Im Jahr 2001 trat George W. Bush sein Amt als 43. Präsident der Vereinigten
Staaten von Amerika an. Unter den 15 Ministern und Ministerinnen seines
Kabinetts gab es nur eine Frau, die während Bushs gesamter Präsidentschaft im
Amt blieb: Arbeitsministerin Elaine Lan Chao.
„Elaine Chao believes deeply in the American dream because she has lived it“,
sagte Bush damals über seine Arbeitsministerin.1 Denn Chao war die erste
Amerikanerin chinesischer Abstammung, die ein Amt im Kabinett eines
US-Präsidenten innehatte. Geboren in Taipeh, emigrierte sie im Alter von acht
Jahren mit ihrer Familie nach Amerika.2 Vierzig Jahre später wurde sie Ministerin
in Bushs Kabinett. Eine Tatsache, die in der heutigen Zeit niemanden verwundern
dürfte. Schließlich gehört ein Großteil der chinesischstämmigen Amerikaner der
Mittelschicht an. Bei vielen Chinesen, die in den USA leben, handelt es sich sogar
um qualifizierte Fachkräfte, die für international tätige Unternehmen arbeiten.
Oder um chinesische Studenten, die nach ihrer Ausbildung in den USA bleiben.3
Kaum vorstellbar, dass es durchaus eine Zeit gab, in der chinesische
Einwanderer in den USA unwillkommen waren und dass Immigranten aus dem
Land der Mitte in Amerika mit Diskriminierung, Rassismus und offene Gewalt
durch Weiße konfrontiert wurden. Die US-Regierung erließ 1882 sogar ein Gesetz,
das Chinesen zur einzigen unerwünschte Nation erklärte und ihnen über 60 Jahre
lang die Einreise in die USA verwehrte.4
In dieser Zeit starker antichinesischer Bewegungen spielt Yan Gelings Roman
Fusang (The Lost Daughter of Happiness). Yan – selbst chinesische Immigrantin
in den USA – schildert darin das Leben einer Frau, die aus China entführt und in
ein Bordell in San Franciscos Chinatown verkauft wird. Yans Darstellung
Amerikas während des Goldrausches scheint von vielen historischen Ereignissen
inspiriert. Die übergreifende Thematik des Romans jedoch ist die Beziehung zwischen Amerikanern und Chinesen zur damaligen Zeit. Am Schicksal der
Protagonistin Fusang versucht Yan aufzuzeigen, mit welchen Schwierigkeiten die
ersten chinesischen Einwanderer konfrontiert waren.
Ziel dieser Arbeit ist es, Yan Gelings Darstellung von San Franciscos
Chinatown und chinesischer Prostitution mit historischen Tatsachen zu
vergleichen. Wie sah das Leben erster chinesischer Immigranten in San Francisco
aus? Wie entstanden die antichinesischen Bewegungen, die zu einem nationalen
Einwanderungsverbot führten?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhaltliche und sprachliche Analyse des Romans „Fusang“
- Biographie der Autorin Yan Geling
- ,„Slave Girl in Holiday Attire“ – Die Entstehung des Romans
- Das Leben einer chinesischen Prostituierten – Inhalt des Romans
- Textanalyse des Romans
- Die auktoriale Erzählperspektive
- Die Ich-Du-Perspektive
- Hintergründe der Romanhandlung:
Chinesische Immigranten in den Vereinigten Staaten von Amerika
- Von Kanton nach Kalifornien:
Ursachen chinesischer Emigration
- Naturkatastrophen, Epedemien und Aufstände: Ursachen in China
- Auf der Suche nach Gold: Ursachen in den USA
- Hoffnung auf Reichtum am Gold Mountain: Chinesische Arbeiter in San Francisco
- Chinatown -Heimat in der Fremde
- Unerwünschte Exoten
- Erste antichinesische Bewegungen in Kalifornien
- Gewalt gegen die unwillkommenen Gäste
- Der Page Act und die Chinese Exclusion Laws
- Von Kanton nach Kalifornien:
Ursachen chinesischer Emigration
- ,„Massenimportgut“ Chinesin – Darstellung von Frauenhandel
und Prostitution in Fusang
- Gründe für den Boom chinesischer Prostitution
- Prostitution in China
- Die Bachelor-Gesellschaft in Chinatown
- Beschaffung und Verkauf chinesischer Frauen
- Methoden der Menschenhändler
- Das Schiff in die Gefangenschaft
- Ankunft auf Angel Island
- Verkauft an den Höchstbietenden
- Das Leben der Prostituierten in Chinatown
- Lebensumstände im Bordell
- Fremde Exotinnen und ,,ausländische Teufel“
- Christliche Missionen gegen chinesische Prostitution
- Fusang Eine typische chinesische Prostituierte?
- Rückgang chinesischer Prostitution in San Francisco
- Prostitution als Mit-Ursache des negativen Chinesenbilds
- Gründe für den Boom chinesischer Prostitution
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, Yan Gelings Darstellung von San Franciscos Chinatown und chinesischer Prostitution anhand historischer Fakten zu untersuchen. Sie analysiert die Lebensbedingungen der ersten chinesischen Einwanderer in San Francisco, beleuchtet die Entstehung antichinesischer Bewegungen und deren Einfluss auf die Einführung eines nationalen Einwanderungsverbot, und ergründet die Rolle, die chinesische Prostitution im Entstehen eines negativen Chinabilds bei den Amerikanern spielte.
- Die Darstellung der Lebensbedingungen chinesischer Immigranten in San Francisco im 19. Jahrhundert
- Die Entstehung und Entwicklung antichinesischer Bewegungen in Kalifornien
- Die Auswirkungen des Frauenhandels und der Prostitution auf die chinesischen Einwanderer und die amerikanische Gesellschaft
- Die Darstellung der Protagonistin Fusang und ihre Rolle in der Geschichte chinesischer Einwanderung
- Die Analyse des Romans Fusang in Bezug auf seine historischen und soziokulturellen Hintergründe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer detaillierten Analyse des Romans Fusang, die sich mit der Biographie der Autorin, der Entstehung des Romans und seiner Inhaltsbeschreibung befasst. Die Textanalyse betrachtet dabei die Erzählperspektive und andere literarische Elemente. Im Anschluss werden die historischen Hintergründe der Romanhandlung beleuchtet, indem die Ursachen der chinesischen Emigration, die Lebensbedingungen der chinesischen Arbeiter in San Francisco, die Entstehung von Chinatown und die Entwicklung antichinesischer Bewegungen analysiert werden.
Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Darstellung von Frauenhandel und Prostitution im Roman Fusang, die in Beziehung zu den geschichtlichen Hintergründen gesetzt wird. Dabei werden die Gründe für den Boom der chinesischen Prostitution, die Methoden der Menschenhändler, das Leben der Prostituierten in Chinatown und der Rückgang der chinesischen Prostitution in San Francisco beleuchtet. Die Arbeit stellt die Frage, ob Fusang ein typisches Beispiel für eine chinesische Prostituierte darstellt und untersucht die Rolle, die die Prostitution im Entstehen eines negativen Chinabilds spielte.
Diese Zusammenfassung stellt die wichtigsten Themenbereiche der Arbeit vor, ohne die zentralen Argumente oder den Schluss der Arbeit zu enthüllen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen chinesische Einwanderung, San Francisco, Chinatown, Prostitution, Frauenhandel, Anti-Chinesische Bewegung, Geschichte der USA, Literaturanalyse, Romananalyse, Yan Geling, Fusang, The Lost Daughter of Happiness, historische Hintergründe, soziokulturelle Kontext.
- Citar trabajo
- Nicole Koller (Autor), 2009, Chinatown und chinesische Prostitution im San Francisco des 19. Jahrhunderts, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/141309