Das Corpus der Briefe von Plinius dem Jüngeren (geb. 61 o. 62 n.Chr., gest. zwischen 112 u.115 n. Chr.) besteht aus 248 Briefen in neun Büchern und ist an 105 Adressaten gerichtet. Das zehnte Buch, das aus 121 Büchern besteht, kann gesondert betrachtet werden, da es sich um eine reine Korrespondenz mit dem Kaiser Trajan handelt. Plinius legte in seinen Briefen keinen Wert auf chronologische Reihenfolge. Tatsächlich scheinen seine Briefe nicht chronologisch angeordnet zu sein: Brief 2,1 wurde unmittelbar nach der Bestattung des Verginius Rufus verfasst und stammt aus dem Jahr 97, die Schlussverhandlung im Prozess gegen Marius in Brief 2,11-12 fand unter Trajans 3. Konsulat im Jahre 100 statt, aber die Niederschrift unter Nerva in 2,13 kann spätestens 98 verfasst worden sein, da Nerva bis zu der Zeit Kaiser war. Das ist ein schlüssiger Beweis für das Nicht-Einhalten der chronologischen Reihenfolge. Die Grundanforderungen an den Stil eines Briefes sind allgemein Klarheit (σαφήνεια) und angemessene Kürze; außerdem sollte er dem Umgangston gebildeter Personen nahestehen. Dabei sind Metaphern zu vermeiden, wobei Anekdoten und Sprichwörter als „Schmuck“ verwendet werden konnten. Die Briefliteratur gab es bereits vor Plinius: Cicero und Seneca haben vorher Briefe verfasst. Der Unterschied zu Plinius besteht jedoch darin, dass Lucilius, die Person, an die sich Seneca in seinen Briefen gerichtet hat, vermutlich rein fiktiv ist (Plinius hingegen hat an real existierende Personen geschrieben) und man kann sagen, dass Senecas Briefe moralisch belehren wollen (προτρεπτικός). Bei Plinius unterscheiden sich die Briefe von dieser Essay-Form und jeder Brief konzentriert sich normalerweise auf ein einzelnes Thema. Plinius will in seinen Briefen möglichst objektiv sein, er möchte epistulae curatius, curiosius, diligentius scriptae.
Die Briefe von Cicero waren- im Gegensatz zu den Briefen des Plinius- nicht für die Veröffentlichung bestimmt.
Der Brief wird also dadurch zur Literatur, dass er um seines Verfassers Willen veröffentlicht wird. Der Grund für die Veröffentlichung seiner Briefe lag sicherlich auch daran, dass Plinius viel Wert auf seinen eigenen Ruhm legte, da dieser der Weg zum Ziel der immortalitas war. Diese immortalitas konnte man am besten durch facta et scripta erreichen.
Schon in der Antike wurden Briefe als Spiegel der Seele gesehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Brief 3,16
- Der Briefkontext
- Aufbau des Briefes
- Das Portrait der Arria
- Brief 4,19
- Der Briefkontext
- Aufbau des Briefes
- Das Portrait von Calpurnia
- Brief 7,24
- Der Briefkontext
- Aufbau des Briefes
- Das Portrait der Ummidia Quadratilla
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Frauenportraits in den Briefen 3,16, 4,19 und 7,24 von Plinius dem Jüngeren, indem sie den inhaltlichen und sprachlichen Aufbau der Briefe untersucht. Ziel ist es, Plinius' Darstellung der Frauen zu verstehen und seine Wertvorstellungen aufzuzeigen, die sich durch die Portraitierung offenbaren. Die Analyse berücksichtigt den Briefkontext, den Aufbau und die stilistischen Mittel.
- Analyse der Frauenportraits in ausgewählten Briefen von Plinius dem Jüngeren.
- Untersuchung des inhaltlichen Aufbaus der Briefe.
- Erforschung der sprachlichen Stilmittel und deren Wirkung.
- Interpretation von Plinius' Wertvorstellungen anhand der Charakterisierung der Frauen.
- Vergleich der drei Briefe und Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt das Corpus der Briefe von Plinius dem Jüngeren, seine Struktur und die fehlende chronologische Ordnung. Sie erläutert die allgemeinen Anforderungen an den Stil von Briefen in der Antike und vergleicht Plinius' Briefe mit denen von Cicero und Seneca, wobei insbesondere die Intention der Veröffentlichung und der damit verbundene Aspekt der Selbstdarstellung hervorgehoben werden. Die Arbeit fokussiert sich auf die Analyse der Frauenportraits in den ausgewählten Briefen, wobei der Einfluss der beabsichtigten Veröffentlichung auf den Inhalt betont wird. Die Methode der Analyse – Kontextualisierung, strukturelle und stilistische Untersuchung – wird ebenfalls vorgestellt.
Brief 3,16: Dieser Brief, an Nepos adressiert, schildert das Leben und den Tod von Arria. Der Anlass ist ein Gespräch mit Fannia, Arrias Enkelin, die ihre Großmutter rühmt. Plinius präsentiert Arria als eine Frau von außergewöhnlicher Selbstbeherrschung, Standhaftigkeit und Tapferkeit, die ihren eigenen Tod aus Eigeninitiative wählte. Der Brief analysiert Arrias Charakter, unterstreicht ihre moralische Stärke und die bewundernswerten Aspekte ihres Verhaltens angesichts von Tod und Leid. Der lange Brief, vermutlich zwischen 100 und 103 n. Chr. verfasst, vermittelt ein Bild von Arria als ideale römische Frau, die traditionelle Werte verkörpert.
Schlüsselwörter
Plinius der Jüngere, Briefliteratur, Frauenportraits, Arria, Calpurnia, Ummidia Quadratilla, Briefanalyse, Stilistik, Wertvorstellungen, römische Gesellschaft, Selbstdarstellung, Antike.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Frauenportraits in ausgewählten Briefen von Plinius dem Jüngeren
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Frauen in drei ausgewählten Briefen (3,16; 4,19; 7,24) von Plinius dem Jüngeren. Der Fokus liegt auf der Untersuchung des inhaltlichen und sprachlichen Aufbaus der Briefe, um Plinius' Sichtweise auf Frauen und seine Wertvorstellungen zu verstehen.
Welche Briefe werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Briefe 3,16 (über Arria), 4,19 (über Calpurnia) und 7,24 (über Ummidia Quadratilla).
Welche Aspekte der Briefe werden untersucht?
Die Analyse berücksichtigt den Briefkontext, den Aufbau der Briefe, die verwendeten sprachlichen Stilmittel und deren Wirkung. Ziel ist es, die Charakterisierung der Frauen zu interpretieren und Plinius' Wertvorstellungen herauszuarbeiten.
Welche Methode wird angewendet?
Die Analyse beinhaltet eine Kontextualisierung der Briefe, eine strukturelle und stilistische Untersuchung sowie einen Vergleich der drei Briefe, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten.
Welche Frauen werden porträtiert?
Die Arbeit analysiert die Portraits von Arria (Brief 3,16), Calpurnia (Brief 4,19) und Ummidia Quadratilla (Brief 7,24).
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit möchte Plinius' Darstellung von Frauen verstehen und seine Wertvorstellungen aufzeigen, die sich in der Portraitierung der Frauen offenbaren. Sie untersucht, wie Plinius diese Frauen charakterisiert und welche Botschaften er damit vermitteln möchte.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, die Kapitel zu den einzelnen Briefen (mit Unterkapiteln zu Kontext, Aufbau und Portrait), eine Zusammenfassung und ein Kapitel mit Schlüsselbegriffen. Die Einleitung beschreibt den Kontext der Briefe von Plinius dem Jüngeren, die Methode der Analyse und die Relevanz der beabsichtigten Veröffentlichung der Briefe.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Plinius der Jüngere, Briefliteratur, Frauenportraits, Arria, Calpurnia, Ummidia Quadratilla, Briefanalyse, Stilistik, Wertvorstellungen, römische Gesellschaft, Selbstdarstellung, Antike.
Wie wird der Brief 3,16 analysiert?
Der Brief 3,16 schildert das Leben und den Tod von Arria. Die Analyse konzentriert sich auf Arrias Charakter, ihre Selbstbeherrschung, Standhaftigkeit und Tapferkeit, sowie auf die Darstellung von Arria als ideale römische Frau.
Was ist der Inhalt der Zusammenfassung?
Die Zusammenfassung fasst die Ergebnisse der Analyse der drei Briefe zusammen und bietet einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse bezüglich Plinius' Darstellung von Frauen und seinen Wertvorstellungen.
- Quote paper
- Sarah Marcus (Author), 2009, Frauenportraits bei Plinius dem Jüngeren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144386