Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Gebiets Kaliningrad, als ehemalige militärische Sperrzone der Sowjetunion und eine Enklave bzw. Exklave der Russlands, im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg und bis nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Bei der Betrachtung werden insbesondere die wirtschaftlichen Voraussetzungen und Chancen für die Entwicklung in der Zukunft ins Auge gefasst.
Hierbei spielt die geographische Lage Kaliningrads, zwischen den neuen EU-Ländern Polen und Litauen eine bedeutende Rolle, die die negativen Differenzen in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region noch stärker hervorhebt. Ansätze der russischen Regierung zur Förderung der Handelsbeziehungen sind beispielsweise die Sonderwirtschaftszone „Jantar“ und der Transitkompromiss. Diese sollen zur Lösung der Entwicklungsprobleme und zum Wirtschaftswachstum beitragen. Ob, die Maßnahmen eine positive Bilanz aufweisen, wird im Verlauf dieser Arbeit dargestellt und näher erläutert.
Inhalt
Einführung
1. Geographische und geschichtliche Voraussetzungen
2. Wirtschaftliche Entwicklung bis 1991
3. Militarisierung des Gebiets 1945-1990
4. Die wirtschaftliche Entwicklung Kaliningrads in den 1990er Jahren
5. Handel im Gebiet Kaliningrad
6. Erfahrungen deutscher Unternehmer
Fazit
Literaturverzeichnis
Einführung
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung des Gebiets Kaliningrad, als ehemalige militärische Sperrzone der Sowjetunion und eine Enklave bzw. Exklave der Russlands, im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg und bis nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Bei der Betrachtung werden insbesondere die wirtschaftlichen Voraussetzungen und Chancen für die Entwicklung in der Zukunft ins Auge gefasst.
Hierbei spielt die geographische Lage Kaliningrads, zwischen den neuen EU-Ländern Polen und Litauen eine bedeutende Rolle, die die negativen Differenzen in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region noch stärker hervorhebt. Ansätze der russischen Regierung zur Förderung der Handelsbeziehungen sind beispielsweise die Sonderwirtschaftszone „Jantar“ und der Transitkompromiss. Diese sollen zur Lösung der Entwicklungsprobleme und zum Wirtschaftswachstum beitragen. Ob, die Maßnahmen eine positive Bilanz aufweisen, wird im Verlauf dieser Arbeit dargestellt und näher erläutert.
1. Geographische und geschichtliche Voraussetzungen
Das Kaliningrader Gebiet ist die östlichste Region der Russländischen Föderation.
Es grenzt im Norden mit Litauen und im Süden mit Polen. Das Gebiet dehnt sich rund 205km von Osten nach Westen und 108km von Norden nach Süden aus. Moskau liegt über 1200 entfernt. Insgesamt hat Kaliningrad eine sehr zentrale Lage innerhalb Europas und die Entfernungen zu den meisten Großstädten sind sehr gering. Z.B. nur 600km bis Berlin, 400km bis Warschau, 650km bis Stockholm. Die wichtigsten Städte sind Kaliningrad (420.000), wo fast die Hälfte der Bevölkerung wohnt, Sowetsk (43.000), Baltijsk (31.000), Gusew (28.000).
Das ehemals ostpreußische Gebiet wurde nach dem 2. Weltkrieg an die Sowjetunion angeschlossen. Dabei wurde das „Memelgebiet“ der Litauischen SSR und das südliche Ostpreußen Polen zugewiesen .
Es gab dafür keine rechtlichen oder historisch bedingten Gründe wie es z.B. im Falle Polens mit dem südlichen Gebieten Ostpreußens war. Stalin begründete die Einforderung Königsbergs als „eine kleine Genugtuung für Duzende Millionen von Sowjetbürgern, denen die Deutschen so unendliche Leiden zugefügt haben…“. Außerdem wies er auf die Tatsache hin, dass durch eine solche Übergabe die Sowjetunion über den einzigen eisfreien Hafen verfügen würde, jedoch war diese Begründung nicht wirklich überzeugend, da zu dem Zeitpunkt auch schon die Baltischen Staaten in die Sowjetunion inkorporiert waren und diese über eisfreie Häfen verfügten.1
Am 4. April 1946 ist Königsberg in Kaliningrad umbenannt worden, nach dem zuvor verstorbenen Präsident der Sowjetunion Michael Kalinin.
Die Sowjetische Propaganda nutzte die Einverleibung des Gebiets zur Glorifizierung der Roten Armee und natürlich des Sowjetregimes unter Stalin, die „ …ein Vorposten des deutschen Imperialismus im Osten, eine Brutstätte des preußischen Militarismus“ besiegt und den deutschen „Drang nach Osten“ gebändigt hatte.2
Die vorgesehenen Sowjetisierungsmaßnahmen der neuen Machthaber in den ersten Nachkriegsjahren waren vor allem der Wiederaufbau der Städte, sowie der Wirtschaft. Jedoch sollte hierbei die deutsche durch die sowjetische Kultur vollkommen ersetzt werden. Dieses führte zur völligen Zerstörung der alten Architektur und der Denkmäler, die die schweren Bombardements überstanden haben und zur Umbenennung aller Ortsnamen. Die noch in Kaliningrad verbliebene deutsche Bevölkerung und Kriegsgefangene wurden in Kolchosen oder Arbeitslager organisiert und sollten ihren Beitrag zum Wiederaufbau des Landes und zur Versorgung der Armee leisten.
Am Ende des so genannten „inneren“ Entwicklungsphase, die von 1945-48 dauerte, begann die Regierung mit der Aussiedlung der Deutschen aus Kaliningrad. In den Jahren 1947-48 wurden über 100.00 Deutsche ihrer Heimat verwiesen.4
Parallel dazu verlief seit August 1946 eine ebenfalls von der Regierung organisierte teils freiwillige teils zwangsweise Massenansiedlung von Sowjetbürgern aus dem ganzen Land, unter anderem aus Gebieten, die besonders stark unter den deutschen Angriffen gelitten hatten.
So zählte das 15.100 qkm große Land schon 1951 über 600.000 Menschen. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1990 auf über 800.000 .
Man gründete neue Orte, die die Namen von den Herkunftsgebieten der Neuankömmlinge trugen. So siedelten Menschen aus den gleichen Herkunftsorten meist zusammen, sodass ein gewisses Heimatgefühl und Zusammenhalt entstand.5
Die jetzige Bevölkerungsstruktur spiegelt diese geplante Ansiedlung von sowjetischen Bürgern immer noch wieder. Sodass rund 78% der Kaliningrader Russen sind und es nur noch Eine winzige Minderheit von nur 0,6% Deutsche gibt. Weiterhin setzt sich die Bevölkerung aus Weißrussen, Ukrainern, Litauern, Armeniern und Polen zusammen.6
2. Wirtschaftliche Entwicklung bis 1991
Das Gebiet Kaliningrad verfügt über reichhaltige Naturressourcen wie z.B. Erdöl, Braunkohle, Torf, Salz und Mineralölquellen, außerdem zählen die Bernsteinvorkommen des Gebietes zu den größten der Welt (ca. 90% der Weltvorkommen).
Die meisten nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebauten Industriebetriebe gingen aus ehemals deutschen Betrieben hervor. Dazu gehörten hauptsächlich die Maschinenbau-, Lebensmittel-, Zelulose -, und Fischindustrien. Diese konzentrierten sich im Raum Kaliningrads, auf der Samlandinsel und die Region Sovetsk-Neman (früher Tilsit-Ragnit). Dabei stellt insbesondere die Fischindustrie mit fast 50% einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Ein neuer Industriezweig war die Ölförderung. Seit den 70er Jahren findet sie entlang des Pregel statt und liefert täglich ca. 150t Öl von sehr guter Qualität.
Die Misserfolge in der Landwirtschaft in den ersten Nachkriegsjahren waren darauf zurückzuführen, dass das ausgeklügelte System der Entwässerungsgräben zerstört wurde und das Wissen über den Neuaufbau verloren gegangen ist. Dabei galt Königsberg im 18. Jahrhundert als die „Kornkammer Deutschlands“ Erst in den 60er Jahren erzielten die Kolchosen Ernteerträge, die denen aus den Vorkriegsjahren glichen.
Dennoch steckt die Landwirtschaft in einer Krise, da eine starke Tendenz zu Landflucht herrscht. Die Stadtbevölkerung beträgt heute fast 80%.
3. Militarisierung des Gebiets
Die schwach ausgeprägte wirtschaftliche Struktur lässt sich bereits ahnen, dass das Gebiet Kaliningrad eine andere Rolle innerhalb der UdSSR einnehmen sollte.
Das Hauptziel für die Entwicklung des Gebietes war die militärstrategische Kontrolle des neuen sowjetischen Machtbereichs in Mitteleuropa, vor allem der Baltischen Staaten und
Polens. Kaliningrad hatte die Funktion eines Keils zwischen den beiden Unruheherden. Spezialeinheiten der russischen Armee unternahmen so genannte Expeditionen gegen den Banditismus in den Republiken und „sicherten“ somit die Sowjetmacht im Lande. So betrug die Zahl der dort stationierten Soldaten 120.000. Diese Zahl beinhaltet die Landstreitkräfte, die Luftwaffe und die Marine.7
Die Region sollte außerdem zum Stützpunkt der sowjetischen Streitkräfte gegen die NATO werden. Die Marine sollte die Ostsee kontrollieren. Deshalb wurde das Hauptquartier der Baltischen Rotbanner Flotte der sowjetischen Kriegsmarine von Leningrad nach Kaliningrad verlegt und soweit gestärkt, dass sie zu einer atomar bewaffneter Seemacht aufgerüstet wurde. So entwickelte sich der Seehafen Baltijsk (früher Pillau) zum einem wichtigen Flottenstützpunkt. Die Jantar-Werft baute zwischen 1962 -1991 fast 100 verschiedenste Kriegsschiffe und U-Boote. Zudem wurden dort starke Luftstreitkräfte stationiert.
Das Kaliningrader Gebiet zählte damals zu einer der am stärksten militarisierten Region der Sowjetunion, wo die Industrie fast gänzlich auf die Bedürfnisse des Militärs zugeschnitten war.8 Es ist also nicht verwunderlich, dass dieses Militärsperrgebiet von der Außenwelt total abgeschottet und selbst für sowjetische Staatsbürger nur eingeschränkt zugänglich war. So musste ein Grenzübertritt Anfang der 50er Jahre vom Zentralkomitee der KPdSU genehmigt werden. Der Auslandsaufenthalt durfte dabei nicht mehr als vier Tage dauern. Ende der 50er Jahre gab es unter Chrustschow eine Lockerung der Verordnungen und es entstand ein Komitee für internationale Parteikontakte und es fanden Austauschreisen zwischen Kaliningrad, Polen und Litauen statt.9So blieb Kaliningrad bis zum Zerfall der Sowjetunion eine militärische Sperrzone.
Heute ist die Militärpräsenz mit 25.000 Soldaten ganz erheblich geringer und die Rüstungsproduktion weitgehend zum Erliegen gekommen.
[...]
1Frobarth,Volker: Das Königsberger Gebiet in der Politik der Sowjetunion 1945-1990. Mit einer analytischer Betrachtung des Kaliningrader Gebiets in der Politik Russlands 1991-2000: Berlin 2001. S.50f.
2 Frobarth,Volker S.54f.
3 Frobarth,Volker S.134f
4 Frobarth,Volker. S.147
5Frobarth,Volker. S.162
6 Frobarth,Volker. S.175
7Frobarth,Volker.S.182
8 Oldberg, Ingmar: Kaliningrad in der Sicherheits- und Militärpolitik Russlands. In: Osteuropa 53 (2003). S.270f.
- Arbeit zitieren
- Paulina Holbreich (Autor:in), 2004, Kaliningrad im Wandel?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143043
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