Die Darstellung des islamischen Orients hat innerhalb der europäischen Reiseliteratur eine sehr alte Tradition. Sie geht auf die Epoche des Mittelalters zurück, als der Islam für das Abendland eine bedrohliche Weltmacht zu sein scheint. Dabei findet der islamische Orient in der mittelalterlichen Reiseliteratur nicht nur in der religiösen Polemik Platz, sondern zieht ebenso Neugier und Achtung nach sich. Ferner gilt der orientalische Nachbar als wichtiger Impuls für das kulturelle Selbstverständnis bzw. für die Identität des Abendlandes.1 Orientreiseberichte professioneller Natur entstehen allerdings erst im frühen 19. Jahrhundert. In dieser Epoche ist der Reisebericht für den europäischen Rezipienten die beinahe beliebteste literarische Gattung. Zugleich ist der islamische Orient ein beliebtes Reiseziel für zahlreiche europäische Reisende. Diese beiden Faktoren führen dazu, dass das 19. Jahrhundert sich zur Blütezeit der europäischen Orientreiseberichte entwickelt. Eine Bestätigung dafür ist die Vielzahl der europäischen, u.a. deutschsprachigen Orientreiseberichte – insbesondere aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.2 Diese intensive kulturelle Beschäftigung der europäischen Reisenden mit dem exotischen islamischen Orient trägt in der Tat dazu bei, dass sich im kollektiven Bewusstsein der europäischen Rezipienten während und nach dem 19. Jahrhundert ein bestimmtes Orientbild mit gewissen statischen, d.h. stereotypischen Attributen etabliert.3
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der europäische Reisebericht und der Orient
- Zur Gattung „Reisebericht“
- Zur Geschichte des europäischen Reiseberichtes
- Reisebericht als Darstellungsform des Fremden
- Orient in den europäischen Reiseberichten
- Zum Begriff „Orient“
- Die Orient-Rezeption in der europäischen Literatur
- Europäische Orient-Berichte des 19. Jahrhundert
- Marokko als orientalisches Reiseziel
- Deutsche Reisende in Marokko
- Rohlfs Reisebericht Mein erster Aufenthalt in Marokko
- Zur Biographie von Gerhard Rohlfs
- Rohlfs erste Marokko-Reise
- Zur Textvorlage Rohlfs Marokkoberichtes
- Die äußere Form Rohlfs Marokkoberichtes
- Aufbau und Inhalt
- Stil und Sprache
- Das Landschaftsbild in Rohlfs Marokkobericht
- Zur orientalischen Naturlandschaft Marokkos
- Zur orientalischen Kulturlandschaft Marokkos
- Das Bild der marokkanischen Stadt
- Rohlfs Eindruck von der Landschaft Marokkos
- Das orientalische Sittenbild in Rohlfs Marokkobericht
- Das religiöse Leben
- Poltische Verhältnisse Marokkos
- Das Marokkaner-Bild
- Primitive Medizinversorgung: Rohlfs als Ersatzarzt
- Rohlfs Kolonisierungswunsch
- Die jüdische Minderheit in Marokko
- Stellung der Frau in Marokko
- Sklavenhandel in Marokko
- Zur orientalischen Gastfreundschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht das Orientbild in Gerhard Rohlfs' Reisebericht Mein erster Aufenthalt in Marokko, um aufzuzeigen, wie europäische Orientreiseberichte des 19. Jahrhunderts zur Verfestigung und Verbreitung von Stereotypen über den islamischen Orient beitrugen. Der Fokus liegt auf der Analyse des Orientbildes, das Rohlfs in seinem Bericht vermittelt, wobei die Darstellung der marokkanischen Landschaft, Kultur und Gesellschaft im Vordergrund steht.
- Die Genese des europäischen Reiseberichts und seine Rolle in der Darstellung des Orients
- Die Entwicklung des Orientbildes in der europäischen Literatur und die Rezeption Marokkos als orientalisches Reiseziel
- Die Analyse des Landschaftsbildes und des Sittenbildes in Rohlfs' Mein erster Aufenthalt in Marokko
- Die Rekonstruktion von Rohlfs' Orientbild und die Herausarbeitung seiner stereotypischen Elemente
- Die Bedeutung von Rohlfs' Reisebericht für die Verbreitung des Orientbildes im europäischen Bewusstsein
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsstand und die Zielsetzung der Arbeit erläutert. Im zweiten Kapitel wird der Begriff des Reiseberichts, seine Entwicklung und seine Funktion als Darstellungsform des Fremden beleuchtet. Dabei wird auch der Fokus auf den Orient in europäischen Reiseberichten gerichtet, wobei insbesondere die Geschichte der Orient-Rezeption und die Bedeutung Marokkos als orientalisches Reiseziel behandelt werden. Kapitel 3 stellt Rohlfs' Mein erster Aufenthalt in Marokko vor und analysiert dessen äußere Form und den biografischen Kontext. Im vierten Kapitel werden die Landschaftsbeschreibungen in Rohlfs' Reisebericht untersucht, sowohl hinsichtlich der Naturlandschaft als auch der Kulturlandschaft Marokkos. Kapitel 5 widmet sich dem Sittenbild in Rohlfs' Bericht, analysiert verschiedene Aspekte des marokkanischen Lebens, wie Religion, Politik, Medizin und die Stellung der Frau.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen des Orientbildes, dem Reisebericht als Genre, Gerhard Rohlfs' Mein erster Aufenthalt in Marokko, Marokko als orientalisches Reiseziel, Landschaftsbeschreibung, Sittenbild, Stereotypen, Kolonisierungswunsch und der Rezeption des Orients in der europäischen Kultur.
- Quote paper
- Zouheir Soukah (Author), 2009, Das Orientbild in G. Rohlfs erster Marokko-Reise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142483