Der Zweite Weltkrieg stellt bis heute den entscheidenden Wendepunkt in der Weltgeschichte dar. Auch der Krieg in Asien, der Teil des Weltkrieges war, hat große Auswirkungen auf diese Region und auf die heutige Weltordnung gehabt.
Während zu Beginn des Krieges in China noch die Nationalisten unter Chiang Kai-shek an der Macht waren, so wurden diese durch die Auseinandersetzungen mit Japan militärisch und somit am Ende auch politisch geschwächt. Daher fiel es nach 1945 den Kommunisten leicht, die schon lange angestrebte Herrschaft an sich zu reißen. Ironischerweise hatte Japan den Krieg unter anderem mit dem Argument begonnen, den Kommunismus in Asien bekämpfen zu wollen.
Auch für Japan traten nach Ende des Krieges große Veränderungen ein: Während es zuvor noch ein auf Expansion bedachter, von Nationalisten und Militärs geführter Staat war, wandte sich die neue Regierung nun unter Beobachtung der Vereinigten Staaten der liberalen Demokratie zu.
In dieser Arbeit möchte ich mich jedoch nicht mit den Auswirkungen des Krieges beschäftigen. Vielmehr werde analysieren, wie der Krieg in Japan und China wahrgenommen und dargestellt wurde, und ob es hier große Unterschiede gab.
Dazu werde ich zunächst die politikwissenschaftliche Theorie des Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen vorstellen, da diese in meinen Augen am besten zur Erklärung von Handlungen der Staaten geeignet ist. Daran anschließend gebe ich einen Überblick über die Entwicklungen vor und während des Krieges in Japan und in China, wobei ich am Ende dieser beiden Kapitel jeweils auf den Konstruktivismus zurückkomme. Zum Schluss fasse ich die gewonnen Erkenntnisse nochmals zusammen, um meine Eingangsfrage abschließend zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Konstruktivismus
3 Der Krieg in Japan
3.1 Die Vorgeschichte
3.2 Die Jahre 1931 bis 1937
3.3 Der Krieg gegen China
3.4 Das Ende des Krieges
3.5 Japans Kriegshandlungen aus konstruktivistischer Sicht
4 Der Krieg in China
4.1 Die Vorgeschichte
4.2 Die Jahre 1931 bis 1937
4.3 Der Krieg gegen Japan
4.4 Das Ende des Krieges
4.5 Chinas Kriegshandlungen aus konstruktivistischer Sicht
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Der Zweite Weltkrieg stellt bis heute den entscheidenden Wendepunkt in der Weltgeschichte dar. Auch der Krieg in Asien, der Teil des Weltkrieges war, hat große Auswirkungen auf diese Region und auf die heutige Weltordnung gehabt.
Während zu Beginn des Krieges in China noch die Nationalisten unter Chiang Kaishek an der Macht waren, so wurden diese durch die Auseinandersetzungen mit Japan militärisch und somit am Ende auch politisch geschwächt. Daher fiel es nach 1945 den Kommunisten leicht, die schon lange angestrebte Herrschaft an sich zu reißen. Ironischerweise hatte Japan den Krieg unter anderem mit dem Argument begonnen, den Kommunismus in Asien bekämpfen zu wollen.
Auch für Japan traten nach Ende des Krieges große Veränderungen ein: Während es zuvor noch ein auf Expansion bedachter, von Nationalisten und Militärs geführter Staat war, wandte sich die neue Regierung nun unter Beobachtung der Vereinigten Staaten der liberalen Demokratie zu.
In dieser Arbeit möchte ich mich jedoch nicht mit den Auswirkungen des Krieges beschäftigen. Vielmehr werde analysieren, wie der Krieg in Japan und China wahrgenommen und dargestellt wurde, und ob es hier große Unterschiede gab.
Dazu werde ich zunächst die politikwissenschaftliche Theorie des Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen vorstellen, da diese in meinen Augen am besten zur Erklärung von Handlungen der Staaten geeignet ist. Daran anschließend gebe ich einen Überblick über die Entwicklungen vor und während des Krieges in Japan und in China, wobei ich am Ende dieser beiden Kapitel jeweils auf den Konstruktivismus zurückkomme. Zum Schluss fasse ich die gewonnen Erkenntnisse nochmals zusammen, um meine Eingangsfrage abschließend zu beantworten.
2 Der Konstruktivismus
Da ich im Laufe meiner Arbeit besonders auf die Wahrnehmungen und Darstellungen des sino-japanischen Krieges in China und in Japan eingehen werde, stelle ich hier eine Theorie der Politikwissenschaft vor, welche einerseits Staaten als wichtigste Akteure betont, und andererseits von der sozialen Konstruiertheit ihrer Beziehungen ausgeht:den Konstruktivismus in den Internationalen Beziehungen.
„Konstruktivistische Analysen der internationalen Politik sind theorieorientierte Untersuchungen solcher Zusammenhänge grenzüberschreitender Interaktionen, die nicht nur materiellen, sondern auch ideellen Einflüssen auf die internationale Politik eine entscheidende Rolle beimessen.“ (Weller 2005:35)
Ideelle Einflüsse oder Faktoren sind zum Beispiel Normen, Ideen oder Weltbilder, also Sinnzusammenhänge, welche Staaten durch Kommunikations- und Interaktionsprozesse konstruieren. Diese Selbst- und Fremdwahrnehmungen können jedoch von Staat zu Staat stark differieren, weswegen die daraus abgeleiteten Handlungen und Entscheidungen umstritten sind (Vgl. ebd.: 35).
Gleichzeitig wird im eher handlungstheoretisch geleiteten Konstruktivismus auch die gegenseitige Bedingtheit von Akteuren und Strukturen vorausgesetzt. Auf der einen Seite setzen vorhandene Strukturen den Akteuren, in diesem Fall also Staaten, Grenzen bzw. eröffnen Handlungsmöglichkeiten, auf der anderen Seite können Akteure diese Strukturen durch ihr Handeln selbst beeinflussen (Vgl. Ulbert 2005: 17).
Die Akteure schaffen also in einem fortwährenden Prozess der Kommunikation und Interaktion Konstrukte, mit deren Hilfe sie die Wirklichkeit zu entschlüsseln versuchen. Die Interessen eines Staates ebenso wie die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Um- welt sind daher nicht fest, sondern entwickeln sich in einem Prozess der Selbstreflexion und Reinterpretation der oben erwähnten Normen, Ideen und Weltbilder immer weiter. (Vgl. ebd.: 16).
Diese Konstruktionsprozesse laufen nicht nur auf der Ebene der internationalen Be- ziehungen ab, sondern auch innerhalb der Gesellschaft eines Landes selbst. So kann wie oben dargelegt die Wahrnehmung der weltpolitischen Lage durch die Gesellschaft das Handeln von Regierungen als einschränkende Struktur beeinflussen. Andersherum kön- nen aber auch Entscheidungen von Regierungen Strukturen in der Gesellschaft schaffen, welche zu einer spezifischen Wahrnehmung der Umwelt durch diese führen.
3 Der Krieg in Japan
Der Entschluss Japans, Krieg gegen China zu führen, lässt sich nicht monokausal erklären, zumal sich die Frage stellt, ob Japan den Krieg in China tatsächlich so, wie er stattgefunden hat, gewollt hat. Daher werde ich im Folgenden auf einige Punkte eingehen, die auf die Entstehung einer ultranationalistischen Bewegung und den daraus resultierenden Krieg gegen China Auswirkungen gehabt haben.
3.1 Die Vorgeschichte
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nahm auch Japan an der Friedenskonferenz von Versailles teil, doch zeigten die Verhandlungen und Beschlüsse, dass es nicht als gleichwertiger Partner neben den USA, Großbritannien und Australien stand (Vgl. Pohl 2002: 71). Dies führte in Japan einerseits dazu, dass der aufkommende Ultra- Nationalismus weiter verstärkt wurde, andererseits wuchs die Enttäuschung der Japaner über die Vereinigten Staaten - diese drängten Japan zu einer gemäßigten Politik der „of- fenen Tür“ gegenüber China - was wiederum eine Entfremdung von den demokrati- schen Staaten zur Folge hatte (Vgl. Hall 1968: 319). ). Die wirtschaftlichen Sonderrech- te Japans in der Mandschurei waren hierbei nur ein schwacher Trost.
Die Enttäuschung über die westlichen Verbündeten fiel mit verschiedenen innerge- sellschaftlichen Spannungen und Konflikten zusammen. In den 20er und 30er Jahren erschütterte eine weltumspannende Wirtschaftskrise die Nationen, auch Japan hatte un- ter den Auswirkungen zu leiden. Die schwere wirtschaftliche Depression wurde hier noch verstärkt durch das Kanto-Erdbeben von 1923. Die Krise schwächte zudem das Ansehen der Demokratie. Innerhalb der Bevölkerung setzte sich mehr und mehr der Wunsch nach einer starken Regierung durch, die verhindern sollte, dass Japan durch an- dere Staaten seiner Unabhängigkeit beraubt würde - im Gegenteil, Japan sollte selbst durch Expansion Kolonien auf dem Festland erwerben (Vgl. ebd.: 320), zumal Japan durch starkes Bevölkerungswachstum auf Emigrationsmöglichkeiten angewiesen war. Besonders auch innerhalb des Militärs wuchs seit den dreißiger Jahren die Unzu-friedenheit mit der Parteienpolitik, da die innenpolitischen Probleme zunahmen. In die-ser Lage entwarf Kita Ikki, ein Mitglied des rechtsgerichteten Amur-Bundes, den Plan für eine Showa-Restauration, durch welche dem Kaiser seine ursprüngliche Autorität wiedergegeben, das Militär aufgewertet, die zivile Regierung abgeschafft und gegen-über dem Ausland eine aggressivere Haltung eingenommen werden sollte (Vgl. ebd.: 322-323). Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Versuche von Seiten des Militärs, diesen Plan umzusetzen, doch ein vollständiger Erfolg stellte sich nicht ein. Die Idee selbst jedoch wirkte sich vor allem auf jüngere Angehörige des Militärs aus, die sich mehr und mehr von der Regierung entfremdeten und radikaler wurden.
3.2 Die Jahre 1931 bis 1937
Ebensolche Militärs waren es auch, die mit Hilfe der Kwantung-Armee, welche ursprünglich für den Schutz der japanisch kontrollierten Südmandschurischen Eisenbahn gedacht gewesen war, 1931 die Mandschurei überfielen (Vgl. Gordon 2006: 140). Der dort errichtete Marionettenstaat Manchukuo war besonders in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig für Japan, die Rohstoffe und Lebensmittel aus dem Gebiet wurden als bedeutende Stütze für die Autarkie Japans angesehen.
Der Völkerbund verurteilte den Überfall auf die Mandschurei, was Japan dazu ver- anlasste, 1933 aus diesem auszutreten. Hier zeigte sich zum ersten Mal die Ohnmacht dieser internationalen Organisation, bei klaren Regelüberschreitungen effektiv wirksam zu sein. Japan wollte fortan die Verantwortung für den Frieden in Ostasien übernehmen und es aus dem Einflussbereich der westlichen Mächte lösen, was später unter dem Titel „Großostasiatische Wohlstandssphäre“ propagiert wurde (Vgl. Pohl 2002: 73).
Der schnelle Erfolg in der Mandschurei löste in Japan zudem eine weitere Welle des Patriotismus aus, in deren Zuge der Premierminister Inukai im Mai 1932 von Anhängern der Showa-Restauration ermordet wurde. Die nachfolgende Regierung, hatte Admiral Saitô Makoto an der Spitze, die Parteienregierung wurde abgeschafft, unter Einfluss des Militärs wurde ein nationales Einheitskabinett gegründet.
Die Jahre 1932 bis 1937 waren in Japan gekennzeichnet durch eine Reihe innenpoli- tischer und militärischer Auseinandersetzungen, die teilweise auch in Putschversuchen endeten (Vgl. Zöllner 2006: 360-362). Auf der einen Seite stand die „Fraktion vom Kai- serlichen Weg“, welche weiter versuchte, die Showa-Restauration zu verwirklichen, auf der anderen Seite standen das Heer und die Regierung, welche als „Kontrollfraktio- n“ diesen Zielen entgegenzuwirken versuchten. Der Konflikt zwischen diesen beiden Fraktionen endete im Februar 1936 in einem Putschversuch, der zwar niedergeschlagen werden konnte, in dessen Zuge aber der Premierminister Saitô ermordet wurde. Seine Nachfolge trat Hirota Kôki an, durch den das Heer und damit die Kontrollfraktion an Macht gewinnen konnten. Unter ihm schloss Japan im November 1936 mit Deutschland den Antikomintern-Pakt, um einen Partner im Kampf gegen die Kommunistische Inter- nationale zu haben. Einer der Gründe hierfür war auch, dass Japan sich nach einem chi- nesischen Anschlag im Jahr 1935 in Manchukuo, hinter dem es eine Lenkung durch die Sowjetunion vermutete, von dieser bedroht fühlte (Vgl. ebd.: 364).
In dem Versuch, die immer noch existente „Fraktion vom Kaiserlichen Weg“ zu beruhigen, wurde im Juni 1937 Prinz Konoe Fumimaro zum Premierminister ernannt. Einerseits stand dieser durch seine verwandtschaftliche Nähe zum Kaiser für einen Schritt in Richtung Rückkehr zu dem Japan, in dem der Kaiser im Mittelpunkt des Staates stand, andererseits setzte er sich aber noch mehr als Hirota für ein aggressives Vorgehen auf dem chinesischen Festland ein (Vgl. Hall 1968: 330).
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