Diese Arbeit liefert einen tiefen Einblick in die Darstellung von Kindsmörderinnen in der Literatur, indem ein Vergleich zwischen den Frauenfiguren des 18. Jahrhunderts und der neueren deutschen Literatur gezogen wird. Anhand von vier zentralen Werken – Wagners „Die Kindermörderin“, Goethes „Urfaust“, Jelineks „Lust“ und Kumpfmüllers „Durst“ – werden die Lebensumstände, persönlichen Notlagen und gesellschaftlichen Bewertungen der Taten der Kindsmörderinnen analysiert. Die Ausarbeitung beleuchtet die strafrechtlichen, sozialen und persönlichen Hintergründe des Kindsmordes in unterschiedlichen Epochen und bietet einen detaillierten literarischen Vergleich der Charaktereigenschaften und Lebensbedingungen der Frauenfiguren.
Um eine grundlegende Basis zu schaffen, beginnt die Ausarbeitung mit der Einführung in das Thema Kindsmord im 18., sowie Ende des 20./Anfang des 21. Jahrhunderts und die strafrechtlichen, sozialen und persönlichen Hintergründe zu diesen Zeiten. Gründe und Motive, sowie die Konsequenzen und Gesetzgebungen für Kindsmord werden hier in den verschiedenen Epochen thematisiert. Im Anschluss folgt der Übergang zu Kindsmörderinnen in der deutschen Literatur und dessen Hintergründe. Mithilfe dieser Erläuterungen schließen sich die literarischen Werke mitsamt ihrer Interpretation und Analyse der Kindsmörderinnen an. Nach jeder Epoche folgt jeweils ein Fazit der zwei Frauenfiguren der Epochen, welches Unterschiede und Gemeinsamkeiten erschließt und evaluiert. Ziel dieser Arbeit ist, die Gewalttat, die alle gemein haben, im Kontext der individuellen Charaktereigenschaften, gesellschaftlichen Stellungen, Lebensbedingungen, finanziellen Situationen und Gründen für und Auswirkungen des Kindsmords der Frauen zu interpretieren, um einen literarischen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Kindesmörderinnen anstellen zu können. Schlussendlich wird also herausgefiltert, in welcher Weise die verschiedenen Frauenfiguren in den verschiedenen Jahrzehnten miteinander verglichen werden können und welche Schlüsse aus der Analyse der literarischen Figuren persönlich, gesamtgesellschaftlich und politisch gezogen werden können. Abschließend wird in Kürze auf weitere literarische Aufarbeitungen von Kindstötungen verwiesen und weitere Forschungsfelder angerissen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kindsmord - eine Definition
- 3. Kindsmord im 18. Jahrhundert
- 4. Kindsmord oder Kindstötung?
- 5. Kindsmord im 20./21. Jahrhundert
- 6. Gesetzgebung im 18. Jahrhundert
- 7. Gesetzgebung im 20./21. Jahrhundert
- 8. Gesetzgebung des Tötungsdelikts
- 9. Gründe und Konsequenzen für Kindsmord
- 10. Die Täterinnen im 18. Jahrhundert
- 11. Die Täterinnen im 20./21. Jahrhundert
- 12. Bekannte Fälle von Kindsmörderinnen
- 12.1 Reale Kindsmörderinnen im 18. Jahrhundert
- 12.2 Reale Kindsmörderinnen im 20./21. Jahrhundert
- 13. Übergang
- 14. Johann Wolfgang von Goethe: Urfaust (1772-1775)
- 14.1 Gretchen in Goethes Urfaust
- 14.2 Die Beziehung zum Kindsvater: Gretchen und Faust
- 14.3 Gretchens Situation, Tat und Motiv
- 14.4 Gretchens Leben nach dem Mord
- 14.5 Fazit Gretchen
- 15. Heinrich Leopold Wagner: Die Kindermörderin (1776)
- 15.1 Evchen in Wagners Die Kindermörderin
- 15.2 Die Beziehung zum Kindsvater: Evchen und v. Grönigseck
- 15.3 Die Situation zwischen den Eltern und Evchen
- 15.4 Die Entwicklung der Beziehung zwischen Evchen und v. Grönigseck
- 15.5 Evchens Situation, Tat und Motiv
- 15.6 Evchens Leben nach dem Mord
- 15.7 Fazit Evchen
- 16. Vergleich der Frauenfiguren in der Literatur des 18. Jahrhunderts
- 17. Gattungswechsel
- 18. Elfriede Jelinek: Lust (1989)
- 18.1 Gertin in Jelineks Lust
- 18.2 Die Beziehung zum Kindsvater: Gerti und ihr Ehemann
- 18.3 Das Verhältnis zum Kind
- 18.4 Gertis Situation, Tat und Motiv
- 18.5 Gertis Leben nach dem Mord
- 18.6 Fazit Gerti
- 19. Michael Kumpfmüller: Durst (2003)
- 19.1 Conny in Kumpfmüllers Durst
- 19.2 Die Beziehung zum Kindsvater: Conny und ihr(e) Schwängerer
- 19.3 Das Verhältnis zu den Kindern: Connys Söhne
- 19.4 Connys Situation, Tat und Motiv
- 19.5 Connys Leben nach dem Mord
- 19.6 Fazit Conny
- 20. Vergleich der Frauenfiguren aus dem 20./21. Jahrhundert
- 21. Vergleich der Kindsmörderinnen in den verschiedenen Jahrhunderten
- 22. Fazit: Kindsmord in verschiedenen Jahrhunderten
- 23. Weitere Literatur und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Kindsmord in der Literatur, indem sie Frauenfiguren aus dem 18. Jahrhundert und dem 20./21. Jahrhundert vergleicht. Das Ziel ist es, die Tat im Kontext der individuellen Lebensumstände, gesellschaftlichen Normen und rechtlichen Konsequenzen zu analysieren. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Motive und der Bewertung der Taten im jeweiligen historischen Kontext.
- Kindsmord als literarisches Motiv
- Vergleich der Darstellung von Kindsmord in verschiedenen Epochen
- Analyse der Motive und Lebensumstände der Frauenfiguren
- Der Einfluss gesellschaftlicher Normen und rechtlicher Rahmenbedingungen
- Entwicklung der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Kindsmord
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Kindsmord ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie hebt die Bedeutung des Themas hervor und betont die Notwendigkeit, die Lebenslagen der Mütter zu berücksichtigen. Es wird die Methode der Analyse von vier literarischen Frauenfiguren aus unterschiedlichen Epochen angekündigt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Wie lassen sich die Taten der Frauenfiguren im Kontext ihrer jeweiligen Lebensbedingungen, der gesellschaftlichen Normen und der rechtlichen Rahmenbedingungen verstehen und bewerten?
2. Kindsmord - eine Definition: Dieses Kapitel liefert eine präzise Definition von Kindsmord (Infantizit/Filizid) und Neonatizid, unterscheidet zwischen den Begriffen und beschreibt verschiedene Methoden der Kindstötung. Es wird kurz auf die unterschiedliche Bewertung von Kindsmord in verschiedenen Kulturen und historischen Epochen eingegangen.
3. Kindsmord im 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel beleuchtet die gesellschaftlichen und rechtlichen Aspekte von Kindsmord im 18. Jahrhundert. Es beschreibt die sozialen Bedingungen, die zu Kindstötungen führen konnten, und analysiert die damaligen rechtlichen Konsequenzen für die Täterinnen.
5. Kindsmord im 20./21. Jahrhundert: Dieses Kapitel befasst sich mit der Situation im 20. und 21. Jahrhundert. Es analysiert, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung und die rechtlichen Rahmenbedingungen im Laufe der Zeit verändert haben und welche Faktoren weiterhin zu Kindstötungen beitragen.
6. Gesetzgebung im 18. Jahrhundert: Das Kapitel beschreibt die Gesetzgebung bezüglich Kindsmord im 18. Jahrhundert in Deutschland, die Strafen und die gesellschaftliche Reaktion auf Kindstötungen. Es werden die Unterschiede zur heutigen Rechtslage angedeutet.
7. Gesetzgebung im 20./21. Jahrhundert: Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der Gesetzgebung zum Kindsmord im 20. und 21. Jahrhundert. Es beschreibt die rechtlichen Konsequenzen für Täterinnen und vergleicht diese mit der Gesetzgebung des 18. Jahrhunderts.
9. Gründe und Konsequenzen für Kindsmord: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Motive für Kindsmord, sowohl aus gesellschaftlicher als auch aus individueller Perspektive. Es werden sowohl soziale und ökonomische Faktoren als auch persönliche Umstände der Mütter berücksichtigt, die zu dieser Tat führen können. Die verschiedenen Konsequenzen, sowohl für die Täterinnen selbst als auch für ihre Familien und die Gesellschaft, werden analysiert.
10. Die Täterinnen im 18. Jahrhundert: Dieses Kapitel beleuchtet die typischen Profile und Umstände der Täterinnen im 18. Jahrhundert. Es beschreibt die sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe dieser Frauen und deren Lebenssituationen.
11. Die Täterinnen im 20./21. Jahrhundert: Hier werden die Profile und Umstände der Täterinnen des 20. und 21. Jahrhunderts betrachtet, die sozialen und wirtschaftlichen Hintergründe analysiert und mit denen des 18. Jahrhunderts verglichen.
14. Johann Wolfgang von Goethe: Urfaust (1772-1775): Die Zusammenfassung dieses Kapitels analysiert die Figur Gretchen in Goethes Urfaust. Es wird ihre Beziehung zu Faust, ihre Situation, das Motiv für die Tat, und ihr Leben nach dem Mord eingehend untersucht. Der Fokus liegt auf der Interpretation von Gretchens Handlung im Kontext der gesellschaftlichen und individuellen Umstände.
15. Heinrich Leopold Wagner: Die Kindermörderin (1776): Dieses Kapitel behandelt die Figur Evchen in Wagners „Die Kindermörderin“. Ähnlich wie bei Gretchen wird ihre Beziehung zum Kindsvater, ihre Situation, die Motive für die Tat, und ihr weiteres Leben detailliert analysiert. Der Vergleich mit Gretchen und den gesellschaftlichen Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts wird angedeutet.
18. Elfriede Jelinek: Lust (1989): Dieses Kapitel analysiert die Figur Gerti in Jelineks „Lust“. Es wird ihre Beziehung zu ihrem Ehemann, ihr Verhältnis zum Kind, die Motive für den Kindsmord, und ihr Leben danach untersucht. Die Analyse fokussiert auf die spezifischen Aspekte des modernen Kontextes und des literarischen Stils.
19. Michael Kumpfmüller: Durst (2003): Hier wird die Figur Conny aus Kumpfmüllers „Durst“ untersucht. Ihre Beziehungen zu ihrem Partner und ihren Kindern, die Motive für die Tat, und die Konsequenzen werden im Detail beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Einordnung in den modernen Kontext und einem Vergleich mit den Figuren aus früheren Epochen.
Schlüsselwörter
Kindsmord, Infantizid, Filizid, Neonatizid, Literatur, Frauenfiguren, 18. Jahrhundert, 20./21. Jahrhundert, Goethe, Wagner, Jelinek, Kumpfmüller, Motiv, Gesellschaft, Gesetzgebung, soziale Bedingungen, Recht.
Häufig gestellte Fragen zu "Kindsmord in der Literatur des 18. und 20./21. Jahrhunderts"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht den Kindsmord als literarisches Motiv, indem sie Frauenfiguren aus dem 18. Jahrhundert und dem 20./21. Jahrhundert vergleicht. Der Fokus liegt auf der Analyse der Motive und der Bewertung der Taten im jeweiligen historischen Kontext, unter Berücksichtigung der individuellen Lebensumstände, gesellschaftlichen Normen und rechtlichen Konsequenzen.
Welche Epochen und literarischen Werke werden behandelt?
Die Arbeit analysiert vier literarische Werke: Goethes "Urfaust" (18. Jahrhundert), Wagners "Die Kindermörderin" (18. Jahrhundert), Jelineks "Lust" (20. Jahrhundert) und Kumpfmüllers "Durst" (21. Jahrhundert). Sie vergleicht die Darstellung von Kindsmord in diesen unterschiedlichen Epochen und den damit verbundenen gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Welche Frauenfiguren stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die Figuren Gretchen (Goethe), Evchen (Wagner), Gerti (Jelinek) und Conny (Kumpfmüller). Die Arbeit vergleicht ihre jeweiligen Lebensumstände, Motive für den Kindsmord und die Konsequenzen ihrer Taten.
Wie werden die Motive für Kindsmord untersucht?
Die Arbeit untersucht die Motive für Kindsmord aus verschiedenen Perspektiven: Soziale und ökonomische Faktoren, persönliche Umstände der Mütter, gesellschaftliche Normen und rechtliche Konsequenzen werden berücksichtigt. Es wird nach den Ursachen für diese Taten in den jeweiligen historischen Kontexten gesucht.
Welche Rolle spielen die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen?
Die Arbeit analysiert die gesellschaftliche Wahrnehmung und die rechtlichen Rahmenbedingungen von Kindsmord im 18. Jahrhundert und im 20./21. Jahrhundert. Sie zeigt, wie sich diese im Laufe der Zeit verändert haben und wie sie die Lebensumstände der Frauen und die Bewertung ihrer Taten beeinflusst haben.
Wie werden die Figuren aus dem 18. und 20./21. Jahrhundert verglichen?
Die Arbeit vergleicht die Frauenfiguren aus den unterschiedlichen Epochen in Bezug auf ihre Motive, Lebensumstände, die gesellschaftlichen und rechtlichen Bedingungen ihrer Zeit, sowie die Darstellung des Kindsmords in den jeweiligen literarischen Werken. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden herausgearbeitet.
Welche Definition von Kindsmord wird verwendet?
Die Arbeit liefert eine präzise Definition von Kindsmord (Infantizit/Filizid) und Neonatizid, unterscheidet zwischen den Begriffen und beschreibt verschiedene Methoden der Kindstötung. Sie berücksichtigt auch die unterschiedliche Bewertung von Kindsmord in verschiedenen Kulturen und historischen Epochen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter, die den Inhalt der Arbeit prägnant beschreiben, sind: Kindsmord, Infantizid, Filizid, Neonatizid, Literatur, Frauenfiguren, 18. Jahrhundert, 20./21. Jahrhundert, Goethe, Wagner, Jelinek, Kumpfmüller, Motiv, Gesellschaft, Gesetzgebung, soziale Bedingungen, Recht.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zur Definition von Kindsmord, zu den historischen Kontexten (18. Jahrhundert und 20./21. Jahrhundert), zur Gesetzgebung, zu den Motiven und Konsequenzen, zur Analyse der einzelnen Frauenfiguren aus den jeweiligen literarischen Werken und abschließende Kapitel zum Vergleich der Figuren und ein Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis ist im Dokument enthalten.
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- Kim Seidensticker (Author), 2023, Kindstötung in der Literatur. Ein Vergleich von Wagners "Die Kindermörderin“, Goethes "Urfaust", Jelineks "Lust“ und Kumpfmüllers "Durst“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1438892