Beachtet man die unterschiedlichen Entstehungsbedingungen beider Werke – Jurek Becker bezeichnete die Entstehung seines Romans als „wütende Affektreaktion“ (www.filmspiegel.de) darauf, dass die Dreh-buchfassung abgelehnt wurde, obwohl sie in einer Zeit der öffentlichen, in der DDR fast ideologisch betriebenen Auseinandersetzung mit dem Holocaust entstand; Kassovitz’ hingegen drehte seinen Film 1997 für ein amerikanisches Publikum, dem 50 Jahre nach der Judenverfolgung fast nur noch Klischees davon überliefert sind und dass zudem, wie auch das durchschnittliche europäische Publikum, eher an emotionale Blockbuster gewöhnt ist – erkennt man, dass der Film unter solchen Voraussetzungen fast zwangsläufig das inhaltliche und ästhetische Potential des Romans nicht ausschöpfen konnte. Kassovitz musste sich, allein schon um Produktionskosten des Films finanzieren zu können, nach dem Publikumsgeschmack richten, wohingegen Becker in dem von ihm beschriebenen Zustand vermutlich nicht daran gedacht hat, wie sich der Roman verkaufen würde. Zudem hatte, wie bereits angedeutet, Becker mehr Zeit und auch mehr Freiraum, um dem Leser die verschiedenen Bedeutungspotentiale der Romanhandlung zu vermitteln, wohingegen Kassovitz sowohl aus Rücksichtnahme auf die Filmdauer als auch auf die mutmaßlich geringe Fähigkeit des Publikums, innerhalb weniger Sekunden mehrere Bedeutungsebenen einer Sequenz zu erfassen, diese reduzieren oder in den Vordergrund stellen musste.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Methoden der Textanalyse
- 1.1 Hermeneutik
- 1.2 Inhaltsanalyse
- 1.3 Verfahren
- 1.3.1 Hermeneutisches Verfahren
- 1.3.2 Inhaltsanalytisches Verfahren
- 2 Analyse des Romans „Jakob der Lügner“ und dessen filmischer Adaption
- 2.1 Jurek Becker: Jakob der Lügner
- 2.1.1 Der Autor
- 2.1.2 Der Roman
- 2.2 Ausgewählte Textpassagen
- 2.2.1 Die Anfangssequenz – Analyse nach hermeneutischen Gesichtspunkten
- 2.2.1.1 Erstes Leseverständnis
- 2.2.1.2 Bewusstwerden des eigenen Kontextes und Formulieren einer Auslegungshypothese
- 2.2.1.3 Analyse des Textabschnitts
- 2.2.1.4 Erschließung der Kontexte der Textpassage
- 2.2.1.5 Verknüpfung und Vergleich der bisherigen Ergebnisse - Zusammenfassung
- 2.2.2 Die Anfangssequenz – Untersuchung nach inhaltsanalytischen Gesichtspunkten
- 2.2.2.1 Entwickeln der Hypothese und Fragestellung
- 2.2.2.2 Überprüfung anhand statistisch ermittelter Ergebnisse
- 2.2.2.3 Verifizierung
- 2.2.3 Eine Märchenstunde für Lina - Analyse nach hermeneutischen Gesichtspunkten
- 2.2.3.1 Erstes Leseverständnis
- 2.2.3.2 Bewusstwerden des eigenen Kontextes und Formulieren einer Auslegungshypothese
- 2.2.3.3 Analyse des Textabschnitts
- 2.2.3.4 Erschließung der Kontexte der Textpassage
- 2.2.3.5 Verknüpfung und Vergleich der bisherigen Ergebnisse - Zusammenfassung
- 2.2.4 Eine Märchenstunde für Lina – Untersuchung nach inhaltsanalytischen Gesichtspunkten
- 2.2.4.1 Entwickeln der Hypothese und Fragestellung
- 2.2.4.2 Überprüfung anhand statistisch ermittelter Ergebnisse
- 2.2.4.3 Verifizierung
- 2.2.1 Die Anfangssequenz – Analyse nach hermeneutischen Gesichtspunkten
- 2.3 Die Verfilmung „Jakob der Lügner“ (Jakob the Liar) von Peter Kassovitz
- 2.3.1 Die Produktion
- 2.4 Ausgewählte Sequenzen
- 2.4.1 Die Anfangssequenz – Analyse nach hermeneutischen Gesichtspunkten
- 2.4.1.1 Formulieren des ersten Filmverständnisses
- 2.4.1.2 Bewusstwerden des eigenen Kontextes
- 2.4.1.3 Analyse der Anfangssequenz
- 2.4.1.4 Erschließung der Kontexte der Sequenz
- 2.4.1.5 Verknüpfung und Vergleich der bisherigen Ergebnisse – Zusammenfassung
- 2.4.2 Die Anfangssequenz – Analyse nach inhaltsanalytischen Gesichtspunkten
- 2.4.2.1 Entwickeln der Hypothese und Fragestellung
- 2.4.2.2 Überprüfung anhand statistisch ermittelter Werte
- 2.4.2.3 Verifizierung
- 2.4.3 Eine Radioshow für Lina (Sequenz Nr. 39) – Hermeneutische Analyse
- 2.4.3.1 Formulieren des ersten Filmverständnisses
- 2.4.3.2 Bewusstwerden des eigenen Kontextes
- 2.4.3.3 Analyse von Sequenz Nr. 39
- 2.4.1.4 Erschließung der Kontexte der Sequenz
- 2.4.1.5 Verknüpfung und Vergleich der bisherigen Ergebnisse - Zusammenfassung
- 2.4.4 Eine Radioshow für Lina - Analyse nach inhaltsanalytischen Gesichtspunkten
- 2.4.4.1 Entwickeln der Hypothese und Fragestellung
- 2.4.4.2 Überprüfung anhand statistischer Werte
- 2.4.4.3 Verifizierung
- 2.4.1 Die Anfangssequenz – Analyse nach hermeneutischen Gesichtspunkten
- 3 Zusammenfassung
- Anhang
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert ausgewählte Episoden des Romans „Jakob der Lügner“ von Jurek Becker und dessen filmischer Adaption von Peter Kassovitz. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Adaptionen des Stoffes zu untersuchen und Aussagen über die Effektivität und Wissenschaftlichkeit der hermeneutischen und inhaltsanalytischen Methoden zu treffen. Die Arbeit untersucht, wie die beiden Methoden die jeweiligen Texte analysieren und welche Ergebnisse sie liefern.
- Vergleichende Analyse von Roman und Film
- Anwendung hermeneutischer und inhaltsanalytischer Methoden
- Untersuchung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Adaptionen
- Bewertung der Effektivität und Wissenschaftlichkeit der Analysemethoden
- Analyse des medialen Charakters der Werke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Hausarbeit vor und erläutert die Bedeutung der hermeneutischen und inhaltsanalytischen Methoden für die Analyse von Literatur und Film. Sie führt in die Thematik des Romans „Jakob der Lügner“ und dessen filmischer Adaption ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 1 beschreibt die beiden wichtigsten Methoden der Textanalyse: die hermeneutische Analyse und die Inhaltsanalyse. Es werden die theoretischen Grundlagen beider Methoden erläutert und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen aufgezeigt.
Kapitel 2 analysiert ausgewählte Episoden des Romans „Jakob der Lügner“ und des Films „Jakob the Liar“ anhand der hermeneutischen und inhaltsanalytischen Methoden. Es werden die Ergebnisse der beiden Methoden verglichen und Unterschiede in der Interpretation der Texte aufgezeigt.
Kapitel 3 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen über die Effektivität und Wissenschaftlichkeit der beiden Methoden. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Roman und Film hervorgehoben und die Bedeutung des medialen Charakters der Werke für die Interpretation diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Roman „Jakob der Lügner“ von Jurek Becker, die filmische Adaption „Jakob the Liar“ von Peter Kassovitz, die hermeneutische Analyse, die Inhaltsanalyse, die vergleichende Analyse von Literatur und Film, die Untersuchung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Adaptionen, die Bewertung der Effektivität und Wissenschaftlichkeit der Analysemethoden sowie die Analyse des medialen Charakters der Werke.
- 2.1 Jurek Becker: Jakob der Lügner
- Citar trabajo
- M.A. Claudia Jahn (Autor), 2006, Analyse von „Jakob der Lügner“ als Roman von Jurek Becker und Film von Peter Kassovitz, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141648