Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit einem Teilkapitel des Rache- bzw. Eroberungsfeldzuges Alexanders des Großen, nämlich mit seiner Einnahme Ägyptens 331 v. Chr. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf dem Besuch des Ammon-Orakels in der Oase Siwa liegen.
Die vorliegende Arbeit möchte eine Antwort darauf geben, warum sich Alexander dazu entschloss, eine Reise auf sich zu nehmen, die in rationaler Hinsicht äußerst fragwürdig erschien. Als Alexander Siwa aufsuchte, stand eine Entscheidungsschlacht mit Dareios III. noch aus. So verwundert es, dass Alexander sich die Zeit nahm, knapp 600 km durch öde Wüste zu ziehen, ohne einen greifbaren, nach außen hin sofort ersichtlichen Grund zu haben. Seine Zeitgenossen werden die Gründe wohl im Gesamtkontext verstanden haben, doch heute müssen wir uns auf Rekonstruktionen durch Sekundärquellen einlassen. Ich möchte mich also hauptsächlich mit den überlieferten Alexanderquellen von Plutarch (Alexandervita), Arrian (Anabasis), Curtius Rufus (Historiae Alexandri), Diodor (Buch XVII der Bibliotheca Historica), und Justin (Bücher XI und XII der Historiae Philippicae) befassen, und diese mit Hilfe der Darstellung moderner Historiker dahingehend untersuchen, welche Motive Alexander bewogen, das Ammon-Orakel aufzusuchen. Das Anspruchsvolle bei der Analyse von Quellen über Alexander den Großen ist darin zu sehen, dass alle oben erwähnten Autoren mindestens 400 Jahre später lebten als Alexander selbst, und ihre Erkenntnisse lediglich von den Primärquellenautoren Aristobulos, Kallisthenes, Ptolemaios oder Klitarch abschrieben. Demzufolge sind Aussagen dieser „späteren“ Autoren mit Vorsicht zu betrachten, trotzdem bieten sie uns unersetzliche Eindrücke davon, wie es gewesen sein könnte.
Trotz oder gerade wegen dieser problematischen Quellenlage ist die Erforschung der Expedition nach Siwa, und dementsprechend die Erforschung der Beweggründe Alexanders nach Siwa zu ziehen, eines der meist thematisierten und kontrovers diskutiertesten Felder der Alexanderforschung. Ziel dieser Arbeit kann es nicht sein, diese Komplexität und Kontroversität in all ihren Facetten nachzuzeichnen, sondern es soll ein systematischer Überblick über grundlegende Kontroversen der Forschung im Hinblick auf Alexanders Motivation gegeben werden, ohne dabei die Sekundärquellen aus den Augen zu verlieren. Daher werden die Meinungen moderner Historiker wie SCHACHERMEYER, WILCKEN, KRAFT oder KIENAST schwerpunktmäßig Betrachtung finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Alexander in Ägypten
- Das Ammon-Orakel in der Oase Siwa
- Geschichte des Ammon-Orakels
- Alexanders Zug nach Siwa
- Der Ort Siwa
- Das Zeremoniell des Orakels
- Alexanders Motive für den Besuch des Ammon-Orakels
- Alexanders „pothos“
- Die Unfehlbarkeit des Orakels
- Der Wettstreit mit Herakles und Perseus
- Die Gottessohnschaft
- Vergleich mit Kambyses
- Befragung des Orakels
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Alexanders Besuch des Ammon-Orakels in der Oase Siwa im Kontext seiner Einnahme Ägyptens 331 v. Chr. Das Ziel ist es, zu verstehen, warum Alexander sich zu dieser Reise entschloss, die aus rationaler Sicht fragwürdig erscheint. Die Arbeit befasst sich mit den überlieferten Alexanderquellen und untersucht die Motive Alexanders, das Orakel aufzusuchen.
- Alexanders Motivlage im Kontext seines Rachefeldzuges und der Eroberung Ägyptens
- Der Besuch des Ammon-Orakels in Siwa als ein Schlüsselereignis in Alexanders Karriere
- Die Rolle des Orakels in der antiken Welt und seine Bedeutung für Alexander
- Die Interpretation von Alexanders Motiv durch verschiedene Historiker
- Die Auswirkungen des Orakels auf Alexanders Selbstbild und seine Legitimation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Relevanz des Orakels in Alexanders Lebenslauf. Kapitel 2 beleuchtet Alexanders Einnahme Ägyptens und die positiven Reaktionen der Bevölkerung. Kapitel 3 beschäftigt sich mit dem Ammon-Orakel selbst und seiner Geschichte. Kapitel 4 analysiert die verschiedenen Motive, die Alexander zum Besuch des Orakels bewogen haben könnten.
Schlüsselwörter
Alexander der Große, Ammon-Orakel, Oase Siwa, Ägypten, Gottessohnschaft, Eroberungsfeldzug, Motivlage, Quellenkritik, Sekundärquellen, antike Geschichte, Historiographie, Forschungsgeschichte.
- Quote paper
- Mario Kulbach (Author), 2010, Gottkönigtum (Zug zur Oase Siwa), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143849