Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich Unternehmen zunehmend international ausgerichtet. Diese Entwicklung und die damit einhergehenden Vorteile wurden jedoch erst durch die vielzitierte Globalisierung und eine zunehmende Handelsliberalisierung ermöglicht. So besteht heute für Unternehmen die Möglichkeit in bisher abgeschottete Auslandsmärkte zu investieren, im Rahmen einer globalen Beschaffungsstrategie Rohstoffe dort zu kaufen wo sie am günstigsten sind und Produkte dort zu produzieren wo Lohnkosten dies besonders vorteilhaft erscheinen lassen. Seit den 1960er Jahren wurde im Zuge dessen auch die Forschung auf dem Gebiet der Internationalisierung von Unternehmen stark vorangetrieben. Dagegen wurde kontraktivenn Internationalisierungsstrategien bisher weitaus weniger Beachtung geschenkt. Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über die wichtigsten Desinvestitionsformen zu geben und zu zeigen, dass ein Erklärungsversuch von Desinvestitionen über eine isolierte Betrachtung eines einzelnen Parameters oftmals zu kurz greift. Dazu werden zunächst begriffliche Grundlagen definiert. Im Anschluss an die Darstellung der einzelnen Desinvestitionsformen werden die zentralen Desinvestitionsgründe im Rahmen eines übergeordneten Bezugsrahmens vorgestellt. Im letzten Abschnitt erfolgt eine Beurteilung der Desinvestitionswirkungen auf das Gesamtunternehmen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Desinvestitionsbegriff
3. Formen internationaler Desinvestitionen
3.1. Sell-off
3.2. Liquidation und Stilllegung
3.3. Sonstige Formen
4. Gründe internationaler Desinvestitionen
4.1. Merkmale des multinationalen Unternehmens
4.2. Merkmale der ausländischen Tochtergesellschaft
4.3. Branchenspezifische Faktoren
4.4. Regionales Umfeld
5. Erfolgsbeurteilung
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Internationale Desinvestitionsformen
1. Einleitung
Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich Unternehmen zunehmend international ausgerichtet. Diese Entwicklung und die damit einhergehenden Vorteile wurden jedoch erst durch die vielzitierte Globalisierung und eine zunehmende Handelsliberalisierung ermöglicht. So besteht heute für Unternehmen die Möglichkeit in bisher abgeschottete Auslandsmärkte zu investieren, im Rahmen einer globalen Beschaffungsstrategie Rohstoffe dort zu kaufen wo sie am günstigsten sind und Produkte dort zu produzieren wo Lohnkosten dies besonders vorteilhaft erscheinen lassen. Seit den 1960er Jahren wurde im Zuge dessen auch die Forschung auf dem Gebiet der Internationalisierung von Unternehmen stark vorangetrieben. Dabei lag der Fokus insbesondere auf multinationalen Unternehmen (MNU) und der von ihnen verfolgten expansiven Auslandsstrategie. Ziel derartiger Studien war die Untersuchung der Determinanten und Erfolgspotentiale ausländischer Direktinvestitionsformen wie der Akquisition, dem Joint Venture oder der eigengegründeten Auslandsgesellschaft. Dagegen wurde kontraktiven Internationalisierungsstrategien bisher weitaus weniger Beachtung geschenkt. Dies ist umso verwunderlicher wenn man sich die zunehmende Zahl internationaler Desinvestitionen und deren hohe Bedeutung für das Unternehmen und seine Umwelt vor Augen hält. Ein profundes Verständnis der Desinvestitionsentscheidungen zu Grunde liegenden Ursachen und deren Auswirkungen ist daher als nicht minder wichtig anzusehen. Gerade dieses Wissen kann vom Unternehmen dazu genutzt werden um notwendige Desinvestitionen sorgfältig zu planen und deren Wahrscheinlichkeit auf eine positive Erfolgswirkung zu steigern. Bestes Beispiel für eine ungeplante und eher unfreiwillige Desinvestition ist der Rückzug des US-Einzelhändlers Wal-Mart aus Deutschland im Jahre 2006, der dem Konzern rund 900 Millionen Dollar kostete. Andererseits kann sich eine Desinvestition auch durchaus gewinnbringend für das Mutterunternehmen erweisen. Als Beispiel hierfür lässt sich die vom finnischen Mobilfunkhersteller Nokia strategisch geplante Verlagerung seines Produktionsstandorts Bochum nach Osteuropa und das dadurch realisierte Einsparungspotential durch niedrigere Lohnkosten anführen. Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über die wichtigsten Desinvestitionsformen zu geben und zu zeigen, dass ein Erklärungsversuch von Desinvestitionen über eine isolierte Betrachtung eines einzelnen Parameters oftmals zu kurz greift. Dazu werden zunächst begriffliche Grundlagen definiert. Im Anschluss an die Darstellung der einzelnen Desinvestitionsformen werden die zentralen Desinvestitionsgründe im Rahmen eines übergeordneten Bezugsrahmens vorgestellt. Im letzten Abschnitt erfolgt eine Beurteilung der Desinvestitionswirkungen auf das Gesamtunternehmen.
2. Desinvestitionsbegriff
Schon aus terminologischer Sicht liegt die Auffassung der Desinvestition als Umkehrung der Investition, d.h. als die Freisetzung oder Rückgewinnung der in Vermögenswerten gebundenen finanziellen Mittel durch Verkauf, Stilllegung oder Liquidation, nahe (vgl. Blumentritt 1993, 36). In der Literatur finden sich zwei grundlegende Begriffsauffassungen über Desinvestitionen. So definiert Jansen Desinvestitionen als „eine vollständige oder bedeutende Reduzierung des wirtschaftlichen Eigentumsanteils an einem aktiven Betrieb oder einer aktiven Tochtergesellschaft, die sich im Mehrheitsbesitz befindet..., durch Veräußerung an eine nicht verbundene Unternehmung“ (Jansen 1986, 32). Kritisch an dieser Definition ist jedoch zu sehen, dass eine Liquidation oder Stillegung keine Berücksichtigung findet. Andere Autoren sehen Desinvestitionen dagegen ausschließlich im Zusammenhang mit Werksschließungen (s. Clark/Wrigley 1997). Das dieser Arbeit zu Grunde liegende Desinvestitionsverständnis umfasst sowohl die vollständige als auch die teilweise Veräußerung einer Tochtergesellschaft sowie deren Stilllegung oder Liquidation. Als internationale Desinvestitionen sollen solche verstanden werden, die aus Sicht des Mutterunternehmens (MU) im Ausland getätigt werden.
3. Formen internationaler Desinvestitionen
Grundsätzlich gilt es zu unterscheiden ob Desinvestitionen freiwillig oder unfreiwillig getätigt werden. Unter unfreiwilligen Desinvestitionsformen werden die Verstaatlichung, die Enteignung und die Konfiszierung subsumiert (vgl. Benito 1997, 1366). Diese von staatlicher Seite erzwungenen Desinvestitionen haben jedoch an Bedeutung verloren (vgl. Rechsteiner 1994, 50-51) und sollen daher nicht weiter berücksichtigt werden. Freiwillige Desinvestitionen stellen dagegen strategische Entscheidungen über „...liquidation or sale of all or of a major part of an active operation“ dar (Boddewyn 1979, 21). Im Folgenden werden, der Typologisierung von Simões folgend, internationale Desinvestitionen in Abhängigkeit von den Dimensionen „Eigentumsanteil“ und „Aktivitätsgrad“ klassifiziert. Die einzelnen Desinvestitionsformen können Abbildung 1 entnommen werden (vgl. 2005a, 41).
3.1. Sell-off
Chow und Hamilton definieren einen Sell-off als „sale of some assets of a firm - a subsidiary, division, or product line (1993, 11). Ein Sell-off stellt somit aus Sicht des Mutterunter- nehmens den (Teil-)Verkauf einer in der Regel selbständigen Unternehmenseinheit an einen unternehmensexternen Käufer dar. Ein teilweiser oder vollständiger Sell-off
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Internationale Desinvestitionsformen
Quelle: In Anlehnung an Simões (2005a, 41)
des an der Tochtergesellschaft (TG) gehaltenen Eigenkapitalanteils geht häufig mit einer strategischen Neuausrichtung des MU einher. Die Kontinuität der betrieblichen Aktivitäten der TG bleibt durch den Verkauf zunächst unberührt, kann aber bereits erste Hinweise auf eine bevorstehende Auflösung der Gesellschaft geben (vgl. Simões 2005b, 4). Ziel eines Sell-offs ist die Stärkung des Kerngeschäfts, durch den Verkauf von im Randgeschäft tätigen Unternehmensbereichen oder von langfristig unrentablen Geschäftseinheiten, um so eine effizientere Ressourcenverwendung zu erreichen oder die Liquidität zu verbessern (vgl. Thissen 2000, 163).
3.2. Liquidation und Stilllegung
Eine Stillegung bezeichnet die Beendigung der wirtschaftlichen Zielsetzungen eines Unternehmens und wird zusammen mit der Liquidation häufig unter der Desinvestition subsumiert, obwohl diese nicht zwingend einen Verkauf zur Folge haben. Brüggerhoff klassifiziert eine Stilllegung daher als eine alternative Form der Desinvestition, die dann betrachtet wird, wenn ein Verkauf nicht möglich ist oder den erforderlichen Erlös nicht erbringt (vgl. 1992, 8-9). Die Liquidation ist synonym zur Auflösung einer rechtlich selbständigen Tochtergesellschaft zu begreifen, verbunden mit der Befriedigung der Festanspruchsberechtigten und der Ausschüttung des Restvermögens an die Anteilseigner. Eine eindeutige Trennung zwischen Liquidation und Stilllegung einerseits und Verkauf andererseits kann nicht vorgenommen werden, da auch die beiden erstgenannten Desinvestitionsformen Verkäufe implizieren können (vgl. Jansen 1986, 35-36).
3.3. Sonstige Formen
Der Management Buyout (MBO) eines Tochterunternehmens bezeichnet den Erwerb der Anteilsmehrheit durch das vor dem Verkauf in der TG beschäftigte Management (vgl. Thissen 2000, 19). Obwohl sich dadurch die Eigentumsverhältnisse an dem betroffenen Tochterunternehmen verschieben, kommt es zu keiner Veränderung in Bezug auf die Unternehmensführung oder die Aktivitäten des Unternehmens. Dennoch stellt ein MBO für das Mutterunternehmen häufig einen Grund für einen späteren vollständigen Sell-off der TG dar (vgl. Simões 2005a, 42). Weiterhin lassen sich Desinvestitionsformen unterscheiden bei denen es trotz unverändertem Eigentumsanteil der MG zu einer Reduzierung der betrieblichen Aktivitäten bei der TG kommt. Bei der sogenannten In-situ-Rezession handelt es sich um eine Reduzierung der Personalbestands und der Produktionsaktivität eines Tochterunternehmens. Unter technologischem ]Downgrading versteht man die schrittweise Umstellung der Produktion einer TG auf technologisch weniger anspruchsvolle Produkte, wenn die zur Erstellung von neuen, technologisch fortgeschrittenen Produkten erforderlichen Kompetenzen vor Ort nicht mehr ausreichen (vgl. Simões 2005b, 4). Letztlich bietet sich noch die Möglichkeit einzelne Produktionsaktivitäten der ausländischen TG einzustellen. Diese „Verschlankung“ geht oftmals mit einer Reduzierung der Beschäftigung einher und kann im Extremfall dazu führen, dass der Tochtergesellschaft nur noch eine reine Marketingaufgabe zukommt (vgl. Simões 2005a, 43).
4. Gründe internationaler Desinvestitionen
Im folgenden Abschnitt werden die Gründe internationaler Desinvestitionen erläutert. Dabei werden in Anlehnung an den Analyserahmen von Simões (s. 2005a, 51) vier auf die Desinvestitionsentscheidung wirkende Einflussbereiche unterschieden und die grundlegenden, unter den jeweiligen Bereichen subsumierten, Ursachen dargestellt.
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