Der Begriff der „kulturellen Verteidigung“ (Cultural Defense) tauchte in amerikanischen Zeitschriften Mitte der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts auf, im Zusammenhang mit der steigenden Anzahl von Fällen, bei denen man sich vor Gericht auf kulturelle Traditionen berufen hatte.
In Deutschland gibt es keine Statistiken oder qualitative Forschungen, die uns generell sagen würden, inwieweit die Informationen über kulturelle Hintergründe die Rechtsprechung beeinflussen. Obwohl die Argumentation mit kulturellen Hintergründen schon länger in deutschen Gerichten eine Tatsache ist, hat sich auch die Literatur bisher mit dieser Problematik systematisch nicht auseinandergesetzt.
Der Verfasser versucht an diese Problematik näher anzuknüpfen und benutzt dafür den kontroversen Beispiel der Ehrenmorde (der Fall von Hatun Sürücü). Alle Implikationen und kritische Momente von solchen Fällen sind anhand einer strafrechtsdogmatischen und rechtsanthropologischen Analyse gezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Was ist die Kultur?
- Die Rolle der Kultur im Gerichtssaal
- Die „Kulturelle Differenz“ in der deutschsprachigen Rechtswissenschaft
- Deutsche Rechtsprechung zu kulturellen Hintergründen
- Strafrechtliche Bewertung in Deutschland
- Der Fall von Hatun Sürücü
- Verstehen wir, was man unter „Ehre“ meint?
- Gibt es wirklich keinen Zusammenhang zwischen Ehrenmorden und Islam?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit kulturelle Differenzen im Strafrecht Berücksichtigung finden sollten. Sie analysiert den Einsatz des Begriffs „kulturelle Verteidigung“ und untersucht, wie kulturelle Hintergründe in Gerichtsverfahren berücksichtigt werden können.
- Die Definition und Bedeutung von Kultur im Kontext des Rechts
- Die Rolle kultureller Normen und Werte im Gerichtssaal
- Die Verwendung der „kulturellen Verteidigung“ in der Rechtsprechung
- Die Herausforderungen der Berücksichtigung kultureller Differenzen im Strafrecht
- Kritische Betrachtung des Falles von Hatun Sürücü
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einführung präsentiert den Begriff der „kulturellen Verteidigung“ und führt den Fall von Dong Lu Chen ein, der die Debatte über die Berücksichtigung kultureller Hintergründe in Gerichtsverfahren auslöste.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Kultur und ihre Vielschichtigkeit.
- Im dritten Kapitel werden die vielfältigen Rollen der Kultur im Gerichtssaal betrachtet.
- Das vierte Kapitel analysiert die Verwendung des Begriffs „kulturelle Differenz“ in der deutschsprachigen Rechtswissenschaft und stellt die Diskussion um die Berücksichtigung kultureller Aspekte in Gerichtsverfahren dar.
- Das fünfte Kapitel analysiert die deutsche Rechtsprechung zu kulturellen Hintergründen. Es behandelt die strafrechtliche Bewertung in Deutschland, den Fall von Hatun Sürücü und diskutiert die Frage, ob man „Ehre“ im Kontext von Ehrenmorden versteht.
Schlüsselwörter
Kulturelle Differenz, Kultur, Strafrecht, „Kulturelle Verteidigung“, Rechtsprechung, Ehrenmord, Hatun Sürücü, Dong Lu Chen, interkulturelle Kommunikation, Rechtssoziologie.
- Quote paper
- Daniel Krošlák (Author), 2009, Berücksichtigung kultureller Differenzen im Strafrecht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143857