Die fünf Hauptanliegen der Museumskunde und somit auch die fünf Kernkompetenzen der Museen in Deutschland sind laut Deutschem Museumsbund Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermit-teln. Um diese Ziele zu erreichen sind erhebliche Mengen von Geld erforderlich. In Deutschland ist allgemein anerkannt, dass zu den Aufgaben des Staates auch die Förderung der Kultur gehört. Inzwischen haben öffentliche Träger bei zunehmend defizitären Haushalten allerdings Probleme, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Museen sind immer stärker gefordert, einen Teil ihrer Aufwendungen selbst zu erwirtschaften, sei es über einen höheren Selbstfinanzierungsgrad oder durch die Steigerung der Einnahmen aus Fremdquellen. Das Problem dabei nur durch höhere Einnahmen und geringere Kosten lösen zu wollen, scheint nicht ausreichend. An der Ursache, den Finanzierungskonzepten, muss gearbeitet werden. 2007 betrug die finanzielle Zuwendung der öffentlichen Hand laut statistischem Bundesamt 1.548.177.000 € für Museen, Sammlungen und Ausstellungen, 8,1 Milliarden Euro waren es insgesamt für Kultur. Doch das reicht nicht aus. Bund, Länder und Kommunen wissen das längst. Die Einbeziehung privater Kulturfinanzierung ist erwünscht! An alternativen Finanzierungsmöglichkeiten mangelt es allerdings. Die Zeichen der Zeit sind eindeutig. Diese Bachelorarbeit wird sich mit einem Versuch der Alternativlösung beschäftigen. In den Medien viel diskutiert, von Museumsleuten scharf kritisiert, das Carte Blanche Projekt der Galerie für Zeitgenössischen Kunst in Leipzig.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
3. Finanzierung von Museen
3.1. Kurze Historie der Förderung
3.2. Rahmenbedingungen
3.3. Finanzierungsformen - Einnahmemöglichkeiten
3.4. Das Finanzierungsinstrument Sponsoring.
3.5. Finanziers
3.6. Interaktionseffekte.
3.7. Ressourcen- Perspektive
4. Galerie für Zeitgenössische Kunst
5. Ansatz Carte Blanche
5.1. Das Profil von Carte Blanche
5.2. Einordnung und Abgrenzung.
5.3. Zahlen und Fakten.
5.4. Gesellschaftskritik
5.5. Carte Blanche diskursiv.
6. Vorteile.
7. Nachteile
8. Chancen und Grenzen.
9. Fazit
10. Anhang.
10.1. Literaturverzeichnis.
10.2. Quellenverzeichnis
10.3. Abbildungsverzeichnis
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Die Arbeit mit Sponsoren und die Beschaffung von Geld ist ein sensibles Feld. Jeder scheint Berührungsängste mit dem Thema Geld und Museum zu haben. Ein Museum braucht aber viel Geld, um arbeiten zu können. Ein souveräner und offener Umgang mit diesem, scheinbar tabuisierten Thema ist weit ent- fernt. In der Literatur gibt es mittlerweile zwar gut Auskunft über Modelle die Geld sparen und mehr Besucher anziehen, aber in der Praxis herrscht nach wie vor Verunsicherung. Zielsetzung dieser Arbeit ist es, ein Modell vorzustel- len, dass sich unabhängig machen will von Vorurteilen und knappen öffentli- chen Geldern, um nur eines zu tun, Ausstellungen zu präsentieren. Die Fra- gestellung ist, wie das geschieht, mit welchen Vor- und Nachteilen zu rechnen ist und ob es eine Zukunft hat? Eine Einführung in das Thema Finanzierung von Museen als theoretische Grundlage wird gegeben um Carte Blanche in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können. Das Profil von Carte Blanche, Chancen und Grenzen werden hergeleitet und diskutiert. Verwendet werden neben der bekannten Forschungsliteratur als Grundlage auch Statisti- ken, Kartenmaterial und ein Interview mit der Museumsleitung. Anlass für die- ses Thema war zum einen die harsche Kritik in der Presse, die mich aufmerk- sam machte, zum anderen mein Praxissemester in dem Museum selbst. Die- se Zeit gab mir die Möglichkeit einer intensiven Auseinandersetzung und gründlichen Recherche. Meine persönliche Stellung zum Thema ist sachlich und pragmatisch orientiert. Sollten keine neuen Wege bei der Finanzierung von Museen entwickelt, erforscht, erprobt und gegangen werden, sehe ich meinen künftigen Beruf in Gefahr. Zu den fünf Kernkompetenzen des Mu- seums sollte eine sechste zugefügt werden, die Finanzierung, denn ohne si- chere, langhaltige und nachhaltige Finanzierung ist auch keine Museumsar- beit möglich! Die GfZK führt ein Forschungsprojekt durch mit dem Ziel, für alle Museen einen Mehrwert an Erfahrung und Möglichkeiten zu schaffen. Sollte es diese Arbeit schaffen neue Blickwinkel und Perspektiven auf dieses Thema zu generieren, hat sie ihren Anspruch erfüllt, denn noch immer machen öffent- liche Gelder den Großteil der Finanzierung aus, obwohl sie nicht mehr ausrei- chend zur Verfügung stehen.
Hätte ich diese Arbeit ein Jahr später geschrieben, wäre es möglich gewesen, die 11 Teilnehmer schriftlich zu befragen, was eine große Bereicherung für diese Arbeit und die Fachliteratur gewesen wäre. Da das Projekt Carte Blan- che derzeit noch nicht abgeschlossen ist, war eine Befragung leider nicht möglich. Da es ein heikles, aktuelles Thema ist, bei dem es viel Verunsicherung und verschwiegene Zurückhaltung gibt, wäre es zukünftig ein Ansatz, der es wert wäre, weiter untersucht zu werden.
2. Begriffsklärung
Die folgenden Begriffe, sind Schlüsselbegriffe dieser Arbeit und sollen vorweg eindeutig definiert werden, um Missverständnissen vorzubeugen.
Ökonomisches Prinzip: „Stammt vom allgemeinen Rationalprinzip der Be- triebswirtschaftslehre gegebene Ziele durch minimale Einsätze oder gegebene Einsätze zur Maximierung der Ziele einzusetzen bzw. zu kombinieren. In Zu- kunft sind soziale Verantwortung oder ökologischer Nutzen als ergänzende Prinzipien denkbar.“1
Föderalismus: Organisationsprinzip Staat, bei dem die einzelnen Glieder über Eigenständigkeit verfügen, aber zu einer übergreifenden Gesamtheit zusammengeschlossen sind.2
Soziokultur: „Summe aus allen kulturellen, sozialen und politischen Interessen und Bedürfnissen einer Gesellschaft. Soziokulturell bezeichnet den engen Zusammenhang zwischen sozialen und kulturellen Aspekten gesellschaftlicher Gruppen und ihren Wertesystemen.“3
Meritorisches System: Der Teil der Marktwirtschaft, bei dem die Gegenleistung kleiner ist als die markadäquate Gegenleistung.4
Philanthropisches System: Der Dritte Sektor der Markwirtschaft beruht auf Philanthropie bedeutet Menschenliebe, Menschenfreundlichkeit. Philanthropie bezeichnet eine Grundhaltung und Einstellung, die grundsätzlich an das Gute im Menschen glaubt. Somit steht einer Leistung keine marktadäquate Gegen- leistung gegenüber.5
Public Value: „The equivalent of shareholder value in public management. Public value can be instituted as an organising principle in a public sector or- ganisation, providing a focus in the context of which individual employees are free to pursue and propose new ideas about how to improve the working of the organisation, in terms of efficiency or services. Public organisations seeking to use public value as a principle need to create a corporate culture in which the pursuit of public value by employees is rewarded just as pursuing shareholder value is rewarded in private corporations.“6
Reporting: „Berichtswesen, Sinn und Zweck ist es, die steuerungsrelevanten Informationen aus der Kosten- und Leistungsrechnung zu generieren, für den jeweiligen Nutzer aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen. Summe aller Aufbereitungen von Informationen, um sie im Rahmen der Wirtschaftlichkeits- betrachtung und einer zielorientierten Entscheidungsaufbereitung auszuge- ben.“7
Umwegrentabilität (Bilbao- Effekt): Umwegrentabilität sind wirtschaftliche Fol- gen, die von Menschen ausgelöst werden, die zu einer Veranstaltung kom- men. Gastronomie und Tourismus werden gefördert.8 Der Begriff Bilbao-Effekt bezeichnet die gezielte Aufwertung von Orten durch spektakuläre Bauten von Star-Architekten.
Teuerungsrate: Die Teuerungsrate summiert sich aus Teilen der Volkswirtschaft, die real gestiegen sind. Umsatzsteuer seit Januar 2007 19%, Energiekosten bis zu 20%9 gestiegen, Sozialabgaben 33%10.
3. Finanzierung von Museen
Jede ökonomische Betrachtung von Museen wird zwangsläufig auf das Span- nungsfeld von Kunst und Ökonomie stoßen.11 Die Diskussionen sind meist moralisch aufgeladen und beziehen ethische Aspekte mit ein. Die Verbindung von Geld und Kunst galt denn auch schon in der Antike als unfein.12 Dabei ist die Finanzierung von Kunst und Kultur ein edles Anliegen. Ein Vorwurf der Kritiker ist die Kommerzialisierung der Kunst, die somit ihre Autonomie und ihre Freiheit verliert. Private Finanzierung wird sehr skeptisch betrachtet und weithin als Bedrohung empfunden.13 Museen müssen sich aber in diesem Spannungsfeld bewegen, denn sie unterliegen dem ökonomischen Prinzip wirtschaftlicher Mittelverwendung. Sie versuchen dabei aber immer nur ihre Aufgaben zu erfüllen und kulturelle Ziele zu erreichen. Es geht um ein Mana- gement und eine Finanzierung für die Kunst und für die Museen.
3.1. Kurze Historie der Förderung
Im Mittelalter und weit in die Neuzeit hinein stellt sich die Kunst in erster Linie als Auftragskunst dar, welche sich somit nur dort entfalten kann, wo Mäzene oder Auftraggeber in Erscheinung treten.14 Grundherren und die Kirche sind zunächst die einzigen Auftraggeber der Künstler, im Spätmittelalter und der Renaissance kommen aufsteigende Kaufleute und Bankiers hinzu.15 Die Motive lagen nach Le Goff16 in der Darstellung des Reichtums, in der Il- lustration des sozialen Ranges und wirtschaftlichen Erfolges und der Beeinf- lussung des Volkes. Mit den Medici erreichte das Mäzenatentum im 15. Jh. seinen Höhepunkt.17 Sie alle waren Mäzene im Sinne von Auftraggebern. Später war Kultur hauptsächlich Privatangelegenheit des Adels und des Bür- gertums. „Das Mäzenatentum wird quasi privatisiert, denn an die Stelle ehe- mals mäzenatisch tätiger Herrscher treten nun finanzkräftige Privatleute. Das aufstrebende Bürgertum und die damit einhergehende Vergrößerung der kul- turellen Schicht begünstigt diese Entwicklung.“18 Erst im 18. und 19.Jh. voll- zieht sich ein Wandel, der Staat übernimmt vermehrt die Aufgabe der Kunst- förderung. In der Weimarer Republik setzt sich eine öffentlich geförderte Gründungswelle fort, woraus sich heute die hohe Anzahl kommunaler Kultur- einrichtungen erklärt.19
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an die Tradition der kommunalen Finan- zierung angeknüpft. Bedingt durch die Erfahrungen aus dem Dritten Reich wurde großen Wert auf die Sicherung einer föderalistischen Struktur gelegt. Durch den Wirtschaftsaufschwung, von dem die Kommunen über die Gewer- besteuer profitierten, konnten sie den Wiederaufbau der Kultur gewährleisten. In den siebziger Jahren wurde die Aufgabe als „Hüter und Pfleger deutscher Kultur“20 von der Aufgabe der gestaltenden Kulturpolitik abgelöst, die neben der Förderung traditioneller Kunstformen nun auch die Soziokultur und das gesamte Feld der Alltagaktivitäten mit einschloss. Diese Umwandlung mit dem Ziel einer Demokratisierung der Kunst wurde als „Neue Kulturpolitik“ bezeich- net.21 Es entstand ein fast ausschließlich durch Landeszuschüsse und Kom- munen geförderter Kulturbetrieb ohne jegliche privatwirtschaftliche Verantwor- tung. Diese öffentliche Kulturverantwortung ist heute im Bewusstsein der Be- völkerung und der Politik verankert.22 Durch die öffentliche Förderung sollte sich Kultur und Kunst frei ökonomischen Drucks entfalten können. Für Mu- seen bestand also gar kein Interesse an der Ansprache eines großen Publi- kums. Ein hoher Erlös aus dem Kartenverkauf wirkte sich ganz im Gegenteil negativ auf die öffentliche Unterstützung aus.23 „Ende der achtziger Jahre schaffte „Kultur als Wirtschaftsfaktor“ neue Legitimationen, ohne zu neuen Finanzierungsquellen zu führen. Stattdessen kam es in den neunziger Jahren durch die wirtschaftliche Rezession, durch die versäumten Anpassungen des Sozialsystems sowie durch die Kosten der Deutschen Einheit zu massiven Einbrüchen in der öffentlichen Kulturfinanzierung.24
In Deutschland fehlt eine starke, historisch gewachsene Verbindung von privater Finanzierung und Kunst bzw. Museum. Der Vorbildcharakter einer bürgerlichen Klasse ist mit ihr verschwunden.
„Heute spiegelt das Spannungsfeld zwischen Kunst und Geld einen Wieder- spruch unserer Kultur. Auch wenn sich scheinbar alles um Geld dreht, gibt es zugleich eine kulturimmanente Leugnung des Monetären. Die biblische Tod- sünde der Habgier, die im Mittelalter mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft der feudalen Sünde des Hochmutes den Rang ablief, gilt den meisten Men- schen auch heute noch als fragwürdiges Laster. In der Redewendung >Über Geld spricht man nicht< findet dieses Tabu seine klare Benennung.“25
Die Triebkraft heute sollte die Tatsache sein, dass „die Grenzen öffentlicher Museumsförderung erreicht sind“26. Die Erhaltung und Weiterentwicklung der Qualität der musealen Arbeit ist nur durch Formen privater Förderung möglich. Dabei muss eine Balance zwischen öffentlicher und privater Finanzierung ge- funden werden und veraltete Ansichten, wie „Die Aufgabe eines Museums ist, Geld auszugeben, nicht es zu verdienen“27 von 1978 sind zu überdenken.
3.2. Rahmenbedingungen
Unter Finanzierung ist in dieser Arbeit die Beschaffung von Finanzmitteln und Finanzmittelsurrogaten zur Deckung der finanziellen Bedürfnisse einer NPO zu verstehen.28 Real betrachtet gibt es drei große Problemfelder: Die rechtli- chen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen, potenzielle Wertekonflikte und die Ressourcenbeschaffung an sich.29 Das Museum muss dabei aber auch klar machen, wozu es das Geld benötigt, welche Ziele es erreichen möchte und warum es eine Daseinsberechtigung hat. Zudem muss nach dem Grundsatz gearbeitet werden, ein bestimmtes Ziel mit geringstmöglichen Mit- teln erreichen zu wollen.30 Eine Außenfinanzierung über Kredite bleibt auf- grund der fehlenden Gewinnorientierung verwehrt, zumal Bestandteile kom- munalen Haushalts keine eigene Finanzgewalt besitzen.31
Die Galerie für Zeitgenössische Kunst wird in dieser Arbeit als ein Museum und als eine Nonprofit-Organisation angesehen. Sie erfüllt dabei folgende Merkmale32:
- Die Merkmale und Richtlinien von ICOM: A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communi- cates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment.33
- Sachzieldominanz: Einen Zweck haben und spezifische Leistungen erbringen, um ein Sachziel zu erreichen.
- Keine Gewinnausschüttung
- Fehlende Marktsteuerung: Ein Museum unterliegt nicht den Gesetzen des Marktes z.B. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis
- Ein Finanzierungsmix liegt vor
- Primärer Nutznießer ist die Allgemeinheit
- Trägerschaft teils staatlich, teils privat
- Rechtsform: Stiftung privaten Rechts
- Differenzierte Buchführung mit Unterteilung in Projekt-und Grundfinan- zierung
Beim Management von NPO gilt, mit den verfügbaren Mitteln eine möglichst große Wirkung zu erzielen (Effektivitätsziel), bzw. ein gewolltes Ergebnis mit den geringstmöglichen Mittel zu realisieren (Effizienzziel).34 Das Freiburger Management-Modell ist dabei eine analytisch-beschreibende Darstellung der wesentlichen Elemente und Komponenten. „Um Leistungen überhaupt erbrin- gen zu können, sind Ressourcen erforderlich. Diese müssen außerhalb der NPO beschafft werden.“35 Bei der Beschaffung ist zu beachten, dass Museen mit ihrer Umwelt in verschiedenen Austauschbeziehungen stehen. Die Umwelt umfasst dabei den Markt, den Staat und den Dritten Sektor, „den weder ge- winnorientierten noch staatlichen Teil einer Volkswirtschaft, beispielsweise Verbände oder gemeinnützige Unternehmen“36. Die Abbildung zeigt übersich- tlich finanzielle Austauschsysteme.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Finanzielle Austauschsysteme37
Das Museum muss Anreize bereitstellen und hofft im Gegenzug auf Beiträge seiner Austauschpartner. „Die Konzeption von Anreizsystemen im Museum arbeitet dabei nach dem Anreiz-Beitrags-Prinzip oder wie bringe ich jemanden dazu, etwas für mich zu tun? Aus Sicht des Museums braucht es Anreize, um:
- Benötigte Ressourcen zu beschaffen
- Qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen zu können
- Abnehmer für Dienstleistungen zu finden
- Das Interesse geeigneter Partnerorganisationen zu wecken
- Sich Ansehen und Reputation zu verschaffen“38
Der private Sektor sollte fördern, aber welchen Anreiz haben Museen gegenüber Bereichen, wie der Wissenschaft, dem Umweltschutz oder dem Sport? Zu schaffende Anreize sind:
- Zweck einer Spende genau und möglichst projektbezogen benennen
- Bedeutung für den Einzelnen hervorheben
- Bedeutung für die Gesellschaft hervorheben
- Vorteile für den Gönner benennen können
- Public Value erarbeiten, ausformulieren, veröffentlichen
- Reporting ermöglichen
- Institutionelle Voraussetzungen schaffen z.B. Abteilungen für Finanzie- rung, Möglichkeit für Sponsoren Mitspracherechte zu schaffen
- Professionelle Konzepte anbieten. Das meint auch ein Konzept zur planvollen Einbettung privater Mittel in die Haushalte der Institution.39
Die Motivationen von Geldgebern lassen sich in zwei große Lager einteilen:
- Egoist Der Spende steht eine gleichwertige Gegenleistung
gegenüber.
- Altruist Er verfolgt uneigennützige Zwecke.
Als Institution gibt es zwei Strategien aus der Haushaltsmisere:
- Diversifikation
Auffächerung des Produktionsprogramms bzw. Sortiments eines Un-
ternehmens. Es wird unterschieden zwischen der
1. horizontalen Diversifikation, bei der die Auffächerung eng verwandte
Produkte der bisherigen Produktionsstufe betrifft, der
2. vertikalen Diversifikation, bei der ein Unternehmen in vor- oder
nachgelagerte Produktionsstufen vordringt, und der
3. lateralen Diversifikation, bei der kein Zusammenhang zwischen den bisherigen und den neuen Produkten besteht.40 Unter Produkt sind im musealen Zusammenhang die Ausstellung und die Vermittlung gemeint, eben Produkte, die ein Museum produziert.
- Intensivierung
Meint die Verstärkung, Neuerung bereits vorhandener Produkte. Als Folge treten positive Entwicklung, wirtschaftlicher Aufschwung und Wachstum auf.41
3.3. Finanzierungsformen - Einnahmemöglichkeiten
Im Folgenden soll geklärt werden, welche Möglichkeiten der Finanzierung es gibt, welche Maßnahmen zum Einsatz kommen und wie sie sich unterschei- den bzw. gleichen. Die dargestellte Systematisierung der Finanzierung beruht auf einer Kombination der Autoren Beccarelli42 und Heinrichs43. Die Literatur- grundlage zu Sponsoring und Fundraising im kulturellen Bereich ist groß und detailliert. Deswegen wird hier auf eine allumfassende Darstellung verzichtet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 Finanzierungsformen44
Es gibt immer Maßnahmen die sich nicht eindeutig zuordnen lassen, weil sie Mischformen sind oder sich doppelt zuordnen lassen wie z.B. das Sponsoring.
a) Öffentliche Zuschussfinanzierung
Die Öffentliche Zuschussfinanzierung ist der klassische und traditionelle Fördermechanismus45. Dabei sollten erwirtschaftete Mehreinnahmen immer im Kulturbetrieb verbleiben.
- Der Staat verteilt Fördermittel. Entscheidungen werden auf der Grund- lage von generellen Richtlinien und Expertenurteilen getroffen.
- Investitionszuschüsse für ein spezielles Projekt oder ein bestimmtes Vorhaben. Problem: Unterschätzte Folgekosten.
- Laufende Zuschüsse, um laufende Betriebskosten decken zu können
- Leistungsorientierte Zuschüsse z.B. fixe Zahlung pro Besucher. Wer- den in Europa kaum praktiziert.
- Pauschalsubventionen. An keine Voraussetzung gebunden.
- Defizitdeckung. Fehlbedarfsfinanzierung von Museen als Teil der öf- fentlichen Verwaltung.
- Museums-Gutscheine. Bei diesem System verteilt die subventionie- rende Gebietskörperschaft Gutscheine an die Konsumenten, die verbil- ligt oder kostenlos Eintritt in das Museum darstellen. Das Museum gibt die Gutscheine an die Kommune zurück und erhält den Nennwert ver- gütet. Die Bürger sind die Verteiler zwischen öffentlicher Hand und Museum.
b) Selbsterwirtschaftete Einnahmen
Bei dem Ansatz der Eigeneinnahmen bzw. den Erlösen aus dem laufenden Betrieb soll eine Steigerung der Eigenleistung und somit der Selbstfinanzie- rung erreicht werden. Sponsoring wird nach Beccarelli zu den selbsterwirt- schafteten Einnahmen gezählt, weil sich die Institution selbst um Sponsoren bemühen muss. Das setzt Zeit und Personal voraus. Sponsoring ist je nach Definition ein besonderer Fall und kann auch der anderen Kategorie zugeord- net werden.46 Ein erhöhter Grad der Selbstfinanzierung wird erreicht durch: Preis-und Programmpolitik: Die Eintrittspreise sollen bei gleichbleibender Qua- lität des Angebotes erhöht werden. Ermäßigungen sollen bestehen bleiben, um eine Nutzung von bestimmten Besuchergruppen (Studenten, Rentner, Arbeitslose) nicht auszuschließen. Rabatte (Gruppenrabatt, Sammelkarten) sind dabei Mittel einer intelligenten Preispolitik.47
Merchandising: „Verkauf von Waren, die mit dem Museum in Verbindung ste- hen, oder auch die Vergabe von Lizenzen für die Herstellung von Waren mit Kunstmotiven. Urheber-und Steuerrechte sind zu beachten. Um den Status der Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren, ist Outsourcing sinnvoll.“48 Professio- nelles Merchandising zeichnet sich durch die automatische Heranführung der Besucher zum Verkaufsraum am Ende des Museumsrundganges und durch die Öffnung des Verkaufsraumes nach außen für Interessenten ohne Eintritts- karte aus.49
Bei den Möglichkeiten der selbsterwirtschafteten Mittel muss an dieser Stelle eine klare Grenze zu den Möglichkeiten des Marketings gezogen werden. Wie sich mit Hilfe von Shop, Café oder Vermietung von Räumen die Einnahmenstrukturen verbessern lassen ist erstens gut dokumentiert50 und zweitens ein Thema für sich, das hier nicht behandelt werden kann. Dazu zählt auch die Erzielung von Erlösen etwa durch Einnahmen aus dem Verkauf von Werbeleistungen oder der Akquise von Anzeigen für den Katalog.
c) Einnahmen aus Fremdquellen
Die Einnahmen aus Fremdquellen werden oft auch als private Zuschussfinan- zierung oder Drittmittel bezeichnet. Hier kann eine Privatperson die Fremd- quelle sein oder ein Unternehmen. Dabei verwirrt die Begrifflichkeit des Priva- ten. Es bestehen doch erhebliche Unterschiede in der Finanzierung durch Privatpersonen und Unternehmen. Dennoch werden sie als privat bezeichnet und die Unzulänglichkeit in der Begrifflichkeit spielt weiter keine Rolle. Als Drittmittel werden Finanzierungsmittel bezeichnet, die weder innerhalb der Kulturbetriebe erwirtschaftet noch von der Trägerinstitution bereitgestellt wer- den, sondern eben von Dritten stammen. Dazu zählen einerseits mäzenatisch orientierte Mittel (Spenden, Förderverein, Ausschüttungen aus Stiftungen, professionelle Akquise mit Fundraising), bei denen die Gegenleistung nur von sekundärer Bedeutung ist und andererseits nutzenorientierte Mittel, denen eine erkennbare Gegenleistung gegenüber stehen muss (klassisches Sponso- ring). Mit folgenden Instrumenten wird gearbeitet:
Fundraising: Die auf Marketing- Prinzipien beruhende Methode des planmäßi- gen, systematischen und professionellen Einwerbens von Fördermitteln, seien es Spenden, Zuwendungen aus privaten wie öffentlichen Etats (nationale, internationale, europäische Stiftungen), Beiträge des Förderkreises oder die Gewinnung von Kooperationspartnern zur Teilung der Produktionskosten ei- ner Ausstellung.51 Die Institution erbringt keine Gegenleistung. Bei einem pro- fessionell durchgeführten Fundraising wird durchschnittlich mit Kosten in Höhe von rund einem Drittel der erzielten Erlöse gerechnet.52 Voraussetzungen sind dabei eine hohe Glaubwürdigkeit und eine eindeutige Positionierung des Mu- seums. „Fundraising steht der mäzenatischen Spende näher als dem auf Ge- genleistung ausgerichtetem Sponsoring und richtete sich in erster Line an in- dividuelle Personen und weniger an Unternehmen. Es ist langfristig angelegt und steuerlich als Sonderausgabe und nicht als Betriebsausgabe zu bewer- ten.“53 Die Tabelle macht die Unterschiede zwischen Einzelspende, Fundrai- sing und Sponsoring deutlich, obwohl es sich schwer vergleichen lässt, da Fundraising eine Methode ist und Spenden bzw. Sponsoring Instrumente der Finanzierung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3 Vergleich Einzelspende, Fundraising, Sponsoring54
Mäzenatentum: „Im idealtypischen Sinn als altruistische Förderung aufgefasst. Der Austauschprozess vollzieht sich überwiegend im Stillen.“55 Gesellschaftli- che Verantwortung, Verbundenheit mit Kunst und Kultur oder dem Leben ei- nen Lebensinn geben sind Motive des Mäzenaten zu regelmäßigen Einzel- spenden.
Stiftungen: Dem Spendencharakter nicht unähnlich sind Zuwendungen aus Stiftungen, die sich einer allgemeinen Kulturförderung verschrieben haben, ohne einzelnen oder bestimmten Arten von Kultureinrichtungen besonders verbunden zu sein.56 Die meisten Stiftungen sind in ihrer Aufgabe eng begrenzt und scheiden folglich für eine allgemeine Förderung aus.
[...]
1 SCHNECK, O. (1993): Lexikon der Betriebswirtschaft. S. 736
2 http://www.dudensuche.de/suche/trefferliste.phpsuchbegriff%5BAND 07.06.09 14.57 Uhr
3 Vgl. http://www.soziokultur.de/ 07.06.09 15.00 Uhr
4 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 97
5 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 97
6 MOORE, M. H. (1995): Creating public value. S. 24
7 http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/berichtswesen/berichtswesen.htm 19.05.09 11.04 Uhr
8 Vgl. http://wwwsalzburg.com/wiki/index.php/Fremdenverkehr 20.05.09 10.12 Uhr
9 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm05.05.09 17.56 Uhr
10 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Ver diensteArbeitskosten/ThemenkastenLohnnebenkostenEuropa,property=file.pdf 05.05.09 18.02 Uhr
11 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 53
12 STREIFF, D. (2001): Tagungsunterlagen Fundraising. O.S.
13 HEINRICHS, W. (1999): Kulturmanagement. S. 63
14 BUMKE, J. (1982): Literarisches Mäzenatentum. S.14
15 WITTKOWER, M. (1989): Künstler - Außenseiter der Gesellschaft. S. 56
16 LE GOFF, J. (1993): Kaufleute und Bankiers im Mittelalter.
17 Ebenda S. 103
18 FEHRING, K. M. (1998): Kultursponsoring. S 69
19 Vgl. HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. S. 8ff
20 Vgl. ebenda S. 22
21 http://www.culturalpolicies.net/web/germany.php 14.04.09 10.10 Uhr
22 HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. S.22
23 POMMEREHNE, W. W.;FREY, B. S. (1993): Musen und Märkte. S. 12 Der Autor spielt darauf an, dass die Erlöse nicht in der Institution verbleiben durften, sondern als Teil des Haushaltes zurück flossen.
24 HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. S. 40
25 DOSSI, P. (2007): Hype!. Kunst und Geld. S. 24
26 DREYER, M. (1998): Probleme der Museumsfinanzierung. S. 117
27 WAIDACHER, F.;RAFFLER, M. (2005): Museologie - knapp gefasst. S. 221
28 BLUEMLE/ SCHAUER (2002): Ansatz zur Analyse der Ressourcen. S.561
29 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 65
30 SCHWARZ, P. (2005): Organisation in Nonprofit-Organisationen. S. 26
31 Vgl. RAUHE, H.;DEMMER, C. (1994): Kulturmanagement. S. 77
32 Vgl. Aufzählung in BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 19 ergänzt
33 http://icom.museum/definition.html 07.04.2009 16.22 Uhr
34 SCHWARZ, P. (2005): Organisation in Nonprofit-Organisationen. S. 36
35 SCHWARZ, P. ET AL. (2009): Das Freiburger Management-Modell. S. 237
36 http://de.wikipedia.org/wiki/Dritter_Sektor 02.04.2009 10.55 Uhr
37 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 97
38 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen. S. 90
39 DREYER, M. (1998): Probleme der Museumsfinanzierung. S. 118
40 Vgl. SCHNECK, O. (1993): Lexikon der Betriebswirtschaft. S. 248
41 Vgl. SCHNECK, O. (1993): Lexikon der Betriebswirtschaft. S. 495
42 BECCARELLI, C. (2005): Finanzierung von Museen.
43 HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung.
44 Eigene Darstellung angelehnt an BECCARELLI, C. S. 195
45 Exzerpt aus DREYER, M. (1998): Probleme der Museumsfinanzierung. S. 85 ff.
46 Siehe deswegen später 2.4.
47 HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. S.169
48 Ebenda S. 171
49 Vgl. HEINZE, T. (1999): Kulturfinanzierung. S. 24
50 Vertiefend dazu: DREYER, M. (1998): Probleme der Museumsfinanzierung.
51 Vgl. PÖHLMANN, W. (2007): Handbuch zur Ausstellungspraxis von A - Z. S. 273
52 R. PURTSCHERT (2004): Verbands-Management. Editorial. S. 3
53 HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. S. 183
54 Vgl. Ebenda S. 121 ergänzt
55 DREYER, M. (1998): Probleme der Museumsfinanzierung. S. 128
56 HEINRICHS, W. (1997): Kulturpolitik und Kulturfinanzierung. S. 191
- Arbeit zitieren
- B.A. Julia Ritter (Autor:in), 2009, Das „Carte Blanche“ Modell in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144350
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