Zweifellos war Heinrich der Löwe eine der herausragendsten deutschen Herrschergestalten im zwölften Jahrhundert. Gerade deshalb erregte er die Gemüter seiner Konkurrenten, die mit Neid auf ihn schauten und ständig darauf bedacht waren, ihn in irgendeiner Art und Weise zu entmachten. Heinrich, welcher als Herzog mit Sachsen und Bayern belehnt wurde, widmete sich mit seiner Politik eher Sachsen als Bayern. Hier war er darauf bedacht, den bestehenden Grenzverlauf zu sichern und so weit wie möglich die herzogliche Einflusssphäre ins Territorium der Slawen hinein zu erweitern.
Helmold von Bosau stellte am Ende der von ihm verfassten Slawenchronik 1172 fest, dass das gesamte Gebiet der Slawen, welches vorher durch Überfälle und Wegelagerei gekennzeichnet war, in einen Siedlungsraum der Sachsen umgewandelt wurde und der christliche Glaube größtenteils vorherrschte. Natürlich ist diese Beschreibung stark beschönigt, doch lassen sich die Errungenschaften Heinrichs des Löwen dort nicht abstreiten.
Nun stellt sich die Frage, wie es dem sächsischen Herzog gelang, einen derartigen Erfolg im Wendengebiet zu verbuchen und welche Rolle dabei Dänemark (als Repräsentant des südöstlichen Ostseeraumes) spielte. Inwiefern Heinrich der Löwe, je nach Ausgangslage, mit Dänemark, und auch mit den Slawen im Wechselspiel Bündnisse schloss und wie sich daraus das Verhältnis zwischen den drei Kontrahenten entwickelt hat, wird im Folgenden näher betrachtet.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Die Ausgangssituation in den fünfziger Jahren
2.1. Die Herrschaftsverhältnisse in Nordostelbingen
2.2. Die Machtverhältnisse in Dänemark
3. Konflikte von 1158 bis 1171
3.1. Der Wendenzug von 1158 und seine Konsequenzen
3.2. Der Kampf gegen die Wenden 1160
3.3. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Slawen 1162-1167
3.4. Die Streitigkeiten um Rügen 1168-1171
4. Zusammenfassung
5. Bibliografie
1. Einleitung
Zweifellos war Heinrich der Löwe eine der herausragendsten deutschen Herrschergestalten im zwölften Jahrhundert. Er galt als „[…] der reichste und mächtigste Herzog im römisch-deutschen Reich.“[1] Gerade deshalb erregte er die Gemüter seiner Konkurrenten, die mit Neid auf ihn schauten und ständig darauf bedacht waren, ihn in irgendeiner Art und Weise zu entmachten. Heinrich, welcher als Herzog mit Sachsen und Bayern belehnt wurde, widmete sich mit seiner Politik eher Sachsen als Bayern. Hier war er darauf bedacht, den bestehenden Grenzverlauf zu sichern und so weit wie möglich die herzogliche Einflusssphäre ins Territorium der Slawen hinein zu erweitern.
Helmold von Bosau stellte am Ende der von ihm verfassten Slawenchronik 1172 fest, dass das gesamte Gebiet der Slawen, welches vorher durch Überfälle und Wegelagerei gekennzeichnet war, in einen Siedlungsraum der Sachsen umgewandelt wurde und der christliche Glaube größtenteils vorherrschte. Natürlich ist diese Beschreibung stark beschönigt, doch lassen sich die Errungenschaften Heinrichs des Löwen dort nicht abstreiten.
Nun stellt sich die Frage, wie es dem sächsischen Herzog gelang, einen derartigen Erfolg im Wendengebiet zu verbuchen und welche Rolle dabei Dänemark (als Repräsentant des südöstlichen Ostseeraumes) spielte. Inwiefern Heinrich der Löwe, je nach Ausgangslage, mit Dänemark, und auch mit den Slawen im Wechselspiel Bündnisse schloss und wie sich daraus das Verhältnis zwischen den drei Kontrahenten entwickelt hat, möchte ich im Folgenden näher betrachten.
2. Die Ausgangssituation in den fünfziger Jahren
2.1. Die Herrschaftsverhältnisse in Nordostelbingen
Nach den Feldzügen Heinrichs des Löwen (1147 und 1148) in das Land der Slawen, festigte er seinen Herrschaftsanspruch auf dieses Gebiet 1151 mit einem weiteren Heereszug in das Slawenterritorium, wobei hier speziell gegen die Liutizen vorgegangen wurde.[2]
Somit bestand eine Oberhoheit des sächsischen Herzogs auf folgende Regionen: das Wagrierland, das Polabenland, das Obotritenland (Westmecklenburg) und die angrenzenden Bereiche der Kessiner und Zirzipanen. Bereits 1143 hatten Lehnsgrafen Heinrichs des Löwen (Graf Adolf II. von Holstein-Stormarn und Heinrich von Badwide) die Gegenden Wagriens und Polabiens bekommen. Dennoch war der Ausbau dieser Gebiete durch immer wieder einfallende Wenden gefährdet, aber seit dem Wendenkreuzzug von 1147 konnte die Siedlung, besonders in den fünfziger Jahren, vorangetrieben werden.[3]
Seit dem Bittgesuch Niklots 1151 um Unterstützung gegen die liutizische Rebellion war das Territorium der Obotriten unter die Hoheit des sächsischen Herzogs gelangt und diesem tributpflichtig geworden.[4]
Schon 1148 beauftragte Heinrich der Löwe den Obotritenfürsten Niklot mit der Herrschaft über das Gebiet der Kessiner und Zirzipanen, wobei er auch den traditionellen Herrschaftsanspruch der Obotriten auf diese Regionen berücksichtigte, aber die Stellung Niklots ebendort musste ziemlich schwach gewesen sein. Dieses äußerte sich durch den Hilfegesuch Niklots von 1151 und im darauf folgenden gemeinsamen Kriegszug der Sachsen und Obotriten in diese Gegenden. Nach dem Sieg über Kessiner und Zirzipanen wurde deren Territorium von Niklot und später dessen Söhnen regiert. Niklot wollte wohl seine relative Unabhängigkeit als Herrscher wahren, indem er sich als zuverlässiger Partner Heinrichs zeigte und ihn tatkräftig in dessen Slawenpolitik im Nordosten unterstützte.[5]
Bei diesem Heereszug wurde das Hauptheiligtum der Kessiner und Zirzipanen von den holsatischen Verbänden Graf Adolfs zerstört, um den noch andauernden heidnischen Kulten endlich ein Ende zu bereiten. Erstaunlicherweise waren auch die Obotriten unter Niklot während der Prozedur anwesend und verfolgten diese mit Wohlwollen, da sie sich wohl noch dem Taufversprechen vom Wendenkreuzzug verpflichtet fühlten.[6]
Dennoch war Heinrichs Slawenpolitik nicht primär auf die Christianisierung der Slawengebiete ausgerichtet, wie von den Bischöfen (unter anderem Vizelin und Gerold) gefordert, sondern lediglich der Erwerb von zusätzlichem Prestige, in Form von Eroberungen, Geiseln und Tributen, war das Ziel, das er sich gesetzt hatte. Seit die Slawenregionen nun unter seiner Oberherrschaft standen, waren die Slawen wohl ihren heidnischen Sitten und Bräuchen treu geblieben, sehr zum Ärger der Bischöfe.[7]
So klagte der Slawenfürst Pribislaw bei Bischof Gerold 1156 über die enormen finanziellen Belastungen (ca. 1100 Mark), die den Wagriern von Heinrich dem Löwen und dem Grafen Adolf auferlegt wurden. Weiterhin räumte Pribislaw ein, den Bau von Kirchen voranzutreiben sowie den Kirchenzehnt zu zahlen, aber nur wenn die Belastungen durch Heinrich verringert werden und die Slawen gleiche Rechte an Gütern und Einkünften wie die Sachsen erhalten würden.[8]
2.2. Die Machtverhältnisse in Dänemark
Nach dem Tod des dänischen Königs Erich Lamm (1146) kämpften Knud, der Sohn von König Magnus, und Sven, der Sohn von König Erich Emunes, um die Königsherrschaft in Dänemark. Diese unterbrachen ihre Thronstreitigkeiten für kurze Zeit, um ebenfalls am Wendenkreuzzug gegen die Slawen, welche die dänischen Küsten unsicher machten, teilzunehmen.[9]
Nachdem die Streitigkeiten um die dänische Königskrone 1151 erneut aufgeflammt waren, gelang es Sven zunächst seinen Konkurrenten Knud aus dem Land vertreiben. Da dieser aber nach Sachsen fliehen konnte, bat Sven König Konrad III. um Unterstützung in der Angelegenheit. Kurze Zeit später erhielt Sven die Zusage für den Anspruch auf die dänische Krone von Friedrich I., da Konrad III. im Februar des Jahres 1152 verstorben war und bekam so aus der Hand Barbarossas im Mai 1152 die Krone gereicht. Erzbischof Hartwig hatte ebenfalls Sven als dänischen König favorisiert, weil er sich die Wiedererlangung der nordischen Bistümer und Unterstellung dieser unter Bremen erhofft hatte. Ein Jahr später wandte sich Sven an Heinrich den Löwen und bot ihm 1500 Pfund Silber, wenn dieser ihm bei der Bekämpfung der Slawen, welche die dänischen Küsten beraubten, helfen würde. Heinrich nahm das Geld zwar gerne an, beteiligte sich jedoch nur halbherzig an der Aktion. Bereits 1154 wurde Sven jedoch von Knud und dessen Verbündeten Waldemar wieder aus Dänemark vertrieben.[10]
[...]
[1] Helmut Hiller: Heinrich der Löwe: Herzog und Rebell, Eine Chronik von Helmut Hiller, Frankfurt a. M. 1985. S. 9.
[2] Hans-Otto Gaethke berichtet weiterhin davon, dass Heinrich der Löwe dabei nicht anwesend zu sein brauchte, da seine Frau Clementia und Graf Adolf die Planung und Durchführung der Aktion selbständig und im vollsten Sinne des Herzogs gestalteten, Vgl. Hans-Otto Gaethke: Herzog Heinrich der Löwe und die Slawen nordöstlich der unteren Elbe, Kieler Werkstücke, Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, Band 24, Frankfurt a. M. [u. a.] 1999. S. 135.
[3] Ebd., S. 137/139.
[4] Ebd., S. 140.
[5] Ebd., S. 141f.
[6] Vgl. Friedrich Lotter: Die Vorstellungen von Heidenkrieg und Wendenmission bei Heinrich dem Löwen, in:
Wolf-Dieter Mohrmann (Hrsg.), Heinrich der Löwe, Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivver- waltung, Heft 39, Göttingen 1980. S. 34.
[7] Ebd., S. 17.
[8] Ebd., S. 31.
[9] Vgl. Hans-Otto Gaethke, a.a.O., S. 97.
[10] Vgl. Hans-Otto Gaethke, a.a.O., S. 152ff.
- Arbeit zitieren
- Stefan Küpper (Autor:in), 2005, Das Verhältnis Heinrichs des Löwen zu Slawen und Dänen im Zeitraum von 1151 bis 1171, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144034
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