„Freiheit“ und „Sklaverei“ sind offensichtlich ein Widerspruch - in zweierlei Hinsicht: Von einem humanistischen Standpunkt aus betrachtet ist Sklaverei ein gewaltsames Herrschaftsverhältnis eines Menschen über einen Anderen, das für den Sklaven maximale Unfreiheit bedeutet. Lediglich der Sklavenbesitzer hat in diesem Verhältnis Freiheit, über den Sklaven Herrschaft auszuüben oder das Verhältnis aufzugeben. Im ökonomischen Kontext entstand ein weiterer Widerspruch mit der Herausbildung einer marktwirtschaftlichen, kapitalistischen Produktionsweise. Zum Ideal des Zusammentreffens vom Eigentümer der Produktionsmittel und dem freien Lohnarbeiter, der in Konkurrenz zu anderen Lohnarbeitern einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber schließt, verhält sich die Sklavenökonomie als ein Relikt aus vorkapitalistischen Zeiten. Sie erweist sich im Vergleich mit der bürgerlichen Gesellschaft materiell und moralisch unterlegen. John Locke, als einer der bedeutendsten angelsächsischen Theoretiker der politischen Philosophie und Entwickler liberaler Ideen, setzte sich in seinem Werk „Two Treaties on Government“ mit grundlegenden Gedanken zum Naturrecht und Freiheit auseinander und formulierte teilweise bis heute gültige Eckpfeiler liberaler Gesellschaften. Andererseits verteidigte er das Institut der Sklaverei sowohl ökonomisch als auch moralisch und leistet sich so einige Widersprüche, gemessen an seinen eigenen naturrechtlichen Maßstäben und denen der allgemeinen globalen wirtschaftlichen Entwicklung. Insbesondere auf den ökonomischen Aspekt ging Marx ein Jahrhundert später ausführlich ein und bot eine Lesart von Freiheit an, welche die ökonomischen und moralischen Widersprüche Lockes verdeutlich.
Auch heute noch nehmen die Themen „Freiheit“ und „Eigentum“ eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Diskurs ein. Beim Blick auf die moderne Gesellschaft mit ihren „working poor“ kann man sich schon die Frage stellen, ob denn mit dem System der Lohnarbeit tatsächlich der große Wurf an zivilisatorischem Fortschritt im Gegensatz zur Sklavenarbeit gelungen ist. Der Jurist aus den amerikanischen Südstaaten Fitzhugh stellte sich diese Frage schon vor über 150 Jahren und steuerte einige bemerkenswerte Argumente zum Thema Freiheit und Sklaverei bei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bedeutung der Sklaverei in den Amerikanischen Kolonien
- Ursprünge der Sklaverei auf dem amerikanischen Kontinent
- Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge der Sklavenökonomie
- Rassismus eine Folge der Sklavenwirtschaft?
- John Locke
- Leben und Werk
- Lockes persönliche Verbindung zur Neuen Welt
- Zwei Abhandlungen über die Regierung
- Das Naturrecht
- Lockes Begriffe von Freiheit und Sklaverei
- Eigentum
- Widersprüche und offene Fragen in der Theorie von Locke
- Für und Gegen Sklaverei im Namen der Freiheit
- Argumente und Motive der Gegner der Sklaverei – für die Freiheit
- Argumente und Motive der Sklavereibefürworter – für die Freiheit
- Auflösung von Marx – Lohnarbeit als entwickelte Form der Sklavenarbeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Widersprüche zwischen Sklaverei und Freiheit in John Lockes politischer Theorie im Kontext der amerikanischen Kolonialgeschichte. Sie beleuchtet Lockes Werk „Two Treaties on Government“ und analysiert dessen Bezug zur Sklavenwirtschaft, seine Definitionen von Freiheit und Eigentum sowie die Kritik daran. Die Arbeit erörtert auch gegensätzliche Argumente zur Sklaverei im Namen der Freiheit und betrachtet Marx' Analyse der Lohnarbeit als Weiterentwicklung der Sklavenarbeit.
- Die Bedeutung der Sklaverei für die Entwicklung der amerikanischen Kolonien
- John Lockes politische Philosophie und seine Haltung zur Sklaverei
- Lockes Konzepte von Freiheit und Eigentum und ihre Widersprüche
- Pro- und Kontra-Argumente zur Sklaverei im Kontext der Freiheit
- Marx' Kritik an Locke und die Perspektive der Lohnarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Widerspruch zwischen Freiheit und Sklaverei aus humanistischer und ökonomischer Perspektive dar. Sie führt in die Thematik ein und beschreibt den Ansatz der Arbeit, der sich mit John Lockes Widersprüchen in Bezug auf seine liberalen Ideen und seine Verteidigung der Sklaverei auseinandersetzt. Der Fokus liegt auf Lockes Werk und der Entwicklung der Sklaverei in den amerikanischen Kolonien.
Die Bedeutung der Sklaverei in den Amerikanischen Kolonien: Dieses Kapitel analysiert die zentrale Rolle der Sklaverei in der Entwicklung der amerikanischen Kolonien. Es differenziert zwischen Gesellschaften mit Sklaven und Sklavengesellschaften nach Moses Finley, betont die Bedeutung der Sklavenplantagen im Süden und deren wirtschaftlichen Einfluss, insbesondere durch die Baumwollproduktion. Der Text beschreibt die Sklavenökonomie als ein "social engineering"-Projekt und eine Kombination aus Bodenschätzen Amerikas, europäischem Kapital und afrikanischer Arbeitskraft.
John Locke: Dieses Kapitel skizziert Leben und Werk von John Locke sowie seine persönliche Verbindung zur Neuen Welt und seinem praktischen Umgang mit der Sklavenökonomie. Es dient als Grundlage für das Verständnis seiner politischen Philosophie und seiner Haltung zur Sklaverei.
Zwei Abhandlungen über die Regierung: Dieser Abschnitt befasst sich mit Lockes „Two Treaties on Government“, seinen zentralen Ideen zum Naturrecht, seinen Begriffen von Freiheit und Sklaverei, seiner Konzeption von Eigentum und den darin enthaltenen Widersprüchen. Es wird die Grundlage für die Analyse seiner Position zur Sklaverei gelegt.
Für und Gegen Sklaverei im Namen der Freiheit: Dieses Kapitel untersucht gegensätzliche Argumentationen zur Sklaverei. Es werden die Positionen von Befürwortern und Gegnern der Sklaverei dargestellt, wobei der Fokus auf der Rechtfertigung durch den Begriff der Freiheit liegt. Die Arbeit integriert Marx' Analyse der Lohnarbeit als eine weiterentwickelte Form der Sklavenarbeit.
Schlüsselwörter
Sklaverei, Freiheit, John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, Naturrecht, Eigentum, amerikanische Kolonien, Sklavenökonomie, Rassismus, Marx, Lohnarbeit, Kapitalismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Widersprüche zwischen Sklaverei und Freiheit in John Lockes politischer Theorie
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Widersprüche zwischen Sklaverei und Freiheit in John Lockes politischer Theorie, insbesondere im Kontext der amerikanischen Kolonialgeschichte. Sie analysiert Lockes Werk "Zwei Abhandlungen über die Regierung" und dessen Bezug zur Sklavenwirtschaft, seine Definitionen von Freiheit und Eigentum sowie die Kritik daran. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf gegensätzlichen Argumentationen zur Sklaverei im Namen der Freiheit und Marx' Analyse der Lohnarbeit als Weiterentwicklung der Sklavenarbeit.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Bedeutung der Sklaverei für die Entwicklung der amerikanischen Kolonien, John Lockes politische Philosophie und seine Haltung zur Sklaverei, Lockes Konzepte von Freiheit und Eigentum und ihre Widersprüche, Pro- und Kontra-Argumente zur Sklaverei im Kontext der Freiheit und schließlich Marx' Kritik an Locke und die Perspektive der Lohnarbeit.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die Bedeutung der Sklaverei in den Amerikanischen Kolonien, John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, Für und Gegen Sklaverei im Namen der Freiheit und Fazit. Jedes Kapitel beleuchtet einen Aspekt des zentralen Themas, wobei die Kapitel strukturiert sind, um einen umfassenden Überblick über die Thematik zu geben.
Welche Rolle spielt John Locke in der Arbeit?
John Locke steht im Zentrum der Arbeit. Seine politische Philosophie, insbesondere seine "Zwei Abhandlungen über die Regierung", wird detailliert analysiert, um seine Position zur Sklaverei zu verstehen. Die Arbeit untersucht seine Konzepte von Naturrecht, Freiheit, Eigentum und die Widersprüche in seinen Argumentationen, insbesondere im Hinblick auf die Sklaverei.
Wie wird die Sklaverei in den amerikanischen Kolonien dargestellt?
Die Arbeit analysiert die zentrale Rolle der Sklaverei in der Entwicklung der amerikanischen Kolonien. Sie beleuchtet die wirtschaftlichen Zusammenhänge der Sklavenökonomie, insbesondere die Bedeutung der Sklavenplantagen im Süden und deren Einfluss auf die Baumwollproduktion. Es wird die Sklavenwirtschaft als ein "social engineering"-Projekt beschrieben, das auf der Kombination aus Bodenschätzen Amerikas, europäischem Kapital und afrikanischer Arbeitskraft beruhte.
Welche unterschiedlichen Argumente zur Sklaverei werden behandelt?
Die Arbeit untersucht gegensätzliche Argumentationen zur Sklaverei, sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern, wobei der Fokus auf der Rechtfertigung durch den Begriff der Freiheit liegt. Die Argumentationslinien werden gegenübergestellt und analysiert.
Welche Rolle spielt Marx in dieser Arbeit?
Marx' Analyse der Lohnarbeit wird in die Arbeit integriert, um Lockes Position zur Sklaverei zu kontextualisieren. Marx' Perspektive auf die Lohnarbeit als weiterentwickelte Form der Sklavenarbeit dient als kritische Ergänzung zu Lockes Theorie.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter, die die Arbeit charakterisieren, sind: Sklaverei, Freiheit, John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, Naturrecht, Eigentum, amerikanische Kolonien, Sklavenökonomie, Rassismus, Marx, Lohnarbeit, Kapitalismus.
- Quote paper
- Christian Schroth (Author), 2009, Zusammenhänge und Widersprüche von Sklaverei und Freiheit in der politischen Theorie von John Locke, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141987