In den vergangenen Jahren setzte sich in der öffentlichen Diskussion immer mehr die
Auffassung durch, die in den westlichen Industriegesellschaften in den Jahrzehnten nach dem
zweiten Weltkrieg aufgebauten sozialen Sicherungssysteme befänden sich allgemein auf dem
Rückzug. Die Protagonisten dieser Theorie führen diese Entwicklung gemeinhin auf die sich
seit den 1990er Jahren stark beschleunigende internationale Arbeitsteilung zurück. Der damit
einhergehende Standortwettbewerb führe zu einem Wettlauf um die günstigsten
Produktionsbedingungen und damit mittelbar zu einem Rückbau sozialstaatlicher Leistungen.
Entspräche dieser auch als „race to the bottom“ bezeichnete Kausalzusammenhang den
Tatsachen, so müssten sich die sozialstaatlichen Leistungen der verschiedenen Länder auf
einem relativ niedrigen Niveau annähern – also nach unten konvergieren.
Vor diesem Hintergrund zielt diese Arbeit darauf ab, die Aufwendungen für unterschiedliche
sozialstaatliche Elemente sowie die aggregierten Ausgaben der unter dem Begriff Sozialstaat
zusammengefassten Einzelprogramme einer eingehenden Konvergenzanalyse zu unterziehen.
Darüber hinaus wird versucht, über das bloße Untersuchen auf Annäherung der
Sozialstaatsindikatoren hinauszugehen und qualitative Merkmale der Konvergenz zu
identifizieren. So wäre es beispielsweise durchaus denkbar, dass der zu einem gewissen
Zeitpunkt erreichte Grad sozialstaatlicher Ausgestaltung einen Einfluss auf die nach diesem
Zeitpunkt zu beobachtende Geschwindigkeit der Entwicklung des Sozialstaats ausübt. Ferner
wird die Frage behandelt, ob ein etwaiger Konvergenzprozess von einer hohen Mobilität
innerhalb der betrachteten Ländergruppe begleitet wurde oder nicht.
Die analysierten Indikatoren des sozialstaatlichen Entwicklungsstands eines Landes
entstammen dabei alle der „Social Expenditure Database (SOCX)“ der OECD. Der
Betrachtungszeitraum erstreckt sich von 1980 bis zum Jahre 2004. Eine Auflistung der
untersuchten Indikatoren und Staaten – 20 hochentwickelte OECD-Länder – ist im Anhang
zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition des Konvergenzbegriffs
- 3. Theoretische Erklärungsansätze für Konvergenz und Divergenz der Sozialstaaten
- 3.1. Konvergenz
- 3.2. Divergenz
- 4. Statistische Verfahren zur Quantifizierung von Konvergenz und Divergenz
- 5. Ergebnisse
- 5.1. Mittelwert (mean)
- 5.2. Streuungsmaße
- 5.3. Beta-Konvergenz
- 5.4. Gamma-Konvergenz
- 6. Fazit
- 7. Anhang
- 7.1. Tabellen und Diagramme
- 7.2. Verwendete Indikatoren
- 7.3. Betrachtete Länder
- 8. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung westlicher Sozialstaaten seit 1980 hinsichtlich Konvergenz oder Divergenz sozialstaatlicher Leistungen. Sie analysiert die Aufwendungen für verschiedene sozialstaatliche Elemente und aggregierte Ausgaben. Zusätzlich werden qualitative Merkmale der Konvergenz identifiziert, einschließlich des Einflusses des erreichten Grades sozialstaatlicher Ausgestaltung auf die Entwicklung und die Rolle der Mobilität innerhalb der betrachteten Ländergruppe.
- Konvergenz und Divergenz sozialstaatlicher Systeme in westlichen Industrienationen
- Analyse sozialstaatlicher Ausgaben und deren Entwicklung im Zeitverlauf
- Theoretische Erklärungsansätze für Konvergenz und Divergenz
- Quantitative und qualitative Methoden zur Messung von Konvergenz
- Einfluss von Globalisierung und ökonomischer Verflechtung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass die sozialen Sicherungssysteme westlicher Industrienationen seit den 1990er Jahren im Rückzug begriffen sind, angetrieben durch den internationalen Standortwettbewerb ("race to the bottom"). Die Arbeit untersucht daher die Konvergenz sozialstaatlicher Ausgaben und identifiziert qualitative Merkmale dieses Prozesses. Dabei werden Daten der OECD "Social Expenditure Database (SOCX)" von 1980 bis 2004 für 20 hochentwickelte OECD-Länder herangezogen.
2. Definition des Konvergenzbegriffs: Dieses Kapitel definiert den Konvergenzbegriff im Kontext der vergleichenden Staatstätigkeitsforschung. Es werden verschiedene Definitionen gegenübergestellt, darunter die formale Definition als Angleichung von Eigenschaften und Kerrs Beschreibung als Tendenz von Gesellschaften, sich ähnlicher zu werden. Der Fokus liegt auf den "Outcomes" und die Anwendung auf sozialstaatliche Merkmale in ausgewählten OECD-Staaten seit 1980 wird spezifiziert. Die Auswahl der Länder und des Zeitraums wird begründet.
3. Theoretische Erklärungsansätze für Konvergenz und Divergenz der Sozialstaaten: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene theoretische Erklärungsansätze für Konvergenz im Bereich der sozialstaatlichen Ausgestaltung. Es werden zwei Gruppen unterschieden: Die erste identifiziert inhaltliche Faktoren, wie das unabhängige Problem Solving ("independent problem solving") und den Einfluss von externem Druck durch andere Staaten oder internationale Organisationen ("regulatory competition", "race to the bottom"). Das Kapitel analysiert die Einflüsse von Industrialisierung und dem Übergang zur postindustriellen Gesellschaft auf die Entwicklung des Sozialstaates.
Schlüsselwörter
Konvergenz, Divergenz, Sozialstaat, Sozialausgaben, OECD, Globalisierung, Standortwettbewerb, "race to the bottom", Konvergenzanalyse, Sozialstaatliche Leistungen, Postindustrielle Gesellschaft, Qualitative Merkmale, Quantitative Analyse, Sozial Expenditure Database (SOCX).
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Konvergenz und Divergenz westlicher Sozialstaaten
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung westlicher Sozialstaaten seit 1980 hinsichtlich Konvergenz oder Divergenz sozialstaatlicher Leistungen. Analysiert werden die Aufwendungen für verschiedene sozialstaatliche Elemente und aggregierte Ausgaben. Zusätzlich werden qualitative Merkmale der Konvergenz identifiziert, einschließlich des Einflusses des erreichten Grades sozialstaatlicher Ausgestaltung auf die Entwicklung und die Rolle der Mobilität innerhalb der betrachteten Ländergruppe.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Konvergenz und Divergenz sozialstaatlicher Systeme in westlichen Industrienationen, der Analyse sozialstaatlicher Ausgaben und deren Entwicklung, theoretischen Erklärungsansätzen für Konvergenz und Divergenz, quantitativen und qualitativen Methoden zur Messung von Konvergenz und dem Einfluss von Globalisierung und ökonomischer Verflechtung.
Welche Daten werden verwendet?
Die Arbeit verwendet Daten der OECD "Social Expenditure Database (SOCX)" von 1980 bis 2004 für 20 hochentwickelte OECD-Länder. Die Auswahl der Länder und des Zeitraums wird im Text begründet.
Wie wird der Konvergenzbegriff definiert?
Das zweite Kapitel definiert den Konvergenzbegriff im Kontext der vergleichenden Staatstätigkeitsforschung. Es werden verschiedene Definitionen gegenübergestellt und der Fokus auf die "Outcomes" und die Anwendung auf sozialstaatliche Merkmale in ausgewählten OECD-Staaten seit 1980 spezifiziert.
Welche theoretischen Erklärungsansätze werden vorgestellt?
Das dritte Kapitel präsentiert verschiedene theoretische Erklärungsansätze für Konvergenz im Bereich der sozialstaatlichen Ausgestaltung. Es werden zwei Gruppen unterschieden: Faktoren wie "independent problem solving" und externer Druck ("regulatory competition", "race to the bottom"), sowie der Einfluss von Industrialisierung und dem Übergang zur postindustriellen Gesellschaft auf die Entwicklung des Sozialstaates.
Welche Methoden werden zur Quantifizierung von Konvergenz und Divergenz verwendet?
Kapitel 4 beschreibt statistische Verfahren. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse, einschließlich Mittelwert, Streuungsmaße, Beta-Konvergenz und Gamma-Konvergenz.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Konvergenz, Divergenz, Sozialstaat, Sozialausgaben, OECD, Globalisierung, Standortwettbewerb, "race to the bottom", Konvergenzanalyse, Sozialstaatliche Leistungen, Postindustrielle Gesellschaft, Qualitative Merkmale, Quantitative Analyse, Sozial Expenditure Database (SOCX).
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, Definition des Konvergenzbegriffs, Theoretischen Erklärungsansätzen, Statistischen Verfahren, Ergebnissen (mit Unterkapiteln zu Mittelwert, Streuungsmaßen, Beta- und Gamma-Konvergenz), Fazit, Anhang (mit Tabellen, Diagrammen, verwendeten Indikatoren und betrachteten Ländern) und Literaturverzeichnis.
- Quote paper
- Matthias Reith (Author), 2009, Konvergenz oder Divergenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143460