Als zu Beginn dieses Moduls mögliche Themen für die Bearbeitung in einer Hausarbeit vorgeschlagen wurden, weckte die Frage nach unterschiedlichen Sichtweisen auf den „Neid“ spontan mein Interesse. Ich befand mich gerade in einer akuten Mobbingsituation und vermutete dahinter unter anderem Neid. Auch im Gespräch mit meinen Kommilitonen fiel mir auf, dass es nur „schick“ ist über das riesige kaum zu bewältigende Arbeitspensum zu klagen, aber nicht erwähnt werden darf, was man schon alles geschafft hat - zum Beispiel eine Hausarbeit lange vor Abgabetermin fertig gestellt - um ja keinen Neid zu erregen. Geht es aber jemand aus der Gruppe offensichtlich schlecht, so wird ihm/ihr sofort Unterstützung angeboten. Vielleicht ein besonderes Phänomen unter Angehörigen sozialer Berufe? Alles soll möglichst ausgewogen und gerecht sein?
Persönlich hatte ich mich damit bisher noch nicht näher beschäftigt. Neid scheint in unserer Kultur ein Tabuthema zu sein, es wird kaum darüber gesprochen, es ist ein unangenehmes Gefühl und peinlich, neidisch zu sein. Im Unterschied dazu gibt es andere Kulturen, in denen umgekehrt der Beneidete das Problem hat.
In meiner Hausarbeit möchte ich anhand einer Literaturrecherche und hier besonders des Buches von Verena Kast (1996): „Neid und Eifersucht, Die Herausforderung durch unangenehme Gefühle“ das Thema „Neid – Normalität oder abweichendes Verhalten?“ bearbeiten. Die Autorin, eine schweizer Psychoanalytikerin, geb. 1943, ist mir in meiner früheren Tätigkeit als Hospizmitarbeiterin durch ihre Publikationen zum Thema Trauer bekannt geworden und hat mich beeindruckt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Was ist Neid?
3 Eine Neidsituation
4 Formen des Neidens nach Verena Kast
4.1 Bewundernde NeiderInnen
4.2 Ambivalente NeiderInnen
4.3 Aggressive NeiderInnen
4.4 Aggressionsgehemmte destruktive NeiderInnen
5 Neid als abweichendes Verhalten? Zwei Verschiedene Sichtweisen
5.1 Das Neiden als abweichendes Verhalten
5.2 Neiderregen als abweichendes Verhalten
6 Umgang mit Neid
6.1 Abwehr des „bösen Blicks“
6.2 Umgang mit dem eigenen Neid
7 Zusammenfassung
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Als zu Beginn dieses Moduls mögliche Themen für die Bearbeitung in einer Hausarbeit vorgeschlagen wurden, weckte die Frage nach unterschiedlichen Sichtweisen auf den „Neid“ spontan mein Interesse. Ich befand mich gerade in einer akuten Mobbingsituation und vermutete dahinter unter anderem Neid. Auch im Gespräch mit meinen Kommilitonen fiel mir auf, dass es nur „schick“ ist über das riesige kaum zu bewältigende Arbeitspensum zu klagen, aber nicht erwähnt werden darf, was man schon alles geschafft hat - zum Beispiel eine Hausarbeit lange vor Abgabetermin fertig gestellt - um ja keinen Neid zu erregen. Geht es aber jemand aus der Gruppe offensichtlich schlecht, so wird ihm/ihr sofort Unterstützung angeboten. Vielleicht ein besonderes Phänomen unter Angehörigen sozialer Berufe? Alles soll möglichst ausgewogen und gerecht sein?
Persönlich hatte ich mich damit bisher noch nicht näher beschäftigt. Neid scheint in unserer Kultur ein Tabuthema zu sein, es wird kaum darüber gesprochen, es ist ein unangenehmes Gefühl und peinlich, neidisch zu sein. Im Unterschied dazu gibt es andere Kulturen, in denen umgekehrt der Beneidete das Problem hat.
In meiner Hausarbeit möchte ich anhand einer Literaturrecherche und hier besonders des Buches von Verena Kast (1996): „Neid und Eifersucht, Die Herausforderung durch unangenehme Gefühle“ das Thema „Neid – Normalität oder abweichendes Verhalten?“ bearbeiten. Die Autorin, eine schweizer Psychoanalytikerin, geb. 1943, ist mir in meiner früheren Tätigkeit als Hospizmitarbeiterin durch ihre Publikationen zum Thema Trauer bekannt geworden und hat mich beeindruckt.
2 Was ist Neid?
Eine im Zusammenhang mit dem Thema des Moduls „Normalität, Abweichung, Differenz“ aus meiner Sicht anschauliche passende Herleitung für den Neid ergibt sich aus einem alten Wort dafür, nämlich Scheelsucht. Verena Kast (1996, S.21) schreibt: „…daß es eine Vorraussetzung für die Entwicklung von Neid ist, daß man auf die anderen Menschen schielt, sich heimlich und süchtig mit den anderen Menschen vergleichen muß.“ Aus diesem im gewissen Rahmen normalen Vergleichen mit unseren Mitmenschen beziehen wir unser Gefühl der Differenz zur/m Anderen. Durch das Feststellen von Gleichheit und Verschiedenheit lernen wir, was uns ganz persönlich ausmacht. Das Vergleichen hilft sozusagen bei der Identitätsfindung. Vergleichen wir uns aber aus einer Position der/s Zukurzgekommenen, der/die aus unterschiedlichen Gründen das Erstrebenswerte nicht erreichen kann, so nehmen wir einen Mangel war, spüren Neid in uns. Dies fühlt sich unangenehm an, zum Beispiel wie ein Stich, ein Gefühl der Leere oder auch als heftiger Überfall von verschiedenen Emotionen wie Trauer, Wut und Hass auf diese - aus unserer Sicht – Ungerechtigkeit. Wir können uns nicht mit dem anderen Menschen freuen, sondern wir missgönnen ihr/ihm diese Leistung, das Aussehen oder den Besitz.
Neid wird mit der Symbolfarbe gelb oder manchmal auch grün in Verbindung gebracht, jemand ist grün und gelb vor Neid im Gesicht. Dies wird zurückgeführt auf die Temperamentenlehre von Hippokrates, in der er „dem Element Feuer die gelbe Galle zugeordnet hat…“ und diesem wiederum das „…Temperament des Cholerikers…“( Kast 1996, S.29) Der Choleriker wird als missmutig, gereizt und unzufrieden beschrieben, die Galle läuft über und der neidische Mensch leidet an einer Vergiftung.
Neid wird oft als ein Gift bezeichnet, was nach und nach die/den NeiderIn und seine Umwelt vergiften kann.
Das Begehren eines Menschen sieht man angeblich zuerst an seinen Augen. Mit Blicken kann man am schnellsten etwas in Besitz nehmen, sogar ohne es zu berühren. Dieser neidische Blick wird auch der „böse“ Blick genannt, welchen die Menschen schon immer fürchteten, weil ihm große Macht zugeschrieben wurde. Die Auswirkungen für den vom bösen Blick Getroffenen sollen angeblich körperliche Leiden bis hin zum Tod sein. „Im Glauben an den bösen Blick drückt sich also deutlich der Glaube an die Zerstörungskraft des Neides aus.“ (Kast 1996, S.57). In den verschiedenen Kulturen haben sich unzählige Formen der Abwehr des bösen Blickes entwickelt, auf einige werde ich im Kapitel „Umgang mit Neid“ zurückkommen.
Zunächst möchte ich eine Neidsituation schildern und anschließend im 4. Kapitel Formen des Neidens nach Verena Kast anführen und zur Verdeutlichung jeweils mit einem Beispiel aus der Neidsituation in Verbindung bringen.
3 Eine Neidsituation
Wie in der Einleitung erwähnt, fiel mir in der jetzigen Studiensituation ein Phänomen auf, was ich im Folgenden näher beschreiben möchte:
Zu Beginn des Studiums im September 2006 entwickelte sich unter den 15 TZ–Studierenden rasch ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Uns einte die von allen empfundene Unsicherheit im Hinblick auf die Anforderungen des Studiums. Diese Unsicherheit wurde noch von den meisten Lehrenden verstärkt, da eine allgemeine „Trauer“ über den Abschied vom Diplomstudiengang signalisiert wurde. Wir hörten immer wieder, wie kompliziert nun alles sei, alle Bedingungen sich verschlechtern und der Bachelor weniger wert sei. Zugespitzt könnte man unsere Reaktion darauf in den ersten beiden Semestern mit „Gemeinsam gegen die EHS und zum Bachelor“ bezeichnenJ.
Neben diesem Druck von außen hat aus meiner Sicht auch das Üben von Gesprächstechniken zu dieser Nähe und dem Gemeinschaftsgefühl beigetragen. In kleinen Übungsgruppen merkten wir wie schnell die Gespräche in die Tiefe gingen…
So circa Ende erstes, Anfang zweites Semester begann das Vergleichen: Wer gibt wann welche Hausarbeit ab? Mit welchem Ergebnis? Verglichen wurden auch die Bedingungen zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudierenden, Diplom- und Bachelor-Studiengang, die Frage der Freistellung durch den Arbeitgeber und wenn ja, in welchen Umfang? Zu den Themen des Vergleichens gehört auch, ob man freiwillig studiert oder der Abschluss für die Sicherung des Arbeitsplatzes notwendig ist, ob der Arbeitgeber und/oder die Familie das Studium in irgendeiner Weise unterstützen, sowie nicht zuletzt die finanzielle Situation.
In der Auswertung des zweiten Semesters mit der Studiengangsverantwortlichen gaben die meisten der TZ-Studierenden als Motivation zum Weiterstudieren die tolle Gruppe an. Erst als zweiter Grund wurde die Notwendigkeit des Abschlusses genannt. In Gesprächen untereinander werden Fachthemen besprochen, Hausarbeiten gegen gelesen, Anteil an persönlichen Problemen genommen oder einfach Zeit miteinander verbracht.
Als im Herbst das 3.Semester begann, war dies von Seiten der Hochschule deutlich besser vorbereitet. Konträr zu diesen verbesserten Bedingungen entwickelte sich die Gruppe der TZ-Studierenden eher auseinander. Symptomatisch dafür zum Beispiel, dass weniger Informationsaustausch stattfindet, manchmal sogar bewusst Informationen zurück gehalten werden, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Jede/r versucht für sich einen Weg zu finden, so gut wie möglich voran zu kommen, es findet sich kein/e Verteter/in aus der Gruppe, um Probleme bei den entsprechenden Stellen vorzubringen. Man traut sich kaum noch zu sagen, wenn man eine Hausarbeit fertig hat. Wenn doch, wird das entwertet mit Sätzen wie: „Na du hast ja auch eine Freistellung!“ oder „Streber/in, dir fällt eh alles in den Schoß!“
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