Seit wann kennt man das Gewohnheitsrecht bei den Albanern? Die Illyrer als Vorfahren der Albaner, die in vorhistorischer Zeit, und zwar in der ”paläo-indoeuropäischen“ Periode, auf dem Balkan gelebt haben, hatten die Sitten und Gebräuche als Hauptquelle des Rechts. Die nicht-schriftlichen juristischen Quellen oder das Gewohnheitsrecht (bei den Albanern der Kanun) greifen diese Regeln auf, die in einer früheren Entwicklungsphase der Gesellschaft geschaffen und mündlich von Generation auf Generation übermittelt worden sind, die faktisch angewandt worden sind (lat. Consuetudo), sowohl aufgrund ihrer Annahme durch alle, als auch im Sinne der Überzeugung der juristischen Notwendigkeit ihrer Umsetzung (lat. opinio necessitatis ose opinio iuris).
Die Mehrheit der Autoren, die sich mit dem Studium der Geschichte des albanischen Gewohnheitsrechts beschäftigt haben, sind der Auffassung, dass es ein von Generation zu Generation überliefertes illyrisch-dardanisch-albanisches Konglomerat ist. Im Gewohnheitsrecht fanden sich also Normen mit verfassungsmäßigen Charakter des Familien-, Zivil-, Straf- und Prozessrechts, daher wurde es auch als "Verfassung" der Albaner bezeichnet.
Unter den zahlreichen Kanones, die auf den albanischen Gebieten angewandt wurden, und die eine Besonderheit der Bergregionen sind und zugleich die Quelle des albanischen Gewohnheitsrechtes darstellen, sind hervorzuheben: Der Kanun von Arber oder von Skanderbeg (1405-1468), der Kanun des Hochlandes, der Kanun der Labëria (von Papa Zhuli), der Kanun von Lekë Dukagjini (KLD), die als albanischen Gewohnheitsrechtes bekannt sind.
POSITIVE UND NEGATIVE BESONDERHEITEN BEI DEN KANUNEN: Als Besonderheit dieser Kanune können diejenigen erwähnt werden, die eine positive Rolle bei der Entwicklung von juristischen Beziehungen zwischen den Bergbewohnern gespielt haben, als da sind: Der Eid, die Gastfreundschaft, die Ehre, die Mannhaftigkeit sowie diejenigen, die als negativ zu bewerten sind, wie Rache, Blutrache und Ungleichheit der Menschen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Historischer Überblick über den Kanun bei den Albanern
- II. Der Begriff des Kanun
- III. Die bei den Albanern angewandten Kanune
- III.1. Der Kanun des Lekë Dukagjini
- III.2. Der Kanun des Skandërbeg
- III.3. Der Kanun der Labëria
- III.4. Der Kanun des Großen Berglandes
- III.5. Kurze Zusammenfassung
- IV. Positive und Negative Besonderheiten bei den Kanunen
- IV.1. Positive Besonderheiten
- IV.1.1. Das Ehrenwort (alb. Besa)
- IV.1.1.1 Der Eid (alb. Beja, Betimi)
- IV.1.2 Die Gastfreundschaft (alb. Mikëpritja)
- IV.1.3 Der Schutz (alb. Ndorja)
- IV.1.4 Die Ehre (alb. Nder)
- IV.1.5 Mannhaftigkeit (alb. Burrëria)
- IV.1.1. Das Ehrenwort (alb. Besa)
- IV.2. Negativauswirkende Merkmale
- IV.2.1 Rache und Blutrache
- IV.2.1.1 Die erlaubte Tötung und Blutracheausübung
- IV.2.1.1.1 Nicht mit Strafe bedrohte Tötungen
- IV.2.1.1.2 Strafbare Tötungen
- IV.2.1.1 Die erlaubte Tötung und Blutracheausübung
- IV.2.2 Die Ungleichheit
- IV.2.2.1 Ausschluss der Kirche von der Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft (Gegend, Fahne)
- IV.2.2.2 Die Stellung der Frau außerhalb des Kanun
- IV.2.1 Rache und Blutrache
- IV.1. Positive Besonderheiten
- V. Die Art und Form der Gesetzerlassung nach dem Gewohnheitsrecht
- VI. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Gewohnheitsrecht in Albanien, insbesondere den Kanun, dessen Rolle und Herkunft. Das Ziel ist es, einen historischen Überblick über den Kanun zu geben und seine positiven und negativen Aspekte zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen regionalen Kanune und die Art und Weise ihrer Anwendung.
- Historische Entwicklung des Kanun
- Der Begriff und die verschiedenen Ausprägungen des Kanun
- Positive Aspekte des Kanun (z.B. Besa, Gastfreundschaft)
- Negative Aspekte des Kanun (z.B. Blutrache, Ungleichheit)
- Die Art und Weise der Gesetzerlassung im Gewohnheitsrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einführung beschreibt den Kanun als ungeschriebenes albanisches Recht mit Wurzeln im Altertum. Sie betont die Bedeutung des Kanun des Lekë Dukagjini und die umfassende Regulierung des Lebens durch das Gewohnheitsrecht, von der Geburt bis zum Tod. Die Überlieferung des Kanuns von Generation zu Generation und seine faktische Anwendung werden hervorgehoben.
I. Historischer Überblick über den Kanun bei den Albanern: Dieses Kapitel untersucht die historischen Wurzeln des Kanun, beginnend mit den Illyrern als Vorfahren der Albaner. Es bezieht sich auf antike Schriftsteller und Philosophen als Quellen und datiert die Entstehung der Regeln des Gewohnheitsrechts auf ca. 4000 Jahre v.u.Z. Das Kapitel diskutiert die Rolle des Gewohnheitsrechts im Erhalt des Sklavenhalterstaates und das Verhältnis zwischen herrschender Klasse und traditionellen Regeln. Die Kontinuität der Tradition über albanische Versammlungen bis in die heutige Zeit wird betont.
II. Der Begriff des Kanun: Dieses Kapitel (welches im vorliegenden Auszug nicht vollständig enthalten ist) definiert den Begriff des Kanun im Kontext des albanischen Gewohnheitsrechts. Es vergleicht den schriftlichen Recht mit dem ungeschriebenen und erläutert die Entstehung und Weitergabe von Regeln über Generationen. Der Konsens und die Überzeugung der juristischen Notwendigkeit (opinio juris) als Grundlage für die Geltung des Gewohnheitsrechts werden wahrscheinlich thematisiert.
III. Die bei den Albanern angewandten Kanune: Dieses Kapitel (welches im vorliegenden Auszug nicht vollständig enthalten ist) behandelt verschiedene regionale Kanune, mit dem Kanun des Lekë Dukagjini als dem bekanntesten Beispiel. Es bietet wahrscheinlich eine Übersicht und einen Vergleich der verschiedenen regionalen Versionen des Kanun.
IV. Positive und Negative Besonderheiten bei den Kanunen: Dieses Kapitel untersucht sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte des Kanun. Zu den positiven Aspekten gehören Institutionen wie das Ehrenwort (Besa), die Gastfreundschaft (Mikëpritja), der Schutz (Ndorja), die Ehre (Nder) und die Mannhaftigkeit (Burrëria). Die negativen Aspekte konzentrieren sich auf die Blutrache und die Ungleichheit innerhalb des Systems, inklusive der Stellung der Frau. Die verschiedenen Formen und die Folgen von Tötungen werden detailliert betrachtet.
V. Die Art und Form der Gesetzerlassung nach dem Gewohnheitsrecht: Dieses Kapitel (welches im vorliegenden Auszug nicht vollständig enthalten ist) untersucht die Prozesse und Mechanismen der Rechtsetzung innerhalb des albanischen Gewohnheitsrechts. Es diskutiert vermutlich die Rolle von Tradition, Konsens und der Überzeugung der juristischen Notwendigkeit in der Entstehung und Anwendung von Rechtsregeln.
Schlüsselwörter
Gewohnheitsrecht, Kanun, Albanien, Lekë Dukagjini, Blutrache, Besa, Mikëpritja, Nder, Burrëria, Ungleichheit, Illyrer, Geschichte, Tradition, Rechtsentwicklung.
Häufig gestellte Fragen zum Kanun der Albaner
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das albanische Gewohnheitsrecht, insbesondere den Kanun, seine historische Entwicklung, seine positiven und negativen Aspekte sowie seine Anwendung in verschiedenen Regionen Albaniens. Der Fokus liegt auf dem Verständnis des Kanun als komplexes System mit sowohl förderlichen als auch schädlichen Auswirkungen auf die albanische Gesellschaft.
Was ist der Kanun?
Der Kanun ist ein ungeschriebenes, traditionelles Rechtssystem der Albaner. Es ist ein komplexes Gefüge von Regeln und Normen, die das Leben der Albaner von der Geburt bis zum Tod umfassend regeln. Der Kanun wird über Generationen mündlich weitergegeben und hat regionale Variationen. Die bekannteste Version ist der Kanun des Lekë Dukagjini.
Welche historischen Wurzeln hat der Kanun?
Die Arbeit verfolgt die historischen Wurzeln des Kanuns bis zu den Illyrern, den Vorfahren der Albaner, und datiert die Entstehung der Regeln auf ca. 4000 Jahre v.u.Z. Sie untersucht die Rolle des Gewohnheitsrechts im Erhalt des Sklavenhalterstaates und das Verhältnis zwischen herrschender Klasse und traditionellen Regeln. Die Kontinuität der Tradition über albanische Versammlungen bis in die heutige Zeit wird hervorgehoben.
Welche verschiedenen Kanun-Versionen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene regionale Kanune, darunter der Kanun des Lekë Dukagjini, der Kanun des Skanderbeg und der Kanun der Labëria, um die regionale Vielfalt des albanischen Gewohnheitsrechts aufzuzeigen. Ein detaillierter Vergleich der verschiedenen Versionen wird angedeutet, ist aber im vorliegenden Auszug nicht vollständig enthalten.
Welche positiven Aspekte des Kanuns werden hervorgehoben?
Die Arbeit hebt positive Aspekte des Kanuns hervor, wie z. B. das Ehrenwort (Besa), die Gastfreundschaft (Mikëpritja), den Schutz (Ndorja), die Ehre (Nder) und die Mannhaftigkeit (Burrëria). Diese Werte zeigen die soziale Kohäsion und die starke Gemeinschaftsbindung, die durch den Kanun gefördert wurden.
Welche negativen Aspekte des Kanuns werden kritisiert?
Die Arbeit kritisiert negative Aspekte wie die Blutrache und die Ungleichheit innerhalb des Systems, insbesondere die untergeordnete Stellung der Frau. Die verschiedenen Formen und Folgen von Tötungen, sowie der Ausschluss der Kirche von der Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft werden detailliert analysiert.
Wie wurde Recht im Kanun geschaffen und angewendet?
Die Arbeit untersucht die Prozesse und Mechanismen der Rechtsetzung im Rahmen des albanischen Gewohnheitsrechts. Sie beleuchtet die Rolle von Tradition, Konsens und der Überzeugung der juristischen Notwendigkeit (opinio juris) bei der Entstehung und Anwendung von Rechtsregeln. Ein detaillierter Einblick in diese Prozesse ist im vorliegenden Auszug nur angedeutet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Die Arbeit lässt sich am besten mit folgenden Schlüsselwörtern beschreiben: Gewohnheitsrecht, Kanun, Albanien, Lekë Dukagjini, Blutrache, Besa, Mikëpritja, Nder, Burrëria, Ungleichheit, Illyrer, Geschichte, Tradition, Rechtsentwicklung.
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- Islam Qerimi (Author), 2010, Gewohnheitsrecht in Albanien: Rolle und Herkunft des Kanun, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143858