Was ist Religion? Heißt Religion, an Gott zu glauben? Bedeutet Glauben allgemeines Wissen oder ist es nur eine Gewissheit für mich? Sind die Religionen verschieden, oder gibt es einen gemeinsamen Kern? War das Religionsverständnis immer gleich? Und wie verhält sich Religion zu Vernunft – ein Widerspruch oder passt das zusammen?
Das Verständnis über Religion – und was damit inhaltlich zu verbinden war - hat sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt. Vor allem, nachdem sich das Alleinstellungsmerkmal der Religion – mit der Offenbarung Gottes, also der Enthüllung göttlicher Wahrheiten bzw. eines göttlichen Willens (wenn auch durchaus unterschiedlich in den einzelnen Religionen) - zur Welterklärung im 18. Jahrhundert verflüchtigte, entstand die Religionsphilosophie mit neuen Denkansätzen. Den faszinierendsten Ansatz legte Hegel vor, der die Religion in sein System der Entwicklung des Geistes einordnet; die Religion ist dabei der letzte - und der zentrale - Baustein, in dem das Denken zu sich selbst findet, quasi die Selbsterkenntnis des Menschen. Im Mittelpunkt steht also die Vernunft. Diese Konzeption steht im Gegensatz zu allen anderen traditionellen Erklärungsmodellen.
Somit steht im Zentrum dieser Hauptseminararbeit, den Begriff der Religion bei Hegel zu verstehen, ihn in seiner Entwicklung nachvollziehen zu können und zu sehen, ob er theoretischer Natur ist oder direkte Wirkung beim Menschen entfalten kann; und sich letztlich die Frage zu stellen, was davon heute noch relevant sein könnte – also beileibe keine rein akademische Frage. Wie ist nun das Vorgehen angesichts des komplexen Themas, das auch durch die Hegelsche Diktion und Quellenlage nicht einfach zu verstehen ist?1 Nötig ist zuerst eine minimale Hinführung über die Religionsdiskussion zu Hegels Zeit und über sein Konzept des Geistes als Basis für seine Religionsphilosophie. Dann wendet sich Fokus auf die Definition seines Religionsbegriffs; diesen definiert er zunächst im Allgemeinen, als eine Form des Absoluten Geistes, frägt dann zur Konkretisierung, welches Wissen ich von Gott haben kann und wie dies aussieht und letztlich, wie im – im Kultus – die Vereinigung des Göttlichen mit und in mir gelingt. Natürlich hat Hegels Begriff auch Schwächen; dies und die Frage, was wir heute mit Hegels Fragestellung und Sicht anfangen können, runden diese Arbeit ab. Als Grundlage werden einschlägige Quellen, Originale und Kommentierungen benutzt, die um eigene Gedanken erweitert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Was ist Religion - wovon reden wir?
- In Hegels System basiert alles auf dem Geist.
- Wie sich der Geist in drei Stufen bis zur Vollendung des Absoluten Geistes entwickelt
- Wie hängt der Absolute Geist mit der Religion zusammen - und wie kommt dann Gott ins Spiel?
- Hegels Religionsphilosophie - aus was besteht sie?
- Hegels Begriff der Religion
- Was beinhaltet der Begriff der Religion - eine Entwicklung, kein pragmatischer wissenschaftlicher Begriff
- Der Begriff im Allgemeinen
- Meine Gewissheit von Gott - im Gefühl und durch Vorstellung
- Mein Wissen von Gott verstärkt sich im Glauben - als Stufe des Übergangs zum Kultus
- Im Kultus vereinigt sich der Mensch konkret mit Gott
- Kritik an Hegels Religionsphilosophie
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hauptseminararbeit beschäftigt sich mit dem Begriff der Religion bei Hegel und untersucht, ob dieser Begriff vernünftig ist und ob er auch heute noch Relevanz hat. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Religionsbegriffs bei Hegel und versucht zu verstehen, wie er in seinem System der Entwicklung des Geistes eingeordnet wird.
- Hegels Definition des Religionsbegriffs und seine Einordnung in sein System der Entwicklung des Geistes
- Die Beziehung zwischen Vernunft und Religion bei Hegel
- Die Rolle des Absoluten Geistes in der Religionsphilosophie Hegels
- Kritik an Hegels Religionsphilosophie
- Die Relevanz des Religionsbegriffs Hegels für die Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Rahmen der Arbeit vor. Sie erläutert die Problematik des Religionsbegriffs, die sich aus der Veränderung des Religionsverständnisses im Laufe der Geschichte ergibt.
Der Hauptteil analysiert Hegels Religionsphilosophie. Er beleuchtet die Entwicklung des Religionsverständnisses von der Antike bis zur Zeit Hegels und beleuchtet die Entstehung der Religionsphilosophie.
Kapitel 2.1 beschäftigt sich mit der Entwicklung des Religionsbegriffs und den verschiedenen Denkansätzen zur Religion.
Kapitel 2.2 stellt Hegels System des Geistes vor und zeigt, wie die Religion in dieses System eingeordnet wird.
Kapitel 2.3 beschäftigt sich mit der Entwicklung des Religionsbegriffs bei Hegel und erläutert die einzelnen Phasen: Gefühl, Vorstellung, Glaube und Kultus.
Kapitel 2.4 analysiert die Kritik an Hegels Religionsphilosophie und stellt die Schwächen seines Konzepts dar.
Schlüsselwörter
Religionsphilosophie, Hegel, Absolute Geist, Vernunft, Glaube, Kultus, Entwicklung des Religionsbegriffs, Kritik an Hegels Religionsphilosophie, Relevanz für die Gegenwart.
- Quote paper
- Herbert Groß (Author), 2022, Der Begriff der Religion bei Hegel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1415793