„Neueste Kunsterkrankung, Verworrenheit der Psyche, wahnwitzige Gebilde der Phantasie, gemalter Unsinn, Ausgeburt eines defekten Gehirnhauses und ungereimter Unsinn“ – so, oder so ähnlich reagierte das zeitgenössische Publikum auf die Neuerscheinung des Gedichtes „An Anna Blume“ von Kurt Schwitters. Diese Reaktionen spiegeln zum einen die Missverständnisse und Aggressionen einer Gesellschaft wider, die sich an einer festgelegten Norm orientiert und keine Abweichung von dieser duldet. Zum anderen lassen diese die Absicht des Künstlers erahnen, diesen normierten Kunstbegriff in Frage zu stellen und das Publikum zu einer veränderten Sehweise herauszufordern. Dieser Veränderungswille formierte sich Anfang des 20. Jahrhunderts in einer neuen Kunstrichtung, die sich den Aufstand gegen die bürgerliche Kunst zum Programm machte und sich dada nannte. Ist „An Anne Blume“ ein dadaistisches Gedicht? Kurt Schwitters wird von den LiteraturwissenschaftlerInnen nur unter gewissen Vorbehalten ein Platz im Dadaismus eingeräumt, was zum einen daran liegt, dass Schwitters stärker in anderen, wenn auch verwandten Zusammenhängen gesehen wird (Konstruktivismus, konkrete, bzw. experimentelle Poesie), zum anderen daran, dass er sich ausdrücklich vom (v.a. Berliner) Dadaismus „zumindest soweit abzugrenzen versuchte, dass die eigene Kunstleistung wahrnehmbar wurde“3. Auf der anderen Seite stehen persönliche Beziehungen zu einigen Dadaisten und auch Schwitters bewusster Rückgriff auf den Dadaismus in theoretischer ebenso wie in praktischer Hinsicht. Die Auseinandersetzung mit dem Gedicht „An Anna Blume“ kann nur unter der Prämisse dieses ambivalenten Verhältnisses erfolgen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Dada: eine neue Kunstrichtung
- Prinzip Zufall
- Montage
- Dadaistische Sprachkunst
- Öffentlicher Auftritt
- Kurt Schwitters
- Der Künstler Kurt Schwitters und Dada
- Der Dichter Kurt Schwitters
- ,,An Anna Blume“
- Interpretation
- Die Rezeption der „Anna Blume“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Gedicht „An Anna Blume“ von Kurt Schwitters im Kontext des Dadaismus. Sie zielt darauf ab, das Verhältnis von Schwitters' Werk zum Dadaismus zu beleuchten, seine eigene Kunstauffassung aufzuzeigen und den Einfluss des Dadaismus auf das Gedicht „An Anna Blume“ zu analysieren.
- Der Dadaismus als geistiger Hintergrund für Schwitters' Kunst
- Schwitters' Position im Dadaismus und seine eigene Kunstauffassung
- Das Gedicht „An Anna Blume“ im Kontext des Dadaismus und Schwitters' Werk
- Die Interpretation von „An Anna Blume“ unter Einbeziehung dadaistischer Merkmale
- Die Bedeutung des „Unsinns“ in Schwitters' Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema des Dadaismus und das Gedicht „An Anna Blume“ von Kurt Schwitters ein. Sie beschreibt den Kontext der Entstehung des Dadaismus und zeigt die Ambivalenz von Schwitters' Verhältnis zu dieser Kunstrichtung auf.
- Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Entstehung und Entwicklung des Dadaismus. Es werden die wichtigsten Merkmale und Prinzipien des Dadaismus erläutert und seine Bedeutung im Kontext der Zeit erläutert.
- Kapitel 3 widmet sich der Person Kurt Schwitters. Es wird sein Lebensweg und sein Werk im Kontext des Dadaismus betrachtet. Schwitters' eigene Kunstauffassung und seine Auseinandersetzung mit dem Dadaismus werden beleuchtet.
- Kapitel 4 analysiert das Gedicht „An Anna Blume“ unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln. Es werden die wichtigsten Elemente des Gedichts untersucht und die Verbindung zum Dadaismus hergestellt.
Schlüsselwörter
Dadaismus, Kurt Schwitters, „An Anna Blume“, künstlerische Avantgarde, „Unsinn“, Kunstauffassung, Gestaltungsprinzipien, Gedichtinterpretation, Kunst und Literatur.
- Quote paper
- Ilona Kramer (Author), 2006, Sinn aus Unsinn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144145