Themeneinführung
Die Musik des Jazz bereichert seit fast hundert Jahren die Musikkultur aller Kontinente. Von den Spirituals der schwarzen Sklaven Amerikas ausgehend entwickelte sich nach und nach eine völlig neue facettenreiche Musikrichtung, die für jedes Instrument und jeden Musiker gemacht war, der den Beat des Jazz fühlen konnte. Vor allem die Musik der afroamerikanischen Armen und Diskriminierten in den Gettos von New Orleans prägte die verschiedenen Phasen und Stile des Jazz, der sich nach dem Ersten Weltkrieg nach Europa ausbreitete. Die Musiker verknüpften schnell afrikanische Rhythmen mit europäischer Tanzmusik zu einem neuen Stil, der hauptsächlich auf die Improvisation zu einer Grundmelodie basierte. Jeder konnte so mit jedem spielen, wenn die Grundmelodie bekannt war.
Der Jazz wurde in Europa salonfähig zu einer Zeit, die von politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen geprägt war. Trotzdem war der Jazz seit seinem Aufkommen von Anfeindungen durch nationalistische und konservative Gruppierungen betroffen, die den Jazz als „Niggermusik“ und „undeutsch“ diffamierten. Diese Diffamierungen erreichten ihren Höhepunkt in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Jazz wurde unter anderem als „entartete Musik“ gebrandmarkt. Dennoch wurde der Jazz nie offiziell in Deutschland als verboten erklärt und erfreute sich in der Bevölkerung, bei den Soldaten, bei der Jugend und sogar unter den Parteifunktionären großer Beliebtheit. Jazz zu musizieren, Jazz zu hören und Jazz zu konsumieren, war aber mit verschiedenen Strafen belegt, die sogar mit einer Deportation in ein Konzentrationslager enden konnten und in vielen nachgewiesenen Fällen auch erfolgte.
Es stellen sich also die Fragen, warum so viele Deutsche die Bestrafungsgefahr ignorierten und weiterhin Jazz konsumierten, wie der Jazz den Nationalsozialismus trotz Gleichschaltung, Verfolgungsgefahr, Schallplattenverkaufsverbot und Einreiseverbot schwarzer Musiker überdauern konnte, und in welcher Form Jazz in der Öffentlichkeit in der Zeit von 1934 bis 1945 präsent war.
Dazu muss einführend geklärt werden, wie sich die Kultur des Jazz in Deutschland entwickelt hat, um aufzuzeigen, wie stark die deutsche Öffentlichkeit vom Jazz geprägt war, und welche Jazzform sie bevorzugt hören wollte. In diesem Abschnitt muss auch berücksichtigt werden, welchen Anfeindungen der Jazz ausgesetzt war.
Inhaltsverzeichnis
- Themeneinführung
- Forschungsstand
- Jazz in Deutschland
- Jazz im Dritten Reich
- Verfolgung und Verbote
- Reichsmusiktage
- Swing Jugend
- Jazz im Konzentrationslager
- Konsum der Jazzmusik
- Jazz als Propaganda
- Wie der Jazz die Zeit des Nationalsozialismus überdauert hat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Einfluss und der Rezeption des Jazz im Dritten Reich. Das Ziel ist es zu untersuchen, wie der Jazz trotz Verfolgung und Verboten in Deutschland präsent blieb, welche Rolle er in der Gesellschaft spielte und welche Bedeutung er für die Swing Jugend, die Soldaten und die Bevölkerung im Allgemeinen hatte.
- Die Entwicklung des Jazz in Deutschland vor dem Nationalsozialismus
- Die Verfolgung und Verbote des Jazz durch das NS-Regime
- Die Rezeption des Jazz in der deutschen Gesellschaft, insbesondere durch die Swing Jugend
- Die Präsenz des Jazz in Konzentrationslagern
- Die Nutzung des Jazz für Propagandazwecke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Jazz als Musikform, seine Anfänge und seine Entwicklung in Deutschland bis zum Aufkommen des Nationalsozialismus beschreibt. Das zweite Kapitel befasst sich mit der vorhandenen Literatur über Jazz im Dritten Reich und stellt verschiedene Werke vor, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Das dritte Kapitel beleuchtet die Rezeption des Jazz in Deutschland und zeigt die unterschiedlichen Meinungen und Haltungen gegenüber dieser Musikrichtung auf. Im vierten Kapitel werden die Verfolgung und Verbote des Jazz durch das NS-Regime sowie die Reichsmusiktage im Detail betrachtet.
Die folgenden Kapitel widmen sich den verschiedenen Aspekten der Präsenz des Jazz im Dritten Reich. Kapitel 4.3 beleuchtet die Swing Jugend und ihre Identifikation mit dem Jazz als Ausdruck des Widerstands. Kapitel 4.4 beschäftigt sich mit dem unerwarteten Auftauchen des Jazz in Konzentrationslagern und seinen Auswirkungen auf die Insassen.
Kapitel 4.5 analysiert die Rolle des Jazz im Alltag der deutschen Bevölkerung, die weiterhin Jazzmusik konsumierte und trotz der Gefahren diese Form der Musik schätzte. Der Missbrauch des Jazz für Propagandazwecke durch die Nationalsozialisten wird ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Jazz, Nationalsozialismus, Verfolgung, Verbote, Swing Jugend, Konzentrationslager, Konsum, Propaganda und mikrosoziologischer Ebene. Es werden die unterschiedlichen Aspekte der Rezeption und des Einflusses des Jazz im Dritten Reich beleuchtet, wobei die Forschungsarbeiten zur Sozialgeschichte des Jazz miteinbezogen werden.
- Quote paper
- Andreas Bönner (Author), 2008, Jazz im Dritten Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/142185