Die indische Praxis der Dowry, der Mitgiftzahlungen der Familie der Braut im Rahmen einer Hochzeit, wird vor allem mit Negativschlagzeilen verbunden: Immer wieder liest man von sogenannten Dowry-Morden, bei denen junge Bräute von der Schwiegerfamilie mit hohen Dowry-Ansprüchen terrorisiert werden, bis diese Selbstmord begehen, oder umgebracht werden, damit die Familie durch eine Wiederverheiratung des Sohnes erneut Dowry erhalten kann. Dabei ist die Dowry-Praxis seit Jahren gesetzlich verboten. Dowry wird gemeinhin mit einer Geringschätzung und Diskriminierung der Frau verbunden und als einer der Gründe betrachtet, warum weiblicher Nachwuchs in Indien als Bürde betrachtet wird und unerwünscht ist. Dem gegenübergestellt wird die (mittlerweile weniger gängige, aber von einigen Gruppen noch praktizierte) Zahlung eines Brautpreises an die Familie der Braut von Geschlechterforschern als Ausdruck der Wertschätzung der Frau interpretiert. Der von Vielen behauptete Wandel diverser Gruppen in ganz Indien von einem Brautpreis- zu einem Dowrysystem wird daher als eine Verschlechterung des Status der Frau gesehen.
In dieser Arbeit soll die Debatte um Brautpreis und Dowry vor dem Hintergrund des sozialen Stellenwertes von Frauen in Indien betrachtet werden. In Kapitel 2 werden zunächst mythologische Grundlagen, traditionelle Rollen sowie die soziale Stellung von Frauen in der Hindugesellschaft skizziert. Kapitel 3 dient der Veranschaulichung der Bedeutung von Heirat in der Hindugesellschaft sowie deren Regeln und Formen. Kapitel 4 widmet sich der Thematik von Brautpreis und Dowry. Nachdem ein Überblick über Wurzeln, Tradition und Praxis beider gegeben wurde, werden anhand zweier Studien die Thesen überprüft, ob I. die Stellung der Frau in Brautpreis zahlenden Gruppen tatsächlich besser ist als in Dowry zahlenden Gruppen, sowie ob II. in aktueller Zeit ein Wandel diverser Gruppen von einem Brautpreis- zu einem Dowrysystem stattfindet. Zum Abschluss werden die gewonnenen Erkenntnisse über Dowry und Brautpreis im Kontext des Status von Frauen in Indien interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frauen in der Hindugesellschaft - traditionelle Rollen und soziale Stellung
- Frauen in der patriarchalen Hindugesellschaft
- Stellenwert weiblicher Nachkommen
- Rolle als Ehefrau und Schwiegertochter
- Rolle als Mutter und Schwiegermutter
- Heiraten in der Hindugesellschaft
- Bedeutung der Ehe für Hindus
- Formen und Regeln der Hindu-Heirat
- Dowry und Brautpreis
- Definitionen und traditionelle Bewertung von Dowry und Brautpreis
- Praxis und Implikationen von Dowry und Brautpreis
- Überprüfung zweier Annahmen zu Dowry und Brautpreis
- Untersuchungsfragen
- Hypothese I: Bessere Stellung der Frau in Brautpreis praktizierenden Gruppen
- Studie von Unnithan-Kumar: Hypothesen und Datenerhebung
- Ergebnisse der Studie
- Hypothese II: Wandel von Brautpreis- zu Dowrysystem
- Studie von Randeria und Visaria: Hypothesen und Datenerhebung
- Ergebnisse der Studie
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Praxis von Dowry und Brautpreis in Indien und deren Zusammenhang mit der sozialen Stellung von Frauen. Ziel ist es, die Debatte um diese beiden Praktiken vor dem Hintergrund traditioneller Rollen und der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Frauen zu beleuchten.
- Traditionelle Rollen und der soziale Status von Frauen in der Hindugesellschaft
- Bedeutung der Ehe in der Hindukultur
- Definition und Praxis von Dowry und Brautpreis
- Analyse von Studien zum Vergleich der Stellung von Frauen in Gesellschaften mit Brautpreis- und Dowrysystemen
- Der Wandel von Brautpreis zu Dowrysystem und dessen Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik von Dowry und Brautpreis in Indien ein und stellt die Problematik der oft negativen Berichterstattung über Dowry-Morde dar. Sie hebt den Widerspruch zwischen dem gesetzlichen Verbot von Dowry und seiner weiterhin weit verbreiteten Praxis hervor und kündigt die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Dowry/Brautpreis und dem sozialen Status von Frauen an. Der Fokus liegt auf der Untersuchung zweier gegensätzlicher Thesen: der besseren Stellung von Frauen in Brautpreis-Gesellschaften und dem Wandel von Brautpreis zu Dowrysystemen. Die Arbeit skizziert den Aufbau und die Methodik der folgenden Kapitel.
Frauen in der Hindugesellschaft - traditionelle Rollen und soziale Stellung: Dieses Kapitel beleuchtet die ambivalente Darstellung des Weiblichen in der hinduistischen Mythologie, die sowohl schöpferische Kraft als auch undifferenzierte Materie umfasst. Die Notwendigkeit männlicher Kontrolle zur Gewährleistung von Güte und Fruchtbarkeit wird hervorgehoben, unterstützt durch Zitate aus den Gesetzen Manus, die die Abhängigkeit der Frau vom Vater, Ehemann und Söhnen betonen. Das Ideal der weiblichen Hingabe an den Mann, verkörpert durch die Figur Sita, wird als historisch bedeutsam und bis heute präsent dargestellt. Allerdings wird auch die Komplexität der Situation durch die Berücksichtigung von Faktoren wie Kaste, soziale Schicht, Region und Urbanisierung betont, was allgemeingültige Aussagen schwierig macht.
Heiraten in der Hindugesellschaft: (Annahme: Dieses Kapitel existiert, da es im Inhaltsverzeichnis steht und im Text erwähnt wird, obwohl es nicht im Textauszug enthalten ist. Daher eine hypothetische Zusammenfassung): Dieses Kapitel würde detailliert auf die Bedeutung der Ehe in der Hindugesellschaft eingehen, ihre rituellen und gesellschaftlichen Aspekte beleuchten und die verschiedenen Formen und Regeln der Hindu-Ehe erläutern. Der Fokus läge auf dem kulturellen und gesellschaftlichen Kontext der Ehe und ihrer Rolle im Leben indischer Frauen.
Dowry und Brautpreis: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über Dowry und Brautpreis. Es definiert beide Praktiken, untersucht ihre traditionellen Bewertungen und analysiert ihre aktuellen Auswirkungen. Es befasst sich mit den beiden zentralen Forschungsfragen: der besseren Stellung der Frau in Brautpreis-Gesellschaften und dem Wandel von Brautpreis zu Dowry. Das Kapitel präsentiert und analysiert zwei Studien, die diese Fragen untersuchen, mit Fokus auf die Methodik und die Ergebnisse dieser Studien. Die Bedeutung der Ergebnisse für das Verständnis des Status von Frauen in Indien wird herausgestellt.
Schlüsselwörter
Dowry, Brautpreis, soziale Stellung der Frau, Hindugesellschaft, Patriarchat, Kaste, Indien, Heiratsrituale, Geschlechterforschung, Studien, Unnithan-Kumar, Randeria und Visaria.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Frauen, Ehe und Dowry/Brautpreis in der Hindugesellschaft
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Praxis von Dowry und Brautpreis in Indien und deren Zusammenhang mit der sozialen Stellung von Frauen in der Hindugesellschaft. Sie beleuchtet die Debatte um diese beiden Praktiken vor dem Hintergrund traditioneller Rollen und der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Frauen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die traditionellen Rollen und den sozialen Status von Frauen in der Hindugesellschaft, die Bedeutung der Ehe in der Hindukultur, die Definition und Praxis von Dowry und Brautpreis, sowie die Analyse von Studien zum Vergleich der Stellung von Frauen in Gesellschaften mit Brautpreis- und Dowrysystemen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Wandel von Brautpreis zu Dowrysystem und dessen Auswirkungen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Frauen in der Hindugesellschaft, zur Ehe in der Hindugesellschaft, zu Dowry und Brautpreis und eine Schlussbetrachtung. Die Einleitung stellt die Problematik dar und skizziert die Methodik. Die Kapitel untersuchen die traditionellen Rollen der Frau, die Bedeutung der Ehe, die Definition und Auswirkungen von Dowry und Brautpreis, sowie relevante Studien zum Vergleich beider Systeme und deren Wandel.
Welche Studien werden analysiert?
Die Arbeit analysiert insbesondere zwei Studien: eine von Unnithan-Kumar zur Hypothese der besseren Stellung der Frau in Brautpreis praktizierenden Gruppen und eine von Randeria und Visaria zum Wandel vom Brautpreis- zum Dowrysystem. Die Methodik und Ergebnisse dieser Studien werden im Detail betrachtet.
Was sind Dowry und Brautpreis?
Dowry und Brautpreis sind traditionelle Praktiken im Zusammenhang mit der Heirat in Indien. Dowry bezeichnet die Mitgift, die die Familie der Braut dem Bräutigam bzw. dessen Familie gibt. Brautpreis ist die Zahlung, die der Bräutigam oder seine Familie an die Familie der Braut leistet.
Wie wird die soziale Stellung der Frau in der Hindugesellschaft dargestellt?
Die Arbeit zeigt die ambivalente Darstellung des Weiblichen in der hinduistischen Mythologie. Sie betont die Notwendigkeit männlicher Kontrolle und die Abhängigkeit der Frau vom Vater, Ehemann und Söhnen, basierend auf Zitaten aus den Gesetzen Manus. Gleichzeitig wird die Komplexität der Situation durch Faktoren wie Kaste, soziale Schicht, Region und Urbanisierung hervorgehoben.
Was ist das zentrale Ergebnis der Arbeit?
Das zentrale Ergebnis ist eine differenzierte Analyse von Dowry und Brautpreis im Kontext der sozialen Stellung der Frau in der Hindugesellschaft. Die Arbeit untersucht kritisch zwei gegensätzliche Thesen und wertet die Ergebnisse der analysierten Studien aus, um ein umfassenderes Verständnis der komplexen Zusammenhänge zu liefern.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Dowry, Brautpreis, soziale Stellung der Frau, Hindugesellschaft, Patriarchat, Kaste, Indien, Heiratsrituale, Geschlechterforschung, Studien, Unnithan-Kumar, Randeria und Visaria.
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- Friederike Knoblauch (Author), 2009, Dowry und Brautpreis vor dem Hintergrund der sozialen Stellung von Frauen in Indien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143682