„Beurteilen begleitet uns täglich, ob im Gespräch mit anderen Menschen oder beim Einkaufen – wir beobachten, vergleichen, bewerten – wir beurteilen.“ Überall und immer werden also Menschen von Menschen beurteilt. Dabei spielen oft unter anderem (u. a.) Dinge wie der erste Eindruck, Sympathie, Vorurteile, Gestik, Mimik und Reaktionen eine wesentliche Rolle. Der Beurteilungsvorgang geschieht meist automatisch im Unterbewusstsein. Hierbei unterliegen Menschen allerdings häufig Fehleinschätzungen. Die gesamten Aspekte gelten natürlich auch für die Arbeitswelt und somit ebenfalls für die Beurteilung (BU) von Auszubildenden.
Von Unternehmen, die ausbilden, verlangt § 16 Berufsbildungsgesetz (BBiG), zum Schluss der Ausbildung hin, die Ausstellung eines Zeugnisses, die nach Wahl des/der Auszubildenden entweder mit oder ohne Leistungs- und Verhaltensbeurteilung zu erfolgen hat. Handelt es sich bei dem Ausbildenden um ein größeres Unternehmen, wo die Auszubildenden über die Ausbildungszeit hinweg von verschiedenen Ausbildern oder Ausbildungsbeauftragten betreut werden, kann eine annähernd zutreffende Leistungs- und Verhaltensbeurteilung im Rahmen des Zeugnisses nur erfolgen, wenn ein instrumentelles System besteht, welches sicher stellt, dass über die Ausbildungszeit hinweg keine Informationen über die Leistung und das Verhalten des Auszubildenden verloren gehen. Es ist also ein Beurteilungssystem (BUS) erforderlich.
Es wurde bereits deutlich, dass es für das Gerechtwerden der Anforderungen des § 16 BBiG, eine zutreffende Leistungs- und Verhaltensbeurteilung im Zeugnis zu schildern, nicht ausreichen kann, wenn irgend ein BUS zugrunde gelegt wird, da die korrekte Leistungs- und Verhaltensbeurteilung über den Auszubildenden das Ausschalten von Fehlerquellen, wie sie zuvor angerissen wurden, bedingt. Hierbei spielt, neben anderen Maßnahmen, die Konstruktion des anzuwendenden BUS eine wesentliche Rolle.
In dieser Arbeit gilt es, für ein Unternehmen als Ausbildende, ein geeignetes BUS für Auszubildende zu konstruieren, wobei insbesondere die Pflicht zur Zeugnisausstellung berücksichtigt werden soll. Dazu werden zunächst einige Grundlagen beleuchtet: Wie ordnet sich die Konzeption im Entwicklungs- und Implementierungsprozess des BUS und wo die Ausbildung im System des Personalwesens ein? Wie genau stellt sich die Pflicht des Unternehmens zur Zeugnisausstellung für Auszubildende dar? Welcher Prozess führt eigentlich zur BU? [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung mit Problemstellung
- 2. Grundlagen der Untersuchung
- 2.1 Die Konzeption im Entwicklungs- und Implementierungsprozess
- 2.2 Ausbildung im System des Personalwesens
- 2.3 Die Pflicht des Ausbildenden zur Ausstellung eines Zeugnisses gem. § 16 BBiG
- 2.3.1 Zeugnisanspruch
- 2.3.2 Zeugnisarten
- 2.3.3 Haftung des Ausbildenden für die Zeugnisausstellung
- 2.4 Beurteilung als Prozess
- 2.5 Rahmenbedingungen für Beurteilungssysteme
- 2.5.1 Rechtsgrundlagen für Beurteilungen
- 2.5.2 Anforderungen an Beurteilungssysteme
- 2.5.3 Ziele eines Beurteilungssystems
- 2.5.4 Arten von Beurteilungssystemen
- 2.5.5 Beteiligte an Beurteilungen
- 2.5.6 Merkmale der Beurteilung
- 2.5.7 Beurteilungsskalen
- 2.5.8 Beurteilungsmaßstab
- 2.5.9 Beurteilungszeitpunkt/-rhythmus
- 3. Praktische Ansatzpunkte zur Entwicklung des Beurteilungssystems
- 3.1 Das Unternehmen als Ausbildende
- 3.2 Das angewandte Beurteilungssystem für Auszubildende
- 3.2.1 Beschreibung
- 3.2.2 Kritische Diskussion
- 4. Konzeption eines Beurteilungssystems
- 4.1 Empirische Untersuchung zur Verifizierung einer geeigneten Beurteilungsskala
- 4.1.1 Entwicklung und Vorgehen der empirischen Untersuchung
- 4.1.2 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
- 4.2 Wirtschaftliche Aspekte
- 4.3 Gestaltung des Beurteilungssystems
- 4.3.1 Festlegung der Art des Beurteilungssystems
- 4.3.2 Auswahl der einzelnen Bestandteile des Beurteilungssystems
- 4.4 Controlling des Beurteilungssystems
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Konzeption eines Beurteilungssystems für Auszubildende im Rahmen der dualen Berufsausbildung. Dabei steht die Pflicht des Ausbildenden zur Ausstellung eines Zeugnisses gemäß § 16 BBiG im Fokus. Ziel ist es, ein praxisgerechtes System zu entwickeln, welches die Anforderungen der Rechtsgrundlagen erfüllt und gleichzeitig den Bedürfnissen des Unternehmens und der Auszubildenden gerecht wird.
- Bewertung der Anforderungen an ein Beurteilungssystem für Auszubildende
- Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zeugniserteilung
- Entwicklung eines praxisorientierten Beurteilungssystems
- Empirische Untersuchung zur Validierung der gewählten Beurteilungsskala
- Bewertung der wirtschaftlichen Aspekte des Beurteilungssystems
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 befasst sich mit der Problemstellung, indem die Notwendigkeit eines geeigneten Beurteilungssystems für Auszubildende im Kontext der rechtlichen Vorgaben und der Anforderungen des Unternehmens beleuchtet wird. Kapitel 2 analysiert die relevanten Grundlagen der Untersuchung, darunter die Konzeption im Entwicklungsprozess, die Bedeutung der Ausbildung im Personalwesen und die rechtliche Grundlage der Zeugniserteilung. Kapitel 3 bietet einen Einblick in die praktische Umsetzung des Beurteilungssystems im Unternehmen und beleuchtet die Kritikpunkte des bestehenden Systems.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Beurteilungssystem, Auszubildende, duale Berufsausbildung, Zeugnispflicht, § 16 BBiG, Rechtsgrundlagen, empirische Untersuchung, Beurteilungsskala, wirtschaftliche Aspekte, Controlling.
- Quote paper
- Sascha Fauler (Author), 2008, Konzeption eines Beurteilungssystems für Auszubildende, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142889