Im Deutschen gibt es keine amtlich geregelte Aussprache der Standardvarietät. Es liegt bislang auch keine präskriptive Standardaussprache für das österreichische Deutsch vor, die etwa von einem Minister sanktioniert wäre und deren Aussprache als Zielnorm gilt. Einzig das jüngst veröffentlichte Nachschlagewerk Österreichisches Aussprachewörterbuch (ÖAWB) hält in deskriptiver Weise die tatsächlich vorkommenden Ausspracheformen des österreichischen Sprachraums fest. Ein sehr häufig gebrauchter Begriff zur Beschreibung der österreichischen Standardaussprache ist laut dieser Untersuchung die „dialektale Färbung“. Dieser Umstand legt den Schluss nahe, dass sehr viele eine deskriptive Haltung gegenüber dem Begriff Standard einnehmen und eine der Sprechwirklichkeit nahe kommende Gebrauchsnorm zu beschreiben versuchen. Interessanterweise wird der Dialekt weitaus häufiger als die Umgangssprache als prägendes Element genannt. Das mag darin begründet liegen, dass der Begriff „Dialekt“ ein landläufig bekannter, unscharf definierter Sammelbegriff für vom Standard abweichende Varietäten gebraucht wird, während „Umgangssprache“ ein Fachterminus ist. In der vorliegenden Arbeit werden daher die Ergebnisse der Sprech- und Sprachstandserhebung deskriptiv dargestellt. Die Arbeit deckt auch Unterschiede in der Aussprache auf zwischen Personen, die die längste Zeit in Wien gelebt haben, und jenen, die in anderen Bundesländern aufgewachsen sind. Für bestimmte Wörter lassen sich in Bezug auf das Bundesland (Wien/andere) signifikante Unterschiede erkennen. So weisen Personen aus Wien häufiger eine offene Diphthongaussprache auf und tendieren zu einer gerundeten Diphthongaussprache. Bei Personen aus Wien ist die Aspiration tendenziell weniger vorhanden und Personen aus anderen Bundesländern weisen vermehrt eine starke oder schwache Aspiration bei den Plosiven auf. Bei der Neben- und Endsilbe -ig- tendieren Personen aus Wien häufiger zu plosiver Aussprache.
Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vorbemerkungen
- 2.1. Terminologie und Begriffsabgrenzung
- 2.2 Diachronische Entwicklung
- 3. Die orthoepischen Kodifikationen
- 3.1 Die deutschländischen Aussprachekodizes
- 3.1.1 Der Siebs (1898 ff.)
- 3.1.2 Das Wörterbuch der deutschen Aussprache (WDA) (1964) und Großes Wörterbuch der deutschen Aussprache (GWDA) (1982)
- 3.1.3 Das Duden-Aussprachewörterbuch (Aussprache-Duden) (1962ff.)
- 3.2 Die Aussprachemerkmale des österreichischen Standarddeutsch
- 3.2.1 Deutsche Lautlehre von Luick (1904f.)
- 3.2.2 Österreichisches Beiblatt zu Siebs (1957)
- 3.2.3 Das Österreichische Wörterbuch (ÖWB) (1951ff.)
- 3.2.4 Das Österreichische Sprachdiplom Deutsch (2000)
- 3.2.6 Das Variantenwörterbuch des Deutschen (2004)
- 3.2.7 Österreichisches Aussprachewörterbuch (ÖAWB) und Aussprachedatenbank (ADABA) (2007)
- 4. Zielsetzung und Methodik
- 4.1 Ansatzpunkte der Erhebung
- 4.2 Methodische Vorüberlegungen
- 4.2.1 Die Stichprobe
- 4.2.2 Zur Repräsentativität
- 4.2.3 Eigenschaften der Probanden
- 4.3 Zur Sprech- und Sprachstandserhebung: orthoepische Merkmale
- 4.3.1 Quantitativ orientierte Erhebung
- 4.3.2 Die Befragungssituation
- 4.3.3 Das Statistik-Dilemma
- 4.3.4 Die Wortliste
- 4.3.5 Ablauf der Befragung
- 4.4 Zur Fragebogenerhebung: Einstellungen und Wahrnehmungen zur österreichischen Standardaussprache
- 4.4.1 Ansatzpunkte der Erhebung
- 4.4.2 Aufbau des Fragebogens
- 4.4.3 Forschungsverlauf
- 4.4.4 Methodische Einschränkungen
- 4.5 Methodenkritik
- 5. Analyse und Auswertung der Ergebnisse
- 5.1 Erhebung der österreichischen Orthoepie
- 5.1.1 Stichprobe
- 5.1.2 Ergebnisse
- 5.1.2.1 Vokalismus
- 5.1.2.2 Konsonantismus
- 5.1.2.3 Betonung
- 5.1.2.4 Unterschied: Wien und andere Bundesländer
- 5.1.3 Zusammenfassung
- 5.2 Einstellungen und Wahrnehmungen zur österreichischen Standardaussprache
- 5.2.1 Stichprobe
- 5.2.2 Ergebnisse
- 5.2.2.1 Was ist die Standardaussprache
- 5.2.2.2 Berufsgruppen
- 5.2.2.3 Aneignen der österreichische Standardvarietät
- 5.2.2.4 Differenzierung der Standardaussprache
- 5.2.2.5 Österreichische und deutsche Standardaussprache im Vergleich
- 5.2.3 Qualitative Ergebnisse der offenen Antworten
- 5.2.3.1 Frage (2) – Einstellung zur österreichischen Standardaussprache
- 5.2.3.2 Frage (3) - Besonderheiten der österreichischen Varietät
- 5.2.3.3 Frage (10) – Sonstige Bemerkungen der Befragten
- 5.2.4 Zusammenfassung
- 6. Zusammenfassung
- 7. Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Anhang 1: Fragebogen
- Anhang 2: Wortliste
- Anhang 3: Kodierung
- Anhang 4: Ergebnisse der Sprachstandserhebung
- Anhang 5: Ergebnisse der Einstellungsanalyse
- Anhang 6: Kreuztabellen und Chi-Quadrat-Test
- Anhang 7: Lebenslauf
- Anhang 8: Abstract in Deutsch
- Anhang 9: Abstract in English
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation „Die Aussprache des österreichischen Standarddeutsch - umfassende Sprech- und Sprachstandserhebung der Österreichischen Orthoepie“ befasst sich mit der Erforschung der Aussprache des österreichischen Standarddeutsch. Ziel der Arbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die aktuellen Aussprachemerkmale des österreichischen Standarddeutsch zu gewinnen und diese mit den Einstellungen und Wahrnehmungen der Sprecherinnen und Sprecher zu vergleichen. Die Arbeit basiert auf einer umfangreichen Sprech- und Sprachstandserhebung sowie einer Fragebogenerhebung, die Aufschluss über die tatsächliche Aussprachepraxis und die Einstellungen zur österreichischen Standardaussprache geben soll.
- Die diachronische Entwicklung der österreichischen Standardaussprache
- Die Analyse der orthoepischen Kodifikationen des österreichischen Standarddeutsch
- Die Erhebung der aktuellen Aussprachemerkmale des österreichischen Standarddeutsch
- Die Analyse der Einstellungen und Wahrnehmungen zur österreichischen Standardaussprache
- Der Vergleich der österreichischen Standardaussprache mit der deutschen Standardaussprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der österreichischen Standardaussprache ein und erläutert die Relevanz der Forschungsarbeit. Sie stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit dar. Das zweite Kapitel befasst sich mit den Vorbemerkungen zur Terminologie und Begriffsabgrenzung sowie mit der diachronischen Entwicklung der österreichischen Standardaussprache. Es werden die wichtigsten historischen Entwicklungen und Einflussfaktoren auf die Aussprache des österreichischen Standarddeutsch beleuchtet.
Das dritte Kapitel analysiert die orthoepischen Kodifikationen des österreichischen Standarddeutsch. Es werden die wichtigsten deutschländischen Aussprachekodizes, wie der Siebs, das Wörterbuch der deutschen Aussprache (WDA) und das Duden-Aussprachewörterbuch, vorgestellt und mit den österreichischen Kodifikationen, wie dem Österreichischen Beiblatt zu Siebs, dem Österreichischen Wörterbuch (ÖWB) und dem Österreichischen Sprachdiplom Deutsch, verglichen. Die Analyse zeigt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Kodifikationen auf und beleuchtet die Herausforderungen der Standardisierung der österreichischen Aussprache.
Das vierte Kapitel beschreibt die Zielsetzung und Methodik der Forschungsarbeit. Es werden die Ansatzpunkte der Erhebung, die methodischen Vorüberlegungen, die Stichprobe und die Eigenschaften der Probanden erläutert. Die Sprech- und Sprachstandserhebung sowie die Fragebogenerhebung werden detailliert dargestellt, wobei die Wortliste, der Ablauf der Befragung und die methodischen Einschränkungen erläutert werden.
Das fünfte Kapitel analysiert und wertet die Ergebnisse der Sprech- und Sprachstandserhebung sowie der Fragebogenerhebung aus. Es werden die Ergebnisse der Vokalismus-, Konsonantismus- und Betonungsanalyse präsentiert und die Unterschiede zwischen der Aussprache in Wien und anderen Bundesländern beleuchtet. Die Einstellungen und Wahrnehmungen zur österreichischen Standardaussprache werden anhand der Ergebnisse der Fragebogenerhebung analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die österreichische Standardaussprache, die Orthoepie, die Sprech- und Sprachstandserhebung, die Aussprachemerkmale, die Einstellungen und Wahrnehmungen zur Standardaussprache, die Kodifikationen, die diachronische Entwicklung, die Vergleichende Sprachwissenschaft, die Soziolinguistik und die Sprachvariation.
- Citar trabajo
- Mag. Karoline Ehrlich, MIB (Autor), 2009, Die Aussprache des österreichischen Standarddeutsch, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141597