[...] Im ersten Kapitel des Hauptteils wird auf feministische Sprachkritik im Allgemeinen eingegangen, auf die Etymologie des Begriffs und die Entstehungsgeschichte dieser Disziplin. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Rolle der Sprache, die für die Betrachtungsweise der femininen Sprachkritik von großer Bedeutung ist. Im dritten Kapitel werden einige Forschungsgebiete der feministischen Sprachkritik vorgestellt. Neben Sexismus in der Sprache soll außerdem die Berufswelt und die Religion in Augenschein genommen werden. Im vierten Kapitel werden Vorschläge für eine geschlechterneutrale Sprache vorgestellt, und besonders auf das sogenannte Splitting eingegangen. Das fünfte Kapitel beinhaltet negative Reaktionen auf feministische Sprachkritik.
Im Schlussteil wird letztendlich aufgrund der gewonnenen Einblicke eine Antwort auf die Frage gegeben, ob feministische Sprachkritik als Sprachrohr der Frauenbewegung oder lediglich als Modeerscheinung zu betrachten ist. Ein kurzer Ausblick soll die Arbeit abrunden.
Ich habe mich bei der Recherche für die Arbeit hauptsächlich an ältere Forschungsliteratur gehalten, weil ich die Neuerungen aufzeigen wollte, die die überwiegend weiblichen Autorinnen während und nach der Neuen Frauenbewegung entdeckten und zum Besten gaben. Hätte ich sämtliche neue Werke in meine Arbeit eingebracht, hätte diese den Umfang der vorgegebenen Seitenanzahl deutlich überschritten.
Für eine bessere zeitliche Orientierung, ist im Anhang eine chronologische Übersicht über Richtlinien, Verordnungen und Gesetze in der BRD und Europa von 1962 bis 1990 zu finden.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Feministische Sprachkritik
1. Begriffsklärung
1.1 Etymologie
1.2 Entstehungsgeschichte
2. Die Rolle der Sprache
3. Forschungsgebiete
3.1 Sexistischer Sprachgebrauch
3.2 Berufswelt
3.3 Religion
3.3.1 Anredeformen für Gott
3.3.2 Frauengerechte Sprache in der Übersetzung der Bibel
4. Vorschläge zu einer geschlechterneutralen Sprache
5. Kritik an der Kritik
III. Konklusion und Ausblick
IV. Anhang
V. Quellenverzeichnis
I. Einleitung
„Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“[1]
Dies besagt Artikel drei des Grundgesetzes, der sich mit der Gleichheit vor dem Gesetz, der Gleichberechtigung von Männern und Frauen, sowie dem Diskriminierungsverbot befasst.
Doch inwiefern sind Frauen und Männer tatsächlich gleichberechtigt? Möglich, dass niemand aufgrund seiner Sprache benachteiligt werden darf, aber was, wenn die Sprache selbst eine Benachteiligung hervorruft? Und auf welche Art und Weise kann der Staat im Ernstfall gegen Benachteiligungen vorgehen?
Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich feministische Sprachkritik. Diese Teildisziplin der feministischen Linguistik entstand Ende der sechziger Jahre und eifert in ihren Bemühungen dem Vorbild der USA nach, die diese Bewegung bereits vorher vollzogen und durch umfangreiche Forschungsliteratur der deutschen Entsprechung auf die Beine geholfen haben.
Diese Disziplin findet jedoch nicht auf allen Seiten Zuspruch, sondern wird von vielen lediglich als eine Art Modeerscheinung verstanden, die auf übertriebene Art und Weise Kritik am deutsche Sprachsystem übt, letztlich jedoch ohne konkrete Folgen bleibt und in der Tat nicht von großem Belangen ist.
Daher habe ich meine Arbeit der Untersuchung gewidmet, ob feministische Sprachkritik als Sprachrohr der Frauenbewegung zu verstehen ist, das Missstände im deutschen Sprachsystem aufdeckt, Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Sprache bietet und somit von Bedeutung für die (zukünftige) Sprachlenkung ist, oder tatsächlich nur eine Modeerscheinung darstellt, die viel Furore macht um nichts.
Um zu einem Ergebnis zu gelangen, habe ich die Arbeit folgendermaßen gegliedert:
Im ersten Kapitel des Hauptteils wird auf feministische Sprachkritik im Allgemeinen eingegangen, auf die Etymologie des Begriffs und die Entstehungsgeschichte dieser Disziplin. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Rolle der Sprache, die für die Betrachtungsweise der femininen Sprachkritik von großer Bedeutung ist. Im dritten Kapitel werden einige Forschungsgebiete der feministischen Sprachkritik vorgestellt. Neben Sexismus in der Sprache soll außerdem die Berufswelt und die Religion in Augenschein genommen werden. Im vierten Kapitel werden Vorschläge für eine geschlechterneutrale Sprache vorgestellt, und besonders auf das sogenannte Splitting eingegangen. Das fünfte Kapitel beinhaltet negative Reaktionen auf feministische Sprachkritik.
Im Schlussteil wird letztendlich aufgrund der gewonnenen Einblicke eine Antwort auf die Frage gegeben, ob feministische Sprachkritik als Sprachrohr der Frauenbewegung oder lediglich als Modeerscheinung zu betrachten ist. Ein kurzer Ausblick soll die Arbeit abrunden.
Ich habe mich bei der Recherche für die Arbeit hauptsächlich an ältere Forschungsliteratur gehalten, weil ich die Neuerungen aufzeigen wollte, die die überwiegend weiblichen Autorinnen während und nach der Neuen Frauenbewegung entdeckten und zum Besten gaben. Hätte ich sämtliche neue Werke in meine Arbeit eingebracht, hätte diese den Umfang der vorgegebenen Seitenanzahl deutlich überschritten.
Für eine bessere zeitliche Orientierung, ist im Anhang eine chronologische Übersicht über Richtlinien, Verordnungen und Gesetze in der BRD und Europa von 1962 bis 1990 zu finden.
II. Feministische Sprachkritik
1. Begriffsklärung
1.1 Etymologie
Basierend auf Luise F. Pusch: Feminismus und Frauenbewegung in Feminismus[2]
Der Begriff „Feministische Sprachkritik“ setzt sich zusammen aus den Worten „feministisch“ und „Sprachkritik“. Um die Bedeutung dieses Begriffs zu klären, ist es sinnvoll zunächst seine etymologische Herkunft zu untersuchen.
„Sprachkritik“ als Kompositum der Wörter „Sprache“ und „Kritik“ bezeichnet eine Kritik am vorherrschenden Sprachsystem.
Aber was genau bedeutet feministisch? Feministisch ist das Adjektiv zu Feminismus, welcher auf eine Art und Weise mit der Frauenbewegung ab dem Ende der sechziger Jahre zusammenhängt, auf die ich im nachfolgenden Kapitel zu Sprechen kommen werde. Hier soll nun dargelegt werden, was verschiedene Wörterbücher unter dem Begriff „Feminismus“ zu verstehen geben.
Der Große Meyer bringt folgende Definition:
Feminismus (lat.), das Auftreten weibl. Eigenschaften bei einem männl. Tier oder beim Mann.[3]
In Wahrigs Werk Großes Deutsches Wörterbuch liest man:
Feminismus: weibisches Wesen beim Mann (bes. Homosexuellen);
Feministisch: auf Feminismus beruhend, weibisch.[4]
Das Duden-Fremdwörterbuch meldet:
Feminismus: Das Vorhandensein od. die Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale beim Mann oder bei männlichen Tieren.[5]
Es ist zu beobachten, dass in den Jahren 1973/74 aus denen die Wörterbucheinträge stammen, der Begriff „Feminismus“ mit unserer heutigen Vorstellung davon nicht mehr viel gemeinsam hat.
Es zeigt sich also, dass der Feminismus und somit die feministische Sprachkritik damals noch fast unbekannt war. Der Begriff „Frauenbewegung“ hingegen stimmt 1974 bereits weitgehend mit dem Begriff von heute überein.
Um was es sich bei der Frauenbewegung handelt und inwiefern diese maßgeblich für die Entwicklung einer feministischen Sprachkritik war, soll im nächsten Kapitel gezeigt werden.
1.2 Entstehungsgeschichte
Basierend auf Senta Trömel-Plötz: Feminismus und Linguistik in Feminismus
In diesem Aufsatz datiert Senta Trömel-Plötz die Anfänge der feministischen Linguistik folgendermaßen:
„Feministische Linguistik entstand, als bestimmte Feministinnen einen Blick auf ihr eigenes Fachgebiet warfen oder eher, als bestimmte Linguistinnen feministische Ideen auf ihre eigene Wissenschaft anwendeten. Zwei Interessen stießen zusammen“ (Feminismus, S. 33).
Das Gebiet der feministisch orientierten Sprachwissenschaft ist, im Vergleich zu anderen feministischen Forschungsgebieten relativ jung. Es hat sich jedoch im Lauf der zweiten Phase der Frauenbewegung, der sogenannten Neuen Frauenbewegung ab dem Ende der sechziger Jahre, rasant vorwärts entwickelt und immer mehr Anhänger gefunden. Während die Alte Frauenbewegung, die zwischen 1848 und 1933 stattfand, eher praxisorientiert war, ist die Neue Frauenbewegung durch ihre Theorielastigkeit international bekannt geworden. Diese Theoriebildung „war diejenige Art von Arbeit, die historisch „fällig“ war“ (Feminismus, S. 13) und lässt sich heute am besten durch den im vorangegangenen Kapitel bereits kurz vorgestellten Begriff „Feminismus“ bezeichnen:
„Der Feminismus ist eine Theorie, die alle Bereiche des Menschlichen betrifft und den patriarchalen Gehalt aller kulturellen Hervorbringungen des Mannes (der sich traditionell als Mensch schlechthin definiert) bloßlegt und kritisiert“ (Feminismus, S. 14).
Von dieser politischen Zielsetzung war auch das Forschungsanliegen der feministischen Sprachwissenschaft geprägt und somit war der Hauptgegenstand der Kritik die Wissenschaft an sich, die als zentrale männliche Kulturleistung galt.
Doch nicht nur auf dieser, sondern auf allen gesellschaftlichen Ebenen, wollten Feministinnen bzw. feministische Linguistinnen einen grundlegenden Wandel der Geschlechterverhältnisse erzielen.
Wo dies bis heute noch nicht den erhofften Erfolg gebracht hat, kämpfen Frauen weiterhin für eine frauengerechte Sprache, indem sie verstärkt auf die enorm wichtige Rolle der Sprache in unserer Gesellschaft hinweisen, Missstände in dieser aufdecken und Lösungsvorschläge anbringen.
Denn „feministische Wissenschafts- und Kulturkritik ist […] nur der erste Teil unserer Aufgabe. In einem zweiten Schritt sind Gegenentwürfe zum Bestehenden zu entwickeln, in denen der weibliche Standpunkt autonom und gleichberechtigt zum Ausdruck kommt“ (Feminismus, S. 14).
2. Die Rolle der Sprache
Basierend auf Hildburg Wegener: Von Kindergärtnern, Amtsfrauen und Ratsdamen in gerechte Sprache[6]
Da Sprache als das bewusstseinsbildende Element in unserer Gesellschaft gilt, ist sie für die feministische Sprachkritik von besonders großer Bedeutung. Die sprachlichen Strukturen sind fest im Bewusstsein von Frauen und Männern verankert, da sie von Kindesbeinen an erlernt werden. Parallel zur Sprache erlenen Kinder sowohl Geschlechtsdifferenzierung als auch eigene Geschlechtskontrolle, und so sind diese Vorgänge (Erlernen des Sprachvermögens und des Bewusstseins der geschlechtlichen Identität) im Alter von ca. drei Jahren bereits abgeschlossen und verinnerlicht. Ebenso ist die grammatische Reihenfolge von Wortpaaren wie Vater-Mutter oder Bruder-Schwester tief im Bewusstsein der Heranwachsenden verankert, auch wenn ihnen vielleicht noch nicht bewusst ist, dass durch diese Reihenfolge durchaus auch die soziale Rangordnung verkörpert wird. Diese Rangordnung spiegelt sich in den Worten, die für männliche und weibliche Menschen gebraucht werden und prägt somit die Erwartungen der Frauen, denn die Sprachstruktur bildet ab, wie wir Personen wahrnehmen, indem wir in einer bestimmten Weise von ihnen reden.
„Das alles ist tief verinnerlicht, weil es mit den ersten zwischenmenschlichen Erfahrungen gelernt wird. Deshalb reagieren Frauen so aggressiv auf den Vorschlag, ihr Sprachverhalten zu ändern und sich die dahinter stehenden Wertungen bewusst zu machen. Sie müssten ihr Bewusstsein, ihr Selbst- und Rollenverständnis ändern“ (gerechte Sprache, S. 17)
Sprache wird generell die eher konservative Funktion zugeschrieben, die gegebene Wirklichkeit zu beschreiben, Wörter sind jedoch nicht nur Bedeutungsträger, sondern erfüllen auch andere, emotionale und handlungsbezogene Funktionen. Wenn man sich dessen bewusst geworden ist, wird deutlich:
„Sprache spiegelt nicht nur Wirklichkeit, Sprache schafft auch Wirklichkeit, indem sie neue Beziehungen herstellt, oder alte, ungerechte Beziehungen durch ständigen, nicht hinterfragten Gebrauch festschreibt“ (gerechte Sprache, S. 20).
Oder um es mit den Worten der Philosophin Eva Waniek auszudrücken:
Sprache – und darüber herrscht unter den verschiedenen feministischen Ansätzen Einigkeit – hat nicht nur eine benennende oder referentielle Funktion inne, sondern schafft vor allem auch jene Öffentlichkeit bzw. soziale Wirklichkeit, die den Dingen, ihren Eigenschaften und Ideen ihre spezielle Bedeutung im Sinne einer sozialen Tatsache zuweist.“[7]
Dass es sich bei der deutschen Sprache, um eine Genussprache handelt, d.h. um eine Sprache, die dem Männlichen, aufgrund der gesellschaftlichen Rollenzuweisung, den Vorrang vor dem Weiblichen gibt, und in welchen Bereichen dies sehr deutlich wird, soll das nächste Kapitel verdeutlichen.
[...]
[1] Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Bonn: 2006, S. 11.
[2] In: Luise F. Pusch (Hg.): Feminismus. Inspektion einer Herrenkultur. Ein Handbuch. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1983 (Edition Suhrkamp 1192, Bd. 192), S. 9-17, Nachfolgend als Feminismus bezeichnet.
[3] Meyers enzyklopädisches Lexikon in 25 Bänden, Band 8, Mannheim: Enz-Fiz, 1973
[4] Gerhard Wahrig: Großes Deutsches Wörterbuch, Rheda: 1974
[5] Duden Fremdwörterbuch, 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Mannheim: 1974
[6] Hildburg Wegener, Hanne Köhler u. Cordelia Kopsch (Hg.): Frauen fordern eine gerechte Sprache. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Mohn, 1990 (Gütersloher Taschenbücher Siebenstern 484), S. 25-39, Nachfolgend als gerechte Sprache bezeichnet.
[7] Eva Waniek: Vom Wunsch nach Veränderung. Feministische Strategien und die Produktion von Bedeutung im Verhältnis Sprache, Körper und Gesellschaft. In: IWK-Mitteilungen 3-4 (2002).
- Quote paper
- Kathrin Vogler (Author), 2009, Feministische Sprachkritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143183
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