Der wöchentliche Alkohol- und Tabakkonsum sowie der mindestens einmalige Gebrauch von Cannabis sind unter Schweizer Jugendlichen weit verbreitet. Auf internationaler Ebene existieren grosse Unterschiede im jugendlichen Substanzkonsum, die theoretisch sowohl auf individuelle wie auch auf Umfeldfaktoren zurückgeführt werden. Die Schweiz weist als föderalistisches Land eine sehr vielfältige Struktur auf: Sie ist in 26 gesellschaftlich, kulturell, ökonomisch, ökologisch und politisch unterschiedliche Kantone geteilt. Die vorliegende Dissertation zielte auf einen Vergleich kantonaler Ausprägungen im Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum von Jugendlichen. Sie suchte ausserdem plausible Erklärungen für mögliche kantonale Substanzkonsumunterschiede.
Die Kantone Aargau, Bern, Freiburg, Jura, Tessin, Wallis und Zürich lieferten repräsentative Daten über den Substanzkonsum von 11- bis 15-jährigen Jugendlichen aus drei Erhebungswellen 1998, 2002 und 2006. Diese Daten wurden im Rahmen der Gesamtschweizer „Health Behaviour in School-Aged Children“-Studie erhoben. Die 25'017 nach kantonalen Demographien gewichteten Fälle mündeten in die Sekundäranalyse der vorliegenden Arbeit ein.
Die Logit-Analysen ergaben signifikante generelle kantonale Unterschiede beim wöchentlichen Alkoholkonsum sowie bei der Cannabis-Lebenszeitprävalenz. Darüber hinaus existierten signifikante Interaktionen zwischen Kantonen und Erhebungszeitpunkten, sowohl bei der Cannabis-Lebenszeitprävalenz wie auch beim wöchentlichen Tabakkonsum. Die aggregierten Prävalenzen des jugendlichen Substanzkonsums wurden in linearen Regressionsanalysen mit Variablen der Kantone in Beziehung gebracht. Der hohe Bevölkerungsanteil mit geringer Bildung sowie der hohe Ausländeranteil erklärten die kantonale Varianz im wöchentlichen Alkoholkonsum sowie in der Cannabis-Lebenszeitprävalenz. Zudem schien die ländliche Umgebung bei den Jüngeren den Alkoholkonsum zu begünstigen. Bei den kantonalen Cannabis-Lebenszeitprävalenzen spielte hingegen die hohe Bevölkerungsdichte eine erklärende Rolle.
Der jugendliche Substanzkonsum variiert in Schweizer Kantonen signifikant. Diese Varianz ist u. a. an kantonale Gegebenheiten gebunden. Die Faktoren Bildung, Ausländeranteil und Bevölkerungsdichte fungieren als Erklärungsvariablen. In weiteren Analyseschritten könnten (sprach-)kulturelle Aspekte berücksichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Abbildungs-, Tabellen- und Anhangverzeichnis
- Zusammenfassung
- Dankesworte
- 1 Themenstellung und Ziel des Vorhabens
- 2 Theoretischer und empirischer Hintergrund
- 2.1 Gesundheitsverhalten versus gesundheitliches Risikoverhalten
- 2.1.1 Modelle des Gesundheitsverhaltens
- 2.1.2 Modelle und Erklärungsansätze des gesundheitlichen Risikoverhaltens
- 2.1.2.1 Sozialisationstheoretisches Modell und seine Wurzeln
- 2.1.2.2 Konzepte der Substanzkonsum-Motive
- 2.1.2.3 Persönlichkeitspsychologische Konstrukte
- 2.1.3 Integratives Gesundheits- und Risikoverhaltensmodell
- 2.2 Unterschiede der Schweizer Kantone
- 2.2.1 Fläche, Bevölkerung, Wirtschaftsfaktoren und Föderalismus
- 2.2.2 Gesundheitspolitiken der Schweizer Kantone
- 2.2.3 Gesetze im Bereich Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum
- 2.3 Forschungsstand zum Substanzkonsum von Jugendlichen
- 2.3.1 Forschungslücke: Analyse kantonaler Unterschiede
- 2.3.2 Urbanisation: städtische oder ländliche Wohnregion
- 2.3.3 Wohlstandsfaktoren Volkseinkommen und Arbeitslosigkeit
- 2.3.4 Prävention des Substanzkonsums und deren Kosten
- 2.3.5 Familiäres Umfeld: geschiedene Eltern
- 2.3.6 Bildungsstand der Eltern
- 2.3.7 Migrationshintergrund der Familie und Ausländer-Sein
- 2.4 Resümee des Hintergrunds
- 3 Methodische Vorgehensweise
- 3.1 Forschungsfragen
- 3.1.1 Kantonale Substanzkonsumunterschiede
- 3.1.2 Erklärung der kantonalen Substanzkonsumunterschiede
- 3.2 Daten zum Substanzkonsum von Schweizer Jugendlichen
- 3.2.1 Sekundäranalyse von HBSC-Daten
- 3.2.2 Gewichtung der Daten
- 3.3 Variablen der Kantone
- 3.4 Statistische Auswertungen
- 3.4.1 Kantonale Substanzkonsumunterschiede
- 3.4.2 Erklärung der kantonalen Substanzkonsumunterschiede
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Kantonale Substanzkonsumunterschiede
- 4.1.1 Wöchentlicher Alkoholkonsum: kantonale Häufigkeiten und Verläufe
- 4.1.1.1 Kantonale Unterschiede in der Gesamtstichprobe
- 4.1.1.2 Geschlechtsspezifität kantonaler Unterschiede
- 4.1.1.3 Altersspezifität kantonaler Unterschiede
- 4.1.2 Wöchentlicher Tabakkonsum: kantonale Häufigkeiten und Verläufe
- 4.1.2.1 Kantonale Unterschiede in der Gesamtstichprobe
- 4.1.2.2 Geschlechtsspezifität der kantonalen Unterschiede
- 4.1.2.3 Altersspezifität der kantonalen Unterschiede
- 4.1.3 Cannabis-Lebenszeitprävalenz: kantonale Häufigkeiten und Verläufe
- 4.1.3.1 Kantonale Unterschiede in der Gesamtstichprobe
- 4.1.3.2 Geschlechtsspezifität der kantonalen Unterschiede
- 4.1.3.3 Altersspezifität der kantonalen Unterschiede
- 4.1.4 Resümee der kantonalen Substanzkonsumunterschiede
- 4.2 Erklärung der kantonalen Substanzkonsumunterschiede
- 4.2.1 Erklärung des wöchentlichen Alkoholkonsums
- 4.2.1.1 Gesamtstichprobe
- 4.2.1.2 Nach Geschlechtergruppen
- 4.2.1.3 Nach Altersgruppen
- 4.2.2 Erklärung des wöchentlichen Tabakkonsums
- 4.2.2.1 Gesamtstichprobe
- 4.2.2.2 Nach Geschlechtergruppen
- 4.2.2.3 Nach Altersgruppen
- 4.2.3 Erklärung der Cannabis-Lebenszeitprävalenz
- 4.2.3.1 Gesamtstichprobe
- 4.2.3.2 Nach Geschlechtergruppen
- 4.2.3.3 Nach Altersgruppen
- 4.2.4 Resümee der Erklärung von kantonalen Substanzkonsumunterschieden
- 5 Diskussion
- 5.1 Vorbemerkungen
- 5.2 Formen kantonaler Unterschiedlichkeit je nach Substanz
- 5.3 Ausländeranteil und Bevölkerungsanteil mit geringer Bildung
- 5.4 Ländlich-städtisches Spannungsfeld
- 5.5 Arbeitslosenquote und Scheidungsziffer
- 5.6 Ausblick
- 6 Literaturverzeichnis
- 7 Anhang
- 8 Eidesstattliche Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertationsschrift analysiert den Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum von Schweizer Jugendlichen und untersucht dabei kantonale Unterschiede. Ziel ist es, die Prävalenz und die Entwicklung des Substanzkonsums in den verschiedenen Kantonen zu beschreiben und mögliche Erklärungsfaktoren für die beobachteten Unterschiede zu identifizieren. Die Arbeit basiert auf einer Sekundäranalyse von Daten der Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)-Studie.
- Kantonale Unterschiede im Substanzkonsum von Jugendlichen
- Einflussfaktoren auf den Substanzkonsum, wie z.B. sozioökonomische Faktoren, Familiäre Faktoren, und Präventionsmaßnahmen
- Entwicklung des Substanzkonsums im Laufe der Zeit
- Geschlechtsspezifische Unterschiede im Substanzkonsum
- Altersspezifische Unterschiede im Substanzkonsum
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet den theoretischen und empirischen Hintergrund der Arbeit. Es werden Modelle des Gesundheitsverhaltens und des gesundheitlichen Risikoverhaltens vorgestellt, sowie relevante Konzepte wie Sozialisationstheorie, Substanzkonsum-Motive und Persönlichkeitspsychologische Konstrukte. Des Weiteren werden die Unterschiede der Schweizer Kantone in Bezug auf Fläche, Bevölkerung, Wirtschaftsfaktoren, Gesundheitspolitiken und Gesetze im Bereich des Substanzkonsums betrachtet. Der Forschungsstand zum Substanzkonsum von Jugendlichen wird ebenfalls zusammengefasst, wobei die Forschungslücke der Analyse kantonaler Unterschiede hervorgehoben wird.
Kapitel 3 beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Es werden die Forschungsfragen, die verwendeten Daten (HBSC-Studie), die Variablen der Kantone und die statistischen Auswertungsmethoden vorgestellt.
Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der Analyse. Es werden die kantonalen Unterschiede im wöchentlichen Alkoholkonsum, im wöchentlichen Tabakkonsum und in der Cannabis-Lebenszeitprävalenz dargestellt. Die Ergebnisse werden nach Gesamtstichprobe, Geschlecht und Alter differenziert.
Kapitel 5 diskutiert die Ergebnisse der Arbeit. Es werden die Formen kantonaler Unterschiedlichkeit je nach Substanz, der Einfluss von Ausländeranteil und Bevölkerungsanteil mit geringer Bildung, das ländlich-städtische Spannungsfeld, die Arbeitslosenquote und die Scheidungsziffer als mögliche Erklärungsfaktoren betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Substanzkonsum von Jugendlichen, kantonale Unterschiede, Alkohol, Tabak, Cannabis, Gesundheitsverhalten, Risikoverhalten, HBSC-Studie, sozioökonomische Faktoren, Familiäre Faktoren, Präventionsmaßnahmen, Gesundheitspolitik, Schweiz.
- Quote paper
- Isabelle Egger Tresch (Author), 2009, Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum von Schweizer Jugendlichen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141664
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