Universellen Anspruch hat eine Theorie, wenn sie das Geltungsgebiet, innerhalb dessen sie Gültigkeit und Zuständigkeit beansprucht, als unbegrenzt behauptet, ohne daß es dabei – etwa aufgrund kultureller Unterschiede – Ausnahmen gäbe. So beansprucht der Universalismus der Menschenrechte unbegrenzte Gültigkeit für alle Menschen, unabhängig davon, zu welcher Zeit oder an welchem Ort sie lebten bzw. leben und welcher Kultur sie angehörten bzw. angehören.
In einer universalistischen Theorie ist es möglich, daß die Geltung der Prinzipien und Normen in Abhängigkeit von kontingenten empirischen Einflußfaktoren besteht, was für eine dem Universalismus ähnliche Theoriefamilie, den Absolutismus, nicht gilt. Ein Beispiel für Universalismus: Es wäre denkbar, daß alle Staaten der Erde Repräsentanten zu einem „Weltparlament“ entsenden würden, die dort Gesetze mit einem globalen Geltungsanspruch beschlössen, die in späteren Parlamentssitzungen wieder aufgehoben oder modifiziert werden könnten. Zur Verdeutlichung noch ein Beispiel für Absolutismus: Daß Gott existiert, ist für gläubige Menschen ein letztgültiger Grundsatz, für den kontextunabhängige sowie zeitlich und örtlich absolute Geltung eingefordert wird.
Demnach beansprucht der Universalismus zwar Allgemeingültigkeit und –verbindlichkeit, er ist aber nicht unveränderlich. Universalistische Konzepte können sich verändern und neue Ideen und Impulse in sich aufnehmen. Dagegen ist der Absolutismus eine starre Position, welche die uneingeschränkte und ewige Wahrheit der Grundsätze sowie deren Unabhängigkeit und Unveränderlichkeit gegenüber kontingenten Einflußfaktoren jeder Art behauptet.
Dem eben Gesagten entsprechend bedeutet Universalismus der Menschenrechte, daß es überall auf der Welt allgemeingültige und –verbindliche Standards der Menschenrechte gibt bzw. geben müsse. Ein gutes Beispiel für einen moralischen Standard ist das fünfte biblische Gebot: „Du sollst nicht töten“. Wir können mit sehr großer Sicherheit sagen, daß es keine Gesellschaftsform auf der Erde gibt bzw. gegeben hat, die dieses Gebot, in der einen oder anderen Variante, nicht für allgemein gültig und verbindlich erklärt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Universalismus und Relativismus
- Was ist Universalismus?
- Was ist Relativismus?
- Das Problematische des Relativismus
- Die Differenzthese
- Die Folgen des Relativismus
- Der Ausweg aus dem Dilemma: Kontextueller Universalismus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text beschäftigt sich mit der Frage, ob Universalismus und Relativismus tatsächlich unvereinbar sind. Der Autor untersucht die beiden Konzepte, analysiert die problematischen Aspekte des Relativismus und stellt den Kontextuellen Universalismus als möglichen Ausweg aus dem Dilemma vor.
- Analyse von Universalismus und Relativismus
- Kritik am Relativismus und seinen Folgen
- Entwicklung des Kontextuellen Universalismus als Lösungsansatz
- Zusammenhang zwischen Universalismus und Menschenrechten
- Die Bedeutung des Kontextes in der Anwendung moralischer Prinzipien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Universalismus und Relativismus
In diesem einleitenden Kapitel werden die Konzepte des Universalismus und des Relativismus vorgestellt. Der Autor erläutert den Anspruch des Universalismus auf unbegrenzte Gültigkeit, unabhängig von kulturellen Unterschieden. Er differenziert zwischen Universalismus und Absolutismus, wobei letzterer eine unveränderliche Wahrheit postuliert. Im Kontext der Menschenrechte wird der Universalismus anhand des Beispiels des fünften Gebots „Du sollst nicht töten“ und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen verdeutlicht. Der Relativismus wird als Gegenentwurf zu absolutistischen und universalistischen Positionen beschrieben und in verschiedene Formen unterteilt.
2. Das Problematische des Relativismus
Dieses Kapitel beleuchtet die problematischen Aspekte des Relativismus. Es wird die Differenzthese erläutert, die besagt, dass es keine objektiven Wahrheiten gibt und alle Wahrheiten relativ zu einem bestimmten Kontext sind. Die Folgen des Relativismus werden diskutiert, die sich insbesondere auf die Möglichkeit der moralischen Beurteilung und die Begründung von Menschenrechten beziehen.
3. Der Ausweg aus dem Dilemma: Kontextueller Universalismus
Im dritten Kapitel wird der Kontextuelle Universalismus als möglicher Ausweg aus dem Dilemma zwischen Universalismus und Relativismus vorgestellt. Die Grundzüge dieser Position werden erläutert und ihre Relevanz für die Lösung des Problems der Begründbarkeit von Menschenrechten wird aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Der Text behandelt die zentralen Themen Universalismus, Relativismus, Kontextueller Universalismus, Menschenrechte, moralische Prinzipien, Differenzthese, kulturelle Unterschiede, objektive Wahrheit, Kontextualität, moralische Beurteilung, globale Gültigkeit.
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- Ralf Bunte (Author), 2002, Sind Universalismus und Relativismus tatsächlich unvereinbar?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14244