„Eine Bewegung ist zwar Teil eines sozialen Systems, steht jedoch im Gegensatz zu einer etablierten Ordnung, deren erstarrte Formen mit Dynamik konfrontiert werden. Sie zeichnet sich aus durch die „moralische Entrüstung und Empörung einer relevanten Bevölkerungsgruppe zumeist jugendlichen Alters und häufig intellektuellen Zuschnitts…sowie durch ein radikales Infragestellen alles Bestehenden […]“.
Die deutsche Protestbewegung der 1960er Jahre, besser bekannt als Studentenbewegung, war eine vielschichtige politische Bewegung, welche die damals herrschenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland radikal kritisierte. Von Vielen freudig begrüßt (Enzensberger: „68 machte die unbewohnbare Republik erst bewohnbar“), von ebenso Vielen aber abgelehnt (Thielicke: „Einer der traurigsten Lebensabschnitte der deutschen Universität“), brach sich das Phänomen „Deutsche Studentenbewegung“ für die meisten Zeitgenossen überraschend Bahn. Noch 1965 meinte Ludwig von Friedenburg, der spätere hessische Kulturminister: „Überall erscheint die Welt ohne Alternativen, passt man sich den jeweiligen Gegebenheiten an, ohne sich zu engagieren [...] In der modernen Gesellschaft bilden Studenten kaum mehr ein Ferment produktiver Unruhe. Es geht nicht mehr darum, sein Leben oder gar die Welt zu verändern, sondern deren Angebote bereitwillig aufzunehmen und sich in ihr, wie sie nun einmal ist, angemessen und distanziert einzurichten“. Auch der Soziologe Helmut Schelsky....
Wie konnte es am Ende der 1960er Jahre dennoch, entgegen aller Expertisen, zu jenen Protesten kommen, die aus heutiger Sicht als „Bruch in der Geschichte“ beschrieben werden können und das politische System der Bundesrepublik Deutschland ins Wanken brachten? Wer oder was waren die Feindbilder der Studentenbewegung? Wer waren ihre Träger und worin bestanden ihre Ziele?
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, Ursachen und Entwicklung der Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1960 bis 1969 zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ursachen der Studentenbewegung
- 2.1. Weltweite Ursachen
- 2.2. Ursachen des Protestes in der BRD
- 3. Ideologische Entwicklung der Studentenbewegung
- 3.1. SDS und Neue Linke
- 3.2. Herbert Marcuse: intellektueller Mentor der Studentenbewegung
- 4. Rezeption Marcuses durch die Studentenbewegung
- 5. Resignation und Spaltungstendenzen
- 6. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Ursachen und die Entwicklung der Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1960 und 1969. Sie betrachtet die Bewegung nicht isoliert, sondern im Kontext internationaler Prozesse. Ein Schwerpunkt liegt auf der ideologischen Entwicklung, von einer Friedensbewegung hin zu einer antiautoritären Revolte, und der Rolle Herbert Marcuses. Die Analyse konzentriert sich auf die Denkweise des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).
- Ursachen der Studentenbewegung (internationale und innerdeutsche Faktoren)
- Ideologische Entwicklung der Bewegung
- Der Einfluss Herbert Marcuses
- Die Rolle des SDS
- Resignation und Spaltung innerhalb der Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung definiert die Studentenbewegung als eine vielschichtige politische Bewegung, die die bestehenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland kritisierte. Sie stellt die überraschende Entstehung der Bewegung angesichts vorheriger Einschätzungen dar, die ein solches Ausmaß an Protest nicht vorhergesehen hatten und beleuchtet die gegensätzlichen Reaktionen auf die Bewegung, von Begeisterung bis Ablehnung. Die Einleitung skizziert die Forschungsfragen der Arbeit, die sich mit den Ursachen, der Entwicklung und den Zielen der Studentenbewegung auseinandersetzt. Sie hebt die Einbettung der deutschen Studentenbewegung in einen internationalen Kontext hervor und kündigt den Schwerpunkt auf die ideologische Entwicklung und den Einfluss Herbert Marcuses an.
2. Ursachen der Studentenbewegung: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen der Studentenbewegung, sowohl auf globaler als auch auf nationaler Ebene. Der Abschnitt 2.1 beleuchtet weltweite Einflüsse wie den Kalten Krieg, den Vietnamkrieg, die sexuelle Revolution und die aufkommende Jugendkultur. Es wird gezeigt, wie diese Faktoren zu einem globalen Gefühl des Widerstands gegen bestehende Autoritäten und für gesellschaftlichen Wandel führten. Abschnitt 2.2 konzentriert sich auf die innerdeutschen Ursachen, wie die Ostermarschbewegung, die wirtschaftliche Lage, den Bau der Berliner Mauer, die Große Koalition und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Es wird argumentiert, dass diese Faktoren zu einem wachsenden Misstrauen gegenüber der etablierten Ordnung und den politischen Institutionen führten und die Studentenbewegung befeuerten. Die Kapitelteile zeigen ein komplexes Zusammenspiel von globalen und nationalen Faktoren, die zur Entstehung und zum Wachstum der Studentenbewegung beitrugen.
Schlüsselwörter
Studentenbewegung, Bundesrepublik Deutschland, 1960er Jahre, Herbert Marcuse, SDS, Neue Linke, Protest, Antiautoritarismus, Kalter Krieg, Vietnamkrieg, Politisierung, Gesellschaftliche Veränderungen, Ideologie, Demokratiekritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studentenbewegung in der BRD (1960-1969)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1960 und 1969. Sie untersucht die Ursachen, die ideologische Entwicklung und die wichtigsten Akteure der Bewegung, insbesondere den Einfluss Herbert Marcuses und die Rolle des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Der internationale Kontext der Bewegung wird ebenfalls berücksichtigt.
Welche Ursachen werden für die Studentenbewegung genannt?
Die Arbeit unterscheidet zwischen globalen und nationalen Ursachen. Globale Faktoren umfassen den Kalten Krieg, den Vietnamkrieg, die sexuelle Revolution und die aufkommende Jugendkultur. Nationale Ursachen sind der Ostermarsch, die wirtschaftliche Situation, der Bau der Berliner Mauer, die Große Koalition und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Diese Faktoren führten zu einem wachsenden Misstrauen gegenüber der etablierten Ordnung und den politischen Institutionen.
Welche Rolle spielte Herbert Marcuse?
Herbert Marcuse wird als intellektueller Mentor der Studentenbewegung dargestellt. Die Arbeit untersucht seine Rezeption durch die Studenten und seinen Einfluss auf die ideologische Entwicklung der Bewegung.
Welche Bedeutung hatte der SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund)?
Der SDS war eine zentrale Kraft innerhalb der Studentenbewegung. Die Arbeit konzentriert sich auf die Denkweise des SDS und seine Rolle im Verlauf der Bewegung.
Wie entwickelte sich die Ideologie der Studentenbewegung?
Die Arbeit beschreibt die ideologische Entwicklung von einer Friedensbewegung hin zu einer antiautoritären Revolte. Sie analysiert die Veränderung der Denkweisen und Ziele innerhalb der Bewegung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Ursachen der Studentenbewegung (weltweit und in der BRD), Ideologische Entwicklung (SDS und Marcuse), Rezeption Marcuses, Resignation und Spaltungstendenzen, Schlussbemerkung. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detaillierter beschrieben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Studentenbewegung, Bundesrepublik Deutschland, 1960er Jahre, Herbert Marcuse, SDS, Neue Linke, Protest, Antiautoritarismus, Kalter Krieg, Vietnamkrieg, Politisierung, Gesellschaftliche Veränderungen, Ideologie, Demokratiekritik.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Ursachen und die Entwicklung der Studentenbewegung in der BRD (1960-1969) und betrachtet diese im Kontext internationaler Prozesse. Ein Schwerpunkt liegt auf der ideologischen Entwicklung und der Rolle Herbert Marcuses.
Wie wird die Studentenbewegung in der Einleitung charakterisiert?
Die Einleitung beschreibt die Studentenbewegung als eine vielschichtige politische Bewegung, die die bestehenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse kritisierte. Sie hebt die überraschende Entstehung und die gegensätzlichen Reaktionen (Begeisterung bis Ablehnung) hervor und skizziert die Forschungsfragen der Arbeit.
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- Alexander Uhlig (Author), 2008, Die deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142707