressionen, Kollaboration, Befreier, nationale Identität.
- Quote paper
- Michael Gamperl (Author), 2008, Das Verhalten der Krimtataren unter der deutschen Besatzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144880