Ob Hervorbringnisse von psychisch kranken Menschen den Anspruch haben, als Kunstwerk betrachtet zu werden, soll in der vorliegenden Arbeit erörtert werden. Zuerst wird ein Überblick über die historische Entwicklung künstlerischer Arbeit Geisteskranker gegeben. Es werden einige Psychiater und andere Ärzte, die kreative Aktivität bei ihren Patienten beobachten konnten, kurz vorgestellt. Hierzu wurde der Aufsatz "Zwischen Krankheitssymptom und Kunst: Werke von Psychatrie-Erfahrenen" von Thomas Röske hinzugezogen. Genauere Betrachtung erfährt der Psychiater und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn, der sich in der Monographie Bildnerei der Geisteskranken mit einer Vielzahl an künstlerischen Arbeiten psychisch Kranker aus seiner eigenen Sammlung an der Universität Heideberg auseinandersetzte. Auch auf die Monographie Schizophrenie und Kunst von Leo Navratil wurde zurückgegriffen. Der Psychiater beschrieb die Bilder seiner Patienten und versuchte, einen künstlerischen Stil dieser herauszuarbeiten.
1949 kam Vanda Vieira-Schmidt in Berlin zur Welt. Sie wuchs auf Madeira auf. Im Alter von 17 Jahren kehrte sie zu ihrem Geburtsort zurück. Dort arbeitete sie zuerst als Kosmetikerin und anschließend als Inhaberin eines portugiesischen Restaurants. Als dieses 1990 schließen musste, geriet sie in eine Krise, welche in einem Psychiatrieaufenthalt mündete. Danach kam sie ins betreute Wohnen. Hier begann Vieira-Schmidt, DIN-A4-Blätter mit Zeichnungen gegen das Böse zu füllen. Ihrer Überzeugung nach arbeitete sie mit dem deutschen Militär zusammen. Sie glaubte, dass sich im Verteidigungsministerium ein Computer befindet, der in der Lage ist, ihre Blätter in Videos zu verwandeln, wodurch politische Probleme gelöst und allgemeiner Frieden herbeigeführt werden könnten. Häufig fertigte sie an einem einzigen Tag einige Hundert Bilder an, die sie im Keller lagerte. 2005 siedelte Vieira-Schmidt in ein kleineres Appartement um, wodurch Betreuungspersonen über 500.000 ihrer Bilder zu Gesicht bekamen. Sie wurden als Teil der in Heidelberg befindlichen Sammlung Kunst Geisteskranker, die der Kunsthistoriker und Psychiater Prinzhorn ins Leben rief, ausgestellt. Das Ganze ergänzte man mit einem kurzen Film, indem Vieira-Schmidt den Zusammenhang des Werkes erklärt. Zwei Jahre später waren ihre Arbeiten in Berlin, Bochum, Marburg und Rotterdam zu sehen. Vanda Viera-Schmidt sah von einer Bezeichnung ihres eigenen Schaffens als Kunst ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Annäherung an die künstlerische Arbeit psychisch Kranker
- Die Psychose
- Historische Entwicklung der künstlerischen Betätigung psychisch Kranker
- Theorien zur Frage, Was ist Kunst?
- Vergleich zwischen dem Werk eines Künstlers und dem eines psychisch Kranken
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die künstlerische Arbeit psychisch kranker Menschen als Kunst bezeichnet werden kann. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der künstlerischen Betätigung psychisch Kranker und untersucht, wie die Werke dieser Personen von Psychiatern und anderen Fachleuten interpretiert wurden. Die Arbeit analysiert zudem verschiedene ästhetische Theorien, um die Frage nach der Definition von Kunst zu beleuchten.
- Die historische Entwicklung der künstlerischen Betätigung psychisch Kranker
- Die Interpretation von Werken psychisch Kranker durch Psychiater
- Die Frage nach der Definition von Kunst
- Der Vergleich zwischen der künstlerischen Arbeit eines Künstlers und eines psychisch Kranken
- Die Frage nach dem Anspruch auf Kunstwertigkeit der Werke psychisch Kranker
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fall von Vanda Vieira-Schmidt vor, einer psychisch kranken Frau, deren künstlerische Arbeit im Kontext der Sammlung Kunst Geisteskranker des Kunsthistorikers und Psychiaters Prinzhorn ausgestellt wurde. Die Arbeit untersucht, ob Vieira-Schmidts Werk den Anspruch auf Kunstwertigkeit hat.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der theoretischen Annäherung an die künstlerische Arbeit psychisch Kranker. Zunächst wird der Begriff der Psychose definiert und die historische Entwicklung der künstlerischen Betätigung psychisch Kranker beleuchtet. Es werden wichtige Vertreter, wie Cesare Lombroso und Helmut Rennert, vorgestellt, die sich mit diesem Thema auseinandersetzten und unterschiedliche Ansätze zur Interpretation der Werke von psychisch Kranken verfolgten.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kunst, psychische Krankheit, Psychose, Schizophrenie, Ästhetik, Kunstgeschichte, Prinzhorn-Sammlung, Cesare Lombroso, Helmut Rennert, Arthur C. Danto, Arthur Clive Heward Bell.
- Quote paper
- Josefine Strehle (Author), 2023, Künstlerische Arbeit psychisch kranker Menschen. Lässt sich die künstlerische Arbeit psychisch kranker Menschen als Kunst bezeichnen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1438356