Ungeachtet des Facettenreichtums der Ausprägungen und Gestaltungsarten von Verrechnungspreisen gibt es ein Charakteristikum, das alle Ansätze gemein haben: adäquat eingesetzt, fungieren sie als optimales Verhaltenssteuerungsinstrument, das je nach Zielsetzung unterschiedliche Anreizwirkungen hervorrufen kann. Ein Verrechnungspreis hat Auswirkungen darauf, „... what prompts people to initiate action, what influences their choice of action, and why they persist in that action over time.“
Verstärkt oder gar überhaupt möglich werden diese Erscheinungen durch dezentrale Organisationsstrukturen, die Entscheidungsautonomie sowie Selbstständigkeit der Divisionen forcieren. Die Bereiche agieren wie Unternehmen in Unternehmen, nutzen Synergievorteile und Handlungsfreiheiten, aber führen auch zu Kontroversen und nichtwahrheitsgemäßer Berichterstattung zu Lasten des Gesamtergebnisses. Hier sollen Verrechnungspreise Abhilfe schaffen und Anreize setzen, um das Handeln der Manager auf die Gesamtziele der Unternehmung zu richten und opportunistisches Verhalten zu dezimieren.
Marktorientierte Verrechnungspreise eignen sich aufgrund der externen Indikatoren bestens für eine objektive Ergebnisbewertung und –zurechnung und somit zur Entwicklung von Anreizen. Kritisch betrachtet wird diese Thematik aber aufgrund ihrer illusorischen Annahme von perfekten Märkten und Informationssymmetrien. Kostenorientierte Verrechnungspreise sind einfach bestimmbar, weil sie sich unkompliziert aus der internen Kostenrechnung deduzieren lassen. Der wohl bekannteste Vertreter, Hirshleifer, besagt, dass der optimale Verrechnungspreis auf Basis von Grenzkosten gebildet wird. Dies führt allerdings zum „Dilemma der pretialen Lenkung“, das bereits 1903 von Schmalenbach aufgezeigt wurde. Verhandlungsorientierte Verrechnungspreise werden als Laissez-Faire-System eingesetzt, welches die Manager zu selbstständigen Verhandlungen befähigt. Während hier oft das so genannte Hold-Up-Problem und folglich Unterinvestition auftritt, lösen Edlin und Reichelstein dies und argumentieren mit „fixed-price contracts“ und „renegotiating“.
Die kritische Würdigung zeigt, dass es weder für die Bildung von Verrechnungspreisen, noch für die Entscheidung, ob eine Organisation dezentral oder zentral geführt werden soll, einen One Best Way geben kann, sondern vielmehr Spielräume für unterschiedlichste Interpretationen und subjektive Anwendungsmöglichkeiten zugelassen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Motivation und Anreizwirkungen
- Verrechnungspreise und dezentrale Organisationsstrukturen
- Anreizwirkungen von Verrechnungspreisen
- Marktorientierte Verrechnungspreise
- Kostenorientierte Verrechnungspreise
- Verhandlungsorientierte Verrechnungspreise
- Schlussfolgerungen und kritische Würdigung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Thematik von Verrechnungspreisen als Instrument zur Steuerung von Anreizwirkungen in dezentralen Organisationsstrukturen. Der Fokus liegt auf der Analyse, wie Verrechnungspreise unterschiedliche Anreizwirkungen hervorrufen können und welche Auswirkungen diese auf das Verhalten von Managern und die Gesamtleistung des Unternehmens haben.
- Analyse der Anreizwirkungen von Verrechnungspreisen in dezentralen Organisationsstrukturen
- Untersuchung der verschiedenen Arten von Verrechnungspreisen (marktorientiert, kostenorientiert, verhandlungsorientiert)
- Bewertung der Vor- und Nachteile der einzelnen Verrechnungspreismodelle
- Diskussion der Herausforderungen bei der Anwendung von Verrechnungspreisen in der Praxis
- Abwägung der Chancen und Risiken, die mit der Verwendung von Verrechnungspreisen als Steuerungsinstrument verbunden sind.
Zusammenfassung der Kapitel
- Problemstellung: Die Arbeit stellt die Relevanz von Verrechnungspreisen als Koordinationsinstrument in Unternehmen dar und beleuchtet die historische Entwicklung des Themas.
- Motivation und Anreizwirkungen: Dieses Kapitel erläutert den Begriff der Motivation und die verschiedenen Arten von Anreizen (intrinsisch und extrinsisch). Es wird ein Modell zur Veranschaulichung des Zusammenspiels von Motivation, Anreizen und Verhalten vorgestellt.
- Verrechnungspreise und dezentrale Organisationsstrukturen: Die Vorteile und Nachteile dezentraler Organisationsstrukturen werden diskutiert. Es wird hervorgehoben, wie Verrechnungspreise in diesem Kontext eingesetzt werden können, um Anreize für die einzelnen Bereiche zu schaffen und Synergien zu nutzen.
- Anreizwirkungen von Verrechnungspreisen: Das Kapitel analysiert die Anreizwirkungen von marktorientierten, kostenorientierten und verhandlungsorientierten Verrechnungspreisen. Es werden die jeweiligen Stärken und Schwächen der Ansätze herausgestellt.
Schlüsselwörter
Verrechnungspreise, Anreizwirkungen, dezentrale Organisationsstrukturen, Motivation, Marktorientierung, Kostenorientierung, Verhandlungsorientierung, Hold-Up-Problem, Koordinationsmechanismus, Steuerung, Management Accounting
- Quote paper
- Angela Pernsteiner (Author), 2009, Anreizwirkungen von Verrechnungspreisen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143815