Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Lehr- und Lernstörung der Dyskalkulie auseinander – diese wird u. a. auch als Rechenschwäche bezeichnet.
Der Fachterminus ‘Rechenschwäche’ bezeichnet nicht – wie vermutbar – einen kognitiven Defekt, der auf Seiten der Betroffenen allein für deren Probleme beim Rechnenlernen verantwortlich wäre. Schüler mit einer Rechenstörung weisen weder eine verminderte Intelligenz auf noch liegt eine körperliche oder psychische Krankheit zugrunde, welche die verminderte mathematische Leistungsfähigkeit erklären könnte. Somit stellt der Begriff der Rechenschwäche vielmehr eine Sammelbezeichnung für sehr unterschiedliche Probleme beim Erwerb von Rechenfertigkeiten und konkreter Kompetenzen im Unterrichtsfach
Mathematik dar. Das es sich bei dieser speziellen Form der „Lernbehinderung“ ebenso um eine Lehr- wie auch
um eine Lernstörung handelt, ist eine Sichtweise, die erst seit Kurzem in der Forschung aufgekommen ist. Als Forschungsgegenstand ist die Dyskalkulie einer größeren Fluktuation ihrer Theorie ausgesetzt als die „große Schwester“, die Legasthenie. Dies ist auf den kürzeren Forschungszeitraum und die fehlende Forschungsintensität zurückzuführen. Trotz der nun drei Jahrzehnte umfassenden Erforschung der Rechenschwäche und der großen Anzahl an vorliegenden Studien, wird auch noch in den neusten Veröffentlichungen betont, dass zum Gesamtkomplex ‘Dyskalkulie’ wenig gesicherte Erkenntnisse vorliegen.
Innerhalb dieser Arbeit wird es zu einer theoretischen Klärung des Phänomens Rechenschwäche kommen. Es folgt zunächst die Auseinandersetzung mit dem begrifflich-definitorischen
Aspekt. Im Anschluss wird die Symptomatik der Rechenschwäche beleuchtet, gefolgt von einer Ursachenforschung. In einem dritten Abschnitt kommt es zur Darstellung eines Kompetenzstufenmodells, das dem entwicklungspsychologischen Ansatz folgt, und das es ermöglicht, Rechenschwächen als unterschiedlich stark ausgeprägte
Entwicklungsrückstände verstehbar zu machen. Der Vorteil dieses Modells liegt darin, dass hierdurch die „Nadelöhre“ und „Meilensteine“ in der Entwicklung mathematischer Fähigkeiten rechenschwacher Kinder ausgemacht und gezielt in „Angriff“ genommen werden können. Da diese Arbeit jedoch nur der theoretischen Klärung der Rechenschwäche dient und nicht unterrichtspraktisch ausgelegt ist, wird der Aspekt der Förderung bzw. Therapie, der überwiegend aus unterrichsbezogenen
Verfahren und Übungen besteht, unterschlagen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriff und Definition der Dyskalkulie
- Begriff der Dyskalkulie
- Die Definition von Rechenschwäche
- Die Diagnose einer Rechenschwäche
- Kritik an der Definition
- 3. Symptomatik und Ursachen von Rechenschwächen
- Symptomatik
- Epidemiologie
- Ursachen von Rechenschwächen
- Selbstkonzept und Angstauslöser Rechenschwäche
- 4. Rechenschwäche - ein Kompetenzmodell
- Zum Kompetenzbegriff
- Wann beginnt das Rechnenlernen?
- Ein fünfstufiges Entwicklungsmodell
- Besondere Hürden für Kinder mit Rechenproblemen
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt auf eine theoretische Klärung des Phänomens Rechenschwäche ab. Sie untersucht den Begriff und die Definition von Dyskalkulie, beleuchtet die Symptomatik und Ursachen, und präsentiert schließlich ein Kompetenzstufenmodell zur besseren Verständnis der Entwicklungsrückstände bei rechenschwachen Kindern.
- Begriff und Definition von Dyskalkulie
- Symptome und Ursachen von Rechenschwächen
- Entwicklung eines Kompetenzmodells für Rechenschwächen
- Diskussion unterschiedlicher Definitionsansätze
- Analyse der diagnostischen Kriterien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Arbeit untersucht die Lern- und Lehrstörung Dyskalkulie, auch bekannt als Rechenschwäche oder Rechenstörung. Sie betont, dass der Begriff keine kognitive Defizit, sondern eine Sammelbezeichnung für diverse Probleme beim Erwerb mathematischer Fertigkeiten darstellt. Die Dyskalkulie wird als ein Forschungsgebiet mit noch vielen offenen Fragen dargestellt, trotz der bereits drei Jahrzehnte umfassenden Forschung.
2. Begriff und Definition der Dyskalkulie: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Bezeichnungen für Dyskalkulie und deren begriffliche Gemeinsamkeiten. Es wird deutlich, dass Rechenschwäche keine einheitliche Störung, sondern ein Sammelbegriff für vielfältige Probleme im Rechnenlernen ist. Die Arbeit diskutiert die Definition der Weltgesundheitsorganisation (ICD 10, Kapitel F81.2), die Rechenschwäche als eine Teilleistungsstörung bei durchschnittlicher Intelligenz beschreibt und auf die Diskrepanz zwischen Rechenleistung und Intelligenz verweist. Das Kapitel erläutert die Konzepte der Teilleistungsstörung und der Diskrepanzdefinition im Detail und setzt diese in Bezug zur Definition der WHO.
3. Symptomatik und Ursachen von Rechenschwächen: Dieser Abschnitt beleuchtet die verschiedenen Symptome und Ursachen von Rechenschwächen. Es werden Epidemiologie Daten und Faktoren wie Selbstkonzept und Angst als mitwirkende Elemente diskutiert. Die Zusammenfassung der unterschiedlichen Symptome und Ursachen bietet einen umfassenden Überblick über die Vielschichtigkeit des Problems.
4. Rechenschwäche - ein Kompetenzmodell: Der Kern dieser Arbeit liegt in der Darstellung eines entwicklungspsychologischen Kompetenzstufenmodells. Dieses Modell ermöglicht es, Rechenschwächen als unterschiedlich stark ausgeprägte Entwicklungsrückstände zu verstehen und die entscheidenden Entwicklungsschritte und Hürden für Kinder mit Rechenproblemen zu identifizieren. Der Vorteil dieses Modells liegt in der Möglichkeit, schwach ausgeprägte mathematische Fähigkeiten gezielt zu fördern. Die Arbeit fokussiert sich auf die theoretische Klärung und verzichtet bewusst auf unterrichtspraktische Aspekte der Förderung und Therapie.
Schlüsselwörter
Dyskalkulie, Rechenschwäche, Rechenstörung, mathematische Lernstörung, Teilleistungsstörung, Kompetenzmodell, Entwicklungsrückstand, Diagnostik, Definition, Ursachen, Symptome.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Dyskalkulie - Ein umfassender Überblick
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Dyskalkulie (Rechenschwäche). Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der theoretischen Klärung des Phänomens, einschließlich der Begriffsbestimmung, der Symptomatik, der Ursachen und der Entwicklung eines Kompetenzmodells.
Was sind die Hauptthemen des Dokuments?
Die Hauptthemen umfassen die Begriffsbestimmung und Definition von Dyskalkulie, die Analyse verschiedener Definitionsansätze und diagnostischer Kriterien, die Symptomatik und Ursachen von Rechenschwächen (inklusive epidemiologischer Daten und der Rolle von Selbstkonzept und Angst), und die Entwicklung eines fünfstufigen Kompetenzmodells zur Beschreibung von Entwicklungsrückständen bei rechenschwachen Kindern. Der Text verzichtet bewusst auf unterrichtspraktische Aspekte der Förderung und Therapie.
Wie wird Dyskalkulie definiert?
Das Dokument analysiert verschiedene Definitionen von Dyskalkulie und betont, dass es sich nicht um eine einheitliche Störung, sondern um einen Sammelbegriff für vielfältige Probleme im Rechnenlernen handelt. Es wird insbesondere auf die Definition der Weltgesundheitsorganisation (ICD 10, Kapitel F81.2) eingegangen, die Dyskalkulie als Teilleistungsstörung bei durchschnittlicher Intelligenz beschreibt und die Diskrepanz zwischen Rechenleistung und Intelligenz hervorhebt. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Definitionsansätze werden diskutiert.
Welche Symptome und Ursachen von Rechenschwächen werden behandelt?
Das Dokument beschreibt eine Vielzahl von Symptomen im Zusammenhang mit Rechenschwächen. Es werden außerdem verschiedene Ursachen diskutiert, einschließlich epidemiologischer Daten und Faktoren wie Selbstkonzept und Angst. Der Fokus liegt auf der umfassenden Darstellung der Vielschichtigkeit des Problems.
Was ist das Kompetenzmodell und welchen Nutzen hat es?
Der Kern des Dokuments ist ein entwicklungspsychologisches Kompetenzstufenmodell. Dieses Modell dient dazu, Rechenschwächen als unterschiedlich stark ausgeprägte Entwicklungsrückstände zu verstehen und die entscheidenden Entwicklungsschritte und Hürden für Kinder mit Rechenproblemen zu identifizieren. Der Vorteil dieses Modells liegt in der Möglichkeit, schwach ausgeprägte mathematische Fähigkeiten gezielt zu fördern. Das Modell konzentriert sich auf die theoretische Klärung und verzichtet auf unterrichtspraktische Aspekte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter, die den Inhalt des Dokuments treffend beschreiben, sind: Dyskalkulie, Rechenschwäche, Rechenstörung, mathematische Lernstörung, Teilleistungsstörung, Kompetenzmodell, Entwicklungsrückstand, Diagnostik, Definition, Ursachen, Symptome.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, das Dokument enthält eine Zusammenfassung jedes Kapitels, die die wichtigsten Punkte und Erkenntnisse jedes Abschnitts zusammenfasst. Diese Zusammenfassungen bieten einen schnellen Überblick über den gesamten Inhalt.
- Quote paper
- Hermann Sievers (Author), 2008, Lernschwierigkeiten in der Schule - Dyskalkulie - zur theoretischen Klärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142207