Für die Vermittlung elementarer Rechenfertigkeiten kamen die Klosterschulen oder „Lateinschulen“ des Mittelalters kaum in Betracht. Im Mittelalter gab es keine allgemeine Schulpflicht und damit auch keine verbindlichen Rahmenbedingungen. Die Schulmathematik war trotz einiger „Armenschulen“ letztendlich dem Klerus und dem Landadel, später auch dem Stadtadel vorbehalten. Damit erhielt nur die elitäre Bevölkerung des europäischen Mittelalters einen Zugang zu mathematischer Bildung und dies nicht einmal einheitlich.
Ebenso konnte die Volksschule der Frühen Neuzeit den territorialen Bildungsaufträgen noch nicht gerecht werden. In den mitteldeutschen Kleinstaaten wurde die Schulpflicht zwar in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts beginnend eingeführt, zum Beispiel in Braunschweig-Wolfenbüttel 1647, in Preußen 1717; es gibt auch eine Kirchenordnung von 1585 eine niedersächsische Kirchenordnung, die den Schulbesuch fordert. Aber wie stand es um die Umsetzung? Schulordnungen regelten die organisatorische Gestaltung, legten den Lehrplan und die Unterrichtsinhalte fest, zu denen nicht überall von Anfang an Rechnen und Raumlehre gehörten. Gesetze zur Unterhaltung von Schulen sollten ihren Bestand sichern.
Immerhin sind Rechnen und Raumlehre schon recht früh unter den Gegenständen des Schulunterrichts aufgeführt, wie einige Schulordnungen belegen. Besondere Beispiele hierfür sind das Preußische Reglement von 1763 und der bekannte Schulmethodus des Herzogs Ernst des Frommen von Gotha (1642), welchem eine vergleichsweise starke Wirksamkeit zugesprochen wird. Schulrecht und Schulkonzeption entsprachen oft nicht der Schulwirklichkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Adam Ries und seine Zeit
- Die Schule als Vermittlerin elementarer Rechentechniken?
- Adam Ries – „Heerführer der deutschen Rechenmeister“
- Regula de Tri
- Die Regula de Tri und ihr mathematischer Hintergrund
- Direkte (gerade) Proportionalität
- Indirekte (umgekehrte, Anti-) Proportionalität
- Geschichtliche Bedeutung
- Rechnen mit der Regula de Tri damals
- Die Regula de Tri und ihr mathematischer Hintergrund
- Der Dreisatz und Adam Ries in der heutigen Schule
- Das Dreisatzschema
- Adam Ries im Mathematiklehrbuch
- Diskussion
- Thesen
- Diskussion der Thesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der historischen Bedeutung von Adam Ries und seiner Rolle im Wandel der Mathematikdidaktik. Sie untersucht die Entwicklung der Rechentechniken in der Zeit von Adam Ries und ihre Relevanz im modernen Mathematikunterricht.
- Die Rolle der Schule als Vermittlerin elementarer Rechenfertigkeiten im Mittelalter und der frühen Neuzeit
- Der Einfluss von Adam Ries auf die Verbreitung des Dezimalsystems und die Entwicklung deutschsprachiger Rechenbücher
- Die Bedeutung der Regula de Tri als mathematisches Werkzeug im historischen Kontext
- Der Stellenwert von Adam Ries im heutigen Mathematikunterricht und seine Relevanz für die Vermittlung von mathematischen Konzepten
- Die Diskussion von Thesen zum Verhältnis von Geschichte und Mathematikdidaktik
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Rolle der Schule im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Es diskutiert die Schwierigkeiten bei der Vermittlung elementarer Rechentechniken in einer Zeit ohne allgemeine Schulpflicht und die Herausforderungen der frühen Volksschule.
- Kapitel zwei beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte von Adam Ries und seinem Einfluss auf die Verbreitung der Mathematik in Deutschland. Es beleuchtet seine Bedeutung als „Heerführer der deutschen Rechenmeister“ und seine Rolle in der Entwicklung deutschsprachiger Rechenbücher.
- Kapitel drei widmet sich der Regula de Tri und ihren mathematischen Grundlagen. Es erläutert die direkte und indirekte Proportionalität sowie die Bedeutung des Dreisatzes im historischen Kontext.
- Kapitel vier untersucht den Einfluss von Adam Ries auf die Mathematikdidaktik der heutigen Zeit. Es betrachtet die Verwendung des Dreisatzes im modernen Mathematiklehrbuch und diskutiert die Relevanz von Adam Ries für die Vermittlung mathematischer Konzepte.
Schlüsselwörter
Adam Ries, Regula de Tri, Dreisatz, Mathematikdidaktik, Rechenbücher, Schulgeschichte, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Rechenmeister, Dezimalsystem, Proportionalität.
- Quote paper
- Robert Leuck (Author), Simon Odermatt (Author), 2007, Der Dreisatz bei Adam Ries und heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142258