Die Waldarbeit gehört auch heute noch zu einer der unfallreichsten Tätigkeiten der
modernen Arbeitswelt. Die Landesforstverwaltungen sind noch immer die größten Arbeitgeber für Forstwirte. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, die Unfallzahlen in ihren Betrieben zu senken, indem sie eng mit Maschinenherstellern und der
Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft zusammenarbeiten, die Ausbildung ihrer Waldarbeiter gewährleisten, Vorschriften und Gesetzte zur Arbeitssicherheit anwenden.
Mit Hilfe von Literaturrecherchen in Büchern, Fachzeitschriften, Schriftenreihen und im Internet ist es gelungen eine Zeitachse zu erarbeiten, die die Entwicklungen rund um die Arbeitssicherheit bei der Waldarbeit darstellt. Es wurden Daten zur Einführung der
Persönlichen Schutzausrüstung, der Geschichte der Motorsäge, alte Gesetzte und Verordnungen, erste Harvester usw. herausgearbeitet. Diese Ergebnisse werden auf ihre Bedeutung für die Verringerung der Unfallzahlen bewertet und daraus können Schlussfolgerungen gezogen werden, die auch für die Zukunft wichtig sind.
Es zeigt sich deutlich, dass der Stand der Technik und des Wissens, die Aus- und Fortbildung von Forstwirten und deren Vorgesetzten und die Einführung von Gesetzen und Verordnungen von großer Bedeutung für die Arbeitssicherheit sind.
Wichtige Schlussfolgerungen für die Senkung der Unfallzahlen:
• Tragen geeigneter Schutzkleidung
• guter Aus- und Fortbildungsstand der Forstwirte
• vorschriftsmäßiges Verhalten am Arbeitsplatz
• geeignete Führungskräfte/ richtige Arbeitsplanung und - vorbereitung
• Einhaltung aktueller Gesetze und Vorschriften/ Einhaltung der UVV
• dem Sicherheitsstandard angepasste Arbeitsmittel
• Anwendung geeigneter Arbeitsverfahren
• Motivation der Forstwirte zu sicherem Arbeiten
• Gefahren erkennen und vermeiden
• Kontrollen durch Sicherheitskräfte/ regelmäßige ärztliche Untersuchungen der Arbeiter
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
0. EINLEITUNG
1. METHODIK
1.1. ALLGEMEINES
1.2. VORGEHENSWEISE DER INHALTSANALYSE
2. ERGEBNISSE ENTWICKLUNGEN IN DER BRD
2.1. ZEITRAUM 1945 - 1954
2.1.1. Motorsägenentwicklung
2.1.2. Arbeitsverfahren in der Holzernte
2.1.3. Hilfsmittel bei der Holzernte
2.1.4. Aus und Fortbildung am Beispiel BadenWürttemberg
2.1.5. Schlepper und Waldarbeiterwagen in BadenWürttemberg
2.1.6. Gesetze und Verordnungen
2.1.7. Institutionen der Arbeitssicherheit
2.1.8. Forstausrüster
2.1.9. Persönliche Schutzausrüstung
2.2. ZEITRAUM 1955 - 1964
2.2.1. Motorsägenentwicklung
2.2.2. Arbeitsverfahren
2.2.3. Persönliche Schutzausrüstung
2.2.4. Gesetze und Verordnungen
2.2.5. Forschung
2.2.6. Institutionen für Arbeitssicherheit
2.2.7. Forstschlepper
2.3. ZEITRAUM 1965 - 1974
2.3.1. Motorsägenentwicklung
2.3.2. Arbeitsverfahren
2.3.3. Persönliche Schutzausrüstung
2.3.4. Gesetze und Verordnungen
2.3.5. Hilfsmittel
2.3.6. Forstverwaltung in BadenWürttemberg
2.3.7. Aus und Fortbildung
2.3.8. Forstausrüster
2.3.9. Institutionen für Arbeitssicherheit
2.4. ZEITRAUM 1975 - 1984
2.4.1. Motorsägenentwicklung
2.4.2. Arbeitsverfahren
2.4.3. Persönliche Schutzausrüstung
2.4.4. Gesetze und Verordnungen
2.4.5. Fälltechniken
2.4.6. Notrufsysteme, Prozessoren
2.4.7. Hilfsmittel
2.4.8. Aus und Fortbildung in BadenWürttemberg
2.4.9. Forstausrüster
2.4.10. Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik
2.5. ZEITRAUM 1985 - 1994
2.5.1. Motorsägenentwicklung
2.5.2. Arbeitsverfahren
2.5.3. Gesetze und Verordnungen
2.5.4. Aus und Fortbildung
2.5.5. Schlepper, Harvester, Seilwinden, Funknetze
2.5.6. Forstausrüster
2.5.7. Hilfsmittel
2.5.8. Institutionen für Arbeitssicherheit
2.6. ZEITRAUM 1995 - 2004
2.6.1. Motorsägenentwicklung
2.6.2. Arbeitsverfahren
2.6.3. Aus und Weiterbildung
2.6.4. Gesetze und Verordnungen
2.6.5. Hilfsmittel
2.6.6. Verwaltung
2.6.7. Forstausrüster
2.6.8. Institutionen für Arbeitssicherheit
2.7. ZEITRAUM 2005 - HEUTE
2.7.1. Institutionen für Arbeitssicherheit
2.7.2. Aus und Fortbildung
2.7.3. Persönliche Schutzausrüstung
2.7.4. Schlepper
2.7.5. Motorsägenentwicklung
2.7.6. Gesetze und Verordnungen
3. ERGEBNISSE ENTWICKLUNGEN IN DER DDR
3.1. MOTORSÄGENENTWICKLUNG
3.2. ARBEITSVERFAHREN IN DER HOLZERNTE
3.3. PERSÖNLICHE SCHUTZAUSRÜSTUNG
3.4. SCHLEPPER, ANBAUGERÄTE
3.5. FORSTVERWALTUNG
3.6. AUS UND FORTBILDUNG
3.7. GESETZE UND VERORDNUNGEN
3.8. HILFSMITTEL
3.9. PRÜFSTELLE
4. DISKUSSION
4.1. ALLGEMEINES
4.2. KRITIK DER VORGEHENSWEISE
4.3. STEIGENDE UNFALLZAHLEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT
4.4. SINKENDE UNFALLZAHLEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT
4.5. ENTWICKLUNG IN DER DDR
4.6. SCHLUSSFOLGERUNG UND EIGENE MEINUNG
5. ZUSAMMENFASSUNG
6. ABSTRACT
7. LITERATURVERZEICHNIS
8. INTERNETQUELLEN
9. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
10. TABELLENVERZEICHNISSE
11. ABKÜRZUNGS UND FORMELVERZEICHNIS
12. SCHLAGWORTVERZEICHNIS
13. ANHANG
Vorwort
Im Rahmen meines Studiums an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg wurde mir die Möglichkeit gegeben, diese Diplomarbeit anzufertigen.
Das Thema Arbeitssicherheit hat mich schon vor Beginn meines Studiums interessiert und deshalb war ich sehr froh darüber dieses Thema zu bekommen. Sicherlich hat mich auch meine Mutter etwas geprägt, die als Sicherheitsfachkraft in einem landwirtschaftlichen Betrieb tätig ist. Sie erzählte mir oft von schweren Unfällen aus dem landwirtschaftlichen Bereich, die sie bei Fortbildungen geschildert bekam. Außerdem beziehen meine Eltern das Mitteilungsblatt der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung „Sicher Leben“, in dem ich blätterte und mir bewusst wurde, wie fahrlässig so mancher mit seiner Gesundheit spielt. Ich würde sagen, dass es für mich sogar erschreckend war dies zu lesen. Fahrlässiges Verhalten kann nicht nur der Gesundheit oder dem Leben des Verursachers schaden, sondern oft auch anderen Mitarbeitern oder unbeteiligten Personen.
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der „Geschichtlichen Entwicklung der Arbeitssicherheit in großen Forstbetrieben“. Außerdem wird auf Unterschiede in der Entwicklung der Arbeitssicherheit in der DDR eingegangen.
An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen und mich bei all denen recht herzlich bedanken, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben: bei meinen Eltern, ohne deren Unterstützung nie die Möglichkeit bestanden hätte, dieses Studium zu absolvieren; bei meinem Lebensgefährten, der in dieser Zeit immer für mich da war und sicher so manches ertragen musste; bei Herrn Prof. Dr. Dirk Wolff für die gute Betreuung und bei Herrn Kelemen von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Baden-Württemberg für die Zweitkorrektur.
0. Einleitung
Die Waldarbeit gehört auch heute noch zu den schwersten und gefährlichsten Arbeiten, die es in der industriellen Arbeitswelt gibt. Dies sollen die im Folgenden genannten Unfälle verdeutlichen.
Unfallbeispiele in der Forstwirtschaft:
Beim Abtrennen eines Wurzeltellers vom Wurzelteller zerquetscht. (41 Jahre)
Bei Forstarbeiten von einem Baumwipfel getroffen. (Forstwirt, 20 Jahre)
Beim Abziehen eines Baumes von einem Gipfelteil getroffen. (Maschinenführer, 58 J.) Bei der Waldarbeit von einem ausschlagenden Ast getroffen. (47 Jahre)
Beim Fällen unter eine Tanne gekommen. (43 Jahre)
Beim Abziehen eines Baumes mit dem Schlepper Baum auf den Schlepper geworfen. Das abgebrochene Wipfelteil hat dann den Windenbediener erschlagen. (70 Jahre)
Bei Fällarbeiten vom Baum erschlagen. (56 Jahre)
Im Wald beim Rücken eines Stammes zwischen Schlepper und Anbauwinde eingeklemmt. (66 Jahre) Beim Rücken eines Stammes von diesem erfasst und eingeklemmt. (Helfer, 55 Jahre)
Beim Abziehen eines Baumes mit der Winde von dem Wipfel getroffen. (48 Jahre)
Beim Fällen eines Baumes von ausschlagenden Stammenden getroffen und eingeklemmt worden. (39 Jahre)
Gute fachliche Ausbildung ist die beste Lebensversicherung bei der Waldarbeit!
(Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft)
Der Grund hierfür liegt daran, dass die Arbeit in der Natur stattfindet, wo Arbeitserleichterungen schwierig einzuführen sind und ungewöhnlich hohe Massen bewegt werden müssen. Belastungen entstehen somit aus der Arbeitsschwere selbst, verbunden mit Hitze, Kälte, Staub, Nässe, Lärm, Vibration und Abgase. Der Arbeitsplatz Wald kann nicht so gestaltet werden, dass er sicherheitstechnischen Standards entspricht wie ein industrieller Arbeitsplatz. Der Forstwirt wird schließlich auch mit mehreren Einflüssen auf einmal konfrontiert, die sich auf seine körperliche Verfassung auswirken, wie Klima, Arbeitsschwere, Lärm, Schadstoffe usw.
Umso wichtiger ist es also die Bedingungen der Waldarbeit so zu verbessern, dass es für den Forstwirt unter den gegebenen Umständen ein angenehmes Arbeitsfeld darstellt. Es darf bei der Beurteilung der Arbeitssicherheit nicht nur auf Aspekte wie Mittel zur Abwendung von Unfällen geachtet werden, sondern es muss genauso die körperliche Belastung, der Gesundheitsschutz und Witterung mit einbezogen werden.
In den vergangenen Jahren hat sich viel getan, um die Gesundheit des Menschen am Arbeitsplatz zu bewahren und somit die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Dies zeigt sich an der Einführung von Unfallverhütungsvorschriften und Gesetzen, der verbesserten Ausbildung von Forstwirten, der Weiterentwicklung der Technik und der Einführung verbesserter Arbeitsverfahren.
Die Landesforstverwaltungen sind bestrebt die Unfallzahlen in ihren Betrieben zu senken. In den vergangenen Jahrzehnten waren die Unfälle in der Forstwirtschaft gestiegen und heute sind immer noch höhere Zahlen zu verzeichnen als in anderen Branchen. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Arbeitsunfälle inkl. der Wegeunfälle der einzelnen Bundesländer in den letzten 9 Jahren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1 Unfallzahlen in der Forstwirtschaft 1999-2007 (eigene Darstellung nach KWF)
Das nachfolgende Diagramm zeigt den enormen Anstieg der Unfallzahlen in der Forstwirtschaft. Die Gründe für diesen Anstieg liegen an den veränderten Arbeitsbedingungen der Waldarbeiter. Zum einen wurde die Einmannsäge eingeführt, zum anderen fehlte die nötige Persönliche Schutzausrüstung, die Arbeitsverfahren waren veraltet, die Ausbildung der Waldarbeiter entsprach nicht mehr dem Stand der Technik und Verordnungen zur Arbeitssicherheit waren unzureichend.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Unfallzahlen 1953-1982 (eigene Darstellung nach SR Ba-Wü, Band 63 )
Die nächste Grafik zeigt, dass die Unfallzahlen gesunken sind. Einige Anstiege sind zu verzeichnen, dies liegt 1999/2000 an Sturm Lothar und 2007 an Sturm Kyrill. Diese Ereignisse führten zu einer Erhöhung der Unfälle durch die Sturmholzaufarbeitung. Des Weiteren ist festzustellen, dass sich laut der Unfallstatistik des KWF von 1999- 2007 gerade im Arbeitsbereich Holzernte die meisten Arbeitsunfälle, zu durchschnittlich 67 %, ereignen. Die häufigsten Unfälle im Zeitraum 1999-2007 zeigen sich bei der motormanuellen Holzernte in den Ablaufabschnitten Entasten mit rund 25%, Fällen mit rund 18,5 % und Zufallbringen mit 10,8 %. [www.kwf- online.org/arbeitsschutz.html, Stand: 17.01.2009]
Arbeitsunfälle pro 1 Mio. produktive Arbeitsstunden im Staatswald Baden-Württemberg
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Arbeitsunfälle im Staatswald Baden-Württemberg 1999-2007 (eigene Darstellung nach KWF)
In dieser Arbeit soll nun aufgezeigt werden, welche Bemühungen um die Arbeitssicherheit in den letzten Jahrzehnten von Bedeutung waren. Dies wird verstärkt am Beispiel Baden-Württemberg dargestellt. Aufgegriffen werden z. B. Entwicklungen bei der Motorsägentechnik, bei der Aus- und Fortbildung der Forstwirte und Forstingenieure und bei der Gesetzgebung.
Ziel der Arbeit
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung der Arbeitssicherheit in großen Forstbetrieben von 1945 bis heute zu untersuchen. Außerdem wird auch auf die Entwicklungen in der DDR eingegangen.
Mit Hilfe der Ergebnisse soll dann bewertet werden, welche Auswirkungen die Entwicklungen auf die Unfallzahlen in den Forstbetrieben haben. Es wird dargestellt, ob sich daraus eine Verringerung der Unfälle erkennen lässt.
Folgende Fragen sollen mit dieser Arbeit geklärt werden:
Welche Entwicklungen bezüglich der Technik, der Ausbildung und der Gesetzgebung waren im Laufe der Zeit von Bedeutung?
Welche Bemühungen um die Arbeitssicherheit in großen Forstbetrieben waren dabei von Bedeutung?
Wie haben sich diese Bemühungen/ Entwicklungen auf die Verringerung der Unfallzahlen in der Forstwirtschaft ausgewirkt?
Wie kann der Erfolg dieser Entwicklungen bewertet werden?
1. Methodik
1.1. Allgemeines
Mit den Methoden der empirischen Sozialforschung werden in den Sozialwissenschaften folgende Bereiche erforscht: objektive Gegebenheiten, subjektive Faktoren und Verhaltensweisen.
Die häufigste Unterteilung von Methoden der Empirischen Sozialforschung ist nach Art der gemessenen Daten in Inhaltsanalyse, Befragungen und Beobachtung. Üblicherweise werden im Forschungsprozess Methoden der Datenerhebung mit Methoden der Datenauswertung kombiniert. In der qualitativen Sozialforschung ist die Kombination aus Beobachtung und/oder Befragung mit Verfahren der Inhaltsanalyse oft anzutreffen. In der quantitativen Sozialforschung ist der Regelfall eine standardisierte Befragung (schriftlicher Fragebogen), die mit Hilfe von statistischen Methoden inhaltlich ausgewertet wird. Insbesondere bei neuartigen Fragestellungen, bei denen ein Forschungsproblem noch zu erschließen ist, werden grundlegende Parameter mit Hilfe qualitativer Methoden erschlossen und anschließend mit quantitativen Methoden genauer bestimmt.
[vgl. KROMREY 2006, S. 317]
Die Inhaltsanalyse ist „eine Forschungstechnik, mit der man aus jeder Art von Bedeutungsträgern durch systematische und objektive Identifizierung ihrer Elemente Schlüsse ziehen kann, die über das einzelne analysierte Dokument hinaus verallgemeinerbar sein sollen.“ [KROMREY 2006, S. 319]
Unter Inhaltsanalyse versteht man Verfahren der systematischen Erhebung und Kodierung des Inhalts sprachlicher Äußerungen, im Allgemeinen schriftlicher oder verschrifteter Texte. Die meisten Verfahren der herkömmlichen quantitativen Inhaltsanalyse beruhen darauf, das Auftreten bestimmter Textgehalte zu erfassen, zu quantifizieren und zu zählen. Es kann aber auch um andere Textmerkmale gehen und außer Texten lassen sich auch andere Bedeutungsträger, wie Filme oder Bilder untersuchen.
Bei der Inhaltsanalyse sollte der Gegensatz zwischen qualitativen und quantitativen Verfahren nicht überbewertet werden. Insoweit Inhaltsanalysen stets implizieren, dass Kommunikationsinhalte verstanden werden müssen, kommt auch eine quantitative Analyse nicht ohne qualitative Elemente aus. Insofern geht es nur um unterschiedliche Akzentsetzungen: Qualitative Analysen versuchen, den Prozess des Verstehens bzw. der hermeneutischen Analyse und der Explikation von Sinn möglichst umfassend nachzuvollziehen, während quantitative Analysen eher versuchen, die erfassten Sinngehalte in Form von Häufigkeiten bzw. Assoziationsmustern auszuwerten, um so zu Vergleichen, Trendmustern usw. zu kommen.
„In der qualitativen Inhaltsanalyse kann man vier Formen unterscheiden:
- Die zusammenfassende Inhaltsanalyse, die das Textmaterial zu einem Kurztext unter Beibehaltung der wesentlichen Inhalte reduziert,
- die induktive Kategorienbildung, die Entwicklung von Kategorien anhand des Textmaterials, unter die die Inhalte oder sonstigen Textmerkmale subsumiert werden können,
- die explizierende Inhaltsanalyse, die versucht, unklare Stellen des Materials so gut wie möglich verständlich zu machen, und
- die strukturierende Inhaltsanalyse, die das Textmaterial unter bestimmten Kriterien analysiert, um spezifische Aspekte besonders herauszuheben.“
[ILMES - Internet-Lexikon, http://www.lrz-muenchen.de/~wlm/ein_voll.htm, Stand: 01.10.2008]
„Eine quantitative Inhaltsanalyse besteht aus folgenden Schritten:
Nach der Festlegung der Fragestellung ist zunächst das relevante Datenmaterial (z. B. Zeitungen, Zeitschriften, Bücher) auszuwählen und die Grundgesamtheit (z. B.: welche Medien? welcher Zeitraum? welche Textsorten) und gegebenenfalls ein Verfahren zur Stichprobenziehung zu bestimmen. Häufig sind noch die Analyseeinheiten zu definieren (z. B. Sätze, Abschnitte, Seiten, zusammengehörige Texte usw.) Sodann ist ein Kodierschema zu entwickeln, welches definiert oder umschreibt, welche Worte (oder anderen Textmerkmale) wie einzuordnen sind. Das Kategorienschema sollte möglichst in einem Pre-Test geprüft und gegebenenfalls modifiziert werden. Dann werden die ausgewählten Texte nach diesem Schema verschlüsselt, die Daten aufbereitet und ausgewertet.
Die wichtigsten Verfahren der quantitativen Inhaltsanalyse sind: Frequenzanalyse, Valenzanalyse, Intensitätsanalyse und Kontingenzanalyse.“ [ILMES - Internet-Lexikon, http://www.lrz-muenchen.de/~wlm/ein_voll.htm, Stand: 01.10.2008]
Beobachtung
Das Verfahren der empirischen Beobachtung richtet sich auf soziale Prozesse und Verhaltensabläufe, auf Gegebenheiten, die sich während des Beobachtens ständig verändern.
Die Aufmerksamkeit bei der Beobachtung richtet sich auf das Erfassen von Ablauf und Bedeutung einzelner Handlungen und Handlungszusammenhängen. Der Unterschied der Beobachtung (Verhalten von Menschen) zur Inhaltsanalyse (Texte) liegt im Beobachtungsgegenstand.
Bei der Beobachtung ist zwischen der subjektiven Bedeutung eines Tuns für den Handelnden und der Bedeutung, die der Beobachter dieser Handlung beimisst zu unterscheiden.
Eine Schwierigkeit dieses Verfahrens ist die Erstellung eines Kategorieschemas.
[KROMREY 2006, S. 346 ff.]
Befragung
Die Befragung ist in der empirischen Sozialforschung die am häufigsten verwendete und am weitesten entwickelte Methode der Datenerhebung. Sie ist ein formalisiertes Verfahren, mit dem Informationen über sozialwissenschaftlich interessierende Sachverhalte erhoben werden sollen. Die Daten, die gesammelt werden, sind speziell für den Zweck der Forschung produzierte Daten, d. h. es sind nicht Aufzeichnungen über normale soziale Prozesse wie bei der Beobachtung.
Man unterscheidet zwischen mündlicher Befragung (Interview) und schriftlicher Befragung (Fragebogen). [KROMREY 2006, S. 358 ff.]
1.2. Vorgehensweise der Inhaltsanalyse
Diese Arbeit wurde nach der qualitativen Inhaltsanalyse erstellt. Der Zeitrahmen für die Inhaltsanalyse erstreckte sich von Juli 2008 - Oktober 2008. Im Folgenden werden die Phasen der Inhaltsanalyse aufgezeigt.
Phase 1: Das Festlegen der Art oder der Klassen von Texten, die für die Fragestellung analysiert werden sollen, z. B. Schriftenreihen, Fachbücher, Lehrbücher, Fachzeitschriften, Unfallberichte usw. Wichtig dabei ist, dass die Texte relevant für den Zweck der Untersuchung sind, sie müssen existieren und zugänglich sein. Dies kann nur entschieden werden, wenn man die Merkmale der Texte eindeutig definiert und den Zeitraum ihrer Entstehung, Verwendung oder Publizierung genau festlegt. In Fachzeitschriften und dem Internet fanden sich eher Angaben zu neuen Entwicklungen von Maschinen, Geräten und Schutzkleidung. Wo hingegen älter Entwicklungen aus Fach- und Lehrbüchern, dem Internet und Schriftenreihen entnommen werden konnten.
Unfallzahlen konnten aus Schriftenreihen und Unfallberichten entnommen werden. Außerdem waren ältere Gesetze und Erlasse aus Schriftenreihen und Fachbüchern zu entnehmen.
Phase 2: Die Auswahl einer Stichprobe oder Teilgesamtheit aus der Klasse der festgelegten Texte. Dies entfällt, wenn nur ein Fall vorhanden ist, der analysiert werden soll oder die Gesamtheit der Fälle berücksichtigt werden soll.
Phase 3: Die Definition der Zähleinheit entfällt in diesem Fall, da es sich um eine qualitative Inhaltsanalyse handelt.
Phase 4: Die Entwicklung eines Kategorieschemas ist das Kernproblem der Inhaltsanalyse. Das Kategorieschema wird vor Durchsicht der Texte im Entwurf fertig gestellt und dann mit Hilfe einer Problemanwendung (Pretest) an einem Teil der Stichprobe ausgefeilt. Die Kategorien sind präzise zu definieren und mit Beispielen zu belegen.
Bei der empirischen Inhaltsanalyse von Texten müssen nach der Definition der Begriffe Textindikatoren für die Sachverhalte bestimmt werden, über die Daten erhoben werden sollen. Zunächst werden Oberbegriffe (Kategorien) formuliert, die mit den definierten Begriffen für die problemrelevanten Dimensionen identisch sind oder die weiter in Teildimensionen untergliedert sind. Zusätzlich werden Unterkategorien zu den jeweiligen Kategorien angegeben.
Beispiel Kategorieschema:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es werden sich nicht alle Einzelheiten, die im Text enthalten sind, auch im Kategorieschema wieder finden. Das Kategorieschema muss alle interessierenden Bedeutungsdimensionen erfassen und Vergleiche zwischen den Texteinheiten des Untersuchungsmaterials erlauben. Jede Bedeutungsdimension muss sich einer Kategorie und Unterkategorie zuordnen lassen bzw. auf diese beziehen. Die im Textteil auftretenden relevanten sprachlichen Einheiten werden in den Kategorien unter dem Gesichtspunkt ihrer Bedeutungsgleichheit zusammengefasst.
Phase 5: Die Datenverarbeitung und -analyse des verschlüsselten Materials ist die letzte Phase der Inhaltsanalyse, die zur Vorbereitung der eigentlichen Analyse dient.
Phase 6: Die Prüfung der Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Ergebnisse. Die größte Gefahr für die Zulässigkeit liegt an der unterschiedlichen Auffassung und des Sprachgefühls von Texten und hängt vom Inhalt, vom Kategorieschema und von der Eigenart der Texte ab. Vieldeutige Kategorien führen zu größeren Abweichungen. Werden Kategorien ohne die Berücksichtigung des Materials gebildet und so beibehalten, kann das Material wenig Gültiges über die Zielvariablen aussagen. Bildet man andererseits aber materialnahe Kategorien, so können diese wenig relevant für die Zielvariablen sein. Es gibt zwei Ebenen der Gültigkeit. Die interne Gültigkeit liegt vor, wenn unterschiedlich formulierte Aussagen entsprechend ihrer tatsächlich gemeinten Bedeutung den richtigen Kategorien zuzuordnen sind. Um eine externe Gültigkeit handelt es sich, wenn die Kategorien korrekte Schlussfolgerungen auf die Realität außerhalb der Texte erlauben. [Kromrey 2006, S. 326 ff., 337 ff.]
2. Ergebnisse - Entwicklungen in der BRD
In diesem Kapitel werden alle Rechercheergebnisse zur geschichtlichen Entwicklung der Arbeitssicherheit aus Büchern, aus Gesetzen, Verordnungen und aus dem Internet dargestellt.
Das Kapitel gliedert sich in Zeiträume von 10 Jahren und soll eine geschichtliche Zeitachse darstellen. Es werden die einzelnen Entwicklungen, z. B. allgemeine Entwicklung der Waldarbeiterausbildung, Gesetze, Motorsägenentwicklung usw., in den jeweiligen Jahrzehnten aufgegriffen.
2.1. Zeitraum 1945 - 1954
2.1.1. Motorsägenentwicklung
In den Jahren 1940-1945 begann in Nordamerika der Bau der ersten GetriebeEinmannsägen. 1947 wurden in den USA die ersten Hobelzahnketten durch J. Cox hergestellt. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 132]
In der Nachkriegszeit musste man in Deutschland mit veralteter Technik die Holzerntetätigkeiten bewältigen. Zum Einsatz kamen noch Axt, Handsägen und Zweimannsägen. Dies verlangte vom Arbeiter einen enormen Kraftaufwand bei der Fällarbeit. Deshalb entwickelte die Firma Stihl im Jahre 1950 die erste deutsche Getriebe-Einmannsäge „BL“ (BL = Benzin/ Leicht). Sie hatte nur noch ein Gewicht von 18 kg statt sonst bei Zweimannsägen von 30 kg. Dies wirkte sich positiv auf die körperliche Belastung des Waldarbeiters aus, da er es mit einer geringeren Bewältigung von Gewichten zu tun hatte. Sie war nicht getriebeschwenkbar und musste zum Schneiden in horizontaler und vertikaler Richtung komplett gedreht werden. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 53; http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte/, Stand: 02.10.2008]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Stihl BL (www.stihl.de)
1951 waren auf dem internationalen Markt 187 Typen an Zweimannsägen und 62 Typen an Einmannsägen vorhanden. Somit setzte sich eine erste Mechanisierungswelle in der Holzernte durch, die zur Erleichterung der Fällarbeiten diente. [vgl. FLEISCHER, 2004, S.40]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 Zweimann-Benzinmotorsäge Stihl KS 43 (www.stihl.de)
Im Jahr 1953 brachte Stihl eine neue Getriebesäge „BLK“ (Benzin-leicht-klein) auf den Markt. Sie wog nun noch 11,2 kg und hatte einen Schwimmervergaser. Das verringerte Motorsägengewicht brachte dem Waldarbeiter Erleichterungen beim Fällen, wobei es aber weiter bei einer schweren und unfallreichen Tätigkeit blieb.
[vgl. FLEISCHER, 2004, S. 54; http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte/, Stand: 02.10.2008]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5 Stihl BLK (www.stihl.de)
Um das Jahr 1955 erschienen Hobelzahnketten auf dem europäischen Markt. Diese zeichneten sich durch bequeme Handhabung, geringere körperliche Anstrengungen beim Schneiden, durch ruhiges Laufen und einfache Wartung aus. [vgl. FLEISCHER, 2004, S.60, 61, 132]
Bis in das Jahr 1955 herrschte die Handsäge in der altbundesdeutschen Forstwirtschaft vor.
In den 50er Jahren fertigte Stihl auch Freischneider. Durch einen Schultergurt konnte das Gewicht der Maschine auf den gesamten Körper übertragen werden, um die Belastungen im Armbereich zu verringern. Außerdem war die Handhabung dadurch einfacher, das Arbeitsfeld war besser einsehbar und eine aufrechte Körperhaltung möglich. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 65; http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte, Stand:02.10.2008]
2.1.2. Arbeitsverfahren in der Holzernte
Nach dem 2. Weltkrieg waren weiter Dreimann-Motorsägenrotten von Bedeutung. Zwei Mann benötigte man zur Bedienung der Motorsäge und ein Mann für die Arbeit mit der Axt. Der Fällschnitt wurde als einfacher Fächerschnitt ausgeführt. Die Säge wurde mit der Motorseite an der Bruchleiste zum Schneiden angesetzt. Der Arbeiter an der Schienenkopfseite schwenkte die Säge langsam in Richtung Ende der anderen Seite der Bruchleiste. Damit die Bruchleiste von der Motorseite nicht frühzeitig durchtrennt wurde, hatte man den Sägeschnitt zuletzt gleichlaufend ausgeführt. Das Fallkerbdach musste noch mit der Axt ausgehauen werden, da die Sägentechnik dies nicht zu lies. (siehe 2.1.1.)
In den Jahren nach 1945 orientierte man sich langsam auf die Arbeit in Zweimannrotten. Als Arbeitsverfahren kam das Sortimentverfahren zur Anwendung, bei dem die Äste mit der Axt entfernt wurden.
Neue Arbeitstechniken kamen durch die Einführung der Einmannsäge zum Einsatz, z. B. Schneiden mit ein- und auslaufender Kette, Stechschnitt, Schmälerungs- und Schrägschnitte und versetzte Schnitte. [vgl. FLEISCHER, 2004, S.43 ff.] Das brachte aber auch Unfallgefahren durch Schnittverletzungen, wenig Kenntnisse im Umgang mit der Einmannsäge und fehlender Waldarbeiterausbildung mit sich.
2.1.3. Hilfsmittel bei der Holzernte
Seit Anfang der 50er wurden handbediente Seilzuggeräte („Greifzug“) in der Forstwirtschaft zum Abziehen von Hängern, Abtrennen von Wurzeltellern usw. eingesetzt. Ab dieser Zeit setzte man auch hydraulische Fällheber, in Form von Wagenheber, ein. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 86 ff.]
1954 hatte der Fällheber seine erste Erwähnung in Nordeuropa. [vgl. FLEISCHER, 2004, S.132]
Diese Hilfsmittel sollten die Fällarbeiten erleichtern und vor allem die Arbeitssicherheit durch sachgerechtes zu Fallbringen der Bäume fördern.
2.1.4. Aus- und Fortbildung am Beispiel Baden-Württemberg
In den 30er Jahren entstanden die ersten Waldarbeiterschulen. Diese wurden bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ausschließlich als Aus- und Fortbildungsstätte für die Waldarbeiter der großen staatlichen Forstverwaltungen genutzt. Erst später kam es auch zur Ausbildung von Mitarbeiter aller Waldbesitzarten und Beschäftigte von Forstunternehmen. [vgl. BEHRNDT, 2006, S. 23]
Wenige Monate nach Kriegsende war der Bedarf an einer zielgerichteten Ausbildung von Förstern und Waldarbeitern groß. Wanderschulungen standen an der Tagesordnung. Diese sollten den Wissensstand der Waldarbeiter, aber auch den von ungelernten Arbeitskräften auffrischen. Gerade das Erlernen des Umganges mit der Einmannsäge war von Bedeutung.
In den Jahren 1946-1953 kam es zur Ausbildung, an der neu gegründeten Forstschule Kapfenburg, des Nachwuchses für den Forstbetriebsdienst für Nordwürttemberg, teils auch für Württemberg-Hohenzollern und Nordbaden. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 84]
1947-1951 wurden in der Forstschule Salem, am Bodensee, Hilfs- und Revierförster und Forstwarte ausgebildet. Diese wurde gegründet, weil Südbaden und Nordbaden durch die Besatzungszonen getrennt waren und man keinen Zugang zur Forstschule Karlsruhe hatte. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 317; SCHULER, 2004, S. 105 f.]
1948 kam es zur Gründung der Forstschule Dornstetten. Dort bildete man die Forstanwärter aus den württembergischen und hohenzollerischen Landesteilen aus. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 84]
Die Forstschule Kapfenburg übernahm die Ausbildung zum Hilfsförster und die Forstschule Dornstetten die aufbauende Ausbildung zum Revierförster. Der Unterricht bestand zu 60 % aus praktischer Tätigkeit, wie Waldarbeit (Holzernte, Holzaufbereitung, Kulturarbeiten, Wegebau,…). Besonderer Wert wurde auf die Gerätekunde und Werkzeugpflege gelegt, da die Erkenntnisse der modernen Arbeitslehre noch nicht ausgereift waren. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 86, 145; SCHULER, 2004, S. 106]
Im Jahre 1948 fand der erste 4-monatige Forstschullehrgang für Revierförster aus Nordund Südbaden an der Forstschule in Karlsruhe statt. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 223; SCHULER, 2004, S. 106]
1949 errichtete man eine Lehrwerkstatt auf dem Gelände der Forstschule Karlsruhe, aus dieser entstand später die Waldarbeiterschule Karlsruhe. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 224]
Ein Jahr später nahm die Waldarbeitsschule Höllhof/ Mattenhof ihren Ausbildungsbetrieb auf. [s. Schriftenreihe Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Band 63, 1985, S. 184]
Erste Waldarbeiterlehrgänge erfolgten 1951 in Königsbronn, im Rahmen von Wanderschulungen. Diese waren nötig, da der Wissenstand der Waldarbeiter, die Arbeitsverfahren und Werkzeuge veraltet waren. Die Absicht dieser 1-2-tägigen Lehrgänge waren z. B. das Erlernen der Instandsetzung der Hobelzahnketten und das Erlernen neuer Arbeitsbestverfahren (2-Mann-Rotte). Die neuen Verfahren setzten sich nur schwer durch, erst durch die besser ausgebildeten jungen Revierleiter wurden die Arbeitsleistungen, die Arbeitsqualität und die berufliche Situation der Waldarbeiter verbessert. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 87 ff.]
Im Jahr 1952 eröffnete die Waldarbeiterschule Itzelberg. Sie wurde von der Landesforstverwaltung finanziert und getragen. Die Wanderschulungen wurden aber erst einmal beibehalten und gingen später zurück, als in Itzelberg die Möglichkeit der Waldfacharbeiterausbildung bestand. In Itzelberg wurden Waldfacharbeiter, Rottenführer, Haumeister und Motorsägenführer ausgebildet, außerdem gab es Fortbildungen für ältere Beamte und die Ausbildung der jüngeren Beamten auf arbeitstechnischem Gebiet. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 88 ff.; SCHULER, 2004, S. 116]
Die Landesforstschule Schadenweiler Hof in Rottenburg a. N. öffnete 1954 ihre Pforten. Sie war dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterstellt. Damit konnte der Ausbildungsgang zum Revierförster für ganz BadenWürttemberg vereinheitlicht werden. [s. Schriftenreihe Landesforstverwaltung BadenWürttemberg, Band 63, 1985, S. 37; SCHULER, 2004, S. 107]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2 Ausbildungsbestimmungen Ba-Wü, gehobener Dienst ´48-´71 (eigene Darstellung nach SCHULER)
2.1.5. Schlepper und Waldarbeiterwagen in Baden-Württemberg
Nach dem 2. Weltkrieg begannen landwirtschaftliche Schlepper die tierischen Zugkräfte zu ergänzen und nach und nach abzulösen.
1945 gründete der Forstmeister Gerhard Kunz, Leiter des Forstamtes Königsbronn, einen kleinen Maschinenhof auf dem Gelände des Bahnhofs von Königsbronn. Dieser Maschinenhof war eine Werkstätte für Forstgeräte und wurde nach und nach ausgebaut, indem Maschinen instand gehalten und neue beschafft wurden. Ein Jahr später begann man in der Königsbronner Werkstatt auch Motorsägen zusammenzubauen und zu reparieren. Im Bereich der Forsttechnik fanden Erprobungen von Maschinen, Maschinenteile und Arbeitsverfahren statt. Damit sollte sichergestellt werden, dass diese auch für die Praxis tauglich waren. In der betriebseigenen Werkstatt wurden Maschinen gewartet, repariert und neue Produkte wurden getestet. Im darauf folgenden Jahr baute man bereits VW-Kübelwagen aus Wehrmachtsbeständen zusammen. Des Weiteren wurden in Königsbronn NSU-Kettenkräder, die man zum Rücken einsetzte, repariert. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 90 ff.]
1948 begann die Firma Stihl mit der Fertigung von Radschlepper (Typ 140) mit 9-15 kW starken luftgekühlten Zweitakt-Dieselmotoren. Somit standen dem Waldarbeiter Maschinen zur Verfügung, die die Fäll- und Rückearbeiten erleichtern sollten und auch sicherer gestalten sollten. [s. http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte/, Stand: 02.10.2008]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6 Stihl Radschlepper (aus: www.stihl.de)
1948 kam es auch zur Planung und zum Bau von zerlegbaren Waldarbeiterhütten und eines mobilen Waldarbeiterschutzwagens („Itzelberger Wagen“). Somit wurden die Arbeitsbedingungen der Waldarbeiter verbessert, da sie bei schlechtem Wetter und in Pausenzeiten eine beheizbare Unterkunft hatten. [s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 91]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7 Wetterschutzwagen aus den 50erJahren (Wald und Holz 8/03, S. 67)
1951 nahm Holder einen Allradtraktore mit Knicklenkung ins Programm auf. Damit war Holder der Pionier unter den Allradtraktoren-Herstellern. [s. HUMMEL, OERTEL, STERNBERG, 2005, S. 18]
STIHL fertigte 1954 Zweitakt-Dieselmotor (Typ 134), als Antrieb für Arbeitsmaschinen aller Art. [vgl. http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte/, Stand: 02.10.2008]
2.1.6. Gesetze und Verordnungen
1946-1965 erschien in 4 Auflagen die Broschüre „Forstgerechtes Baumfällen“ in der Bundesrepublik Deutschland. Diese war eine Lehrhilfe in Form einer Bildbroschüre zur Unfallverhütung bei Fällarbeiten mit der Einmannsäge. In Fachzeitschriften und Publikationen wurden ebenfalls allgemeine Verhaltensregeln zu sicherheitstechnischen Aspekten und Erläuterungen neuer Arbeitstechniken mit Motorsägen veröffentlicht. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 78]
1949 kam das neue Grundgesetz in der Bundesrepublik heraus. Der Arbeitsschutz gehörte nun zur konkurrierenden Gesetzgebung zwischen Länder und Bund. Im gleichen Jahr kamen Dienstanweisungen zur Waldarbeiterordnung für die Forstämter in Württemberg-Baden und die Ausbildungsvorschriften für die württembergischen Revierförster heraus. Folgende Regelungen wurden für die Ausbildung getroffen: „abgeschlossene gute Volksschulausbildung oder mittlere Reife und ein Alter von 17-20 Jahre als Zulassungsvoraussetzung, 3-jährige praktische Lehrzeit mit mindestens 200 Tage Stücklohnarbeiten in der Holzhauerei und Forstanwärterprüfung, 2-jährige Forstanwärterzeit, erster 6-monatiger Lehrgang auf der Forstschule mit Hilfsförsterprüfung, 2-jährige Tätigkeit als Hilfsförster und zweiter 6- monatiger Lehrgang auf der Forstschule mit Revierförsterprüfung“.
[s. GEYER, SCHMID, TROMMER, VIEBIG, WANDERS, 1985, S. 144 f.]
1954 wurden Bestimmungen für die Ausbildung der Waldfacharbeiter (WAB 54) in der Staatsforstverwaltung Baden-Württemberg erlassen, um qualifizierten Nachwuchs heranzuziehen was gerade für die Arbeitssicherheit bei Arbeiten in der Holzernte wichtig war. Folgende Ausbildungsgänge waren vorgesehen: Ausbildung zum angelernten Waldarbeiter, Ausbildung zum Waldfacharbeiter, Ausbildung nach den Sonderbestimmungen. [s. Schriftenreihe Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Band 63, 1985, S. 184]
2.1.7. Institutionen der Arbeitssicherheit
1945 fand der Neubeginn des IFFA und der GEFFA statt. Außerdem wurde die technische Zentralstelle der Forstwirtschaft (TZF) wieder begründet. Diese beschäftigten sich mit arbeitswissenschaftlichen Fragen in der Forstwirtschaft, z. B. Schutzausrüstung, Ergonomie usw.
1949 kam es zur Gründungsversammlung des forsttechnischen Prüfausschusses (FPA) in Hamburg. [s. AFZ - Der Wald 26/ 2002, S. 1372]
1949 gründete man das Zentralinstitut für Arbeitsschutz in Soest. [vgl. SKIBA, 1997, S. 18] Zur Gründung des Bundesinstitutes für Arbeitsschutz kam es 1951 in Soest, anstelle des Zentralinstitutes für Arbeitsschutz, diese wird 1957 nach Koblenz verlegt. [vgl. SKIBA, 1997, S. 18]
Der erste deutsche Kongress für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fand 1953 in Homburg statt. Heute erfolgt dieser alle 2 Jahre. [vgl. SKIBA, 1997, S. 18]
2.1.8. Forstausrüster
1945 wurde die Firma Grube von dem in Ostpreußen vertrieben Revierförster Waldemar Grube in Hützel gegründet. Die Firma hatte viel zum Fortschritt in der Arbeitstechnik beigetragen, indem sie neue Produkte in der Praxis bekannt machte, Innovationen bei den Herstellern anregte und mit Waldbesitzern neue Entwicklungen vorantrieb. [vgl. BEHRNDT, 2006, S. 143]
Im gleichen Jahr wurde in Marktoberdorf (Allgäu) die Firma Schlang & Reichart ins Leben gerufen. Zuerst wurden einfache Handwagen gebaut, später fertigte man Druckluftkompressoren, Siloaufzüge, Autokräne und vor allem Seilwinden für Rückearbeiten in der Forstwirtschaft. [s. HUMMEL, OERTEL, STERNBERG, 2005, S. 14] 1951 stellte der finnische Waffenhersteller Valmet den ersten Traktor her. [s. HUMMEL, OERTEL, STERNBERG, 2005, S. 23, 47]
Die Firma Welte wurde 1952, in Umkirch bei Freiburg, gegründet. Diese baute zunächst LKW-Aufbauten. Ab 1954 wurden dann auch Langholzanhänger und ab 1958 Seilwinden hergestellt. [s. HUMMEL, OERTEL, STERNBERG, 2005, S. 22] Gerade der Bau von Seilwinden brachte Erleichterungen und Entlastungen bei Rückearbeiten für den Waldarbeiter. Außerdem sollten dadurch Unfälle, die z. B. bei Rückungen mit der Hand in bergigem Gelände vorfallen, vermieden werden.
2.1.9. Persönliche Schutzausrüstung
Ende der 40er Jahre wurde in den „Waldarbeiter-Arbeitsmerkheften“ die empfohlene Arbeitskleidung beschrieben: „Sie tragen wasserdichte Schuhe, Knieschützer (bei Handarbeit) und haben einen Wettermantel für den Regen… Bei feuchtem Wetter tragen sie zur Arbeit eine Rückenschürze…“ [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 79] Nach 1950 baute man das Angebot an Schutzkleidung schrittweise aus, z.B. Rückenschürze, Wetterschutzumhänge, zweiteilige Wetterschutzanzüge, Südwester- Regenhüten und Gummistiefel mit elastischer Hartkappe an der Stiefelspitze. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 79]
In der 2. Hälfte der 50er Jahre wurden Sicherheitsschuhe mit Stahlkappe und Gleitschutzprofilsohle und zweiteilige Arbeitsanzüge aus strapazierfähigem Material eingeführt. Außerdem kam es zum Vertrieb der ersten Schutzhelme aus den USA und auch aus Deutschland. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 79]
Es zeigt sich deutlich, dass es noch keine Schnittschutzkleidung gab, obwohl es schon zum Einsatz von Motorsägen kam. Es ist ein Anstieg von 7000 Unfällen (1953) auf 11500 Unfälle (1959) ersichtlich, die meistens bei der Holzernte erfolgen. [Schriftenreihe Ba-Wü, Band 63, S. 179]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8 Arbeitskleidung des Waldarbeiters um 1950 (Wald und Holz 8/03, S. 65)
2.2. Zeitraum 1955 - 1964
2.2.1. Motorsägenentwicklung
Mitte der 50er wurden Untersuchungen zum Lärm bei Motorsägenarbeiten durchgeführt. Bei Vollgas lag der Schallpegel immerhin bei 104 - 114 dB. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 77] Diese Untersuchungen waren notwendig, da sich Lärm negativ auf die Gesundheit des Waldarbeiters auswirkte und es zu dem Zeitpunkt keinen geeigneten Gehörschutz gab.
Einige Landesforstverwaltungen forderten 1957/1958 eine Prüfung der auf dem Markt befindlichen Einmannsägen. Die Technische Zentralstelle der Forstwirtschaft (TZF) übernahm diese Aufgabe, die aus der Überprüfung technischer Anforderungen und der Tauglichkeit für den Praxiseinsatz im Wald bestand. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 56] Die bayrische Forstverwaltung hatte 1958 erst 75 Motorsägen im Einsatz, weil bis dahin die Waldarbeiter und Forstbehörden skeptisch gegenüber dem Einsatz von Motorsägen waren. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 54 f.]
Erst der Membranvergaser, 1958, ermöglichte den Einsatz der Motorsäge in allen Arbeitspositionen, z. B. das Fällen und Ablängen des Baumstammes, ohne dass der Vergaser vorher manuell geschwenkt werden musste. Das brachte wiederum körperliche Erleichterung mit sich und der Arbeitsprozess konnte reibungsloser ablaufen. [vgl. http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte/, Stand: 02.10.2008]
Nach der Bekanntgabe der Prüfurteile der auf dem Markt befindlichen Motorsägen, in den Jahren 1959/1960, wurden schlagartig direktgetriebene Einmannmotorsägen eingesetzt. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 56]
In dieser Zeit wurden leichtere und unfallsichere Fäll- und Sägeschnittkeile aus Leichtmetall und Kunststoff gefertigt. Diese sollten Verletzungsgefahren verhindern, indem der Hammer nicht mehr auf einen Eisenkeil geschlagen wurde. Somit bestand keine Gefahr mehr, durch herumfliegende Eisensplitter verletzt zu werden. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 89]
1960 war das „Jahr der Motorsäge“. Es begann eine umfangreiche Einführung von Einmann-Motorsägen in der Forstwirtschaft der BRD. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 132] Die vollständige Verdrängung der Handsäge aus dem Holzeinschlag in der BRD und der DDR vollzog sich in den Jahren 1960 - 1962. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 132] 1964 lies sich die Firma Stihl ihr Antivibrationsgriffsystem patentieren. Die Motorsägen wurden nun mit einem Antivibrationsgriff ausgestattet, um die von Motor und umlaufender Sägekette ausgehenden Vibrationen in Pufferelementen aufzufangen. Vibrationen führen zu Erkrankungen des Waldarbeiters, z. B. der Weißfingerkrankheit.
[vgl. http://www.stihl.de/unternehmen/geschichte/, Stand: 02.10.2008]
Bis Ende 1965 lief der Einsatz der Zweimann-Kettensäge endgültig aus. [vgl. FLEISCHER, 2004, S. 55]
2.2.2. Arbeitsverfahren
Seit Beginn des Einsatzes getriebeloser Einmannsägen galt die Regelfälltechnik wie sie schon mit der Axt und Handsäge angewendet wurde. (siehe Abb. 6)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9 Regelfälltechnik (aus GUV-V C51, S. 17)
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- Arbeit zitieren
- Anja Müller (Autor:in), 2009, Die geschichtliche Entwicklung der Arbeitssicherheit in großen Forstbetrieben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143792
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